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Archie strich Gretchens Haar glatt. Sie lag in seiner Armbeuge, ihre Wange auf seiner Brust. Er empfand große Zärtlichkeit für sie, für ihre Atemzüge, ihre Brüste, die an seinen Brustkorb drückten, die Rundung ihrer Hüfte. Es war eine Post-Koitus-Illusion, wie er wusste. Seine ganze Beziehung zu Gretchen war eine einzige lange Post-Koitus-Illusion. Er nahm die Hand von ihrem Haar. Die Hand war wieder geschwollen, und er ballte sie ein paarmal zur Faust, um die Blutzirkulation anzuregen, ehe er sie wieder auf ihren Kopf legte. Ihr Atem ging ruhig und gleichmäßig, und er fragte sich, ob sie schlief.
Er könnte sie jetzt töten, wurde ihm bewusst. Er könnte ein Kissen nehmen, auf ihr Gesicht drücken und sie ersticken.
Sie würde sich wehren, aber er könnte sich rittlings auf sie setzen, das Kissen auf ihr Gesicht drücken, bis sie das Bewusstsein verlor, und ihr dann Mund und Nase so lange mit den Händen zuhalten, bis sie sicher tot war.
»Woran denkst du?«, fragte sie.
Er räusperte sich. »Wir haben drei Leichen im Forest Park gefunden«, sagte er.
Sie drehte sich um, ohne den Kopf von seiner Brust zu nehmen, und sah ihn an. Er war noch immer jedes Mal überrascht von ihrer Schönheit. Er hatte so viel Zeit damit verbracht, auf ihr Bild zu starren, sie sich in Gedanken vorzustellen, und dennoch war er nie auf ihre tatsächliche Erscheinung vorbereitet.
»Ich glaube, jemand hat Senator Lodge getötet und versucht, es zu vertuschen«, sagte er.
Sie lächelte schläfrig. »Habe ich schon erwähnt, dass Leberversagen häufig zu geistiger Verwirrung führt?«
»Er hatte vor zehn Jahren ein Verhältnis mit einer Vierzehnjährigen. Susan Ward war im Begriff, es publik zu machen. Das Mädchen wurde vor einer Woche getötet und ihre Leiche im Park abgeladen.« Archie überlegte, ob er den letzten Teil anfügen sollte. »Nicht weit von dort, wo du Heather Gerber zurückgelassen hast.«
Das Geheimnis des Senators kratzte sie nicht, genauso wenig wie Heathers Name. »Wer hat etwas davon, wenn es vertuscht wird?«, fragte sie.
»Lodges PR-Manager?«, sagte Archie trocken.
Gretchen setzte sich auf und rutschte zum Rand des Betts. Sie bewegte sich langsam. Sie war voll blauer Flecken, aber nun wirkte sie zum ersten Mal tatsächlich wund. »Sein PR-Agent würde es lieben«, sagte Gretchen. »Sie rechnen nach Stunden ab, verstehst du.«
»Du hast von niemandem profitiert, den du getötet hast«, sagte Archie.
Gretchen stand auf und ging zur Kommode, wo Archie eine Apothekenflasche mit Pillen sah. »Mich erfüllt Mord emotional«, sagte sie. Sie kam ins Bett zurück und streckte sich neben ihm aus. »Es geht um Macht.« Sie öffnete die Flasche und klopfte fünf Pillen auf seine Brust. »Macht ist ein gutes Gefühl. Aus demselben Grund nehmen die Leute Drogen. Du kannst von gesellschaftlicher Verantwortung predigen, so viel du willst, aber am Ende nehmen die Leute Drogen, weil es ihnen gefällt. Weil sie sich gut fühlen.«
Gretchen ordnete die Pillen auf seiner Brust zu einer geraden kleinen Linie, die sich mit seinen Atemzügen hob und senkte. »Was ist mit Sex?«, fragte Archie.
»Bei Sex geht es absolut um Macht«, sagte sie. Sie nahm eine der Pillen zwischen die Zähne und hielt sie ihm hin, und er nahm sie und küsste sie kurz mit dem Vicodin zwischen ihren Lippen.
»Schluck sie«, flüsterte Gretchen.
Er nahm die Pille ganz in den Mund und schluckte sie. Er hätte gern Wasser gehabt, aber er wollte nicht, dass sie wegging.
»Hat dein Vater dich wirklich missbraucht?«, fragte Archie. Sie hatte es ihm damals im Keller erzählt, und Archie hatte es gern glauben wollen. Sie wussten eigentlich überhaupt nichts über sie. Ihre Fingerabdrücke waren nicht gespeichert. Es gab viele ›Gretchen Lowells‹, aber keine, die passte. Sie hatte den Namen irgendwann erfunden. Ihr Gesicht war groß in jeder Zeitung Amerikas abgebildet gewesen, und niemand hatte sich je gemeldet und Informationen über ihre Vergangenheit beizusteuern gewusst. Sie hatte ihnen erzählt, sie sei vierunddreißig, aber auch das konnte gelogen sein.
Gretchen lächelte. »Nein«, sagte sie. »Aber es war das, was du hören wolltest, nicht wahr?« Sie fuhr mit den Fingerspitzen von den Pillen auf seiner Brust über seinen Bauch zu seiner Leiste und nahm seine Eier in die gewölbte Hand. »Damit du einem Mann die Schuld geben kannst.« Sie schmiegte sich an seinen Hals. »Warum töten Frauen?«, flüsterte sie. »Es muss wegen eines Freundes sein, wegen eines Vaters oder Ehemanns. Sie kann unmöglich von allein so geworden sein.«
»Dann bist du also eine feministische, mordende Psychopathin«, sagte Archie.
»Die Betty Friedan unter den Serienmördern«, sagte sie. Sie ließ seine Eier los, nahm seinen Schwanz zwischen Daumen und Zeigefinger und steckte ihm mit der freien Hand eine weitere Pille in den Mund.
»Schlucken«, sagte sie.
Er zwang die Pille hinunter, der Speichel in seinem Mund reichte kaum aus, um sie die Kehle hinabgleiten zu lassen.
»Wenn er die Geschichte stoppen will«, sagte sie, hob die Hand zum Mund und feuchtete die Handfläche mit der Zunge an, »dann wird er sich als Nächstes Susan Ward vornehmen.«
Archies Atmung veränderte sich, er fühlte die Hitze von seiner Leiste bis zum Hals aufsteigen. »Woher weißt du, dass es ein ›Er‹ ist?«, fragte er. Die Pille steckte immer noch in seinem Hals.
Sie fuhr mit ihrer gleitfähig gemachten Hand langsam an seinem Schwanz auf und ab. »Frauen sind nicht fähig zu morden, Liebling«, sagte sie. »Das weißt du doch.«
Die Zeit war beinahe reif, seinen Plan in die Tat umzusetzen. Gretchen wusste es nicht, aber sie würde die Hütte nicht als freier Mensch verlassen. Und wenn alles so lief, wie er es sich vorstellte, würde er selbst die Hütte überhaupt nicht mehr verlassen. Jedenfalls nicht lebend.
Henry würde schon auf Susan aufpassen.
Gretchen gab ihm die verbliebenen Pillen eine nach der anderen ein. Dann wanderte ihr Mund über seine Brust und seinen Bauch zu seiner Leiste hinab, sie fuhr mit der Zungenspitze den Schaft seines Schwanzes hinauf und um den Rand der Eichel herum, bis sie ihn schließlich in den Mund nahm und seine Erektion langsam, spielerisch hinein- und wieder herausgleiten ließ. Sein Atem ging jetzt schnell, sein Puls raste. Sein Gesicht war heiß, der Schweiß auf seiner Oberlippe süß und kalt. Er führte die Hand nach unten und fand ihren Kopf, das geschmeidige blonde Haar.
Er hatte nichts zu verlieren. Wenn er schon ein Sünder war, konnte er die Sünde auch genießen.
Er flocht die Finger in ihr Haar und bewegte ihren Kopf nach seinem eigenen Rhythmus auf und ab. Die ganze Zeit beobachtete er ihr Gesicht, ihre Augen tränten, ihr Gesicht war gerötet, Speichel glitzerte in ihren Mundwinkeln. Sie nahm ihn wieder und wieder, und wenn ihr die Haare vors Gesicht fielen, schob er sie beiseite, damit er ihre Lippen sehen konnte, damit er sehen konnte, wie er sie fickte. Er hasste sie. Er liebte sie. Sie machte Anstalten, den Kopf zu heben, als er kam, aber er drückte ihn nach unten.
»Schlucken«, sagte er.