75

Ich wusste, was passiert war.

Als ich am Abend nach Hause fuhr, ließ ich mir alles gründlich durch den Kopf gehen, und je länger ich das tat, desto wütender wurde ich, und je wütender ich wurde, desto schneller und unsicherer fuhr ich.

Wenn ich Wyatt nicht den Vertragsentwurf aus Camillettis Unterlagen besorgt hätte, wäre Wyatt niemals auf Delphos gekommen, die Firma, die Trion kaufen wollte. Je öfter ich daran dachte, desto schlechter fühlte ich mich.

Verdammt, es war Zeit, Wyatt wissen zu lassen, dass es aus war. Ich arbeitete nicht länger für sie.

Ich schloss die Tür zu meiner Wohnung auf, schaltete das Licht ein und steuerte direkt meinen Computer an, um eine E-Mail zu verschicken.

Aber nein.

Arnold Meacham saß an meinem Computer, während ein paar brutal wirkende Typen mit Bürstenhaarschnitt meine Wohnung auseinander nahmen. Mein Zeug war überall verteilt. Alle Bücher waren von den Regalen gerissen worden, mein CD- und mein DVD-Spieler waren auseinander genommen worden, sogar mein Fernseher. Es sah aus, als hätte jemand Randale gemacht, alles durch die Gegend geschmissen, so viel wie möglich zerstört und versucht, so großen Schaden wie möglich anzurichten.

»Was zum Teufel –«, sagte ich.

Meacham blickte gelassen von meinem Computer auf. »Sie Würstchen werden mich nie wieder ignorieren«, sagte er.

Ich musste hier raus, und zwar schnell. Ich wirbelte herum und stürzte zur Tür, die aber wurde gerade von einem weiteren Schläger mit Bürstenhaarschnitt zugeknallt, der sich dann davor aufbaute und mich abwartend anblickte.

Es gab keinen anderen Weg hinaus, es sei denn, man nahm das Fenster, aber ein Sprung aus dem siebenundzwanzigsten Stock schien mir keine gute Idee.

»Was wollen Sie?«, sagte ich zu Meacham und blickte von der Tür zu ihm.

»Haben Sie etwa geglaubt, Sie könnten etwas vor mir verbergen?«, gab Meacham zurück. »Das doch wohl nicht. Kein Banksafe oder sonst wie geartetes Versteck ist vor uns sicher. Ich sehe, dass Sie all meine E-Mails gespeichert haben. Ich wusste nicht, dass Sie so viel Wert darauf legen.«

»Natürlich habe ich das«, gab ich entrüstet zurück. »Ich habe von allem Sicherheitskopien.«

»Das Programm, mit dem Sie die Notizen über die Treffen mit Wyatt, Judith und mir verschlüsselt haben – wurde vor über einem Jahr geknackt, haben Sie das gewusst? Es gibt jetzt weitaus bessere.«

»Gut zu wissen, danke«, sagte ich triefend vor Sarkasmus. Ich versuchte, gleichmütig zu klingen. »Warum verschwinden Sie und Ihre Jungens jetzt nicht einfach, bevor ich die Polizei rufe?«

Meacham schnaubte und machte eine Geste, als wollte er mich zu sich winken.

»Nein.« Ich schüttelte den Kopf. »Ich sagte, Sie und Ihre Kumpanen –«

Ich nahm eine plötzliche, blitzschnelle Bewegung aus dem Augenwinkel wahr, und dann schlug mir etwas auf den Hinterkopf. Ich sackte auf die Knie und schmeckte Blut. Alles um mich herum war dunkelrot. Ich streckte eine Hand aus, um meinen Angreifer zu packen, aber während ich noch hinter mir herumfuchtelte, traf mich ein Fuß in meiner rechten Niere. Ein scharfer Schmerz durchzuckte meinen Oberkörper und warf mich flach auf den Perserteppich.

»Nein«, keuchte ich.

Ein weiterer Tritt, diesmal gegen meinen Kopf, und unglaublich schmerzhaft. Mir tanzten Sternchen vor den Augen.

»Rufen Sie ihn zurück«, stöhnte ich. »Ihr – Kumpel – soll aufhören. Wenn ich zu duselig bin, werde ich vielleicht redselig.«

Etwas Besseres fiel mir nicht ein. Meachams Komplizen wussten wahrscheinlich – wenn überhaupt – nicht viel von dem, was Meacham und ich miteinander zu schaffen hatten. Sie waren bloß die Muskelmänner. Meacham hatte ihnen bestimmt nichts gesagt, wollte bestimmt nicht, dass sie etwas wussten. Vielleicht wussten sie gerade so viel, dass sie gezielt suchen konnten. Aber Meacham würde sie so weit wie möglich aus dem Spiel lassen wollen.

Ich krümmte mich, machte mich auf einen weiteren Tritt gegen den Kopf gefasst, während weiße Lichtpunkte vor meinen Augen tanzten und ich etwas Metallisches im Mund schmeckte. Einen Augenblick lang herrschte Stille; es schien, dass Meacham ihnen signalisiert hatte aufzuhören.

»Was zum Teufel wollen Sie von mir?«, fragte ich.

»Wir machen einen kleinen Ausflug«, antwortete Meacham.

Paranoia
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