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Nicholas Wyatt war ein Furcht einflößender Mann. Ich hatte ihn bis jetzt nicht persönlich kennen gelernt, sondern nur im Fernsehen gesehen, bei CNBC und auf der Homepage der Firma, wo Ansprachen auf Video von ihm gesendet wurden. Und ein paar Mal in den drei Jahren, die ich in dem von ihm gegründeten Unternehmen arbeitete, hatte ich sogar einen Blick von ihm erhaschen können. Von nahem war er noch einschüchternder als sonst. Seine Haut war tief gebräunt, und sein Haar, das schwarz glänzte wie frisch polierte Schuhe, hatte er mit Gel straff zurückgekämmt. Seine Zähne waren vollkommen ebenmäßig und Las-Vegas-weiß.

Er war sechsundfünfzig, sah aber nicht aus, wie auch immer man mit sechsundfünfzig aussehen soll. Ganz gewiss jedenfalls sah er nicht aus wie mein Dad mit sechsundfünfzig, der schon in seinen so genannten besten Jahren ein dickbäuchiger, alter Mann mit beginnender Glatze war. Dieses Sechsundfünfzig war etwas ganz anderes.

Ich hatte keine Ahnung, was ich hier sollte. Was konnte der Chief Executive Officer des Unternehmens, nach all dem, was Meacham bereits angedroht hatte, noch in petto haben? Tod durch tausend Papierschnitte? Lebendig von einem Wildschwein gefressen werden?

Insgeheim hatte ich flüchtig die Vorstellung, er würde mir auf die Schulter klopfen, mir für meine gute Nummer gratulieren und sagen, ihm gefiele mein Sportsgeist, meine Chuzpe. Aber dieser traurige kleine Tagtraum schrumpfte so schnell, wie er sich in mein verzweifeltes Hirn geschlichen hatte. Nicholas Wyatt war kein Basketball spielender Priester. Er war ein nachtragender Hurensohn.

Ich hatte Geschichten über ihn gehört. Ich wusste, wenn man schlau war, achtete man darauf, ihm aus dem Weg zu gehen. Man hielt den Blick gesenkt und versuchte, nicht seine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Er war berüchtigt für seine Ausraster, seine Wutanfälle und Verbalattacken. Er war bekannt dafür, Leute fristlos zu feuern und dann vom Sicherheitsdienst zum Ausgang eskortieren zu lassen, nachdem der betreffende Schreibtisch unter Aufsicht geräumt worden war. Bei den Konferenzen der Führungsetage pickte er sich immer einen heraus, den er dann die ganze Zeit demütigte. Man kam ihm nicht mit schlechten Neuigkeiten oder verschwendete auch nur eine Sekunde seiner Zeit. Wenn man das Pech hatte, eine PowerPoint-Präsentation für ihn machen zu müssen, ging man sie so lange durch, bis sie perfekt war, aber wenn es dann auch nur eine einzige Panne gab, unterbrach er einen gleich und schrie: »Ich glaub’s einfach nicht!«

Es hieß, er sei im Gegensatz zu früher schon viel moderater geworden, aber moderater als was? Er war Gewichtheber und Triathlet und bis zur Bösartigkeit konkurrenzbewusst. Typen, die im firmeneigenen Fitnessstudio trainierten, sagten, er würde ständig die Sportasse zu Klimmzug-Wettkämpfen herausfordern. Er verlor nie, und wenn der andere aufgab, spöttelte er: »Soll ich noch weitermachen?« Es hieß, er hätte einen Körper wie Arnold Schwarzenegger, wie ein braunes Kondom, das mit Walnüssen gestopft ist.

Er war nicht nur wahnsinnig versessen darauf zu gewinnen, sondern er genoss seinen Sieg nur, wenn er den Verlierer bloßstellte. Auf einer Weihnachtsparty der Firma schrieb er einmal ›Trion Systems‹, den Namen seines Hauptkonkurrenten, auf eine Weinflasche und schmetterte sie, unter Beifallsrufen und Pfiffen etlicher Angetrunkener, gegen die Wand.

Er leitete ein Unternehmen mit hohem Testosteronspiegel. Seine Topmanager kleideten sich alle wie er, in Siebentausend-Dollar-Anzüge von Armani oder Prada, Brioni oder Kiton oder anderen Designern, von denen ich noch nicht mal gehört hatte. Und sie ließen sich seinen Scheiß bieten, weil sie Ekel erregend gut dafür entschädigt wurden. Alle kannten den Witz über ihn: Was ist der Unterschied zwischen Gott und Nicholas Wyatt? Gott denkt nicht, er sei Nicholas Wyatt.

Nick Wyatt schlief drei Stunden pro Nacht und aß zum Frühstück und Mittagessen nur Proteinriegel, er war ein Nuklearreaktor nervöser Energie, der ständig schwitzte. Die Leute nannten ihn den ›Exterminator‹. Er regierte mit Hilfe von Furcht und vergaß nie einen Affront. Als eine seiner Exfreundinnen als Geschäftsführerin einer großen High-Tech-Firma gefeuert wurde, sandte er ihr einen Kranz schwarzer Rosen – seine Sekretärinnen wussten immer, wo man schwarze Rosen bekam. Der Spruch, für den er berühmt war, der Satz, den er so oft wiederholte, dass er über dem Haupteingang in Granit gemeißelt oder als Bildschirmschoner auf jedem Schreibtisch zu sehen sein sollte, lautete: »Natürlich bin ich paranoid. Ich erwarte, dass jeder, der für mich arbeitet, paranoid ist. Erfolg erfordert Paranoia.«

Ich folgte Wyatt vom Sicherheitsdienst zu seinen Räumlichkeiten auf der Führungsetage, und das war nicht ganz leicht, denn er war ein Powerwalker. Fast musste ich rennen. Hinter mir kam Meacham, der ein schwarzes Lederportfolio wie einen Schlagstock schwang. Als wir uns der Führungsetage näherten, wechselten die Wände von weißen Gipsplatten zu Mahagonivertäfelung, und der Teppich wurde weich und flauschig. Dann waren wir in seinem Büro, seinem Reich.

Seine beiden verblüffend ähnlichen Sekretärinnen, eine blond, eine schwarz, blickten auf und strahlten ihn an, als wir an ihnen vorbeizogen. Er sagte: »Linda, Yvette«, als würde er sie betiteln. Ich war nicht überrascht, dass beide aussahen wie Models – alles hier war erlesen, wie die Wände, der Teppich und die Möbel. Ich fragte mich, ob ihr Aufgabenbereich auch einige unkonventionellere Pflichten umfasste, zum Beispiel Blowjobs. Jedenfalls kursierte das Gerücht.

Wyatts Büro war riesig. Hier hätte ein ganzes bosnisches Dorf Platz gefunden. Zwei der Wände bestanden vollständig aus Glas, und der Blick auf die Stadt war unglaublich. Die anderen Wände waren aus edlem dunklem Holz, die mit gerahmten Titelbildern der Fortune, der Forbes und der Business Week bedeckt waren, alle mit seiner Visage drauf. Ich glotzte großäugig darauf, als ich im Laufschritt daran vorbeieilte. Es gab auch ein Bild von ihm und ein paar anderen Typen zusammen mit Prinzessin Diana. Und eines von ihm in trauter Dreisamkeit mit George Bush Senior und Junior.

Er führte uns zu einer ›Sitzgruppe‹, die aus einem schwarzledernen Sofa mit Ziernähten und passenden Sesseln bestand und aussah, als käme sie direkt aus dem Museum of Modern Art. Er ließ sich in eine Ecke des riesigen Sofas sinken.

Mir schwirrte der Kopf. Ich war desorientiert, in einer anderen Welt. Ich konnte mir nicht vorstellen, was ich hier, in Nicholas Wyatts Büro, sollte. Vielleicht war er einer dieser Jungen gewesen, denen es Spaß machte, Insekten mit der Pinzette die Beine auszureißen, bevor er sie mit der Lupe bei lebendigem Leib verschmorte.

»Das war eine ziemlich raffinierte Nummer, die Sie da abgezogen haben«, sagte er. »Höchst beeindruckend.«

Ich lächelte und zog bescheiden den Kopf ein. Leugnen kam jetzt nicht mehr in Frage. Gott sei Dank, dachte ich. Es sah aus, als hätten wir die Schulterklopf-Chuzpe-Richtung eingeschlagen.

»Aber niemand tritt mir in die Eier und kommt damit durch, das sollten Sie wissen. Ich meine gottverdammt niemand

Jetzt hatte er Pinzette und Lupe ’rausgeholt.

»So, wie sieht’s aus, Sie sind seit drei Jahren im Product Lifecycle Management, Ihre Leistungsbeurteilungen sind mau, in Ihrer ganzen Zeit hier haben Sie keine Gehaltserhöhung oder Beförderung bekommen; Sie arbeiten pro forma, tun so als ob. Nicht gerade ehrgeizig, oder?« Er sprach schnell, was mich noch nervöser machte.

Ich lächelte wieder. »Ich schätze, nein. Ich hab wohl andere Prioritäten.«

»Zum Beispiel?«

Ich zögerte. Jetzt hatte er mich. Ich zuckte die Achseln.

»Jeder muss sich für irgendwas begeistern, sonst ist er einen Dreck wert. Sie begeistern sich offensichtlich nicht für Ihre Arbeit, wofür also dann?«

Ich bin eigentlich fast nie um Worte verlegen, aber dieses Mal fiel mir einfach nichts Cleveres ein. Meacham starrte mich ebenfalls an, mit einem hässlichen, sadistischen kleinen Lächeln in seinem messerscharfen Gesicht. Ich musste daran denken, dass es Typen in der Firma gab, auch in meiner Abteilung, die sich ständig überlegten, wie sie dreißig Sekunden mit Wyatt bekamen, in einem Aufzug beispielsweise oder bei der Vorstellung eines Produkts. Sie hatten sogar eine kleine »Aufzugrede« vorbereitet. Und ich saß hier im Büro des großen Mannes und war stumm wie eine Schaufensterpuppe.

»Sind Sie in Ihrer Freizeit Schauspieler?«

Ich schüttelte den Kopf.

»Nun, darin sind Sie jedenfalls gut. Ein echter, gottverdammter Marlon Brando. Beim Großkundenverkauf für Routers sind Sie mau, aber als Verscheißerer sind Sie olympiareif.«

»Wenn das ein Kompliment sein soll, danke ich Ihnen, Sir.«

»Ich höre, Sie geben auch einen verdammt guten Nick Wyatt – stimmt das? Lassen Sie mal sehen.«

Ich wurde rot und schüttelte den Kopf.

»Wie auch immer, Fazit ist, Sie haben mich beschissen und scheinen zu glauben, Sie kämen damit durch.«

Ich setzte einen erschrockenen Blick auf. »Nein, Sir, ich glaube nicht, dass ich damit durchkomme.«

»Ersparen Sie mir das. Ich brauch nicht noch eine Vorstellung. Sie haben mich schon verblüfft.« Er schnippte mit den Fingern wie ein römischer Kaiser, und Meacham übergab ihm eine Mappe. Er sah sie sich an. »Ihre Punktzahl beim Eignungstest ist im Spitzenbereich. Auf dem College hatten Sie Technik als Hauptfach, welche Richtung?«

»Elektrotechnik.«

»Sie wollten mal Engineer werden?«

»Mein Dad wollte, dass ich etwas als Hauptfach nehme, mit dem ich später mal einen anständigen Job bekäme. Ich wollte eigentlich Leadgitarre bei Pearl Jam spielen.«

»Waren Sie gut?«

»Nein«, gab ich zu.

Er verzog das Gesicht zu einem halben Lächeln. »Sie haben fünf Jahre fürs College gebraucht. Was war da los?«

»Ich flog für ein Jahr ’raus.«

»Ich weiß Ihre Ehrlichkeit zu schätzen. Zumindest versuchen Sie es nicht mit dieser ›Jahr im Ausland‹-Masche. Was ist passiert?«

»Ich hab mir einen dummen Scherz erlaubt. Da ich ein schlechtes Semester hinter mir hatte, verschaffte ich mir Zugang ins Computersystem des Colleges und änderte meine Noten. Und die von meinem Zimmergenossen.«

»Also war’s ein alter Trick.« Er sah auf seine Uhr, blickte dann kurz zu Meacham und dann wieder zu mir. »Ich habe Ihnen einen Vorschlag zu machen, Adam.« Mir gefiel nicht, wie er meinen Vornamen aussprach; es war unheimlich. »Einen sehr guten Vorschlag. Genauer gesagt, ein äußerst großzügiges Angebot.«

»Danke, Sir.« Ich hatte keine Ahnung, wovon er sprach, wusste aber, dass es weder gut noch großzügig sein konnte.

»Allerdings werde ich leugnen, jemals gesagt zu haben, was ich jetzt zu Ihnen sage. Und sollten Sie es jemals weitererzählen, werde ich es nicht nur leugnen, sondern ich werde Sie auch wegen gottverfluchter Rufschädigung verklagen, ist das klar? Ich werde Sie verdammt noch mal zerquetschen.« Was er auch meinte, er hatte die Mittel dazu. Er war Milliardär, der dritt- oder viertreichste Mann in Amerika, und bevor unser Aktienkurs einbrach, war er die Nummer zwei. Er wollte der Reichste sein – hatte es auf Bill Gates’ Platz abgesehen – aber das schien kaum machbar.

Mir hämmerte das Herz. »Sicher.«

»Sind Sie sich über Ihre Lage im Klaren? Hinter Tür Nummer eins erwarten Sie sicher – gottverdammt sicher – mindestens zwanzig Jahre Gefängnis. Also gibt’s das oder das, was hinter dem Vorhang auf Sie wartet. Gehen wir aufs Ganze?«

Ich schluckte. »Sicher.«

»Dann will ich Ihnen sagen, was hinter dem Vorhang wartet, Adam. Eine viel versprechende Zukunft für einen cleveren Technikhauptfächler wie Sie, Sie müssen nur nach den Regeln spielen. Meinen Regeln.«

Mein Gesicht brannte.

»Ich möchte, dass Sie ein spezielles Projekt für mich übernehmen.«

Ich nickte.

»Sie sollen einen Job bei Trion annehmen.«

»Bei … Trion Systems?« Ich verstand nicht.

»In der Marketingabteilung für neue Produkte. In diesem Unternehmen gibt es ein paar offene Stellen in strategisch günstigen Positionen.«

»Aber man würde mich doch nie im Leben einstellen.«

»Da haben Sie Recht, Sie würde man niemals einstellen. Nicht einen faulen Sack wie Sie. Aber einen Superstar bei Wyatt, einen Überflieger, eine zukünftige Supernova würde man innerhalb einer Nanosekunde einstellen.«

»Ich kann Ihnen nicht folgen.«

»Ein cleveres Kerlchen wie Sie? Na, jetzt haben Sie aber ein paar Punkte beim IQ-Test verloren. Kommen Sie schon, Sie kleiner Scheißer. Der Lucid – das war doch Ihr Baby, oder?«

Er sprach von Wyatt Telecoms Spitzenprodukt, diesem All-in-one-PDA, einer Art Palm Pilot auf Steroiden. Einem unglaublichen Toy. Ich hatte nichts damit zu tun. Ich besaß noch nicht mal einen.

»Das würde man mir niemals abnehmen«, sagte ich.

»Hören Sie mir gut zu, Adam. Meine besten geschäftlichen Entscheidungen treffe ich aus dem Bauch heraus, und mein Bauch sagt mir, dass Sie die Nerven, den Kopf und das Talent dazu haben. Also ja oder nein?«

»Sie möchten, dass ich Ihnen regelmäßig Bericht erstatte, ja?«

Er senkte seinen stählernen Blick auf mich. »Mehr als das. Ich möchte, dass Sie mir Informationen besorgen.«

»Also wie ein Spion. Eine Art Maulwurf.«

Er drehte seine Handflächen nach oben, als wollte er sagen: Sind Sie ein Volltrottel oder was? »Nennen Sie’s, wie Sie wollen. Bei Trion gibt es einiges an wertvollem geistigem Eigentum, das ich in die Finger kriegen will, und das Sicherheitssystem dort ist so gut wie nicht zu knacken. Nur ein Insider hat Zugriff auf das, was ich will, und zwar nicht irgendein Insider. Ein Major Player. Also wirbt man entweder einen an, kauft sich einen, oder man schmuggelt einen rein. Und hier haben wir einen smarten, sympathischen jungen Mann mit besten Referenzen – da denke ich doch, dass wir ziemlich gute Aussichten haben.«

»Und was ist, wenn ich geschnappt werde?«

»Das werden Sie nicht«, antwortete Wyatt.

»Und was, wenn doch?«

»Wenn Sie Ihren Job richtig machen«, meldete sich Meacham, »dann werden Sie nicht geschnappt. Und wenn Sie was vermasseln und Sie doch geschnappt werden – nun, dann sind wir ja noch da. Wir schützen Sie.«

Irgendwie konnte ich das nicht glauben. »Aber die werden doch total misstrauisch sein.«

»Weswegen?«, fragte Wyatt. »In dieser Branche wechseln die Leute ständig das Unternehmen. Die Topleute schnappt man sich. Wie tief hängende Früchte. Sie haben gerade einen großen Erfolg bei Wyatt gelandet, und vielleicht bekommen Sie nicht ganz das, was Sie bekommen sollten, Sie wollen mehr Verantwortung, bessere Möglichkeiten, mehr Geld – der übliche Scheiß eben.«

»Das werden die doch sofort durchschauen.«

»Nicht, wenn Sie Ihre Sache richtig machen«, widersprach Wyatt. »Sie werden sich mit Produktmarketing vertraut machen müssen, Sie werden verdammt noch mal brillant sein müssen, Sie werden härter arbeiten müssen als je zuvor in Ihrem erbärmlichen Leben. Sie werden sich wirklich den Arsch aufreißen müssen. Nur ein Major Player bekommt, was ich haben will. Wenn Sie es bei Trion mit Ihrer So-tun-als-ob-Masche versuchen, werden Sie entweder abgeschossen oder beiseite geschoben, und dann ist unser kleines Experiment vorbei. Und auf Sie wartet Tür Nummer eins.«

»Ich dachte, alle Typen für neue Produkte würden einen Wirtschaftsabschluss brauchen.«

»Ach was, Goddard hält so was für Quatsch – und in diesem Punkt stimmen wir ausnahmsweise mal überein. Er denkt, so was würde einen nur beschränken. Apropos: beschränken.« Er schnippte mit den Fingern, und Meacham reichte ihm etwas, ein kleines Metalldöschen, das mir bekannt vorkam. Ein Altoid-Döschen. Er ließ den Deckel aufschnellen. In dem Döschen befanden sich weiße Tabletten, die aussahen wie Aspirin, aber kein Aspirin waren. Und mir entschieden vertraut vorkamen. »Sie werden aufhören müssen mit dieser Scheiße, diesem Ecstasy oder wie Sie das nennen.« Dieses Döschen hatte ich immer zu Hause auf meinem Couchtisch. Ich fragte mich, wann und wie sie daran gekommen waren, war aber zu benommen, um mich aufzuregen. Er ließ das Döschen in einen kleinen schwarzen Lederpapierkorb fallen, der neben dem Sofa stand. Es schlug mit einem dumpfen Geräusch auf. »Das Gleiche gilt für Pot, Sprit, den ganzen Scheiß. Reißen Sie sich zusammen und starten Sie Ihre Höhenflüge ohne das, Mann.«

Das schien mir das kleinste Problem. »Und was ist, wenn ich nicht genommen werde?«

»Tür Nummer eins.« Er lächelte böse. »Und packen Sie nicht Ihre Golfschuhe ein, sondern Gleitmittel.«

»Auch wenn ich mein Bestes gebe?«

»Ihr Job besteht darin, es nicht zu vermasseln. Mit den Referenzen von uns und einem Coach wie mir gibt es für Sie keinerlei Ausrede.«

»Und über welche Bezahlung sprechen wir?«

»Welche Bezahlung? Was weiß denn ich? Glauben Sie mir, es wird jedenfalls verflucht viel mehr sein, als Sie hier bekommen. Auf jeden Fall sechsstellig.« Ich versuchte, ein Schlucken zu unterdrücken.

»Zusätzlich zu meinem Gehalt hier.«

Er wandte mir sein straffes Gesicht zu und starrte mich unbewegt an. In seinen Augen lag nicht der geringste Ausdruck. Botox?, fragte ich mich. »Sie wollen mich wohl verarschen.«

»Ich gehe schließlich ein enormes Risiko ein.«

»Bitte? Ich gehe hier das Risiko ein. Sie sind eine gottverdammte Blackbox für mich, ein dickes, fettes Fragezeichen.«

»Wenn Sie das wirklich meinten, hätten Sie mir nicht das Angebot gemacht.«

Er wandte sich zu Meacham. »Ich glaub’s einfach nicht.«

Meacham sah aus, als hätte er ein Stück Scheiße verschluckt. »Du kleiner Wichser«, sagte er. »Ich sollte jetzt auf der Stelle das Telefon nehmen …«

Wyatt hielt gebieterisch eine Hand in die Höhe. »Ist schon okay. Er hat Nerven. Das gefällt mir. Wenn Sie genommen werden und Ihren Job gut machen, gibt’s doppelt Geld. Aber wenn Sie’s versauen …«

»Ich weiß schon«, sagte ich. »Tür Nummer eins. Lassen Sie mich darüber nachdenken, ich melde mich morgen bei Ihnen.«

Wyatt klappte die Kinnlade herunter und starrte mich ungläubig an. Er schwieg eine Weile und sagte dann in eisigem Ton: »Sie haben Zeit bis morgen früh neun Uhr. Bis der Staatsanwalt in sein Büro kommt.«

»Ich rate Ihnen, kein Wort von all dem weiterzuerzählen, weder Ihren Kumpeln noch Ihrem Vater noch sonstwem«, schaltete Meacham sich ein. »Oder Sie werden nicht mehr wissen, wo hinten und vorne ist.«

»Ist mir klar«, antwortete ich. »Sie brauchen mir nicht zu drohen.«

»Oh, das ist keine Drohung«, gab Nicholas Wyatt zurück. »Das ist ein Versprechen.«

Paranoia
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