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Susans Handy läutete. Es hätte gar nicht an sein dürfen, und sie kramte schnell in ihrer Handtasche, ehe die Schwester kam und sie zurechtwies. Der Herald. Sie meldete sich.

»Alles in Ordnung bei dir?«, fragte Derek. »Wir haben es über den Polizeifunk gehört.« Er klang atemlos.

»Mir geht es gut«, sagte Susan.

»Ist etwas mit deiner Nase?«

Susan spürte, wie sie rot wurde. Na toll. Sie näselte. Einfach wunderbar. »Sie ist gewissermaßen gebrochen«, sagte sie.

Derek blieb einen Moment stumm. »Mensch«, sagte er langsam.

Die Schwester musste jeden Moment zurückkommen. »Deshalb soll ich diese Sauerstoffmaske aufbehalten«, sagte Susan, die das Gespräch möglichst schnell beenden wollte.

»Es gibt eine Texaco-Tankstelle in einem Ort namens Mills Crossing am Highway 22«, sagte Derek. »Etwa anderthalb Stunden Fahrzeit nach der Abzweigung von der I-5. Fünfundsechzig Einwohner. Der Typ, mit dem ich gesprochen habe, sagte, er hat gestern Abend gegen elf einen Jaguar vollgetankt. Er erinnerte sich nicht an den Fahrer, aber er sagte, der Wagen hatte irgendwelche besonderen Reifen. Warte, ich schau mal in meine Notizen …«

Susans Mund wurde trocken. »Sabre?«, sagte sie leise.

»Ja«, antwortete Derek. »Was sind das für Dinger?«

»Keine Ahnung«, sagte Susan. »Hör zu, ich muss Schluss machen.«

»Okay. Ian schickt jemanden rüber. Um dich und deine Mom zu interviewen.«

»Sag Ian, er soll sich ins Knie ficken«, erwiderte Susan. Sie holte die Haarbürste aus der Handtasche und begann, sich das Haar zu bürsten. Die Sauerstoffmaske summte auf dem Behandlungstisch nutzlos vor sich hin.

»Ich werde mir eine andere Formulierung ausdenken«, sagte Derek. »Bürstest du schon wieder dein Haar?«

Henry kam zur Tür herein und kratzte sich am Kopf.

»Ich muss Schluss machen«, sagte Susan und legte auf.

»Was ist los?«, fragte Henry.

Susan fing an, Schubladen in den Schränkchen des Untersuchungszimmers aufzuziehen. »Es gibt eine Texaco-Tankstelle am Highway 22 – ein Tankwart hat gestern Abend um elf einen silbernen Jaguar mit Sabre-Reifen gesehen. Passt zeitlich.«

»Mills Crossing?«, fragte Henry.

Susan hielt überrascht inne. »Ja.«

»Wir erledigen auch ein bisschen Polizeiarbeit. Flanagan hat sich gerade bei Claire gemeldet. Wir haben Tankstellen im ganzen Bundesstaat anrufen lassen. Ein solches Auto bemerken die Leute manchmal.«

Susan öffnete eine weitere Schublade und fand, wonach sie gesucht hatte – eine Kühlpackung. »Und was unternehmen Sie jetzt?«, fragte sie. Sie drückte die Packung, bis sie brach und langsam kalt wurde.

»Einen Polizisten mit einem Bild von Gretchen hinschicken.« Susan zog den Reißverschluss ihrer Handtasche zu und hängte sie sich über die Schulter. »Wo wollen Sie hin?«, fragte Henry.

Susan hielt sich die Kühlpackung ans Gesicht. »Ich muss tanken«, sagte sie.

»Sie müssen Sauerstoff tanken und sich ausruhen«, erwiderte Henry. »Da oben brennt es. Bis Sie dort wären, wird Mills Crossing wahrscheinlich schon evakuiert sein.«

Susan sah Henry an. Ihr Gesicht schmerzte. Sie hatte ein Gefühl, als müsste sie sich jeden Moment übergeben. »Bennett wollte verhindern, dass ich die Molly-Palmer-Geschichte schreibe.«

Henry fuhr sich mit dem Zeigefinger über die Oberlippe. »Kann sein.«

»Das hätte er sich sparen können«, sagte Susan. »Der Herald hat sie bereits begraben. Ich werde Archie finden. Ich fahre in die Berge hinauf, Waldbrand hin oder her. Sie können hierbleiben …«, sie ging bis zur Tür und drehte sich zu ihm um, »… oder mitkommen.«

»Susan«, sagte Henry.

»Hm.« Susan drehte sich um.

Henry lächelte sie an. »Willst du nicht beim Arlington Halt machen und was anziehen?«

Susan sah an sich hinunter, sie trug noch immer die grüne Krankenhauskleidung. »Klar.«