93
Mein Porsche war passenderweise abgeschleppt worden. Ich hatte ihn am Abend zuvor im Parkverbot gelassen – was hatte ich erwartet?
Also verließ ich das Trion-Gebäude und sah mich nach einem Taxi um, konnte aber keines auftreiben. Wahrscheinlich hätte ich in der Empfangshalle das Telefon benutzen können, um eines zu rufen, aber ich verspürte ein überwältigendes, fast körperliches Bedürfnis, da rauszukommen. Also ging ich mit dem weißen Pappkarton, der die wenigen Habseligkeiten aus meinem Büro enthielt, an der Schnellstraße entlang.
Nach ein paar Minuten fuhr ein leuchtend roter Wagen an den Bürgersteig und hielt neben mir an. Es war ein Austin Mini Cooper, der etwa die Größe eines Toasters hatte. Das Beifahrerfenster wurde heruntergekurbelt, und dann roch ich Alanas üppigen Blumenduft, der durch die Stadtluft zog.
Sie rief mir zu: »Hey, wie findest du das? Gerade gekauft. Ist es nicht sagenhaft?«
Ich nickte und versuchte mich an einem nicht zu deutenden Lächeln. »Rot lockt die Bullen an«, sagte ich.
»Ich fahre nie zu schnell.«
Ich nickte nur.
Sie sagte: »Wahrscheinlich steigen Sie jetzt von Ihrem Motorrad und verpassen mir einen Strafzettel.«
Ich nickte und ging einfach weiter, hatte keine Lust mitzuspielen.
Sie fuhr im Schritttempo neben mir her. »Hey, was ist mit deinem Porsche passiert?«
»Abgeschleppt.«
»Nach Hause. Harbor Suites.« Nicht mehr lange mein Zuhause, erkannte ich mit Schrecken. Ich besaß es ja nicht.
»Ja, aber du willst doch nicht den ganzen Weg laufen. Nicht mit dem Karton da. Komm schon, steig ein, ich fahr dich.«
»Nein danke.«
Sie folgte mir langsam, fuhr dicht am Straßenrand. »Ach komm schon, Adam, sei nicht blöd.«
Ich blieb stehen, ging zum Wagen, stellte meinen Karton ab und legte die Hände auf das niedrige Wagendach. Sei nicht blöd? Die ganze Zeit hatte ich mich mit dem Gedanken gequält, dass ich sie manipulierte, dabei hatte sie nur ihren gottverdammten Job erledigt. »Du – haben sie dir gesagt, du solltest mit mir schlafen?«
»Adam«, sagte sie sachlich. »Wach auf. Das gehörte nicht zu meiner Jobbeschreibung. So was nennt die Personalabteilung ›Zusatzbonus‹.« Ihr hemmungsloses Lachen schreckte mich ab. »Sie wollten nur, dass ich dich ein wenig anleite, dich auf die Spur bringe, so was in der Art. Aber dann warst du auf einmal hinter mir her …«
»Sie wollten nur, dass du mich ein wenig anleitest«, wiederholte ich. »O Mann. O Mann. Das macht mich krank.« Ich nahm den Karton und ging weiter.
»Adam, ich hab doch nur gemacht, was sie von mir wollten. Gerade du solltest mich verstehen.«
»Werden wir je wieder in der Lage sein, einander zu vertrauen? Selbst jetzt noch – machst du nur, was sie von dir wollen, oder etwa nicht?«
»Ach bitte«, sagte Alana. »Adam, Süßer. Sei doch nicht so verdammt paranoid.«
»Und ich dachte wirklich, wir hätten eine schöne Beziehung«, sagte ich.
»Es hat Spaß gemacht. Ich hatte eine großartige Zeit.«
»Ach wirklich.«
»Gott, nimm’s doch nicht so ernst, Adam. Es ist doch nur Sex. Und Geschäft. Was ist daran auszusetzen? Vertrau mir, ich habe nichts vorgetäuscht!«
Ich ging weiter und hielt Ausschau nach einem Taxi, aber es war keines in Sicht. Ich kannte diesen Teil der Stadt nicht. Ich hatte mich verlaufen.
»Komm schon, Adam«, sagte sie und fuhr langsam neben mir her. »Steig ein.«
Ich ging weiter.
»Ach, komm schon«, sagte sie mit samtweicher Stimme, die alles anbot, aber nichts versprach. »Steigst du jetzt bitte ein?«