Javier spricht
Beide standen wir da. Ein Ich malte die dahinjagenden Truppen, mischte die Farben auf der Palette, trug einen Tropfen von diesem und jenem auf, gab Zinnober und Siena dazu, warf ein paar Wolkenspritzer auf den kupfernen Körper des Kolosses, erledigte all das, was noch zu tun war; das zweite Ich spielte, in einer ganz anderen Szene, wenn auch am selben Ort, in Gedanken verschiedene Gesten und Worte durch. Ich sah, wie Vater hereinkam, ein Lächeln auf dem Gesicht, denn er hatte schon erfahren, dass sein missratener Sohn ein großes Werk in Angriff genommen und einen Koloss gemalt hatte, der das heldenhafte Spanien vor dem Eindringling schützt. Ich spielte es im Kopf durch wie eine Theaterszene, endlos: Er tritt an die Staffelei, seine Augen werden groß wie Untertassen und füllen sich mit Tränen. Tränen der Rührung. »Mein Sohn«, sagte er, »du kannst malen!« Als würde er zu seinem wundersam geheilten Kind sagen: »Mein Sohn, du kannst gehen!« oder: »Mein Sohn, du kannst sehen, du hast es durchschaut!« Ich bekam zurück, was mir genommen worden war, was zurückgehalten worden war, wurde mir geschenkt. Und ich sah, wie er den Pinsel in die Farbe tauchte, so wie einst der König den Pinsel in Scharlachrot tauchte und Velázquez ein Kreuz auf den schwarzen Kaftan malte, was Vater mir einmal erzählt und auf einem misslungenen Stich gezeigt hat, den er nicht abziehen wollte – und wie der König schreibt er an den rechten unteren Rand »1 J«. Das erste Bild von Javier. Noch einmal: »1 J«. Das erste Bild von Javier. Noch einmal: »1 J«. Das erste Bild von Javier. Und noch einmal und noch einmal.