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Ein paar Minuten vor fünf war es im Fitnesscenter der Firma noch ziemlich leer. Ich schnappte mir einen elliptischen Trainer und stöpselte die Kopfhörer ein. Während ich mich aufwärmte, zappte ich durch die Kabelsender – MSNBC, CSPAN, CNN, CNBC – und erwischte noch den Börsenschluss. Sowohl der NASDAQ als auch der Dow Jones waren runtergegangen; ein weiterer lausiger Tag. Punkt fünf schaltete ich zum Sender von Trion um, auf dem normalerweise dröges Zeug wie Präsentationen und Trion-Werbung gezeigt wurde.

Das Logo von Trion erschien und dann ein Standbild von Goddard im Trion-Aufnahmestudio – er trug ein dunkelblaues offenes Hemd und sein normalerweise zerzaustes weißes Haar war ordentlich gekämmt. Der Hintergrund war schwarz mit blauen Punkten und sah aus wie der von Larry King auf CNN, nur dass über Goddards rechter Schulter das Logo von Trion prangte. Ich ertappte mich dabei, dass ich wirklich nervös wurde, aber warum bloß? Das war keine Livesendung, sie war gestern aufgenommen worden, und ich wusste genau, was er sagen würde. Aber ich wollte, dass er es gut machte. Ich wollte, dass er die Gründe für die Entlassungen überzeugend und eindrucksvoll darstellte, weil ich wusste, dass eine Menge Leute im Unternehmen ziemlich sauer werden würden.

Ich hätte mir keine Sorgen zu machen brauchen. Er war nicht nur gut, er war hervorragend. In der ganzen, fünf Minuten langen Rede gab es keinen einzigen falschen Unterton. Er startete ganz schlicht mit: »Hallo, ich bin Augustine Goddard, Präsident und Chief Executive Officer von Trion Systems, und heute habe ich die schwierige Aufgabe, Ihnen unangenehme Neuigkeiten mitzuteilen.« Er sprach über die Lage der Industrie, über die Probleme, die Trion seit einiger Zeit hatte. Er sagte: »Ich will nichts beschönigen. Ich werde diese Entlassungen weder ›Freisetzungen‹ noch ›Verschlankungsmaßnahmen‹ nennen.« Er sagte: »In unserem Geschäft gibt niemand gerne zu, wenn die Dinge nicht gut laufen, wenn die Führung eines Unternehmens sich falsche Einschätzungen, Patzer oder Fehler geleistet hat. Nun, ich sage Ihnen hiermit, dass wir Patzer gemacht haben. Fehler. Ich, als Geschäftsführer der Firma, habe Fehler gemacht.« Er sagte: »Ich betrachte den Verlust von wertvollen Mitarbeitern, Mitgliedern unserer Familie, als Anzeichen einer schmerzlichen Niederlage.« Er sagte: »Entlassungen sind wie eine schreckliche Fleischwunde – sie beeinträchtigen den ganzen Körper.« Man hätte den Mann umarmen und ihm sagen wollen: Ist schon okay, es ist nicht dein Fehler, wir verzeihen dir. Er sagte: »Ich möchte Ihnen versichern, dass ich die volle Verantwortung für diesen Rückschlag übernehmen und alles in meiner Macht Stehende tun werde, um dieses Unternehmen wieder in eine starke Position zu bringen.« Er sagte, dass er die Firma manchmal als Hundeschlitten betrachte, sich selbst aber nicht als Mann mit der Peitsche, sondern als Leithund. Er sagte, bekanntlich hätte er sich seit Jahren gegen Entlassungen gewehrt, aber manchmal müsse man eben schmerzhafte Entscheidungen treffen, um überhaupt dabeizubleiben. Er verprach, dass seine Führungsriege sich um jede einzelne Person kümmern würde, die von den Entlassungen betroffen wäre; er sagte, er glaube, Trions Abfindungspakete seien die besten in der gesamten Industrie – und das Mindeste, was sie für loyale Angestellte tun könnten. Am Ende sprach er darüber, wie Trion gegründet wurde und dass die Veteranen der Industrie immer und immer wieder Trions Untergang vorhergesagt hätten, doch dass das Unternehmen aus jeder Krise stärker als je zuvor hervorgegangen wäre. Als er fertig war, hatte ich Tränen in den Augen und vergessen, meine Füße zu bewegen. Ich stand dort auf dem Trainingsgerät und starrte wie ein Zombie auf den winzigen Bildschirm. Ich hörte laute Stimmen in der Nähe, blickte mich um und sah, wie sich Grüppchen von Leuten bildeten, die entweder lebhaft aufeinander einredeten oder fassungslos vor sich hinblickten. Dann entfernte ich meinen Kopfhörer und widmete mich meinem Training, während das Fitnesscenter sich langsam füllte.

Ein paar Minuten später stieg jemand auf das Gerät neben meinem, eine Frau mit Lycra-Klamotten und tollem Hintern. Sie stöpselte ihren Kopfhörer in den Bildschirm, fummelte eine Weile daran herum und klopfte mir dann auf die Schulter. »Können Sie auf Ihrem Kopfhörer die Lautstärke regulieren?«, fragte sie. Ich erkannte die Stimme, bevor ich Alanas Gesicht sah. Ihre Augen weiteten sich. »Was machst du denn hier?«, fragte sie schockiert und anklagend zugleich.

»O Gott«, sagte ich. Ich war ehrlich verwirrt; das musste ich nicht vortäuschen. »Ich arbeite hier.«

»Wirklich? Ich auch. Das ist ja komisch.«

»Wow.«

»Das hast du mir gar nicht erzählt – aber ich hab ja auch nicht gefragt, oder?«

»Das ist ja unglaublich«, sagte ich. Jetzt fing ich an, ihr was vorzuspielen, und das vielleicht nicht überzeugend genug. Sie hatte mich kalt erwischt, obwohl ich gewusst hatte, dass das passieren konnte, und ironischerweise war ich zu durcheinander, um wirklich überrascht zu klingen.

»Was für ein Zufall«, sagte sie. »Unfassbar.«

Paranoia
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