Mariano spricht
Papa war krank. Nicht so wie Opa, der nichts hörte, weshalb ich Mama bitten musste, ihm auf einen Zettel zu schreiben, was ich ihm sagen wollte, oder so wie Oma, wenn sie in ihrem Zimmer blieb und niemanden hereinließ außer dem Dienstmädchen mit Kräutern, noch so wie ich, als ich zu Hause bleiben, wie ein Stein im Bett liegen und Fliedersaft trinken musste, um ordentlich zu schwitzen. Sein Körper war gesund; er war nicht heiß vor Fieber, pulsierte nicht, keiner seiner Teile strahlte Schmerz aus. Aber Vater war in einer anderen Welt, so schien mir, und hier, bei uns, war nur sein Körper mit einem kleinen Rest Leben geblieben, der lediglich für die einfachsten Tätigkeiten reichte.
Ich hatte ihn nie anders gekannt, deshalb fand ich daran nichts Besonderes.
Erst als ich die Erfahrung machte, dass andere Kinder nicht so verschlafene Väter hatten, begriff ich, dass mir etwas fehlte – aber ich erfuhr auch, dass viele Kinder überhaupt keine Väter hatten, da diese aus Madrid hatten fliehen müssen, von den Franzosen oder umgekehrt, von Patrioten getötet worden waren, weil sie Afrancesados waren und beispielsweise einen Orden von König Flasche erhalten hatten (wir kleinen Jungen nannten ihn nie anders, es sei denn, gegenüber dem Lehrer, der im Übrigen sicher zu Hause auch Pepe Botella sagte und nicht »unser König von Gottes Gnaden Joseph I. von Spanien«); ich hatte zwei Freunde, deren Väter Josefinos waren, und den beiden blieb wohl keine der Gemeinheiten erspart, die Siebenjährige einander auf dem Schulhof zufügen.
Doch es gab Interessanteres als den kranken Vater. Auf der Straße liegende Leichen. Den Kampf um Brot und Bohnen, Bettler, die das Essen auskratzten, das von den Franziskanern ausgegeben wurde. Da wurden Krücken, Hände, Steine eingesetzt. Von den Fenstern der Schule aus konnte man alles sehen, aber der Lehrer passte auf, dass wir in unsere Hefte schauten.