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Das Armaturenbrett des Jaguars hatte ein Walnussfurnier und glänzte so stark, dass Archie sein Spiegelbild darin sah. Es war verschwommen, und er wandte den Blick von seinem abgezehrten Gesicht ab.

»Nimm die Patronen aus deiner Waffe und wirf sie aus dem Fenster«, sagte Gretchen. »Und dein Handy ebenfalls.« Ihre Stimme war klar wie Glas und einschmeichelnd wie Musik.

Archie sah sie an. Sein Herz klopfte heftig, Adrenalin durchströmte seinen Körper. Es war angenehm. Als wäre er high. »Das ist Umweltverschmutzung«, sagte er.

Gretchen lächelte. Er hatte ihren Anblick vermisst. Sie war vierunddreißig, wirkte aber irgendwie gleichzeitig jünger und älter. Die makellose Haut. Die vollkommenen Gesichtszüge. Es war, als würde man in einem Museum ein Bild betrachten, von dem man zuvor nur die Postkarte kannte; der Kunstdruck in seiner Erinnerung kam dem Original niemals gleich. »Die Polizei wird sie auf der Suche nach dir bis morgen früh gefunden haben«, sagte sie.

Er zog seine Waffe aus dem Halfter und ließ die Kugeln sanft aus der Kammer in eine Hand fallen. Dann holte er sein Handy aus der Tasche und legte es in dieselbe Hand. Gretchen drückte irgendwo im Wagen einen Knopf, und sein Fenster glitt nach unten. Er streckte die Hand hinaus und ließ die Kugeln und das Mobiltelefon auf die Straße fallen.

Gretchen bog links ab, in Richtung Fluss. »Netter Wagen«, sagte Archie.

»Ich hatte ein wenig Geld beiseitegelegt«, sagte sie. »Unter einem anderen Namen.« Sie bewegte ihre Hand auf seinem Oberschenkel leicht aufwärts, nur wenige Millimeter. »Schau ins Handschuhfach«, sagte sie.

Er öffnete das elegante Handschuhfach des Wagens. Es enthielt fünf bernsteinfarbene Apothekenfläschchen mit Pillen.

»Nimm die Pillen heraus«, sagte sie. »Im Becherhalter ist Wasser.«

Archie folgte ihren Anweisungen. Er griff nach der Wasserflasche in der Halterung neben seinem linken Knie und schraubte sie auf. Dann öffnete er eines der Arzneifläschchen. Selbst bei der schwachen Beleuchtung im Wagen konnte er die Pillen identifizieren, er kannte ihre Form und wusste, wie sie sich anfühlten. Er schüttelte vier Stück aus der Flasche und schluckte sie mit Wasser.

Daraufhin nahm Gretchen drei kleine, gelbe Pillen aus dem Wechselgeldfach des Wagens und gab sie ihm.

»Wofür sind die?«, fragte er. Sie fuhren jetzt auf dem Bill Naito Parkway nach Süden. Der Fluss war links von ihnen. In den Siebzigern hatte es eine Stadtautobahn direkt am Fluss gegeben, aber man hatte beschlossen, sie abzureißen und einen Park anzulegen, der sich auf der gesamten Länge der Innenstadt am Ufer erstreckte. Es war der Waterfront Park, wo Lodges Begräbnisfeier stattgefunden hatte.

»Wir haben eine lange Fahrt vor uns«, sagte Gretchen.

Sie wollte nicht, dass er sah, wohin sie fuhren. Das war ein gutes Zeichen. Hätte sie vorgehabt, ihn gleich zu töten, könnte es ihr egal sein.

»Werde ich an eine Liege gefesselt sein, wenn ich aufwache?«, fragte er.

»Nein.«

Er legte die Pillen auf die Zunge. Sie waren bitter. Aber nicht wie die Vicodin. Es war ein anderer Geschmack. Er trank noch einen Schluck Wasser, um ihn aus seinem Mund zu spülen.

»Ich habe dich vermisst, Liebling«, sagte Gretchen.

Archie lächelte und legte den Kopf an das Seitenfenster, während sie auf die I-5 nach Süden fuhren. »Ja«, sagte er.