XLI
Mariano spricht
Ich bin also der letzte; weder Großvater noch Vater lebt mehr, noch der kleine Mariano Javier. Concepción geben die Ärzte nicht mehr länger als anderthalb Jahre. Es sei denn, dass ich mich aufraffen und noch einmal heiraten würde. Aber wozu? Nun ja, alles ist möglich, ich fühle mich noch jung und voller Energie.
Nach dem Tod des Alten habe ich Ordnung gemacht. Ich habe alles aus der Quinta del Sordo wegschaffen lassen, was irgendeinen Wert hatte: die Bilder, die wertvolleren Möbel, Großvaters Archiv. Zwei Monate lang habe ich die Papiere geordnet: Zeichnungen, Radierungen, Briefe, Dokumente. Im Geheimfach des Sekretärs habe ich einen ganzen Stapel ordinärer, unflätiger Briefe und irgendwelchen Kleinkram gefunden; mit Rücksicht auf das Andenken an den großen Goya habe ich diese Sachen verbrannt. Ich schätzte die vorhandenen Dinge auf etwa den gleichen Wert wie meine Erbschaft, und beschloss, meinen schlauen Plan in die Tat umzusetzen.
Ich wusste, dass in Bordeaux Vater den engsten Kontakt zu Brugada gehabt hatte; aber Brugada war es seit Jahren verwehrt, aus Frankreich hierherzukommen, weil er seiner Ansichten wegen sofort ins Gefängnis gesteckt worden wäre; wenn irgendwelche Erbschafts- oder Vermögensangelegenheiten von ihm erledigt werden mussten, schickte er immer einen Vertreter – die Chancen, dass er nach Madrid kommen und mich erwischen würde, waren also sehr gering. Um nicht zu sagen: gleich null.
Daher ging ich in die Werkstatt, nahm einige Bögen von dem alten Papier, auf dem Großvater seine Skizzen gemacht hatte, setzte mich dann an den Tisch und begann das Inventar des Landhauses zu erstellen. Zimmer für Zimmer, Möbel für Möbel.
Mahagonibett mit doppeltem Kopfteil, tagsüber als Sofa zum Sitzen dienend, Kaminschirm, zwei Ständer, Zange und Blasebalg, idem Sekretär, Tische, Tischchen mit Marmorplatten, idem alter Sessel, mit Korduanleder bezogen, Bratsche, Flügel, idem zwölf Stühle mit grünem Bezug, zwölf Kirschbaumstühle aus Vitoria, englisches Mahagonitischchen mit Notenständern, Geschenk von Don Mariano de Goicoechea … Ich fühlte mich, als würde ich wieder zwischen den Möbeln herumspazieren, stehenbleiben, einen kleinen Gegenstand auf der Kommode hochheben, wieder abstellen … Und dann die Bilder des großen Goya. Ein Porträt, ein weiteres Porträt, idem Stilleben mit Truthahn, Porträt der Herzogin von Alba in Witwentracht, in Mantille, idem Bild, das einen Koloss auf dem Schlachtfeld darstellt, vierzehn Bilder als Wanddekoration, direkt auf die Wände des Musiksaals im Obergeschoss und die des Salons im Parterre gemalt, idem ein Tischchen für handwerkliche Arbeiten … Einfach so. Und ich begann einen Käufer für das Haus zu suchen, in dem der große Goya kurz vor seiner Abreise nach Frankreich Meisterwerke an die Wände gemalt hat, die ein Vermögen wert sind, mehr als dieses ganze Haus aus gebrannten Ziegeln, in dem man wohl nur mit dem monumentalen Treppenhaus irgendetwas anfangen könnte.
Ich habe mir keine besondere Mühe gegeben, sondern alles aus dem Gedächtnis aufgeschrieben – wenn Fehler drin sind, dann sind eben welche drin; das soll Großvater Brugada diktiert haben, und Großvater wusste ja nie so genau, wo was steht, also war er für die Inventaraufnahme hervorragend geeignet.