Francisco spricht
Als Javier auf die Welt kam, noch in der Calle del Desengaño, lebten die älteren Kinder nicht mehr; weder der Erstgeborene, Antonio, noch Eusebio, noch der kleine Vincente, noch Francisco, noch Hermengilda; María de Pilar half nicht einmal ihr Name, mit dem wir sie der Obhut Unserer Lieben Frau von Saragossa anvertraut hatten. Ich habe es Javier nie gesagt – denn ich bemühte mich damals, die Kinder nicht zu verhätscheln, meinen Sohn zu einem richtigen Mann zu erziehen, nicht so wie jetzt, wo mein Herz weich geworden ist und ich ein alter, sentimentaler Stinkstiefel bin, außerdem stocktaub, was den Kinderlärm erträglicher macht –, also: Ich habe es Javier nie gesagt, aber als La Pepa ihn geboren hatte und erschöpft im Bett lag, als schwarze Haarsträhnen an ihrer feuchten Stirn klebten, auf der wie ein großer Fleck aus Bleiweiß das durchs Fenster einfallende Licht lag, da lief ich in die Stadt und schrie allen Bekannten und Unbekannten entgegen, dass es in Madrid keinen schöneren Anblick gibt als diesen Jungen.
Danach versuchten wir es weiter, weil wir damit rechneten, dass auch er uns nicht lange erhalten bleiben würde. Meine Gattin Josefa Bayeu oder einfach La Pepa, Gott hab sie selig, verbrachte, wenn sie sich nicht gerade herausputzte, die Zeit im Bett – entweder als Wöchnerin oder, wenn sie eine Fehlgeburt hatte, mit immer neuen Blutungen, genau wie Königin Maria Luisa, ein totes Kind nach dem anderen. Ich habe sogar einmal zu zählen versucht, ich kam auf ungefähr zwanzig. Aber leider überlebte nur Javier. Leider nur und leider Javier.