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Ziviler Ungehorsam

Dies war der Tag, sein Tag. Hauptmann Benjamin Zadin hatte bei der israelischen Staatspolizei rasch Karriere gemacht und war der jüngste Mann seines Ranges. Er war als einziger von den Brüdern noch am Leben und selbst Vater zweier Söhne, David und Mordecai, und hatte bis vor kurzem am Rande des Selbstmords gestanden. Erst vor zwei Monaten hatten ihn innerhalb von einer Woche zwei Schicksale ereilt: der Tod seiner Mutter und der Auszug seiner schönen, aber untreuen Frau. Fast über Nacht hatte sein so sorgfältig und erfolgreich geplantes Leben jeglichen Sinn verloren. Rang und Sold, der Respekt seiner Untergebenen, seine bewiesene Intelligenz und Umsicht in Krisen-und Spannungssituationen, sein Erfolg als Soldat beim schwierigen und gefährlichen Streifendienst an der Grenze – alles das war nichts im Vergleich zu einem leeren Haus voller verrückter Erinnerungen.

Israel gilt allgemein als »Judenstaat«, aber das täuscht über die Tatsache hinweg, daß nur ein Bruchteil der Bevölkerung den jüdischen Glauben praktiziert. Benjamin Zadin hatte trotz der Ermahnungen seiner Mutter nie zu dieser Gruppe gehört, sondern den lockeren Lebensstil eines modernen Hedonisten geführt und seit seiner Bar-Mizwa, also seit er dreizehn war, keine Synagoge mehr von innen gesehen. Gezwungenermaßen sprach und schrieb er Hebräisch, immerhin die Landessprache, aber die Überlieferungen und Vorschriften seiner Kultur waren ihm ein merkwürdiger Anachronismus, etwas Rückständiges, das so gar nicht in das ansonsten modernste Land des Nahen Ostens passen wollte.

Seine Frau hatte ihn in dieser Auffassung noch bestärkt. Der religiöse Eifer Israels, hatte er oft gescherzt, lasse sich an der Knappheit der Bikinis an den vielen Stränden messen. Seine Frau Elin, eine große, schlanke Blondine, war aus Norwegen gekommen, sah, wie sie oft privat witzelten, so jüdisch aus wie Eva Braun und stellte noch immer gerne ihre Figur zur Schau, manchmal sogar ohne Oberteil. Ihr Eheleben war leidenschaftlich und stürmisch gewesen. Natürlich hatte er immer gewußt, daß sie gerne einen Blick auf andere Männer warf, und auch er war gelegentlich fremdgegangen, aber er war völlig überrascht gewesen, als sie ihn verließ und zu einem anderen zog. Ihre plötzliche Entscheidung machte ihn so benommen, daß er weder weinen noch flehen konnte und einfach allein in einem Haus mit mehreren geladenen Waffen blieb, mit denen er seinem Leiden rasch ein Ende hätte setzen können. Nur seine Söhne hatten ihn von diesem Schritt abgehalten; sie konnte er nicht so einfach im Stich lassen, wie es mit ihm passiert war. Der Schmerz aber bohrte weiter.

In einem kleinen Land wie Israel bleibt nichts geheim. Es wurde sofort bekannt, daß Elin zu einem anderen Mann gezogen war, und das Gerücht drang bis zu Benjamins Wache durch, wo die Männer die Verzweiflung ihres Hauptmanns aus seinen Augen ablesen konnten. Manche fragten sich, wie und wann er sich wieder fangen würde, aber nach einer Woche spekulierte man eher, ob er das Tief überhaupt überwinden konnte. An diesem Punkt griff einer von Zadins Wachtmeistern ein und erschien eines Abends vor der Tür des Hauptmanns, begleitet von Rabbi Israel Kohn. An diesem Abend fand Benjamin Zadin zu Gott. Mehr noch, sagte er sich mit einem Blick auf die Altstadtterrassen von Jerusalem, ich habe wieder gelernt, was es bedeutet, Jude zu sein. Was ihm zugestoßen war, konnte nichts anderes als Gottes Strafe sein – für die Sexparties mit seiner Frau und anderen, für die Mißachtung der mütterlichen Ermahnungen, für den Ehebruch, kurz: für zwanzig Jahre sündhafter Gedanken und Taten und der ständigen Vorspiegelung, ein aufrechter und tapferer Kommandant von Polizisten und Soldaten zu sein. Doch von nun an sollte das alles anders werden. Heute wollte er weltliche Gesetze brechen, um seine Sünden gegen das Wort Gottes zu sühnen.

Es war am frühen Morgen eines Tages, der glühend heiß zu werden versprach; der Ostwind wehte von Saudi-Arabien her. Hinter Zadin standen vierzig Mann, ausgerüstet mit Schnellfeuergewehren, Tränengas und anderen Waffen, die »Gummigeschosse« feuern konnten, die eigentlich aus verformbarem Kunststoff bestanden, einen erwachsenen Menschen umwerfen und ein Herz durch massive Prellung zum Stillstand bringen konnten. Zadin brauchte seine Männer, um einen Gesetzesbruch zu provozieren – ganz im Gegensatz zu den Zielen seiner Vorgesetzten – und um zu verhindern, daß andere sich einmischten und ihn beim Vollzug des göttlichen Gesetzes störten. So hatte Rabbi Kohn argumentiert. Wer gab die Gesetze? Eine metaphysische, für einen Polizeioffizier viel zu komplizierte Frage. Viel simpler, hatte der Rabbi erklärt, war die Tatsache, daß die Stelle, an der der Tempel Salomons gestanden hatte, die spirituelle Heimat des Judentums und aller Juden war. Gott hatte den Platz gewählt, und menschliche Einsprüche zählten wenig. Es war an der Zeit, daß die Juden wieder in Besitz nahmen, was Gott ihnen gegeben hatte. Heute wollten zehn konservative chassidische Rabbis den Anspruch auf die Stätte geltend machen, an der der neue Tempel exakt nach den Vorgaben der Heiligen Schrift wiederaufgebaut werden sollte. Hauptmann Zadin plante, seinen Befehl, sie am Kettentor aufzuhalten, zu mißachten und die Marschierer von seinen Männern, die auf sein Wort hörten, vor arabischen Demonstranten schützen zu lassen.

Zu seiner Überraschung waren die Araber schon sehr früh da. Für ihn waren Angehörige des Volkes, das seine Brüder David und Motti getötet hatte, kaum mehr als Tiere. Von seinen Eltern hatte er gehört, wie es den Juden in Palästina in den dreißiger Jahren ergangen war: Sie waren Angriffen, Terror, Neid und offenem Haß ausgesetzt gewesen, und die Briten hatten sich geweigert, jene, die in Nordafrika an ihrer Seite gekämpft hatten, vor den Arabern zu schützen, den Verbündeten der Achsenmächte. Die Juden konnten sich nur auf sich selbst und ihren Gott verlassen, und diesem Gott waren sie es schuldig, seinen Tempel an der Stelle, wo Abraham den Bund zwischen seinem Volk und dem Herrn erneuert hatte, wiederzuerrichten. Aber die Regierung verstand das nicht – oder sie spielte aus politischen Erwägungen mit dem Schicksal des einzigen Landes auf der Welt, in dem die Juden wirklich sicher waren. Seine Glaubenspflicht war also wichtiger als seine Loyalität der weltlichen Macht gegenüber – eine Erkenntnis, zu der er erst kürzlich gelangt war.

Rabbi Kohn erschien zur abgemachten Zeit, begleitet von Rabbi Elcazar Goldmark, der die eintätowierte KZ-Nummer trug und in Auschwitz im Angesicht des Todes zum Glauben gefunden hatte. Beide trugen Pflöcke und Bänder, um den Bauplatzabzustecken, der dann rundum die Uhr bewachtwerden sollte, bis sich die israelische Regierung gezwungen sah, die Stätte von islamischen Obszönitäten zu säubern. Mit breiter Unterstützung im Lande und einer Flut von Spenden aus Europa und den USA könnte das Projekt in fünf Jahren fertiggestellt sein, und dann war es endgültig vorbei mit allen Versuchen, dem Volk Israel das von Gott übertragene Land wegzunehmen.

»Scheiße«, murmelte jemand hinter Hauptmann Zadin, der sich rasch umdrehte; ein zorniger Blick ließ das Lästermaul verstummen.

Benjamin nickte den beiden Rabbis zu, die sich nun in Bewegung setzten. In fünfzig Meter Abstand folgte ihnen die Polizei, geführt von ihrem Hauptmann. Zadin hoffte, daß Kohn und Goldmark unversehrt blieben, wußte aber auch, daß sie die Gefahr willig auf sich nahmen wie einstmals Abraham, der bereit gewesen war, dem Herrn seinen Sohn zu opfern.

Der Glaube jedoch, der Zadin an diesen Punkt geführt hatte, verschloß ihm die Augen vor der Tatsache, daß in einem so kleinen Land wie Israel nichts geheim bleiben konnte. Andere Israelis, die in Goldmark und Kohn nur einen Gegenpart zu islamischen Fundamentalisten iranischer Prägung sahen, hatten von dem Plan erfahren und die Medien alarmiert. Um die Klagemauer herum warteten Fernschteams, ausgerüstet mit Kunststoffhelmen, um sich vor dem zu erwartenden Steinhagel zu schützen. Um so besser, dachte Zadin auf dem Weg zum Tempelberg. Die Welt soll ruhig sehen, was geschieht. Unwillkürlich schritt er rascher, um Kohn und Goldmark einzuholen. Die beiden mochten zwar auf ein Märtyrerschicksal gefaßt sein, aber es war seine Aufgabe, sie zu beschützen. Er kontrollierte den Halfter an seiner Hüfte und stellte sicher, daß die Lasche nicht zu stramm geschlossen war. Gut möglich, daß er die Pistole bald brauchte.

Die Araber waren zur Stelle. Unangenehm viele hier, dachte er, wie Flöhe oder Ratten an einem Ort, wo sie nicht hingehören. Kein Problem, solange sie nicht störten. Doch Zadin wußte, daß sie gegen den göttlichen Plan waren.

Zadins Funkgerät quäkte, aber er ignorierte es. Vermutlich ein Spruch seines Vorgesetzten, der ihm Zurückhaltung befahl. Kohn und Goldmark schritten unerschrocken auf die Araber, die den Weg versperrten, zu. Angesichts ihres Mutes und unerschütterlichen Glaubens kamen Zadin fast die Tränen. Wie würde der Herr ihnen heute seine Gnade erweisen? Zadin hoffte nur, daß sie am Leben bleiben durften. Die Hälfte seiner Männer stand fest auf seiner Seite; dafür hatte er bei der Zusammenstellung der Wache gesorgt. Ohne sich umdrehen zu müssen, wußte er, daß sie sich nicht hinter ihren Kunststoffschilden versteckten, sondern die Waffen entsichert hatten. Die Spannung, mit der die erste Steinsalve erwartet wurde, steigerte sich ins Unerträgliche.

Benjamin Zadin flehte zu Gott, er möge die Rabbis verschonen, so wie er Isaak verschont hatte.

Der Hauptmann war nun weiter zu den beiden unerschrockenen Rabbis aufgerückt. Der eine war in Polen geboren und hatte im Konzentrationslager Frau und Kind verloren, aber den Glauben gefunden; der andere stammte aus Amerika, war nach Israel ausgewandert und wendete sich, nachdem er in zwei Kriegen gekämpft hatte, Gott zu – so wie Benjamin es erst vor wenigen Tagen getan hatte.

Die beiden waren kaum zehn Meter von den mißmutigen, schmutzigen Arabern entfernt, als es geschah. Nur die Araber konnten sehen, wie ruhig und gelassen ihre Gesichter waren, mit welchem Fatalismus sie sich in alles, was nun geschehen mochte, fügten, und nur die Araber sahen, wie schockiert der Pole und wie entsetzt der Amerikaner reagierten, als sie erkannten, welches Schicksal ihnen bestimmt war.

Auf einen Befehl hin setzte sich die erste Reihe der Araber, alles junge Männer, die Erfahrung im Demonstrieren hatten, auf den Boden. Etwa hundert, die hinter ihnen standen, folgten ihrem Beispiel. Dann begann die erste Reihe rhythmisch zu klatschen und zu singen. Benjamin, der das Arabische so gut wie jeder Palästinenser beherrschte, brauchte eine Weile, bis er erkannte, daß sie ein amerikanisches Lied sangen, die Hymne der Bürgerrechtsbewegung.

We shall overcome

We shall overcome

We shall overcome some day ...

Die TV-Teams drängten sich hinter der Polizei. Einige Männer lachten über die grimmige Ironie, und der CNN-Korrespondent Pete Franks sprach stellvertretend für alle: »Ich glaub’, mich...« Franks erkannte, daß sich in diesem Augenblick die Welt verändert hatte – schon wieder. Er hatte der ersten Sitzung des demokratisch gewählten Obersten Sowjets beigewohnt, in Managua miterlebt, wie die Sandinisten den anscheinend so sicheren Wahlsieg verloren, und war in Peking Zeuge der Zerstörung der Freiheitsstatue geworden. Erstaunlich, dachte er, auf einmal blicken die Araber durch. Heilige Scheiße ...

»Mickey, ich hoffe doch, daß das Band läuft.«

»Sag mal, hör’ ich recht?«

»Ja. Los, gehen wir näher ran.«

Angeführt wurden die Araber von Haschimi Moussa, einem 21jährigen Soziologiestudenten. Sein Arm zeigte Narben, die ein israelischer Schlagstock hinterlassen hatte, und ihm fehlten die Schneidezähne, weil ein schlechtgelaunter Soldat der israelischen Armee ein Gummigeschoß ganz besonders exakt plaziert hatte. Haschimi hatte seinen Mut oft genug beweisen und ein dutzendmal dem Tod ins Gesicht sehen müssen, ehe er an die Spitze rücken konnte. Aber nun hatte er es geschafft, man hörte auf ihn und ließ sich von Ideen überzeugen, die er schon fünf lange Jahre im Kopf gehabt hatte. Drei Tage hatte er gebraucht, um seine Kameraden dafür zu gewinnen, und dann hatte ein jüdischer Liberaler und Opponent der religiösen Konservativen zum Glück ein wenig zu laut von den Plänen für diesen Tag gesprochen. Vielleicht ein Wink des Schicksals, dachte Haschimi, oder der Wille Allahs. Wie auch immer, dies war der Moment, auf den er seit seinem fünfzehnten Lebensjahr – damals hatte er zuerst von Gandhi und Martin Luther King und deren Strategie des passiven Widerstands gehört – gewartet hatte. Es war nicht einfach gewesen, seine Freunde zu überreden, die Kriegertradition der Araber aufzugeben, aber er hatte es geschafft. Das jetzt war der Moment, wo seine Idee auf die Probe gestellt werden sollte.

Benjamin Zadin sah nur, daß ihm der Weg verstellt war. Rabbi Kohn sagte etwas zu Rabbi Goldmark, aber keiner wich zu der Reihe der Polizei zurück; das hätte eine Niederlage bedeutet. Ob sie nun aus Überraschung oder Zorn nicht von der Stelle wichen, sollte Zadin nie erfahren. Er drehte sich zu seinen Männern um.

»Gas!« Dieser Schritt war geplant. Die vier Männer mit den Tränengasgewehren, alles fromme Juden, legten an und feuerten eine Salve in die Menge. Erstaunlicherweise wurde niemand von den gefährlichen Gasprojektilen verletzt. Binnen Sekunden quollen unter den sitzenden Arabern graue Tränengaswolken auf. Doch sie erhielten einen Befehl, und die Demonstranten setzten Schutzmasken auf. Das beeinträchtigte zwar den Gesang, nicht aber das Klatschen oder ihre entschlossene Haltung. Hauptmann Zadin wurde noch wütender, als der Ostwind das Gas von den Arabern weg auf seine Männer zutrieb. Anschließend hoben Araber mit dicken Handschuhen die heißen Geschosse auf und warfen sie zur Polizei zurück.

Nun ließ Zadin Gummigeschosse abfeuern. Sechs Mann waren mit den entsprechenden Waffen ausgerüstet und konnten über eine Distanz von fünfzig Metern jeden erwischen. Die erste Salve war perfekt. Sie traf sechs Araber in der ersten Reihe. Zwei schrien auf, und einer sank zusammen, aber man rührte sich nur vom Platz, um den Verletzten zu helfen. Die nächste Salve war auf die Köpfe gezielt, und Zadin sah zu seiner Befriedigung Blut aus einem Gesicht spritzen.

Der Anführer – Zadin kannte sein Gesicht von früheren Konfrontationen – gab einen Befehl. Der Gesang wurde lauter und mit einer weiteren Salve quittiert. Der Polizeihauptmann stellte fest, daß einer seiner Schützen sehr aufgebracht war, denn der Araber, der ein Geschoß ins Gesicht bekommen hatte, wurde nun auch noch am Schädeldach getroffen und starb. An diesem Punkt hätte Benjamin merken sollen, daß er die Kontrolle über seine Männer verloren hatte; schlimmer aber war, daß er nun selbst die Beherrschung verlor. Haschimi hatte in der allgemeinen Aufregung den Tod seines Kameraden nicht mitbekommen. Er konzentrierte sich auf die beiden verwirrt dreinschauenden Rabbis und auf die Polizisten, deren Gesichter hinter den Masken er nicht sehen konnte. Wohl aber wußte er ihre Handlungen und Bewegungen zu deuten und erkannte mit jäher Klarheit, daß er gewonnen hatte. Er ließ seine Kameraden lauter und lauter singen, und sie folgten ihm im Angesicht von Feuer und Tod.

Hauptmann Benjamin Zadin setzte seinen Helm ab und schritt energisch auf die Araber zu, vorbei an den Rabbis, die nun plötzlich unschlüssig waren. Konnten die Mißklänge schmutziger Heiden den Willen Gottes zunichte machen?

»Au wei«, bemerkte Pete Franks, dessen Augen tränten.

»Ich hab’s«, sagte der Kameramann und holte sich den israelischen Hauptmann mit dem Zoom heran. »Gleich passiert was, Pete – der Typ sieht stinksauer aus.«

Mein Gott, dachte Franks, der selber Jude war und sich in diesem trockenen Land seltsam heimisch fühlte. Er wußte, daß das, was jetzt kommen würde, die Dimension eines historischen Augenblicks haben würde, und formulierte schon seinen Drei-Minuten-Kommentar, der die Aufnahmen, die sein Kameramann gerade machte, aus dem Off begleiten würde. Dabei fragte er sich, ob ihm für diesen schweren und gefährlichen Job ein weiterer Emmy winkte.

Es passierte rasch, viel zu rasch, als der Hauptmann direkt auf den Anführer der Araber zuschritt. Haschimi wußte nun, daß sein Freund tot war; das angeblich nicht tötende Geschoß hatte ihm die Schädeldecke zerschmettert. Er betete stumm für seinen Kameraden; Allah wußte doch gewiß, mit welchem Mut er dem Tod ins Auge gesehen hatte. Das Gesicht des Israelis, der nun auf ihn zukam, war ihm nicht unbekannt. Zadin, so hieß der Mann, war oft genug hiergewesen, ein Gesicht hinterm Visier, eine gezogene Waffe. Er war einer dieser Männer, für die die Araber keine Menschen waren, sondern Gesocks, das Steine und Molotowcocktails warf. Nun, heute muß er umlernen, sagte sich Haschimi. Heute tritt ihm ein Mann mit Mut und Überzeugung entgegen.

Benjamin Zadin sah ein Tier, einen störrischen Esel, auf jeden Fall aber keinen richtigen Menschen, wie die Israelis es waren. Die Kerle wandten eine feige neue Taktik an, das war alles. Meinten sie vielleicht, ihn so daran zu hindern, seine Aufgaben zu erledigen? So trotzig hatte auch seine Frau vor ihm gestanden und ihm gesagt, sie zöge zu einem anderen Mann, die Kinder könne er behalten, und er hätte ja nicht einmal den Mumm, sie zu schlagen. Er sah ihr schönes, ausdrucksloses Gesicht vor sich und fragte sich, warum er ihr keine Lektion erteilt hatte; einen Meter entfernt von ihm war sie gewesen, hatte gestarrt, dann gelächelt und schließlich laut gelacht, weil er nicht Manns genug gewesen war... und so hatte ihre passive Schwäche seine Kraft besiegt.

Diesmal sollte es anders kommen.

»Machen Sie den Weg frei!« befahl er auf arabisch.

»Nein.«

»Ich schieße!«

»Hier kommen Sie nicht durch.«

»Hauptmann!« rief ein besonnener Polizist, aber zu spät. Benjamin Zadin, der seine Brüder an die Araber und seine Frau an einen anderen Mann verloren hatte, riß beim Anblick dieser Sitzdemonstranten die Geduld. In einer flinken, fließenden Bewegung zog er die Dienstpistole und schloß Haschimi in die Stirn. Der junge Araber sank zusammen, das Singen und Klatschen verstummte. Ein Demonstrant wandte sich zur Flucht, wurde aber von zwei anderen festgehalten. Die Sitzenden begannen nun, für ihre toten Kameraden zu beten. Zadin richtete die Waffe auf einen von ihnen, aber etwas hinderte ihn daran abzudrücken; der Mut in den Augen dieser Leute vielleicht, der nichts mit Trotz zu tun hatte, sondern Entschlossenheit ausdrückte und vielleicht auch Mitleid. Denn das Entsetzen in Zadins Gesicht verriet nun, daß er anfing zu begreifen, was er getan hatte. Kaltblütig hatte er einen Menschen getötet, der niemanden bedrohte. Er war ein Mörder. Zadin wandte sich an die Rabbis und suchte in ihren Augen vergeblich nach Trost oder Verständnis. Als er sich abwandte, begann der Gesang aufs neue. Wachtmeister Mosche Levin trat zu seinem Hauptmann und nahm ihm die Waffe ab.

»Kommen Sie mit, Hauptmann.«

»Was hab’ ich getan?«

»Geschehen ist geschehen. Kommen Sie.«

Levin führte seinen Vorgesetzten weg, drehte sich aber noch einmal um. Haschimi war zusammengesackt; durch die Fugen des Pflasters rann Blut. Der Wachtmeister hatte das Gefühl, etwas tun oder sagen zu müssen; diese Sache war fürchterlich schiefgegangen. Er schüttelte mit offenem Mund den Kopf, und in diesem Augenblick erkannten Haschimis Anhänger, daß ihr Führer gesiegt hatte.

 

Ryans Telefon ging 2.03 Uhr, und es gelang ihm, noch vor dem zweiten Läuten abzuheben.

»Ja?«

»Operationszentrale, Saunders. Schalten Sie den Fernseher ein. In vier Minuten bringt CNN eine Sensation.«

»Und was?« Ryan tastete nach der Fernbedienung.

»Sie werden es nicht glauben, Sir. Wir haben die Satellitenverbindung angezapft; CNN gibt die Meldung gleich an die anderen Anstalten weiter. Keine Ahnung, wie das die israelische Zensur passiert hat. Auf jeden Fall ...«

»Ah, es kommt gerade.« Ryan hatte gerade noch Zeit, sich die Augen klarzureiben. Er hatte den Ton des Fernsehers im Schlafzimmer abgestellt, um seine Frau nicht zu stören, aber ein Kommentar war ohnehin überflüssig. »Guter Gott...«

»Schlimm, Sir«, meinte der Offizier vom Dienst.

»Schicken Sie mir meinen Fahrer und wecken Sie den Direktor. Verständigen Sie das Weiße Haus. Wir brauchen den DDI und die Spezialisten für Israel und Jordanien ... ach was, alle. Vergewissern Sie sich, daß das Außenministerium auf dem laufenden ist...«

»Das hat seine eigenen Kanäle ...«

»Weiß ich. Alarmieren Sie es trotzdem; sicher ist sicher.«

»Jawohl, Sir. Sonst noch etwas?«

»Schicken Sie mir noch vier Stunden Schlaf rüber.« Ryan legte auf.

»Jack, war das ...« Cathy, die gerade die Wiederholung der schrecklichen Szene mitbekommen hatte, setzte sich auf.

»Leider ja, Liebes.«

»Und was bedeutet das?«

»Den Arabern ist gerade aufgegangen, wie sie den Staat Israel zerstören können.« Es sei denn, wir können ihn retten, fügte er in Gedanken hinzu.

 

Neunzig Minuten später schaltete Ryan die Kaffeemaschine hinter seinem Schreibtisch ein und sah dann die vom Nachtdienst abgefaßten Aktennotizen durch. Heute wirst du das Koffein bitter nötig haben, dachte er. Rasiert hatte er sich unterwegs im Auto, doch nicht sehr gründlich, wie ein Blick in den Spiegel ihm verriet. Jack wartete, bis die erste Tasse Kaffee fertig war, und marschierte dann ins Dienstzimmer des Direktors, wo er außer Cabot auch Charles Alden vorfand.

»Guten Morgen«, sagte der Sicherheitsbcratcr.

»Von wegen«, murrte Ryan mit belegter Stimme. »Nichts ist gut. Weiß der Präsident schon Bescheid?«

»Nein. Ich wollte ihn nicht stören, solange wir noch kein klares Bild haben. Nach sechs, wenn er wach ist, rede ich mit ihm. Na, Marcus, was halten Sie jetzt von unseren israelischen Freunden?«

Direktor Cabot antwortete nicht, sondern wandte sich an Jack: »Haben wir weitere Informationen?«

»Seinen Rangabzeichen nach zu urteilen, ist der Schütze Polizeihauptmann. Bisher liegen weder Name noch Hintergrundinformationen vor. Die Israelis haben ihn irgendwo festgesetzt und lassen nichts verlauten. Auf dem Videoband sieht es so aus, als hätte es zwei Tote und mehrere Verletzte gegeben. Unser Stationschef in Israel meldet nur, der Vorfall habe sich tatsächlich zugetragen und sei auf Band. Niemand scheint zu wissen, wo das TV-Team steckt. Da wir keinen Agenten vor Ort haben, ist das Fernsehen unsere einzige Quelle.« Mal wieder, fügte Ryan stumm hinzu. »Die Armee hat Tempelberg und Klagemauer abgesperrt, zum ersten Mal wohl. Unsere Botschaft dort hat noch keine Erklärung abgegeben und wartet auf Anweisungen von hier. Offizielle Reaktionen aus Europa liegen noch nicht vor, aber das wird sich in der nächsten Stunde ändern. Dort sitzen die Leute schon an ihren Schreibtischen und haben die Aufnahmen in Sky News gesehen.«

Alden warf einen müden Blick auf die Uhr. »Kurz vor vier. Drei Stunden noch, dann wird den Leuten das Frühstück im Hals steckenbleiben. Meine Herren, das gibt eine Sensation. Ryan, hatten Sie nicht vergangenen Monat so etwas prophezeit?«

»Früher oder später mußten die Araber eine neue Taktik entwickeln«, sagte Jack. Alden nickte zustimmend. Anständig von ihm, dachte Ryan; immerhin hat er die Idee schon vor Jahren in einem seiner Bücher formuliert.

»Israel wird die Sache wie üblich überstehen ...« Jack schnitt ihm das Wort ab. »Ausgeschlossen, Boß.« Höchste Zeit, daß Cabot auf die richtige Bahn gebracht wurde. »Hier geht es, wie Napoleon einmal sagte, um die Moral. Israel, die einzige Demokratie der Region, ist auf den moralischen Vorteil angewiesen, und dieses Konzept ist seit drei Stunden tot. Jetzt sehen die Israelis aus wie die Rassisten damals in Alabama. Sämtliche Bürgerrechtsbewegungen werden kopfstehen.« Jack legte eine Pause ein und trank einen Schluck Kaffee. »Es geht hier schlicht um die Verhältnismäßigkeit der Mittel. Als die Araber Steine und Molotowcocktails warfen, konnte die Polizei behaupten, nur Gegengewalt angewandt zu haben. Das geht diesmal nicht. Die beiden Opfer saßen am Boden und bedrohten niemanden.«

»Das war die Tat eines einzelnen Verrückten!« fuhr Cabot auf.

»Leider nicht, Sir. Das mag auf den Pistolenschuß zutreffen, aber das erste Opfer wurde mit zwei Gummigeschossen aus gut zwanzig Metern Entfernung getötet – wohlgemerkt mit zwei gezielten Schüssen aus einer einschüssigen Waffe. Das war kein Zufall, sondern kaltblütige Absicht.«

»Ist der Mann auch wirklich tot?« fragte Alden.

»Meine Frau ist Ärztin, und ihrer Meinung nach ist er tot. Sein Körper verkrampfte sich und wurde dann schlaff; vermutlich ein Hinweis auf ein schweres Schädeltrauma. Man wird nicht behaupten können, der Mann sei gestolpert und mit dem Kopf auf den Randstein geschlagen. Dieser Vorfall verändert die Situation grundlegend. Wenn die Palästinenser klug sind, verdoppeln sie jetzt ihren Einsatz, bleiben bei dieser Taktik und warten die Reaktion der Welt ab. Da ist ihnen der Erfolg garantiert«, schloß Jack.

»Ryan hat recht«, sagte Alden. »Es wird noch heute eine UN-Resolution geben, die wir unterstützen müssen, und das zeigt den Arabern vielleicht, daß Gewaltlosigkeit eine wirksamere Waffe ist, als Steine zu werfen. Was werden die Israelis sagen? Wie werden sie reagieren?«

Alden kannte die Antwort auf diese Frage. Er hatte sie nur gestellt, um den DCI aufzuklären. Ryan verstand und gab die Antwort. »Die Israelis werden erst einmal abblocken und wütend sein, weil sie das Videoband nicht abgefangen haben. Der Vorfall war mit Sicherheit nicht geplant – will sagen, die israelische Regierung ist so überrascht wie wir –, andernfalls hätte man das Kamerateam festgenommen. Ich kann mir vorstellen, daß dieser Hauptmann im Augenblick verhört wird. Um die Mittagszeit wird man dann behaupten, er sei geistesgestört, was wahrscheinlich auch stimmt, und es handele sich um einen isolierten Vorfall. Wir kennen die israelischen Methoden der Schadensbegrenzung, aber...«

»Diesmal werden sie nicht funktionieren«, unterbrach Alden. »Bis neun muß der Präsident Stellung genommen haben. Es ist nicht damit getan, von einem ›tragischen Zwischenfall‹ zu sprechen. Hier wurde ein unbewaffneter Demonstrant von einem Staatsbeamten kaltblütig ermordet.«

»Charlie, ich bitte Sie, das war doch nur ein Einzelfall«, wandte Direktor Cabot wieder ein.

»Mag sein, aber ich prophezeie so etwas schon seit fünf Jahren.« Der Sicherheitsberater stand auf und ging ans Fenster. »Marcus, was den Staat Israel seit dreißig Jahren zusammengehalten hat, war die Dummheit der Araber, die entweder nicht erkannten, daß Israels Legitimität nur auf seiner moralischen Position basiert, oder sich nicht darum scherten. Israel sieht sich nun mit einem schweren ethischen Widerspruch konfrontiert. Wenn es wirklich eine Demokratie ist und die Rechte seiner Bürger respektiert, muß es sie auch den Arabern einräumen. Damit aber wäre der politische Zusammenhalt des Landes gefährdet, der wiederum nur garantiert werden kann, wenn die religiöse Rechte beschwichtigt wird – und die schert sich einen Dreck um Bürgerrechte für Araber. Kapituliert Israel aber vor den religiösen Eiferern, versucht es zu beschönigen, dann ist es keine Demokratie und setzt die politische Unterstützung Amerikas aufs Spiel, ohne die der Staat wirtschaftlich und politisch ruiniert ist. Und wir stecken in einer ähnlichen Klemme. Wir unterstützen Israel, weil es eine Demokratie ist, ein Rechtsstaat, aber diese Legitimität hat sich soeben selbst die Grundlage entzogen. Ein Staat, in dem die Polizei unbewaffnete Menschen ermordet, ist kein Rechtsstaat, Marcus. Ein Israel, das sich so verhält, können wir ebensowenig unterstützen wie einen Somoza oder einen Marcos oder andere Diktatoren.«

»Verdammt, Charlie, Israel fällt doch nicht in diese Kategorie!«

»Gewiß, Marcus. Aber das muß das Land nun unter Beweis stellen, es muß dem Anspruch, den es immer erhoben hat, gerecht werden. Wenn Israel sich jetzt stur stellt, ist es verloren. Es mag versuchen, Druck auf seine Lobby hier in den Staaten auszuüben, und wird feststellen müssen, daß es keine mehr gibt. Und wenn es soweit kommen sollte, brächte man unsere Regierung in noch größere Verlegenheit und zwänge sie womöglich, demonstrativ die Israel-Hilfe einzustellen. Aber das geht auch nicht. Wir müssen eine andere Lösung finden.« Alden wandte sich vom Fenster um. »Ryan, Ihre Idee hat ab sofort Priorität. Ich bearbeite den Präsidenten und das Außenministerium. Es gibt nur einen Weg, Israel aus diesem Schlamassel herauszuhelfen, und das ist ein funktionierender Friedensplan. Setzen Sie sich mit Ihrem Freund in Georgetown in Verbindung und richten Sie ihm aus, die Sache sei nun nicht mehr im Versuchsstadium, sondern bereits ein Projekt mit dem Codenamen PILGERFAHRT. Bis morgen möchte ich ein Strategiepapier sehen.«

»Das ist aber knapp, Sir«, merkte Ryan an.

»Dann lassen Sie sich nicht von mir aufhalten, Jack. Weiß der Himmel, was passiert, wenn wir nicht rasch handeln. Kennen Sie Scott Adler vom Außenministerium?«

»Ja, ich habe ein paarmal mit ihm gesprochen.«

»Das ist Brent Talbots bester Mann. Setzen Sie sich, nachdem Sie Ihren Freund in Georgetown kontaktiert haben, mit ihm zusammen; er wird Ihnen helfen. Wir können uns nicht darauf verlassen, daß die Bürokratie des Außenministeriums etwas schnell erledigt. Packen Sie Ihren Koffer, es wird hektisch werden. Ich will so bald wie möglich Fakten, Positionen und eine solide Analyse sehen. Und alles kohlrabenschwarz, wenn ich bitten darf.« Die letzte Bemerkung zielte auf Cabot. Ryan brauchte nicht zur Geheimhaltung vergattert zu werden.

»Jawohl, Sir«, sagte Ryan. Cabot nickte nur.

 

Jack war noch nie im Fakultätsgebäude der Universität Georgetown gewesen – seltsam eigentlich, dachte er, als das Frühstück serviert wurde. Vom Tisch aus hatte man Blick auf einen Parkplatz.

»Sie hatten recht, Jack«, bemerkte Riley. »Ein schrecklicher Anblick so früh am Morgen.«

»Was hört man aus Rom?«

»Der Vorschlag ist positiv aufgenommen worden«, antwortete der Rektor der Universität.

»Wie positiv?«

»Ist Ihnen die Sache ernst?«

»Alden sagte mir vor zwei Stunden, das Projekt habe nun absolute Priorität.«

Riley nahm diese Information mit einem Nicken zur Kenntnis. »Versuchen Sie, Israel zu retten, Jack?«

Ryan wußte nicht, ob die Frage im Scherz gestellt war oder nicht. Er jedenfalls war nicht aufgelegt für Witze, fühlte sich übernächtigt. »Pater, ich will nur nachfassen – auf Anweisung von oben, klar?«

»Ich verstehe. Sie haben Ihren Versuchsballon zu einem günstigen Zeitpunkt gestartet.«

»Mag sein, aber heben wir uns die Spekulationen über den Friedensnobelpreis bitte für später auf, ja?«

»Frühstücken Sie erst einmal. Bis um die Mittagszeit ist der Vatikan zu erreichen. Sie sehen schlecht aus.«

»Ich fühle mich auch so«, gestand Ryan.

»Ab vierzig verträgt man den Alkohol nicht mehr so gut und sollte damit aufhören«, merkte Riley an.

»Daran haben Sie sich aber nicht gehalten«, meinte Ryan.

»Bei mir ist das etwas anderes; als Priester muß ich trinken«, konterte Riley. »Was genau erwarten Sie?«

»Zunächst einmal das grundsätzliche Einverständnis der wichtigsten Parteien, damit die Verhandlungen so bald wie möglich in Gang kommen, aber unsere Seite behandelt die Sache sehr vertraulich. Der Präsident will eine Analyse seiner Optionen sehen, und die erstelle ich.«

»Wird Israel mitspielen?«

»Wenn nicht, ist das Land im Arsch – Verzeihung, aber so sieht es wirklich aus.«

»Gewiß, aber wird die Regierung vernünftig genug sein, die eigene Lage richtig einzuschätzen?«

»Pater, meine Funktion ist das Sammeln und Auswerten von Informationen. Ein Wahrsager bin ich nicht, auch wenn das manchmal von mir erwartet wird. Eines steht für mich fest: Was wir heute im Fernsehen gesehen haben, kann die ganze Region in Brand setzen, wenn wir nichts unternehmen.«

»Essen Sie Ihr Frühstück. Ich muß ein bißchen nachdenken, und das kann ich beim Kauen am besten.«

Ein guter Rat, wie Ryan wenige Minuten später feststellte. Das Essen neutralisierte die Kaffeesäure in seinem Magen und gab ihm Energie für den Tag. Eine Stunde später war er auf dem Weg zum Außenministerium. Um die Mittagszeit fuhr er nach Hause, um seinen Koffer zu packen, und schaffte es, während er zurückchauffiert wurde, etwas Schlaf nachzuholen. Nachmittags nahm er in Aldens Büro im Weißen Haus an einer Besprechung teil, die sich bis in die Nacht hinzog, und ließ sich vor Sonnenaufgang zum Luftstützpunkt Andrews fahren. Dort rief er vom VIP-Saal aus seine Frau an und bat sie, ihren Sohn zu vertrösten; aus dem versprochenen Spiel wurde nun nämlich nichts. Kurz vor seinem Abflug erschien ein Kurier und brachte 200 Seiten mit Material von der CIA, dem Außenministerium und dem Weißen Haus, die er auf dem Flug über den Atlantik zu lesen hatte.