Javier spricht
Am nächsten Tag schlief ich lange. Als ich die Augen aufschlug, sah ich Gumersinda, über mich gebeugt, besorgt, mit einem Gesichtsausdruck, als würde sie gleich Witwe werden und müsste ein schwarz gekleidetes Kind zum Grab seines Vaters führen. »Was gibt’s?«, fragte ich. Es war, als wäre sie plötzlich zu sich gekommen, aber sie schwieg, erhob sich und sagte dann: »Was? Nichts. Es ist schon lange Mittag, und du liegst im Bett und vergeudest den Tag.« Sie drehte sich um, rauschte mit dem Kleid, verließ den Alkoven und schlug die Tür zu.
In den Tagen davor war ich im Morgengrauen aufgesprungen, sobald genug Licht zum Malen da war, als hätte ich es gespürt, als hätte ein Hahn in mir gehockt und »Jaaaaavieee-er, Jaaavieee-e-er« gekräht und mich wie eine Puppe zur Staffelei gezogen, während ich mir frierend schnell etwas überwarf. Sofort zu den Gefäßen mit den Pinseln, mit Öl und Terpentin, Farben mischen, von der Leinwand wegtreten und wieder ein Stück näher heran. Und jetzt – nichts dergleichen. Ich zog mich ordentlich an und ging im Rock ins Atelier. Ein Bild eben. Nichts Besonderes. Nur den Rappen in der linken Ecke sah ich mir genauer an – wie hatte ich so etwas durchgehen lassen können? Ich krempelte die Ärmel hoch und korrigierte vorsichtig, um die Kleider nicht zu beschmutzen, das seltsam flache Pferd. So. Und noch ein bisschen.
Natürlich ließ ich das Bild eine Weile stehen, damit es richtig trocknen konnte. Ab und zu ging ich hin und schaute nach, ob das Impasto nicht bricht. Als die entsprechende Zeit – ich fragte bei Asensio nach – vergangen war, trug ich den Firnis auf. Und da stand nun das Bild auf der Staffelei – wozu? Wie ein Vorwurf stand es da. Selbst wenn ich von einem Stockwerk ins andere ging, wenn ich abends Karten oder mit dem Kind spielte, wusste ich, dass es dort steht, mit seiner ganzen verborgenen Kraft in den gigantischen Muskeln, die sich trotz allem als nicht ausreichend erwies. Schließlich konnte ich mit ihm nicht mehr unter einem Dach leben; ich ließ es einpacken und Vater in die Calle de Valverde schicken. Als der Bote zurückkehrte, sagte er: »Er lässt den gnädigen Herrn grüßen.« Grüßen. Sollte das ein Witz sein?