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Fergus fuhr mit seiner kalten Hand über die nackte Haut von Archies Rippenbogen. Archies Hemd war offen, er saß auf dem Bett. Buddy war mit Debbie und den Kindern nach unten gegangen, um etwas zu essen. Henry und Susan warteten im Wohnzimmer.
Fergus drückte die Finger in Archies vernarbte Haut. »Ihre Leber ist dabei zu versagen«, erklärte er.
Gretchen hatte offenbar recht.
Fergus bewegte die Hände nach oben und betastete die Lymphknoten unter Archies Kiefer. Seine Hände wurden nicht wärmer. Er trug normalerweise eine Fliege, aber heute hatte er Khakis und ein Golfhemd an. »Zirrhose«, sagte Fergus. »Wie schwer, weiß ich erst, wenn ich ein paar Laborergebnisse habe.«
Da hatte er es. Im Park auf der anderen Straßenseite fand am Samstag ein Bauernmarkt statt, Archie hörte leise die Geräusche umherwogender Menschenmengen und eine Band, die Grateful-Dead-Songs nachspielte. »Die Tabletten?«, fragte er.
Fergus sah Archie über seine Brille hinweg an. »Sie müssen sie aufgeben.«
»Ich habe Schmerzen.«
Fergus nahm die Brille ab und rieb die Linsen mit dem Hemd sauber. »Wenn Sie die Pillen sofort absetzen«, sagte er, »besteht die Chance, dass Ihre Leber sich von allein regeneriert.« Er hielt die Brille schräg nach oben ins Licht und prüfte sie. Dann fuhr er fort, sie zu säubern. »Wenn Sie die Pillen weiter nehmen, brauchen Sie entweder eine Lebertransplantation, oder Sie werden sterben.« Er setzte die Brille auf und sah Archie ernst an. »Und Lebertransplantationen werden nur durchgeführt, wenn Sie vorher sechs Monate lang clean waren.«
Archie begann, sein Hemd zuzuknöpfen. »Klingt vernünftig.«
»Das ist kein Witz.«
Archie sah Fergus an. Er hatte ein schlechtes Gefühl ihm gegenüber. Der Mann hatte ihn von Anfang an behandelt. Hatte ihm das Leben gerettet. Die Regeln umgangen. Hatte ihm Rezept um Rezept ausgestellt. »Und wenn ich weniger nehme?«, fragte Archie.
»Hören Sie ganz damit auf«, sagte Fergus. »Hören Sie auf zu trinken. Nehmen Sie das harntreibende Mittel gegen das Ödem. Essen Sie salzarm. Wenn Sie eine Schwellung im Unterleib feststellen, können wir eine Nadel durch die Bauchdecke einführen, um Flüssigkeit aus der Bauchhöhle zu entfernen.«
»Wie schlimm wird es werden?«, fragte Archie.
Fergus rollte Archies Ärmel hoch, zog einen Venenstauer aus seiner Arzttasche und band ihn um Archies Unterarm. »Wenn Sie anfangen, Blut zu erbrechen oder Änderungen Ihrer mentalen Funktionen bemerken, rufen Sie mich an, oder begeben Sie sich in eine Notaufnahme.«
Archie nickte.
»Ich kann Ihnen keine Medikamente verschreiben, die Sie umbringen«, sagte Fergus und klopfte auf eine Ader in Archies Arm. »Ich stelle Ihnen noch ein paar Rezepte aus, damit Sie nicht auf einen kalten Entzug kommen. Und ich kann Ihnen ein paar Therapieeinrichtungen nennen.« Er nahm eine Spritze aus seiner Tasche, ließ den Gummistöpsel von der Spitze springen und schob sie in Archies Arm.
Archie sah zu, wie sein Blut die Spritze füllte. Er hatte in den letzten Jahren mehr Blut gesehen, als er je für möglich gehalten hätte. »Ich will nicht, dass jemand von dieser Sache erfährt.«
Fergus zog die Spritze heraus und drückte einen Zellstofftupfer auf die blutende Einstichstelle. »Sie werden jemanden brauchen, der sich um Sie kümmert«, sagte er.
Archie gestattete sich ein gequältes Lächeln, aber bis Fergus aufblickte, war es bereits vergangen. »Ich habe schon jemanden im Sinn«, sagte er. Im Grunde war er erleichtert. Denn wenn er sterben würde, hatte er nichts zu verlieren. Wenn er sterben würde, konnte er sie erwischen.