Hoxel lag unweit von Morbach im Hunsrück. Ein gepflegtes Dorf auf einem Höhenzug mit Blick auf den Erbeskopf. Ein großes Neubaugebiet zog sich weiter oben den Bergrücken entlang, doch die Straßen schienen wie ausgestorben, sah man einmal von einer alten Frau ab, die an einer fahrenden Bäckerei Brot kaufte.

Das Haus von Ottilie Borsig war typisch für die Gegend. Klein, mit Satteldach, gepflegt und gegen die Wettereinflüsse mit jetzt verwaschenen Eternitplatten verkleidet, lag es in einem Bauerngarten mit Stockrosen, kleiner Wiese, Hollywoodschaukel und – in einem abgetrennten Teil – einem Nutzgarten mit allerlei Gemüse.

Er öffnete das Tor des Jägerzauns. Die Frau, die auf sein Klingeln in der Tür erschien, passte in das Haus. Sie trug eine ärmellose Kittelschürze, ihre Füße steckten in groben Schuhen. Das graue Haar hatte sie zu einem Knoten geflochten. Sie mochte so zwischen siebzig und achtzig Jahren alt sein, doch die blauen Augen schauten ihn wach und freundlich an, als er sich vorstellte. Das Lächeln war echt, und sie bat ihn einzutreten. Auf dem Tisch in der Küche standen zwei Kartons. Die Deckel waren zerfleddert und staubig. Durch die seitlichen Eingriffe konnte man Papiere erkennen.

»Das sind Unterlagen meines Sohns, die auf dem Dachboden standen. Ich habe noch nichts weggeworfen.« Sie schaute entschuldigend. »Ich konnte einfach nicht. Er wäre jetzt siebenundfünfzig.«

»Es tut mir leid.«

Sie nickte, und er setzte sich, um die Unterlagen zu sichten. Die alte Frau kochte Kaffee und erzählte von ihrem Sohn, dem ebenfalls früh verstorbenen Mann und der Einsamkeit des Alters. Dann ließ sie ihn allein. Kurz darauf sah er sie im Garten arbeiten.

Der Inhalt der Kartons war schlichtweg ein Horror. Steuerunterlagen, Kataloge mit verschiedensten Angeboten, Rechnungsbelege und vieles mehr lagen ohne jegliche Ordnung wild durcheinander. Es dauerte annähernd eine Stunde, bis er auf einen schmalen Hefter stieß, der mit der Rittergruppe zu tun hatte. Borsig hatte die Mitglieder aufgelistet. Er hatte notiert, wann jeder einzelne zur Gruppe gestoßen und dann wieder ausgetreten war. Insgesamt waren vierundzwanzig Personen in einer Zeitspanne von 1975 bis 1983 dabei gewesen. Auf dem Höhepunkt hatte die Gruppe sechzehn Kämpfer umfasst. Er schrieb sich die Namen und damaligen Wohnorte heraus.

Im zweiten Karton, natürlich ganz unten, fand er einen Brief, in dem sich ein Walter Hermann und seine Kämpfer für das schöne Turnier bedankten, das Borsig organisiert hatte. Offensichtlich hatte man gemeinsam einen Tag bei Bier, Gegrilltem und eben Wettkämpfen verbracht. Ob es das Fest war, von dem Federer gesprochen hatte? Borsig hatte oben in der rechten Ecke einen Absender vermerkt: Walter Hermann, Franzenheim. Lichthaus konsultierte sein Smartphone. Ein Walter Hermann lebte zwar nicht mehr in Franzenheim, wohl aber in Pluwig, dem Nachbardorf. Er wählte die Nummer, doch niemand hob ab. Unwillig durchforstete er die restlichen Unterlagen, leider ohne Erfolg. Einige Zeit später verabschiedete er sich und machte sich in Richtung Pluwig auf den Weg.

Von unterwegs erreichte er Steinrausch, der die Namen im Zentralcomputer durchlaufen ließ, doch nichts finden konnte. Auch Walter Hermann, unverheiratet, kinderlos, einundsechzig Jahre alt, war bislang noch nicht aktenkundig geworden. Kaum hatte er aufgelegt, klingelte das Handy erneut, doch es war nicht wie erhofft Claudia, sondern die Sekretärin des Präsidenten, die ihn zu einer offiziellen Anhörung für den kommenden Morgen einlud.

*

Der Kontrast zu Ottilie Borsigs Haus hätte nicht größer sein können. Hermanns Behausung war eine Bruchbude von undefinierbarer Farbe, die am Ortsrand lag. Das Fertighaus, Lichthaus tippte auf die sechziger Jahre, war nur einstöckig. Die herabgelassenen Rollläden waren scheckig und überall platzte der Lack ab. Eine Regenrinne schien zu lecken. Von dieser Stelle aus hatte sich ein moosig-schimmeliger Streifen vom Dach bis zum Fundament gebildet. Der Garten selbst war eine einzige Wildnis, die jeden neugierigen Blick im Grün erstickte. Ungemäht der Rasen, Büsche und Bäume völlig verwildert. Zögernd ging er auf das Haus zu und fragte sich, ob er nicht die falsche Adresse hatte, doch die verrostete Hausnummer stimmte. Unter dem Klingelknopf hing dann auch ein kaum lesbares Plättchen mit dem Namen Hermann.

Als er den Knopf betätigte, verhallte das grelle Schrillen der Klingel im Nirgendwo. Er wartete und klopfte leise fluchend gegen die Tür. Nichts passierte, und er wiederholte sein Klopfen. Wieder nichts. Noch einmal. Absolute Ruhe. Wo konnte der Mann sein? Er überlegte gerade, ob er die Nachbarn fragen sollte, als Hermann sich meldete.

»Was willst du?« Die Frage wurde geschrien. Laut und unfreundlich, so dicht neben Lichthaus’ Kopf, dass er heftig zusammenzuckte und einen Schritt zurücktrat. Rechts vom Eingang befand sich ein kleines Fenster, das wahrscheinlich zum Gäste-WC gehörte. Hier heraus hatte der Mann gebrüllt.

»Herr Hermann? Polizei, mein Name ist Lichthaus. Ich habe ein paar Fragen an Sie.«

»Ist mir scheißegal. Hau ab.«

»Soll ich Sie abholen lassen?«

»Zeig deinen Ausweis.«

Lichthaus zögerte einen kurzen Moment und warf dem Mann dann seine Visitenkarte durchs Fenster. Er hoffte, er würde sich damit zufriedengeben.

Drinnen rumorte es leise, schließlich wurde wirklich die Tür geöffnet. »Komm rein, Kommissar.«

Das Haus war abgedunkelt. Nur gelegentlich drangen hier und dort schmale Lichtstrahlen herein, wo die Rollläden nicht mehr ganz schlossen. Es stank ekelerregend und er versuchte, durch flaches Atmen möglichst wenig davon abzubekommen. Der Mann schien starker Raucher zu sein und wenig vom Putzen zu halten. Allmählich gewöhnte sich Lichthaus an das Dämmerlicht. Die Diele war leer. Er konnte gerade noch eine Gestalt sehen, die langsam einen kurzen Flur entlangschlurfte und ihn hinter sich her winkte. Zögerlich folgte er ihm. Lichthaus und Claudia achteten peinlich auf Sauberkeit, jetzt umso mehr, wo Henriette da war, und obwohl er im Laufe der Zeit viele Behausungen gesehen hatte, die unsauber, ärmlich oder heruntergekommen waren, schien nichts mit dem Zustand dieses Hauses mithalten zu können. Unrat, wohin er schaute. Leere Flaschen, dreckige Kleider und sonstiger Müll lagen überall auf dem Boden und verteilt im gesamten Wohnzimmer, das er nun betrat. Das Sofa und die Sessel hatte man achtlos an eine Wand geschoben. Das Bücherregal war über und über mit Staub bedeckt.

Walter Hermann hatte sich hinter einen Schreibtisch gesetzt und eine kleine Lampe angeknipst, deren Schein sein Gesicht im Dunkeln ließ. Lichthaus setzte sich auf den einzigen Stuhl und würgte. Ihm wurde schlecht.

»Hier sieht’s aus wie im letzten Drecksstall, nicht wahr? Aber ich habe nicht mit Besuch gerechnet.« Der Schatten kicherte gurgelnd und zündete sich eine Zigarette an.

»Kann ich das Fenster öffnen?«

»Ja, aber die Läden bleiben unten.« Lichthaus stand auf und öffnete beide Fensterflügel. Ein wenig Luft drang herein und der Druck, in diesem Loch gefangen zu sein, ließ nach, sein Magen beruhigte sich.

»Herr Hermann, ich habe einige Fragen, die im Zusammenhang mit vier Tötungsdelikten aufgetreten sind.«

»Was soll der Kack? Was wollen Sie da von mir?« Er erklärte kurz den Fall, vermied aber Einzelheiten. »Und ich soll Ihnen helfen, dieses perverse Schwein zu finden?«

»Wir werden natürlich Ihre Angaben vertraulich behandeln. Sie müssen sich also keine Sorgen machen.« Sein Gegenüber lachte laut auf und beugte sich vor.

Lichthaus prallte zurück. Das Gesicht des Mannes war wie in einem billigen Horrorfilm entstellt. Der linke Nasenflügel war praktisch verschwunden, wie weggefault, und auch die Oberlippe hatte sich zurückgezogen, wodurch die gelben Zähne und zum Teil die Zahnhälse sichtbar wurden. Die restliche Gesichtshälfte war von Wucherungen in den unterschiedlichsten Farben überzogen.

»Angst? So ein Scheiß. Wovor soll ich noch Angst haben? Der Krebs hier«, er deutete auf sein Gesicht, »bringt mich nicht um, er macht mich nur zu einem Zombie. Zerfrisst mir die Fresse. Ich sitze herum und warte. Manchmal will ich alldem ein Ende machen, bin aber zu feige, mir die Birne wegzublasen. Zurzeit versuche ich es mit Totrauchen. Ich habe keine Angst mehr, nee.« Er rauchte wieder und lehnte sich zurück.

»Nun gut«, fing Lichthaus sich wieder, »ich bin bei Holger Borsig auf Ihren Namen gestoßen.«

»Kenn ich nicht.«

»Sie kennen ihn wohl eher unter Attila.«

»Attila? Na klar. Der Schwertkämpfer aus Morbach. Netter Kerl. Wir waren zweimal, glaube ich, bei denen oben. War schön lustig.« Er machte eine Pause und hing seinen Gedanken nach. »Damals hatte ich noch Spaß. Keiner hat gegen mich gewonnen. Da hatte ich auch Freunde. Ursus, der Bär, war ich. Das Arschloch, den jeder vor seinen Wagen spannen konnte. Walter hier, Walter da. Ich hab ihnen geholfen, im Feld, im Stall, beim Häuserbauen, immer war ich da. Meinten wohl, der hat ja keine Frau, der hat ja Zeit. Und jetzt kennen sie mich nicht mehr. Den mit der Hackfleischfresse wollen sie nicht um sich haben.«

»Ich wollte …« unterbrach Lichthaus, doch Hermann hörte nicht mehr zu.

»Wissen Sie was? Ich habe keine Verwandten außer meiner Schwester. Die hat so ’nen Ami geheiratet. Einen Neger; hat ihr sofort mit seiner langen Lunte ein Baby verpasst, und ab ging es nach Alabama. An den Arsch der Welt. Ich war mal da vor so zehn Jahren. Hausen im letzten Loch. Die haben noch nicht mal das Geld, um hierher zu fliegen. Früher habe ich ihr heimlich Geld geschickt. Für die Kinder. Da war ich unten auf der Romika und habe Schuhe geklebt. An Weihnachten ruft sie noch an. Fünf Minuten im Jahr. Spricht mittlerweile Deutsch wie ich nach einer Zahnbehandlung. Sonst ist da kein Schwanz in meinem Leben. Ich bin so allein, als würde ich mitten in der beschissenen Sahara hausen. Kein Mensch, der mal was sagt oder auch nur anruft. Anfangs schon. Heute bin ich vergessen. Abgelegt.«

Im Dämmerlicht sah Lichthaus plötzlich Tränen glitzern.

»Die Kinder im Dorf schreien mir Quasimodo oder Zombie hinterher, wenn ihre Eltern nicht dabei sind. Würgewalter lach doch mal!, ist auch beliebt bei diesen kleinen Kröten. Ich gehe nur noch morgens aus dem Haus, um unten im Laden ein paar Sachen zu kaufen. Dann sind die meisten von der Brut in der Schule oder auf der Arbeit. Alle anderen schauen weg. Voller Ekel. Sind froh, wenn ich wieder raus bin. Bin mal draußen stehen geblieben und habe zurückgeschaut. Die Kassiererin hat sich sofort die Flossen gewaschen. Die blöde Sau«, er brütete vor sich hin. »Ich war doch mal ihr Freund!« Den letzten Satz schrie er.

Die Demütigungen und seine hilflose Wut quollen wie bittere Galle hervor. Und Lichthaus war sein Ventil. Einer, der sich nicht wegdrehte. Früher hätte man ihm ein Glöckchen aufgezwungen, damit die Leute rechtzeitig weglaufen konnten.

»Es tut mir leid«, sagte er nun schon zum zweiten Mal an diesem Tag.

Hermann zündete sich die nächste Zigarette an. »Letzten Karneval habe ich eine Maske angezogen und bin an Rosenmontag durch ganz Trier gelaufen. Ne Zombiemaske«, er lachte gequält. »Alles war wie früher. Keine Blicke, kein Ekel in den Visagen. Das mache ich wieder, das war schön.« Er schwieg und auch Lichthaus sagte lange nichts.

»Also, zu meinen Fragen. Ich suche einen Mann, der damals noch ein Junge und in der Mittelalterszene dabei war.«

»Ich kenne keine Jungen von damals.« Hermann schien abwesend.

»Mann, helfen Sie mir! Der rennt rum und bringt Frauen um.«

»Ist mir egal! Soll er doch. Auf mich nimmt das ganze Scheißgesocks ja auch keine Rücksicht.«

»Ach, jetzt hören Sie doch auf, Sie sind doch gar nicht so, sonst würden Sie sich nicht einsperren.«

Hermann schwieg und wischte sich die Augen.

»Sie haben Recht. Früher war ich nicht so. Einsamkeit macht hart. – Wieso soll der ausgerechnet bei uns mitgemacht haben?«

»Muss nicht, aber unser Psychologe vermutet, dass der Mann aus dem Raum Trier stammt.«

»Okay, Sie lassen ja doch keine Ruhe. Wir hatten zwei Jungs, die immer mit rumgezogen sind. Warten Sie mal.« Er erhob sich und schlurfte zum Regal. »Ziehen Sie mal den Rollladen hoch!«

Dem kam Lichthaus nur zu gerne nach. Am offenen Fenster atmete er tief ein. Er fühlte sich wie ein verschütteter Bergarbeiter, den man ausgegraben hatte. Hermann schien sich zu konzentrieren und vergaß seinen Groll. Aus einer Schublade kramte er ein Fotoalbum hervor und legte es vor sich auf den Tisch. Lichthaus trat hinzu und betrachtete die Bilder. Er hatte sich auf die Seite der gesunden Gesichtshälfte gestellt. Den Gestank, der aus den Kleidern des Mannes strömte, nahm er hin.

Die Fotos waren typisch für private Alben. Laienhafte Knipsereien, die keiner fotografischen Kunst dienten, sondern Erinnerungen einfingen. Die Farben hatten sich über die Jahre verändert und gaben allem einen vergilbten Pastellton, der aber gut zu den mittelalterlichen Motiven passte.

Hermann erzählte viel zu den Kampfszenen und den abgebildeten Personen, doch Lichthaus hörte nur mit halbem Ohr zu. Er suchte nach Jungen oder Jugendlichen, doch zeigten die Aufnahmen seitenlang nur Erwachsene.

»Hier«, Hermann deutete plötzlich auf ein Foto. »Das ist einer von ihnen. Thomas, nein Michael, hieß der. War ziemlich in Mode der Name. Der ist aber fort von hier.«

»Der Nachname?«

»Helmut Heinen war sein Vater. Der wohnt noch unten in Irsch.«

Er blätterte weiter und deutete auf ein anderes Bild.

»Hier, das ist Andreas Diel. Die beiden waren unzertrennlich. Andreas war eher verschlossen. Michael hat immer das große Wort geführt. Wo Andreas ist, kann ich nicht sagen.«

Lichthaus war alarmiert. Eine Chance. »Wer waren seine Eltern?«

»Der Mann hieß Heinrich oder Friedrich, war bei der Post oder der Bahn. Auf alle Fälle Beamter. Der Alte war ganz in Ordnung. Nach ein oder zwei Jahren wurden aber seiner Frau unsere Treffen und Aktivitäten zu viel. Ich glaube, wegen ihr sind er und Andreas dann auch irgendwann weggeblieben. Die wohnten in Pellingen oben.« Hermann wirkte entspannt, auch wenn sein Blick oft traurig an seinem früheren Ich kleben blieb. Ein junger Mann, der auf den Bildern breit lachte und froh nach vorne schaute.

Lichthaus musste weg. Raus hier. Dieser Andreas Diel passte gut ins Profil, und er wollte wenn möglich noch etwas über ihn herausfinden, bevor Sophie Erdmann und Steinrausch bei ihm auftauchen würden. Doch Hermann blätterte weiter, ließ ihn nicht los, zeigte auf eine Gruppenaufnahme: »Hier sind die Mütter drauf, neben den beiden Jungs.«

»Wer ist das?« Lichthaus’ Blick war auf einen großen Mann gefallen, der nicht zur Gruppe passte. Er stand einen halben Schritt von den anderen entfernt, so als ob er sich absichtlich distanzieren wollte.

»Ein blöder Arsch, entschuldigen Sie bitte meine Sprache, eine dumme Angewohnheit. Wir haben ihn nur Adolf genannt.«

»Wieso?«

»Er war irgendwie rechts. Kloppte immer nur Sprüche gegen Emanzipation, die Linken, die faulen Studenten und so weiter. Im Sommer siebenundsiebzig, als die ganze RAF-Schei … äh Sache ablief, wollte er uns politisieren. Wir sollten eine Demonstration für die Inhaftierten in Stammheim aufmischen. Ich weiß noch genau, was er sagte: Diesen emanzipierten Weibern und ihren degenerierten Weicheiern muss man mal sagen, wo’s langgeht. Wir haben gelacht, und da ist er kolossal wütend geworden. Hat herumgebrüllt und uns als Sandkastenkacker beschimpft, die albern herumspielten, während die Linken und die ganzen Weiber und die Juden und wer sonst noch den aufrechten Bürgern die Freiheit nähmen. Irgendwann hat einer von uns ihn am Kragen gepackt und mit einem emanzipierten Tritt in den Hintern rausgeworfen.« Er zögerte. »Warten Sie, jetzt fällt’s mir ein, anfangs hatte er oft einen kleinen Knirps dabei. Der Junge war ein paar Jahre jünger als wir. Ich erinnere mich noch gut an ihn, da er schon eine kleine Rüstung hatte. Plastik nur, sah aber klasse aus. Ich war echt neidisch. Der war richtig ernsthaft bei der Sache. Damit war’s vorbei, als seine Eltern sich trennten.«

»Was ist aus ihm geworden?«

»Keine Ahnung. Wir haben ihn nicht mehr wiedergesehen.«

Lichthaus rang kurz mit sich, ob er der schwachen Spur überhaupt nachgehen sollte, entschied sich dann aber dafür. »Wer könnte seinen Namen kennen?«

»Lothar hat ihn mitgebracht. Das weiß ich genau. Ich kann Ihnen den Namen besorgen.«

»Das wäre gut. Haben Sie noch meine Karte? Da steht meine Handynummer drauf. Unter der erreichen Sie mich immer.«

Hermann erzählte eine Weile weiter, sie lachten hier und da, dann brach Lichthaus auf. An der Tür schaute er Hermann offen an und gab ihm lächelnd die Hand. »Vielleicht haben Sie uns weitergeholfen.«

»War ganz nett, mit Ihnen zu reden«, mühsam überwand Hermann sich. »Wenn Sie wollen, können Sie gerne wiederkommen. Dann räume ich sogar auf.« Hoffnung glomm in seinem Blick. Raus aus der Isolation.

»Sobald der Fall abgeschlossen ist. Gerne.« Claudia wäre stolz auf ihn gewesen.

*