Kapitel 62
„Wir werden am 30. die großartigste aller Soireen halten, Liebling“, sagte Frau Lybratte ihrem Gatten. „Ich habe nur die prominentesten Herren eingeladen. Genies. Alle miteinander Genies. Es wird dir gefallen. Das verspreche ich dir.“
Professor Lybratte erschien nicht überzeugt.
„Ich weiß nicht. Ich hatte das ganz anders geplant. Ich bin mir sicher … ich weiß einfach nicht mehr genau, wie. Jedenfalls noch nicht so bald. Sondern erst, wenn ich mit meiner Forschung so weit bin. Ich muss noch so vieles bedenken, und irgendwie scheinen sie mir alle zu entfallen. Ich habe angefangen, mir Notizzettelchen zu schreiben. Nur um sicherzugehen.“
Er kramte in der Tasche seines Hausmantels und fischte eine Faust voll Papierschnipsel hervor. Einen davon hob er hoch.
„Von Orven zum Beispiel. Ich bin ganz sicher, dass ich ihn eingeladen hatte. Doch er scheint nicht gekommen zu sein. Das sieht ihm gar nicht ähnlich. Sehr untypisch.“
„Er hat Nachricht gesandt. Er ist krank geworden. Ich habe es dir doch erzählt. Er kommt sicher ein anderes Mal, wenn er sich wieder besser fühlt. Er wird von deinen Forschungen begeistert sein.“
Er nickte, ließ die Zettel auf den Tisch regnen und sah seine Gemahlin unglücklich an.
„Ich wollte dich noch fragen, wann Catty zurückkommt. Es ist mir gerade eingefallen.“
„Catty geht es sehr gut. Sie ist zu Besuch bei meiner Tante. Ich habe dir davon erzählt.“
Er nickte abwesend.
„Sicher. Doch ich möchte, dass sie bei der Soiree dabei ist. Sie sollte daran teilnehmen. Das würde ihr sicher Freude machen. Ich weiß überhaupt nicht, warum wir sie nicht schon längst in die Gesellschaft eingeführt haben. Ich meine mich zu erinnern, dass ich das dieses Frühjahr tun wollte.“
„Wir haben darüber gesprochen. Sie ist doch noch sehr unreif. Wir wollten das verschieben.“
„Ach ja?“
„Das hast du jedenfalls entschieden.“
„Habe ich das? Wahrscheinlich, ja. Ich will sie trotzdem bei der Soiree dabei haben. Sie kann hier zu Hause schon ein wenig üben, wie man sich verhält. Hat sie ein schönes Kleid?“
„Aber ja. Natürlich hat sie ein schönes Kleid. Sie wird sehr hübsch und sehr erwachsen aussehen. Ganze Scharen unserer Gäste werden sich in sie verlieben. Vor allem die jungen Künstler.“
Er runzelte die Stirn.
„Das kann nicht angehen. Die ganze Meute – nichts als Mitgiftjäger. Ich werde keinesfalls dulden, dass sie sich an einen mittellosen Tunichtgut fortwirft.“
„… ein Genie meinst du doch sicher, Liebster“, schalt Frau Lybratte sanft.
„Nur, solange diese Genies die Hände von meiner Tochter lassen.“
„Sie könnte ja stattdessen die Gattin eines deiner Kollegen werden – ein ruhiger Mann mittleren Alters von gesetztem Wesen und ohne plötzliche Unarten. Jemand in deinem Alter vielleicht?“
„Das würde sie nicht mögen. Sie ist ein junges Mädchen, warum sie an einen alten Mann binden?“
„Künstler, Musiker und Wissenschaftler sind nun mal die einzigen Gäste, die zur Soiree kommen.“
„Dann sollte sie … nun, sie braucht ja nicht gleich einen heiraten. Dazu ist doch noch so viel Zeit.“ Er klang ein wenig beunruhigt.
„Sie wird sich bei all den ruhigen Männern mittleren Alters von gesetztem Wesen ohne plötzliche Unarten schrecklich langweilen. Abgesehen von mir wäre sie die einzige anwesende Dame. Man sollte bedenken, wie unangemessen es wäre, den Herren mit dem eher künstlerischen Temperament gar so viel von ihr zu präsentieren. Sie ist ein Juwel, um dessentwillen so mancher gern zum Lügner und Dieb würde.“
„Du hast recht. Wir werden sie wohl doch lieber nicht vorstellen.“
Er glättete eine weitere Notiz und faltete sie ordentlich zusammen, dann noch eine und noch eine. Dann nahm er sie alle wieder auf, um sie zurück in die Tasche zu stecken.
Er sah das Lächeln seiner Frau und lächelte zurück. Die Zettel entfielen seiner Hand und flatterten unbemerkt zu Boden.
„Meine Schönheit!“, sagte er und strich ihr über die Wange.
„Du siehst müde aus, Liebster“, sagte seine Frau zärtlich.
„Ich bin auch wirklich sehr müde.“
„Warum legst du dich nicht ein wenig hin?“
„Es ist noch viel zu früh am Tage für ein Nachmittagsschläfchen.“
„Liebster, du bist der Meister der Zeit – oder wirst es zumindest in Kürze sein. Solche Nebensächlichkeiten sollten dich nicht behindern. Denk an die Maschine, und denk an die Soiree – da solltest du doch ausgeruht sein.“
„Da magst du recht haben. Vielleicht solltest du auch …“
Sie lachte.
„Aber wer schreibt die Einladungen, engagiert den zusätzlichen Koch, legt die Speisenfolge fest und gibt den Dienern ihre Anweisungen?“
„Du bist einfach vollkommen, Liebste.“
„Nur für dich!“
„Ich weiß wirklich nicht, womit ich dich verdiene!“, schmeichelte er, kniff sie liebevoll in die Wange und verließ mühsamen Schrittes das Zimmer.
Vom Sofa her schallte Gelächter, als die Tür sich geschlossen hatte. Lord Edmond lag darauf. Er war die ganze Zeit da gewesen, doch erst jetzt schien er an Substanz zu gewinnen. Er hatte seine Füße hochgelegt und lehnte gemütlich in den Kissen.
„Das weiß ich auch nicht. Womit hat er dich verdient, der arme Kerl?“, kicherte er und spielte mit der Kette seiner goldenen Taschenuhr.
„Ach, sei still!“ Die Anordnung klang weniger scharf, als sie hätte klingen können. „Er ist ein gutes Exemplar – was Menschenmänner angeht.“
„Dann solltest du vorsichtiger sein, meine ewige Liebe. So wie du seine Gedanken durcheinanderbringst, wird er für deine Zwecke irgendwann nicht mehr tauglich sein. Du brauchst doch seinen Geist – zumindest habe ich das angenommen.“
„Seinen Geist auch, ja“, kicherte die Dame.
„Wie viele Genies werden denn versammelt sein?“
„Eine ganze Reihe. Alles Fachmänner, alle herausragend auf ihren jeweiligen Gebieten.“
„Du glaubst immer noch, dass es klappen wird?“ Er klang skeptisch.
„Wir können ihre Brillanz einbinden.“
„Menschliche Brillanz. Das ist so …“
„… wenig ehrgeizig. Das sagtest du schon. Doch was ihnen an geistigem Vermögen fehlt, gleichen wir durch ihre Anzahl aus. Nur das genaue Verhältnis muss ich austarieren. Doch das ist leicht. Mein Sinn für Balance war immer schon vollkommen.“
„Du wirst diesem Land seine besten Männer rauben. Ideen bleiben ungedacht, Maschinen unerfunden, die schönsten Kunstwerke ungemalt, ungeschrieben, unkomponiert. Ist das nicht ein bisschen unfair?“
„Ihre Brillanz dient einem guten Zweck.“
„Die – und die Männlichkeit das alten Narren.“
„Jeder einzelne von ihnen hätte es sein können. Doch ich habe nun mal ihn geheiratet.“
„Ah, liebend Weib und zücht’ge Ehefrau …“
„Das wird alles nur funktionieren, wenn wir einen Katalysator haben, unseren Katalysator.“
„Haben wir. Catty der Katalysator meldet sich widerstrebend zur Stelle. Ich habe sie in mein Zimmer gesperrt.“
„In dein Zimmer?“
„Sie sollte sich doch bei ihrer Gouvernante sicher und behütet fühlen, oder nicht? Dort kann ihr nichts zustoßen.“
„Nichts – außer ihrer Gouvernante. Wo hast du sie gefunden?“
„Bei Treynstern und seinem beachtenswerten Wohnungsgenossen – als Hauskatze.“
„Als Katze?“
„Als hübsches Kätzchen.“
„Du hast sie in eine Katze verwandelt?“
„Nicht beim ersten Mal. Das hat sie allein geschafft – ohne zu merken, dass sie es war.“
„Talentiertes Mädchen.“ Der Kommentar klang ein wenig säuerlich. „Aber was meinst du mit ‚nicht beim ersten Mal‘?“
„Als ich sie aufspürte, war sie wieder zum Mädchen geworden. Ich konnte sie gerade noch rechtzeitig einsammeln, ehe sie es sich mit den beiden jungen, eifrigen Gastgebern allzu gemütlich gemacht hat. Jetzt ist sie allerdings wieder eine Katze. In einem Käfig. Das gefällt ihr nicht besonders.“
„Dass sie eine Katze ist?“
„Dass ich sie in einen Käfig gesperrt habe.“
„Ihre Gastgeber haben ihre Metamorphose beobachtet?“
„Sie ist nicht unbemerkt geblieben. Aber keine Sorge, einer davon ist schon aus dem Geschehen verschwunden, und der andere wird uns bald auch nicht mehr stören.“
„Hast du ihn getötet?“
„Aber nicht doch. Gestehe mir doch ein wenig Subtilität zu. Wo er doch ein entfernter Verwandter ist. Nein, man hat ihn wegen Mordes festgenommen. Oder doch immerhin wegen Mordversuchs. Er ist der feige Wüstling, der nachts Frauen anfällt wie ein Ungeheuer auf der Jagd. Wirklich schockierend. Vermutlich muss ich mich aber nochmals mit dem Opfer auseinandersetzen. Ich hasse es, Dinge halbfertig übrig zu lassen.“
„Wie bedächtig und gewissenhaft du doch bist, Liebster.“ Die Dame arrangierte nebenbei die Blumen in einer chinesischen Vase. „Doch warum hast du nicht gleich ... aufgeräumt?“
„Sie haben die Frau in ein Kloster gebracht.“
„Du willst doch nicht sagen, dass du dich vor ein paar Nonnen fürchtest?“ Sie lächelte.
„Gewiss nicht. Nonnen sind sehr unterhaltsam. Doch ein Gebäude ganz in der Nähe trägt die Aufschrift: ‚Nam mysterium iam operatur iniquitatis‘.“
„Die Bruderschaft des Lichts. Wie nett. Gibt es die immer noch? Selbst in diesem fortschrittlichen Zeitalter? Wer hätte das gedacht?“
„Unkraut vergeht nicht.“
„Du musst es ja wissen, mein langlebiger Freund.“
„Ich habe keine Lust, ihnen zu begegnen.“
„Aber mein Guter! Du bist doch sicher in der Lage, den freundlichen Herren von der Inquisition aus dem Wege zu gehen? Oder sie zu zerquetschten?“
„Wahrscheinlich. Doch es wäre mir lieber, wenn sie gar nicht erst auf uns aufmerksam würden. In der Tat bin ich auch nicht ganz so unempfindlich gegenüber ihrem Tun wie du, meine Allerliebste. Sie haben sich weiterentwickelt.“
Die Dame seufzte.
„Ja. Das tun sie dauernd. Der Menschheit liebster Zeitvertreib. Ihr Fortschritt ist weder schnell noch beeindruckend, aber sie entwickelt sich vor sich hin – mit ungebremstem Eigensinn.“
Lord Edmond schwang die Beine vom Sofa und setzte sich auf.
„Ich habe immer noch nicht verstanden, was genau du vorhast – oder zumindest wie.“
„Ich werde ein Kind empfangen, Liebling. Das habe ich schon lange nicht mehr ausprobiert. Ich besitze die Fähigkeit, das Leben, das in mir entsteht, nach meinem Willen zu formen, ihm meine Charaktereigenschaften zu verleihen, die mein Kind groß machen werden, vermischt mit jenem winzigkleinen Aspekt menschlichen Geistes, das mein lieber Gatte beisteuern wird – unterstützt von seinen so ungeheuer schlauen Freunden. Dieser Beitrag wird natürlich minimal sein – nicht größer als er unbedingt sein muss – aber es empfiehlt sich nun einmal nicht, Leben nur aus sich selbst zu erschaffen, ohne dabei einen neuen Aspekt mit aufzunehmen. Die Natur hasst identische Kopien. Es ist die Vielfalt, die die Welt am Leben hält.“
„Natürlich. Wenn du dich identisch vervielfältigen würdest, würdest du langfristig zudem nur einen Gegner deiner eigenen Stärke schaffen, nicht wahr? Während ein kleiner menschlicher Fehler im Erbe deiner Nachkommenschaft deine uneingeschränkte Macht weiter garantieren würde.“ Er lächelte anerkennend.
„Du weißt, meine Sippe ist äußerst streitbar, Liebster.“
„Deshalb hoffst du, dein Leben wird friedlicher verlaufen, wenn dein Sprössling lieber malt oder komponiert, als sich in Rangkämpfen zu ergehen.“
„Ich habe viele Gefechte geführt – und gewonnen. Wir waren noch nie sanftmütig veranlagt.“
„Deshalb ist der Gedanke, dein Kind könne vielleicht an einer Universität studieren wollen – oder Maler oder Komponist werden wollen – ein wenig gewöhnungsbedürftig.“
„Er wäre überragend.“
„Zweifellos. Ganz wie unser halbblütiger Möchtegernmörder – weit besser sogar. Um der menschlichen Rasse willen hoffe ich, dein Spross hat nicht vor, sein Leben unter seinen Menschenbrüdern zu verbringen. Er würde sie in Grund und Boden beherrschen.“
„Hast du Angst um deine Jagdgründe? Das musst du nicht. Wir haben unseren geringeren Brüdern und Schwestern noch nie deren Revier – oder Futternapf – versagt.“
„Das mag sein. Doch manchmal bin ich mir nicht sicher, ob du dich nicht letztlich selbst ausmanövrieren wirst und als Resultat – ganz unabsichtlich natürlich – sowohl die Menschen als auch Na Daoine-maithe der ganzen Umgebung umbringen wirst.“
Sie wandte sich zu ihm um und musterte ihn kritisch.
„Deshalb preschst du wohl auch manchmal in eine gänzlich unerwünschte Richtung davon. Damit wir dann einen Hauptbestandteil des Planes verlieren.“
„Wir haben sie doch wieder. Ich habe sie zurückgebracht, und ich versichere dir, ich habe weder Kosten noch Mühen gescheut.“
„Du hast gedacht, sie könnte dir helfen, deine Gefühle nicht zu verlieren – so wie ich es kann?“
„Hältst du den Gedanken für unsinnig?“
„Nein. Ihre Verwurzelung in dem, was die Menschen das Arkane nennen, kann nützlich sein. Natürlich hätte sie vielleicht einen Teil ihres Talents verloren, wenn du sie entjungfert hättest, und ich bin sicher, du hättest dir das kaum verkneifen können, mein stets gieriger Liebhaber.“
„Ich habe meine Bedürfnisse, meine Göttin, und ich weiß zu gefallen.“
Die Dame ging zur Couch und stellte sich herausfordernd vor den Weißhaarigen.
„Das weiß ich, und ich wäre sehr ungehalten, wenn Fräulein Catrin Lybratte erfreut würde, ehe ich mit ihr fertig bin.“
Er sah in die schönen und zugleich furchtbaren grünen Augen.
„Andererseits wird es mir hinterher kaum möglich sein. Du bist eine Spielverderberin.“
„Ach, und jetzt möchtest du Entschädigung?“
„So viel und so oft es geht.“
„Mein gieriges Monster“, schmeichelte sie. „Da werden wir mal sehen, ob es mir nicht gelingt, dich zu befriedigen.“
„Befriedigung ist flüchtig – selbst für die, die ihre Gefühle festhalten können, so sagt man mir. Dabei fällt mir ein, dass ich vor einigen Nächten tatsächlichen einen Verwandten von uns traf.“
„Torlyn Farfola Na Daoine-maithe.“
„Das weißt du also schon.“
„Ich weiß um viele Dinge, Liebling. Dennoch hättest du mich gleich darüber informieren sollen.“
„Ich denke, er wird sich nicht einmischen. Er dürfte gerade eben ziemlich beschäftigt mit Familienangelegenheiten sein.“
„Er hat sich schon eingemischt, und was auch immer für Familienangelegenheiten seiner harren, sie werden wohl ohne ihn auskommen müssen.“
„Hat er?“
„Versucht hat er es.“
„Was hast du mit ihm gemacht?“
„Ich habe ihn zwischengelagert, zusammen mit dem Erfinder.“
„Dem Mann, den du mir nicht überlassen wolltest.“
„Dem Mann, von dem ich annehme, dass er bei dieser Inszenierung noch eine Rolle spielen wird.“
„Welche?“
„Das sehe ich noch nicht. Vermutlich wird nur ein zusätzlicher Funken im Feuerwerk der Genies sein. Sein Verstand ist ausgesprochen beachtenswert – wenngleich auch etwas einseitig festgefahren. Aber das sind sie ja fast alle, die sogenannten Genies der Menschen – zu festgefahren auf einen, nur einen einzigen Aspekt ihrer eigenen Brillanz. Außerhalb ihres Gebietes sind sie oft genug mit Blindheit geschlagen.“
„Was ist mit dem Vampir?“
„Der braucht eine Lektion über Fraternisierung und wie man sie unterlässt. Er verschwendet seine Loyalität an die falsche Rasse. Wir sind so wenige. Wenn er sich fortpflanzen will, stehen ihm genügend andere Optionen zur Verfügung.“
„Ich zum Beispiel. Ich könnte mich mit ihm paaren“, murmelte Lord Edmond.
„Oh ja, und ein ganzes Nest blutsaugender Seelenfresser produzieren. Interessantes Experiment. Doch bisher hattest du nie den Wunsch, furchtbar zu sein und dich zu mehren.“
„Das kommt daher, dass ich wie du wenig Vergnügen bei dem Gedanken empfinde, allzu viele Rivalen in die Welt zu setzen.“
„Wenn man die Zartheit menschlicher Seelen bedenkt, sicher eine gute Einstellung.“
„Aus Menschensicht.“
„Ich weiß um meine Verantwortung gegenüber den Unerfahrenen und Jungen in der Welt.“
„Solange sie dir nicht in die Quere kommen.“
„Natürlich. Apropos – wer hat denn deine Anwesenheit gestern so unüberhörbar in die Träume der Nacht posaunt?“
„Ich nicht, das versichere ich dir. Ich ziehe es vor, ein stilles und unauffälliges Leben zu führen.“
„Irgendjemand hat dein Bild durch die Gemüter der Menschen wandern lassen.“
„Es fühlte sich nach einem Traumweber an.“
„Es wäre mir neu, dass die sich zu Großstadtwesen entwickelt hätten. Hast du einen von ihnen verärgert?“
„Warum sollte ich? Sie sind Brüder im Geiste und leben wie ich von den Gefühlen der Menschen.“
„Wobei sie den Menschen keinen Schaden zufügen. Sie tauschen nur ein wenig Stimulation aus.“
„Warum sollte ich Träume verschenken, wenn ich die Wirklichkeit führen kann wie ein Schwert?“
„Du weißt wirklich nicht, wer den Traum geschickt hat?“
„Nein.“
„Dann finde es heraus. Ich mag keine Überraschungen.“
„Ich kann der Energiespur folgen. Doch es wird dauern. Ich weiß nicht, wo ich zu suchen anfangen soll. War da außerdem nicht ein wenig Entschädigung auf dem Stundenplan angesetzt?“
„Das muss warten, mein achtbeiniger Schöner. Genieße die Vorfreude!“
„Du bist grausam, Asnahid!“
„Sprich den Namen hier nie aus!“
„Was soll ich tun, wenn ich den finde, der den Traum wob?“
„Wenn er ein Verwandter ist, sag ihm, ich freue mich auf ein Gespräch mit ihm. Wenn er nur ein menschlicher Dilettant ist, nimm ihn als Vorspeise für das Festmahl, das deiner harrt.“
„Meine großzügige Lucilla!“
„Nun mach dich auf den Weg. Such!“