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Alles in Ordnung?«, fragte Gretchen.

Archie machte Henry ein Zeichen, und Henry klappte augenblicklich sein eigenes Handy auf, um den eingehenden Anruf zurückverfolgen zu lassen.

Archies Herz hämmerte in der Brust, und er hatte Mühe, seine Stimme unaufgeregt klingen zu lassen. »Besorgt um mich?«

»Du hast geschwollen ausgesehen, Liebling«, sagte sie. »Es ist das Ödem. Deine Leber spielt nicht mehr mit.«

Er sah auf seine freie Hand hinab. Die Handfläche war scharlachrot, die Finger gedunsen vor Flüssigkeit. Er schloss die Hand zur Faust und steckte sie unter die Achsel. »Ich will Sie sehen.«

Er konnte sie atmen hören. Ihre langen, leichten Atemzüge ließen seine eigene Atmung noch erstickter klingen. »Bald«, sagte sie.

»Dann sind Sie also noch in der Gegend?«, fragte Archie und blickte zu Henry hinauf, um sich zu vergewissern, dass er es gehört hatte.

Sie holte wieder Luft, atmete langsam aus. »Ich will in deiner Nähe sein.«

»Wo sind Sie?«, fragte Archie.

»Wo bist du?«

Henry sah Archie an und schüttelte den Kopf. Archie wusste, was es bedeutete. Gretchen benutzte ein Handy mit im Voraus bezahltem Guthaben. Es ließ sich nicht zurückverfolgen. Sie würde das Gespräch beenden und fröhlich ihrem Tagwerk nachgehen, und sie hatten keine Möglichkeit, sie aufzuhalten. »Gretchen«, sagte Archie, »töten Sie niemanden mehr, okay?«

»Tut es weh?«, fragte sie.

Archies Hand wanderte zu dem dumpf bohrenden Schmerz unter den Rippen. »Ja.«

Er konnte sie beinahe durchs Telefon lächeln hören. »Gut.«

Die Leitung war tot, und erst jetzt merkte Archie, wie fest er das Telefon umklammert hatte. Seine Finger schmerzten davon. Er legte es auf den Tisch und spreizte die verkrampfte Hand ein paarmal. Er trug seit fast zwei Jahren keinen Ehering mehr, aber noch immer kam ihm seine Hand ohne ihn nackt vor.

Henry, der mit den Händen im Nacken hin und her gelaufen war, blieb stehen und schlug mit der Faust an die Wand. Bei dem Geräusch drehten sich alle zu ihm um. »Scheiße«, sagte Henry und schüttelte die Hand aus. Ein feiner Riss im Verputz zeigte die Einschlagstelle an.

Buddy setzte sich auf eine Sessellehne. »Niemand weiß von den Anrufen.« Er sah alle der Reihe nach an. »Und es bleibt in diesem Raum.«

Debbie, die auf dem Sofa gesessen und die Hände im Schoß geballt hatte, stand auf und ging ohne ein Wort ins Zimmer der Kinder.

Archie hatte ihr so viel zu sagen, zu erklären, aber es würde warten müssen.

Die Tür zur Suite wurde aufgerissen, Archie und Henry drehten sich um. Susan Ward stand im Eingang. Sie war ganz in Schwarz gekleidet, und ihr türkisfarbenes Haar leuchtete wie die Spitze einer Flamme über dem vor Wut geröteten Gesicht. »Sie haben dieser verdammten Charlene Wood ein Interview gegeben?«