Anmerkungen und Erläuterungen
Die Handlung ist in dem Zeitraum zwischen
Februar 1801 und April 1809 angesiedelt; daneben gibt es zahlreiche
Rückblenden in die Zeit der Französischen Revolution (1789 bis
1794) und des an die Revolutionsregierung anschließenden
Direktoriums, das von Ende 1795 bis 1799 bestand und mit Napoleon
Bonapartes Staatsstreich vom 18. Brumaire (9. November) 1799
gestürzt und durch die Regierungsform des dreiköpfigen Konsulats
ersetzt wurde (mit Bonaparte als Erstem Konsul und einem Zweiten
und Dritten Konsul mit lediglich beratender Stimme in den
Regierungsgeschäften, die nicht ohnehin dem Ersten Konsul allein
oblagen); nicht gespart wird mit Andeutungen, in denen die
unheilschwangeren Worte Waterloo und Sankt Helena fallen.
Dumas beschäftigte sich leidenschaftlich und
engagiert mit der Zeitgeschichte und recherchierte akribisch, wobei
er die Hilfe eines ganzen Stabs bezahlter Mitarbeiter in Anspruch
nahm. Die Beschreibungen von Bällen, Bespitzelungsaktionen,
Gefechten, Hinrichtungen und Unterredungen der historisch
verbürgten Personen halten sich äußerst zuverlässig an die von ihm
verwendeten Dokumente, die der Herausgeber Claude Schopp überprüft
und im Anhang aufgeführt hat.
Anmerkungen des Autors, wie sie in den
Fortsetzungsabdrucken im Moniteur universel eingerückt
waren, sind in Entsprechung dazu als Fußnoten aufgeführt. Für die
deutsche Ausgabe wurde der Anmerkungsapparat des Herausgebers
bearbeitet und ergänzt; nicht aufgenommen wurden Querverweise auf
einzelne Passagen aus Romanen Alexandre Dumas’, die nur einem des
Französischen mächtigen Leserkreis bekannt sein können. Eine
Zeittafel wurde angefügt, um die Orientierung in einem Geschehen zu
erleichtern, das der Autor kunstvoll und spannungsreich und nicht
selten verwirrend mit häufigen Schauplatzwechseln und Zeitsprüngen
erzählt. Französische Titel und Anredeformen wurden beibehalten. In
der Originalausgabe wurden Flüchtigkeitsfehler beziehungsweise
Druckfehler und orthographische Unklarheiten stillschweigend
bereinigt; kleinere Unstimmigkeiten inhaltlicher Natur werden dem
aufmerksamem Leser nicht entgehen – wenn eine Brigg sich
unversehens in einen Kutter verwandelt,
aus dreihundert Kombattanten vierhundert werden, wenn Bonaparte
sich etliche Kapitel zu spät entsinnt, dass er früher einmal in
Madame Permon verliebt war, oder wenn die Belagerung und Eroberung
von Gaeta durch die Franzosen nach der Schlacht von Jena und
Auerstädt stattfindet (und nicht ein halbes Jahr vorher), sind dies
anschauliche Beispiele für die Arbeitsweise eines Verfassers von
Fortsetzungsromanen, den in diesem Fall der Tod der Möglichkeit
beraubte, vor einer Buchveröffentlichung Ungereimtheiten
auszuräumen und Schönheitsfehler zu tilgen.
Das »Ausleihen« ganzer Kapitel aus früheren
Dumas-Romanen, das akribische Nacherzählen von Reiseführern und
ausgiebiges Zitieren und Paraphrasieren lassen sich mit der
Erfordernis erklären, die täglichen Fortsetzungen zu liefern; Dumas
befand sich wie üblich in Zeitnot und Geldnot, aber Krankheit und
Erschöpfung erschwerten ihm in den letzten Lebensjahren seine
Galeerensklaventätigkeit nicht unbeträchtlich. Für eine spätere
Buchausgabe hätte er den Text seines letzten Romans vermutlich
erheblich gestrafft und um allzu offenkundig entbehrliche Kapitel
erleichtert.
Angaben zu deutschen Ausgaben der Quellen, die
Dumas für seinen Roman verwendet hat, finden sich am Ende der
Anmerkungen.
Kapitel 1: Joséphines
Schulden
Die Selbstverständlichkeit, mit der Dumas schon
auf der ersten Seite des Romans anspricht, dass das Romangeschehen
fortsetzt, wovon die Romane Les Compagnons de Jéhu
(erschienen 1857) und Les Blancs et les Bleus (erschienen
1867; der Titel spielt auf die Bezeichnungen für königstreue
Rebellen und loyale Republikaner an) handelten, mag auf den ersten
Blick befremden, doch ein so populärer Autor wie Dumas konnte sich
darauf verlassen, dass seine vorausgegangenen Bürgerkriegsromane
einem breiten Publikum vertraut waren.
Als Quelle für die Schilderung von
Lebensumständen und Tagesablauf des Ersten Konsuls im
Tuilerienpalast hat Dumas die Erinnerungen von Bonapartes
Jugendfreund und zeitweiligem Sekretär Louis Antoine Fauvelet de
Bourrienne benutzt, die 1829 erschienen waren (Mémoires de M. de
Bourrienne, ministre d’État, sur Napoléon, le Directoire, le
Consulat, l’Empire et la Restauration); auf Bourriennes
Erinnerungen basieren auch die Ausführungen zu Joséphines
Verschwendungssucht.
Der Begriff Citoyen bezeichnete im späten 18.
Jahrhundert den stimmoder
wahlberechtigten Bewohner einer Stadt (cité); seit dem 10.
Brumaire des Jahres II (31. Oktober 1793) waren per Dekret des
Konvents Citoyen und Citoyenne als einzig erlaubte demokratische
Anrede anstelle der verbotenen Formen Monsieur und Madame wie auch
das Duzen anstelle des Siezens Vorschrift; unter Kaiser Napoleon I.
wurden diese Verordnungen 1804 aufgehoben.
Der republikanische Kalender wurde am 5. Oktober
1793 vom Konvent verabschiedet und trat rückwirkend in Kraft – der
erste Tag des Jahres eins der Republik war der 22. September (1.
Vendémiaire) 1792, wobei zufälligerweise das Datum der Tag- und
Nachtgleiche mit dem Datum der Erklärung der Republik identisch
ist. Das Jahr hatte zwölf Monate und begann im Herbst mit dem
»Weinlesemond« Vendémiaire, gefolgt von Brumaire (Nebelmonat),
Frimaire (Reifmonat), Nivôse (Schneemonat), Pluviôse (Regenmonat),
Ventôse (Windmonat), Germinal (Keimmonat), Floréal (Blütemonat),
Prairial (Wiesenmonat), Messidor (Erntemonat), Thermidor
(Hitzemonat) und Fructidor (Fruchtmonat). Der Monat bestand aus
dreißig Tagen oder drei Dekaden, und am Jahresende wurde das Jahr
durch fünf (in Schaltjahren sechs) Feiertage ergänzt, die
Sansculotiden. Die Tage der Dekaden waren mit Ordnungsnamen
bezeichnet: Primidi, Duodi usw., Ruhetage waren Quintidi und
Dekadi.
Am 31. Dezember 1805 war es mit der
republikanischen Zeitmessung vorbei. Während der Pariser Kommune
1871 wurde sie für kurze Zeit wiederbelebt.
Der Tuilerienpalast (zwischen Louvre und
Tuileriengarten gelegen) wurde während der Pariser Kommune in Brand
gesteckt und 1882 abgerissen.
Der Louisdor war die 1640 unter Ludwig XIII.
eingeführte Hauptgoldmünze, ursprünglich im Wert von zehn Livres,
die bis 1793 geprägt wurde; die 1803 erstmals ausgegebenen
Goldmünzen im Wert von zwanzig Francs oder Livres wurden bald als
Napoleondor, kurz Napoleon, bekannt. Der Franc oder Franken ist
seit 1795 Einheit des französischen Münzfußes und entspricht
zwanzig Sous oder hundert Centimes.
Kapitel 2: Wie es dazu kam, dass die
Freie und Hansestadt Hamburg Joséphines Schulden bezahlte
Der Bittbrief zu Beginn des zweiten Kapitels
entstammt wörtlich dem vierten Band der Erinnerungen
Bourriennes.
Kapitel 3: Die Compagnons de
Jéhu
Die konterrevolutionären Gruppierungen, die seit
den ersten Tagen der Revolutionsregierung fern von Paris offen oder
heimlich gegen den jakobinischen Obrigkeitsterror agitierten und
kämpften, hatten wesentlich länger Bestand als ihre ursprüngliche
Gegnerschaft.
Die Chouans (abgeleitet von chat-huant,
»Waldkauz«, mit dessen Ruf die Chouans sich verständigten) waren
bereits ab 1791 im Maine und in der Bretagne als Guerillabewegung
aktiv; der große Aufstand in der benachbarten Vendée brach im März
1793 aus – nicht unbedingt aus Königstreue der Bauern und
Landadeligen, sondern eher als Revolte gegen die neue wohlhabende
Klasse der städtischen Bourgeoisie – und mündete in einen
regelrechten Bügerkrieg, der am Jahresende mit der vernichtenden
Niederlage der Aufständischen ein vorläufiges Ende fand; gegen die
Partisanentrüppchen allerdings blieb die Regierung machtlos, und
selbst der Genozid an der Bevölkerung durch die Vergeltungs- und
Präventivschläge der berüchtigten, wahllos brandschatzenden und
mordenden colonnes infernales des Generals Turreau konnte
die immer wieder aufflackernden Unruhen nicht ersticken; erst
Bonaparte gelang um 1800 eine Befriedung der Vendée durch
Versöhnung.
Als terreur blanche wurden die
Repressalien gegen die ehemaligen Terroristen jakobinischer Prägung
bezeichnet, die im Frühsommer 1795 in Lyon, Marseille und Avignon
ausbrachen; eine zweite, schwächere Welle erfasste im Sommer 1799
die Vendée, die Normandie, das Maine und abermals den Süden.
Den Namen der Compagnons de Jéhu (»Gefährten
Jehus«), die in und um Lyon herum tätig waren, erklärt Dumas völlig
zutreffend mit dem Zitat aus dem 2. Buch Richter, 9 und 10; es ist
verblüffend, wie viele seriöse Historiker sich noch heute über den
Ursprung dieser Bezeichnung den Kopf zerbrechen. Auf dem
benachbarten Terrain der Provence und des Gard operierte die
Compagnie du Soleil. Beide Insurgentenbewegungen wurden zweifellos
von emigrierten Royalisten und von der englischen Regierung
alimentiert.
Roland de Montrevel und Alfred de Barjols sind
fiktive Figuren. Eine Dynastie de la Baume-Montrevel ist im frühen
17. Jahrhundert erloschen.
Kapitel 6: Der Kampf der
Hundert
Bei der sogenannten Schlacht der Dreißig handelt
es sich um eine Episode des bretonischen Erbfolgekriegs; am 27.
März 1351 wurde dieser Kampf zwischen je dreißig Vertretern des
französischen Heeres und der englischen Belagerer ausgefochten und
von den Franzosen gewonnen.
Kapitel 8: Die Begegnung
Die in diesem Kapitel zitierten Meldungen des
Moniteur sind von Dumas stark ausgeschmückt; die Zeitung
Gazette nationale ou le Moniteur universel war anlässlich
der Einberufung der Generalstände im Frühjahr 1789 gegründet worden
und bildete seit Dezember 1799 das offizielle Organ der
Republik.
Der erste Brief des späteren Ludwig XVIII. vom
20. Februar 1800 oder dem 1. Ventôse des Jahres VIII an Bonaparte
ist nach Bourriennes Erinnerungen wiedergegeben, ebenso der zweite,
nicht datierte, sowie Bonapartes Antwortschreiben vom 7. September
1800 (20. Fructidor VIII).
George Monk oder Monck, erster Herzog von
Albemarle, General im englischen Bürgerkrieg, erreichte nach
Cromwells Tod die Ablösung des Langen Parlaments durch ein neues
Parlament, das zur Wiedereinführung der Monarchie verpflichtet war,
und ermöglichte dadurch die Inthronisierung Karls II.
Das Sueton-Zitat (ornandum et tollendum)
lautet korrekt: ornandum tollendumque (»schmücken und
erheben«) und entstammt dem Abschnitt über Augustus in seinem
Leben der Cäsaren (um 120 n. Chr. erschienen).;
tollere heißt pikanterweise auch »aufknüpfen«.
Kapitel 9: Zwei Waffenbrüder
Madame de Sourdis und ihre Tochter Claire sind
ebenso wie Hector de Sainte-Hermine und seine Familie fiktives
Romanpersonal. Der Name Sainte-Hermine ist bei einem alten
französischen Adelsgeschlecht aus der Vendée entlehnt, das
allerdings keinen aktiven Konterrevolutionär zu seinen Mitgliedern
zählte, aber mit einem Geschlecht der Sourdis verwandt war.
Kapitel 10: Zwei junge
Mädchen
Von April bis August 1794 war Joséphine de
Beauharnais im Carmes-Gefängnis inhaftiert; ihr Ehemann, vormals
Kommandant der Rheinarmee, war am 5. Thermidor (23. Juli) im Rahmen
der sogenannten Carmes-Verschwörung zusammen mit fünfundvierzig
weiteren »Verschwörern« guillotiniert worden. Kinder aus vormals
vornehmen Familien wurden in der Revolutionszeit umerzogen, indem
man sie bei aufrechten Citoyens aus dem vierten Stand in die Lehre
gab.
Kapitel 11: Der Ball bei Madame de
Permon
Den Ball bei Madame de Permon hat Dumas aus zwei
Bällen amalgamiert, die in den Erinnerungen der seinerzeitigen
Debütantin Laure de Permon, der späteren Gattin Junots und noch
späteren Herzogin von Abrantès, Erwähnung finden (Mémoires de
Mme la duchesse d’Abrantès, ou Souvenirs historiques sur Napoléon,
la Révolution, le Directoire, le Consulat, l’Empire et la
Restauration, Paris, 1835).
Kapitel 13: Die drei Sainte-Hermines:
Der Vater
Dumas zitiert und entlehnt für dieses Kapitel
aus seinem Roman Le Chevalier de Maison-Rouge. Als
historisches Ausgangsmaterial für das Schicksal der Eltern Hector
de Sainte-Hermines benutzt er die sogenannte Nelkenverschwörung,
mittels deren im August 1792 Marie-Antoinette aus der Conciergerie
befreit werden sollte; Alexandre Gousse oder Gonsse, der sich
Chevalier de Rougeville nannte, und sein Helfer Michonis aus der
Gefängnisverwaltung warfen zwei Nelken mit einem verborgenen Zettel
in die Zelle der Königin, die durch den Gendarmen Gilbert antworten
ließ, doch weiter gedieh das Befreiungsunternehmen nicht, denn es
war bereits dem Wohlfahrtsausschuss denunziert worden; der
»Chevalier« rettete sich nach Belgien.
Kapitel 14: Léon de
Sainte-Hermine
Der Inhalt der Kapitel vierzehn bis neunzehn ist
den zwei vorausgegangenen Bänden von Dumas’ Bürgerkriegstrilogie
entlehnt.
Der junge Charles ist der Dichter Charles Nodier,
dessen Erinnerungen
(Souvenirs, épisodes et portraits pour servir à l’histoire de
la Révolution et de l’Empire, Paris, 1831) Dumas für dieses und
die folgenden Kapitel teilweise benutzt hat.
Die Abschiedsworte León de Sainte-Hermines
zitieren die letzten Worte Karls I. von England vor seiner
Enthauptung – »Erinnere dich«.
Kapitel 15: Charles de Sainte-Hermine
(1)
Die Familie de Fargas ist fiktiv. Für die Szene
der Ermordung des Vaters dürfte der Lynchmord an dem
republikanischen Kanzleisekretär Nicolas-Jean-Baptiste Lescuyer im
Oktober 1791 in Avignon Pate gestanden haben; Jules Michelet
schildert ihn in seiner Geschichte der Französischen
Revolution (6. Buch, 2. Kapitel) in aller Scheußlichkeit, und
Dumas greift darauf in Les Compagnons de Jéhu zurück.
Kapitel 17: Die Höhlen von
Ceyzériat
Die Abteikirche von Brou in Bourg-en-Bresse ist
ein berühmtes spätgotisches Bauwerk; sie enthält die Grabmäler der
Margarete von Bourbon, ihres Sohnes Philiberts des Schönen und
Margaretes von Österreich, der Gemahlin Philiberts, die das
vormalige Priorat Brou zu einer Klosteranlage ausbauen ließ und die
prunkvolle Grabanlage in Auftrag gab, die drei überlebensgroße
Grabplastiken von Conrat Meit enthält.
Bei der Gefangennahme der Compagnons de Jéhu wird
Diana poetisch mit Racines mörderischer Liebesgöttin in
Phädra verglichen, die sich an ihr Opfer krallt – »à sa
proie attachée«.
Die Gefährten Charles de Sainte-Hermines in der
Bruderschaft Jehu sind ebenso fiktiv wie er.
Kapitel 18: Charles de Sainte-Hermine
(2)
Charles de Sainte-Hermines letzte Worte auf dem
Schafott an seinen jüngeren Bruder sind eine Wiederholung der Worte
Léon de Sainte-Hermines im vierzehnten Kapitel.
Kapitel 19: Hector de
Sainte-Hermine
Der royalistische Bandit Jean-Charles Laurent
findet in Charles Nodiers Erinnerungen Erwähnung; das
Montaigne-Zitat entstammt dessen Essais (II, 17).
Kapitel 21: In welchem Kapitel Fouché
daran arbeitet, in das Polizeiministerium zurückzukehren, aus dem
er noch nicht ausgeschieden ist
Die Wahrsagerin und Kartenlegerin
Marie-Anne-Adélaide Lenormand (»Sybille des Faubourg
Saint-Germain«) begann ihre Karriere zur Zeit der Terreur und will
unter anderen David, Marat, Robespierre, Saint-Just und Tallien
geweissagt haben; nach dem Thermidor war sie die gefragteste
Wahrsagerin der feinen Kreise, aber auch des Dienstpersonals – eine
Kombination, die einem klugen Kopf nur nützen konnte; Joséphine war
ihre treueste Stammkundin, Fouché und Talleyrand erpressten sie und
benutzten sie als Informantin. Sie hat umfangreiche Erinnerungen
hinterlassen, am berühmtesten darunter zwei Bände Enthüllungen mit
dem Titel Mémoires historiques et secrets de l’impératrice
Joséphine, Marie-Rose Tascher-de-la-Pagerie, première épouse de
Napoléon (Paris, 1820).
Kapitel 24: Gegenordre
Bonaparte vergleicht Cadoudal in seinem
Zornesausbruch mit dem berühmten Wegelagerer des Ancien Régime
Louis Mandrin (1725-1755), der einen Kleinkrieg gegen die
Generalpächter im Südosten Frankreichs führte, und mit dem weniger
berühmten, aber zeitgenössischeren Einbrecher und Dieb Jean
Chevalier, genannt Poulailler, der 1786 gehängt wurde.
Fouchés Spitzel Victor mit dem Beinamen »der
Limousiner« ist eine fiktive Figur, für deren frappierende
Verwandlungskünste der legendäre Polizeispitzel und Geheimpolizist
François Vidoqc Pate gestanden haben dürfte.
Kapitel 25: Der Herzog von Enghien
(1)
Die Entfernung zwischen Ettenheim und Straßburg
beträgt nicht zwanzig, sondern mehr als fünfzig Kilometer.
Die Geheimgesellschaft der »Philadelphes«, von
der Sol de Grisolles dem Herzog von Enghien erzählt, ist mit keiner
der Freimaurerlogen gleichen Namens identisch und wohl kaum mit der
Société des Philadelphes, die der sechzehnjährige Charles Nodier
gründete und deren Mitglieder einem Tugend- und Freundschaftskult
mit viel zahlenmystischem Hokuspokus huldigten; Claude Schopp
charakterisiert sie als »Zusammenschluss von Royalisten und
Republikanern, die ihr Hass auf Bonaparte einte und die bis in die
Kaiserzeit Verschwörungen anzettelten, die nie weit
gediehen«.
Kapitel 27: Die
Höllenmaschine
Die Verschwörung einiger Jakobiner und
Babeuf-Anhänger unter Anführung des korsischen Offiziers
Joseph-Antoine Aréna – von Bonaparte nach dem Staatsstreich des 18.
Brumaire seiner Ämter enthoben -, welche zum Ziel hatte, während
eines Opernbesuchs im Oktober 1800 den Ersten Konsul zu beseitigen,
wurde als conspiration des poignards »Verschwörung der
Dolche« bekannt; sie war nicht sehr ernst zu nehmen und wurde
umgehend durch die Polizei vereitelt; die Beteiligung des
Bildhauers Ceracchi und des Malers Topino-Lebrun ist ebenso
zweifelhaft, wie offenkundig ist, dass diese laienhafte
Konspiration nichts mit dem Sprengstoffattentat zwei Monate später
zu tun hat; am 31. Januar 1801 wurden Aréna, Ceracchi, Demerville
(ehemaliger Sekretär des einstigen Wohlfahrtsausschussmitglieds
Bertrand de Barère, dem diese Entsorgung eines potentiell
gefährlichen Mitwissers seiner Vergangenheit sicherlich nicht
ungelegen kam) und Topino-Lebrun guillotiniert.
Mit »September-Blutsäufern« meint Bonaparte in
seinem Wutausbruch jene »sansculottischen Patrioten«, die, von
Danton angestachelt, in den ersten Tagen des Septembers 1792 in
mehreren Pariser Gefängnissen ein fürchterliches Gemetzel
anrichteten, weil das Gerücht umging, unter den Gefangenen befänden
sich gefährliche, bis an die Zähne bewaffnete Konterrevolutionäre,
die einen konzertierten Ausbruch nebst darauffolgender
Machtergreifung planten; als »Versailles-Mörder« bezeichnet er
diejenigen, die am 6. Oktober 1798 die königliche Familie aus
Versailles nach
Paris brachten, »31.-Mai-Briganten« bezieht sich auf den Aufstand
der Pariser Kommune gegen den Konvent im Mai 1793, und die
»Prairial-Verschwörer« sind die Pariser Sansculotten, die im Mai
1795 mit der Losung »Brot und Verfassung!« den Konvent stürmten,
den Abgeordneten Féraud ermordeten, seinen Kopf auf eine Pike
spießten und ihn dem Vorsitzenden Boissy d’Anglas
präsentierten.
François-Noël (genannt Gracchus) Babeuf und seine
Mitangeklagten kennt man unter dem Begriff der »Verschwörung der
Gleichen« – die Verschwörung beschränkte sich auf die Bildung eines
»Geheimdirektoriums der Wohlfahrt«, das mit Pamphleten und
Anschlägen das Pariser Volk »revolutionieren« wollte; das echte
Direktorium verstand in Sachen soziale Revolution keinen Spaß und
nutzte die Gelegenheit, sich sogenannter Verschwörer zu entledigen;
von den rund fünfzig Angeklagten wurden nur Babeuf und ein Mann
namens Darthé zum Tode verurteilt und nach einem Selbstmordversuch
am 26.5.1797 guillotiniert.
Kapitel 28: Die wahren
Schuldigen
Die Erinnerungen Charles Desmarets’, des Chefs
der Geheimpolizei während der Zeit des Konsulats und des
Kaiserreichs, aus denen Dumas in diesem und den folgenden Kapiteln
schöpft, sind unter dem Titel Témoignages historiques, ou Quinze
ans de haute police sous Napoléon 1833 erschienen.
Die Liste der Verschwörer, die an dem Attentat
mit der »Höllenmaschine« beteiligt waren, umfasst Pierre Robinault
de Saint-Régeant (oder Réjant), Pierre Picot de Limoëlan, Georges
Cadoudal, Jean-Baptiste Coster, genannt Saint-Victor, Joyaux
d’Assas, Jérôme Pétion de Villeneuve, Lahaye Saint-Hilaire und den
in Paris angeheuerten Chouan François-Joseph Carbon.
Die Notiz im Moniteur über die Hinrichtung
der zwei Attentäter ist ein klein wenig umfangreicher als zitiert
und lautet: »Das Kassationsgericht hat das Urteil bestätigt, das
vom Kriminalgericht des Seine-Bezirks über die Angeklagten verhängt
wurde, die des Attentats auf die Person des Ersten Konsuls am Abend
des vergangenen 3. Nivôse für schuldig befunden wurden. Carbon und
Saint-Régeant haben heute die Todesstrafe erlitten.«
Kapitel 29: König Ludwig von
Parma
Im XIX. Gesang der Odyssee (Vers 560-569)
spricht Penelope von den zwei Pforten des Schlafs aus Horn und aus
Elfenbein, aus denen die wahren und die trügerischen Träume kommen;
Vergil hat diese Stelle fast wörtlich in die Äneis
übernommen (VI. Buch, Vers 893-896); bei Dumas ist die Anspielung
obendrein eine versteckte Hommage an den toten Freund Gérard de
Nerval, dessen Erzählung Aurélia mit diesem Bild beginnt
(»Der Traum ist ein zweites Leben. Nie konnte ich ohne Zittern die
hörnerne oder die elfenbeinerne Pforte durchqueren, die uns von der
Welt des Unsichtbaren tennen«).
Am 13. Vendémiaire im Jahr III (5. 10. 1795)
schlug Bonaparte mit bewaffneten Einheiten im Auftrag des
Direktoriumsmitglieds Paul-François (Vicomte de) Barras den
royalistischen Aufstand einiger Pariser Sektionen nieder; am 18.
Fructidor im Jahr V (4. 9. 1797) kam es zu einem republikanischen
Staatsstreich des Direktoriums, in dessen Folge royalistische
Abgeordnete verhaftet und Royalisten deportiert wurden.
Henri du Vergier, Graf von La Rochejacquelein,
Charles-Melchior-Artus, Marquis de Bonchamps, Maurice-Joseph-Louis
Gigost d’Elbée, François-Athanase de Charette de la Contrie und
Louis-Marie, Marquis de Lescure, sind berühmte, ja legendäre, aber
historisch verbürgte Vendée-Anführer, Valensolles, Jahiat, Ribier
und Sainte-Hermine sind fiktive.
Metge, Veycer und Chevalier sind jakobinische
»Verschwörer«, die im Januar 1801 im Zuge von Napoleons gnadenlosem
Abrechnen mit Linksextremisten hingerichtet wurden – Metge war
Verfasser glühender antibonapartistischer Pamphlete, Chevalier ein
Chemiker, der mit Sprengstoffen experimentiert und sich damit als
Bombenbauer verdächtig gemacht hatte.
Bei dem Herzog von Rovigo, Napoleons ehemaligem
Adjutanten, handelt es sich um Anne-Jean-Marie-René Savary, aus
dessen Erinnerungen Dumas hier zitiert (Mémoires du duc de
Rovigo pour servir à l’histoire de l’empereur Napoléon, Paris,
1828).
Kapitel 30: Jupiter auf dem
Olymp
Thomas Alexandre Davy de La Pailletterie (kurz:
Alexandre) Dumas, Vater des Verfassers, Sohn einer farbigen Mutter
und eines französischen Adeligen, wurde mit Mutter und Geschwistern
vom Vater an einen anderen
Plantagenbesitzer auf Santo Domingo verkauft, erhielt 1791 die
Freiheit und brachte es durch Tapferkeit und Wagemut früh zum
General; in Ägypten schlug er den Aufstand von Kairo nieder, geriet
auf der Rückkehr in österreichische Gefangenschaft, kehrte krank
(infolge mehrerer Vergiftungsversuche) nach Frankreich zurück und
wurde 1802 in den Ruhestand verabschiedet, weil er aus seinem
Missvergnügen an Napoleons Regime kein Geheimnis machte.
Die Note des englischen Königs an das Parlament
zitiert Dumas nach dem von ihm in diesem Kapitel erwähnten
Geschichtswerk Histoire du Consulat et de l’Empire (1845-62)
von Adolphe Thiers, das auch die Quelle für die Tiraden ist, mit
denen Bonaparte den englischen Gesandten überschüttet.
Kapitel 31: Der Krieg
Joachim Murat, Junots Nachfolger als Gouverneur
von Paris, war mit Bonapartes Schwester Caroline verheiratet.
Capucinades – Kapuzinaden oder Kapuzinerpredigten
– sind derbkomische Strafpredigten, wie in manchen Orden üblich und
besonders durch Abraham a Sancta Clara berühmt geworden.
Kapitel 32: Die Polizei des Citoyen
Régnier und die Polizei des Citoyen Fouché
Neben den Erinnerungen Desmarets’ und Savarys
dient Dumas als Quelle für die »Höllenmaschinen-Verschwörung«
Deux conspirations sous l’Empire des mit ihm befreundeten
Émile Marco de Saint-Hilaire (1845).
In Georges Cadoudal et la chouannerie
(Paris, 1887) sind folgende Royalisten als diejenigen genannt, die
am 21. August 1803 bei Biville an Land gingen: Hermely, Lahaye
Saint-Hilaire, Brèche, Joyaux, Querelle, Troche junior und
Cadoudals Diener Louis Picot.
Kapitel 33: Das Nest ist
leer
Ein Manuskript Bonapartes, mit dem Schiff Le
Héron von Sankt Helena nach Frankreich gebracht, konnte Claude
Schopp nicht ausfindig machen.
Kapitel 34: Die Enthüllungen eines
Gehenkten
Der Brief Bouvet de Loziers findet sich in
Deux conspirations von Marco de Saint-Hilaire (unter Kapitel
32 aufgeführt).
Kapitel 36: Georges
Die Assassinen (»Haschischraucher«) spalteten
sich im 11. Jahrhundert als Geheimbund von den schiitischen
Ismailiten ab; Alter vom Berge (Scheich-al-Djebel, wörtlich:
»Gebieter des Gebirges«) ist die Bezeichnung für das Oberhaupt der
Assassinen im syrischen Bergland; die Assassinen bekämpften
muslimische Fürsten und Kreuzfahrer mit gedungenen
Meuchelmördern.
Kapitel 37: Der Herzog von Enghien
(2)
Der »aberwitzige Komet von 1811«, den Bonaparte
mit seinem Glücksstern verwechselt, ist die Geburt seines legitimen
Sohnes, des »Königs von Rom«.
Die Briefe des Herzogs und des Prinzen von Condé
konnte Dumas in der Veröffentlichung Le Duc d’Enghien, épisode
historique du temps du Consulat von Émile Marco de
Saint-Hilaire (1843) nachlesen.
Charles-François Du Périer, genannt Dumouriez,
hatte unter dem Ancien Régime seine Karriere als militärischer
Geheimagent begonnen, sie als »revolutionärer Patriot« fortgesetzt
und war im April 1793 zu den Österreichern übergelaufen; sein Name
war keine Empfehlung.
Chateaubriands Erinnerungen, Reiseerlebnisse und
Reflexionen in diesem und den folgenden Kapiteln entstammen
paraphrasiert und wörtlich (wenn auch nicht immer als Zitat
erkennbar) dessen Essai historique, politique et moral
(1797), Erinnerungen (1848-50) und Reise in Amerika
(1827). Die durchgehende Selbststilisierung ihres Verfassers ist
nicht unbedingt Garant für größtmögliche historische Akkuratesse:
Für die Altersgleichheit mit Bonaparte musste Chateaubriand sich um
ein Jahr verjüngen, der Besuch bei Washington fand in Washingtons
Abwesenheit statt, und Chateaubriands Gespräche mit bedeutenden
Zeitgenossen sind in seiner Wiedergabe, gelinde gesagt, farbig
ausgeschmückt.
Kapitel 38: Chateaubriand
Die Darstellung von Jakobinern und Cordeliers
ist ein Pasticcio der entsprechenden Passagen in Chateaubriands
Erinnerungen und der Kapitel über Jakobiner und Cordeliers
in Jules Michelets Geschichte der Französischen Revolution
(4. Buch, 5. und 6. Kapitel).
Die Assignaten, das Papiergeld der
Revolutionszeit, waren 1789 auf die enteigneten geistlichen und
königlichen Güter in Umlauf gesetzt worden, in kurzer Zeit fast
völlig entwertet und wurden 1796 durch eine neue Papierwährung
ersetzt.
Chateaubriands exotisch-romantische Erzählung
Atala erschien 1801 mit großem Erfolg, seine ein Jahr später
veröffentlichte Schrift Der Geist des Christentums wurde
ebenfalls begeistert aufgenommen; in diese Schrift waren Atala,
Les Natchez und René eingefügt.
Der Begriff »das Infame« in der Unterhaltung
Bonapartes mit Chateaubriand bezieht sich auf Voltaires Motto
Écrasez l’infâme (sehr frei interpretierbar als: »Rottet den
abscheulichen Aberglauben aus, denn nichts anderes ist die
Religion«).
Die Guillotine, ursprünglich Louison (nach ihrem
Erfinder, dem Instrumentenbauer Antoine Louis), befand sich seit
dem Sturz der Robespierristen wieder auf dem Grève-Platz vor dem
Pariser Rathaus.
Kapitel 39: Die römische
Gesandtschaft
Die Fürstin Borghese, der Chateaubriand in Rom
seine Aufwartung macht, ist niemand anders als Bonapartes Schwester
Pauline, vormalige Madame Leclerc, die nach dem Tod des Generals
1803 den Principe Camillo Borghese heiratete.
Die schwindsüchtige Pauline de Beaumont war
Chateaubriands Gönnerin und Geliebte; nach ihrem Tod in Rom ließ er
in der Kirche San Luigi dei Francesi ein marmornes Grabmal für sie
errichten und mit der griechischen Grabinschrift versehen, die
Dumas zitiert.
Die schmeichlerische Widmung Chateaubriands an
den Ersten Konsul war nur in der zweiten Auflage von Der Geist
des Christentums aus dem Jahr 1803 enthalten.
Kapitel 40: Der Entschluss
Napoleons Tobsuchtsanfall ist Lesefrucht des von
seinem letzten Sekretär Emmanuel de Las Cases verfassten und 1823
zuerst erschienenen Mémorial de Sainte-Hélène (Eintragung
vom 20. 11. 1816).
Bourrienne hat in diesem Kapitel einen Nachfolger
in Napoleons Diensten, weil er wegen Unterschlagungen im großen
Stil (und deren Aufdeckung) entlassen worden war.
Marie Nicolas Sylvestre Guillon war Bibliothekar
und Hauskaplan der Prinzessin von Lamballe, die bei den
Septembermassakern 1792 im Gefängnis La Force ermordet wurde. Seine
Wendigkeit ermöglichte ihm, danach unter Napoleon, den Bourbonen
und dem Haus Orléans Karriere zu machen. Sein Namensvetter ist Abbé
Aimé Guillon, genannt de Montléon, aus Lyon, erbitterter
Konterrevolutionär, der eine Geschichte Lyons unter der Revolution
verfasst hat, die trotz ihrer Einseitigkeit eine wertvolle Quelle
ist.
Der Eridanos ist ein mythischer Strom und als
Gottheit Sohn des Okeanos und der Thetys; geographisch wurde er oft
mit dem Po gleichgesetzt. Pontos Euxeinos ist das Schwarze
Meer.
Kapitel 41: Der schmerzensreiche
Weg
Als Quellen für die Darstellung von Entführung
und »Hinrichtung« des Herzogs von Enghien dienen Dumas Bourriennes
Erinnerungen, der unter dem 37. Kapitel erwähnte, von Marco de
Saint-Hilaire herausgegebene Dokumentenband (Deux
conspirations) und die unter Kapitel 29 genannten Erinnerungen
A. J. M. R. Savarys (Mémoires du duc de Rovigo).
Der Hund des Herzogs von Enghien hieß nicht
Fidèle, sondern Mohiloff (Helmut Domke: Der Tod des Herzogs von
Enghien, München, 1984), aber vielleicht wählte Dumas den Namen
Fidèle als Reminiszenz an den treuen Hund aus Bernardin de
Saint-Pierres Roman Paul und Virginie, den er in den
Kapiteln 60 und 61 ausführlich würdigt.
Kapitel 42: Selbstmord
In diesem und den folgenden Kapiteln hält Dumas
sich eng an die vorab erwähnten Quellensammlungen von Desmarets
(Témoignages historiques) und Marco de Saint-Hilaire
(Deux conspirations) sowie an Charles Nodiers Erinnerungen
(unter dem 14. Kapitel erwähnt).
»Incroyables« und »Merveilleux« sind die Stutzer
oder Gecken und ihre weiblichen Pendants, die »Merveilleuses«, zur
Zeit des Direktoriums, auf zahlreichen Stichen mit spöttischen
Bildlegenden verewigt.
Thags oder Thugs ist der Name einer indischen
Raubmördersekte, deren Mitglieder mit seidenen Schlingen Reisende
erdrosselten, um sie der Göttin Kali als Opfer darzubringen; um die
Mitte des 19. Jahrhunderts rotteten die Engländer sie aus.
Der Spieler ist die Hauptfigur des gleichnamigen
Theaterstücks von Jean-François Regnard (1696); sein Diener hält
ihm anhand eines Seneca-Traktats eine Standpauke.
Der »Selbstmord« Pichegrus im Gefängnis bleibt so
mysteriös, wie es Dumas’ akribische Schilderung der rekonstruierten
Todesumstände vermuten lässt.
Kapitel 44: Das
Temple-Gefängnis
Neben den bereits genannten Quellen hat Dumas
für dieses Kapitel die Erinnerungen des royalistischen Agenten
Abraham-Louis Fauche, genannt Fauche-Borel, verwendet (Mémoires
de Fauche-Borel, Paris, 1829).
Moreau hatte keinen Sohn, sondern eine
Tochter.
Kapitel 45: Das Gericht
Die Wiedergabe von Verhören, Prozessführung und
Hinrichtung in den folgenden Kapiteln stützt sich auf Marco de
Saint-Hilaires Deux conspirations und auf Bourriennes
Erinnerungen.
Kapitel 46: Das Urteil
Paul Pélisson oder Pellisson, königlicher Rat
unter Ludwig XIV., wurde für vier Jahre in der Bastille
eingekerkert, weil er für seinen Freund, den Finanzminister Nicolas
Fouquet, eingetreten war, nachdem der König
diesen unter fadenscheinigen Vorwänden zu lebenslanger Haft
verurteilt hatte; Fouquet war so unvorsichtig gewesen, mit Vaux le
Vicomte ein Schloss- und Gartenensemble anlegen zu lassen, das
Versailles in den Schatten stellte; als Minister hatte er Neid und
Missgunst Colberts geweckt, den es nach seinem Posten
gelüstete.
Kapitel 47: Die Hinrichtung
Die Schreckensherrschaft oder Terreur wurde vom
Wohlfahrtsausschuss offiziell am 5. September 1793 in Kraft
gesetzt, als ultima ratio gegen die äußere und innere Bedrohung der
Republik; sie bedeutete Notstandsgesetze, Sondergerichte,
Verhaftung (und Hinrichtung) auf bloßen Verdacht bzw. bloße
Denunziation hin und dergleichen mehr; sie endete am 11. Thermidor
des Jahres II (29. 7. 1794) nach Sturz und Guillotinierung der
Robespierristen (9. und 10. Thermidor) mit einer letzten
Hinrichtungsorgie an siebzig Kommunemitgliedern.
Am 18. 5. 1804 hatte sich Napoleon per
Senatsbeschluß zum Kaiser erklären lassen.
Im 26. Kapitel wird Hector de Sainte-Hermine in
Vincennes eingekerkert, nicht im Abbaye-Gefängnis.
Kapitel 48: Nach drei Jahren
Kerkerhaft
Haidar, Heider oder Hyder Ali, muslimischer
Herrscher des südindischen Fürstentums Mysore, bekriegte die Briten
mit Unterstützung der Franzosen; sein Sohn Tipu Sahib oder Tipu
Sultan setzte die Feldzüge fort und besiegte die Briten 1783.
Vizeadmiral Pierre André de Suffren, der spätere Bailli de Suffren,
war Haidar Alis Verbündeter auf französischer Seite. Joseph Dupleix
war Gouverneur von Pondicherry und Generalgouverneur der
französischen Kolonien in Indien, Marquis Charles de Bussy war
französischer Feldmarschall, der für Dupleix und die Compagnie des
Indes (die französische Ostindienkompanie) gegen die englische
Ostindienkompanie, die East India Company, kämpfte.
Kapitel 49: Saint-Malo
Das umfangreiche Wissen über Geschichte und
Topographie Saint-Malos, das Dumas in diesem und den folgenden
Kapiteln entfaltet, verdankt sich höchstwahrscheinlich nicht allein
entsprechender Lektüre; vermutlich unternahm Dumas im Mai 1869 eine
Reise nach Saint-Malo, um dort zu recherchieren; einen Beweis
seines Aufenthalts liefert ein Brief an den Archivar des
Marineministeriums Pierre Margry, in dem er seinen Aufenthalt
explizit erwähnt.
Der Benediktinermönch Matthew Paris ist ein
bedeutender Geschichtsschreiber und Kartograph des frühen 13.
Jahrhunderts, beliebt seines lebendigen, anschaulichen Stils
wegen.
Het Zwin oder der Swin ist eine im 16.
Jahrhundert versandete belgisch-niederländische
Nordseeflussmündung.
»Ligue du Bien public« nannte sich der
Zusammenschluss französischer Fürsten unter Karl dem Kühnen von
Burgund zu einer Adelsrevolte gegen Ludwig XI., weil die Adeligen
ihre Vorrechte durch den König geschmälert sahen.
Neufundland wurde je nach Überlieferung von den
Wikingern um das Jahr 1000 oder etwas später von isländischen,
baskischen, französischen oder portugiesischen Fischern entdeckt;
verbürgt ist, dass Giovanni Caboto unter dem Namen John Cabot 1497
die englische Flagge auf neufundländischem Boden hisste; Baccalaos
oder Isla dos Bacalhao wurde die Insel von den Europäern der frühen
Neuzeit genannt (bacalao, bacalhau oder baccalà heißt
der gesalzene, getrocknete Kabeljau auf Spanisch, Portugiesisch und
Italienisch, wohl abgeleitet von dem lateinischen baculus,
Stock), denn die Gewässer vor Neufundland waren für geradezu
märchenhafte Kabeljaubestände berühmt. – Dumas kehrt Ursache und
Wirkung um: Der Stockfisch heißt nicht nach der Insel (manche
halten Baccalao sogar für ein indianisches Wort), sondern die Insel
nach der transporttauglichen Dörrform des Kabeljaus.
Ligisten sind in diesem Fall die Anhänger der
1576 in Frankreich ins Leben gerufenen »heiligen Liga« zur
Bekämpfung der Hugenotten.
René Duguay-Trouin war Marineoffizier und
erfolgreicher Korsar; er eroberte 1711 Rio de Janeiro. Der Name
René, den Hector de Sainte-Hermine sich in seinem neuen Leben
zulegt, symbolisiert die Zerrissenheit oder Dialektik des Helden:
einerseits verträumt, melancholisch und
lebensüberdrüssig, wie René de Chateaubriand sich selbst
darzustellen liebte, andererseits modern, zupackend und tatkräftig
wie der Korsar René Duguay-Trouin.
Jean-Baptiste Le Carpentier rühmte sich vor dem
Konvent, in seiner Eigenschaft als Konventskommissar (und nicht
Prokonsul) in Saint-Malo »mittels revolutionärer
Säuberungsmaßnahmen die Aristokratie, den Föderalismus und den
Aberglauben mit Stumpf und Stiel ausgerottet« zu haben; von Ende
1793 bis Juli 1794 brachte er es auf dreihundert Guillotinierungen;
zurückbeordert wurde er 1794 nach dem Sturz Robespierres.
Kapitel 50: Die Herberge der Madame
Leroux
Die Revenant ließ Robert Surcouf, der
berühmte Korsar im Dienst Napoleons, erst im Frühjahr 1807 vom
Stapel. Für dieses und die folgenden Kapitel benutzt Dumas die
Dokumentensammlung Histoire de Robert Surcouf capitaine de
corsaire (hrsg. von Charles Cunat, 1842) sowie Louis de
Garnerays zweibändiges Werk Voyages, aventures et combats
(Band 1: Corsaire de la République, Band 2: Le Négrier de
Zanzibar) als lockeren Leitfaden durch das Leben des
Seeräubers. Karl May hat 1882 unter dem Pseudonym Ernst von Linden
die Erzählung Robert Surcouf. Ein Seemannsbild
veröffentlicht.
Kapitel 51: Die falschen
Engländer
Île de France hieß die Insel Mauritius von 1715
bis 1810.
Das in diesem Kapitel geschilderte Abenteuer
firmiert in keinem der historischen Werke über Surcouf.
Kapitel 54: In See gehen
Joseph de Boulogne de Saint-George, genannt
Chevalier de Saint-George, Sohn eines Adeligen und einer farbigen
Sklavin, war ein berühmter Komponist und Fechtvirtuose, Freund und
Förderer des späteren Generals Alexandre Dumas; anlässlich der
Wiedereinsetzung der Sklaverei in den französischen Kolonien und
des Verbots von Eheschließungen zwischen Weißen und Farbigen hielt
Napoleon I. es für ratsam, nicht nur sämtliche Schriften des
gefährlichen farbigen Aufrührers Toussaint l’Ouverture (der
1791 einen erfolgreichen Sklavenaufstand auf Santo Domingo
angeführt und die Unabhängigkeit der Insel eingeleitet hatte)
verbrennen zu lassen, sondern auch die des Chevaliers de
Saint-George.
Baptiste-Pierre-François Bisson war für seine
Tapferkeit im Feld als Revolutionssoldat und als Offizier unter
Napoleon ebenso berühmt wie für seine Fress- und Saufgelage;
Jean-Anthelme Brillat-Savarin hat ihn in seiner Physiologie des
Geschmacks (1825) literarisch verewigt – »General Bisson, der
täglich acht Flaschen Wein zum Frühstück trank, sah aus, als rühre
er nichts an«.
Kapitel 57: Das
Sklavenschiff
Die Sklaverei in den französischen Kolonien
wurde allen Bemühungen der von Brissot 1788 in Paris gegründeten
Gesellschaft zur Befreiung der Schwarzen zum Trotz und dank
erfolgreicher Intervention der Verteidiger der Sklaverei, die sich
1789 zu der Société correspondante des colons français
zusammengeschlossen hatten, erst im Februar 1794 vom Konvent
aufgehoben; schon im Mai 1802 führte Bonaparte sie wieder ein, und
endgültig beseitigt wurde sie nicht vor 1848. England verbot den
Sklavenhandel englischer Schiffe im Jahr 1807, die Sklaverei selbst
duldete es in seinen Kolonien noch bis weit ins 19. Jahrhundert. In
dänischen und niederländischen Kolonien wurde die Sklaverei 1848
und 1863 abgeschafft, auf den spanischen Besitzungen Kuba und
Puerto Rico 1870/73 und in Brasilien 1888.
Kapitel 59: Die Île de
France
Mascarenhas oder Maskarenen lautet die
Bezeichnung der Inselgruppe, die aus Mauritins, La Réunion und
Rodriguez besteht; Mauritius, die größte der drei Inseln, wurde
gegen 975 von den Arabern entdeckt und Dina Arobi (Silberinsel)
genannt, 1507 von den Portugiesen entdeckt und Ilha do Cirne oder
Cerne (Schwaneninsel) genannt, 1598 von den Holländern übernommen
und Mauritius genannt, 1715 den Franzosen überlassen und zu Île de
France umbenannt, 1810 an England abgetreten und wieder Mauritius
genannt; La Réunion wurde 1507 nach ihrem portugiesischen Entdecker
Mascarenhas getauft, 1638 von den Franzosen annektiert und Île de
Bourbon genannt, 1793 in Île de Réunion umgetauft und zum
französischen Departement erklärt, 1803 zur Kolonie zurückgestuft;
Rodriguez, die kleinste der Maskarenen-Inseln, heißt seit 1507
unverändert Rodriguez.
François Leguat, ein hugenottischer Flüchtling,
bereiste Ende des 17. Jahrhunderts die Inselgruppe der Maskarenen
und veröffentlichte 1708 einen Bericht seiner Reiseabenteuer und
seiner naturkundlichen Beobachtungen (Voyages et aventures de
François Leguat et de ses compagnons en deux isles désertes des
Indes orientales.)
Die Anspielung auf die Ehrenrettung
Bertrand-François Mahé de Ra Bourdonnais’ durch die Literatur
bezieht sich auf seine achtungsvolle und bewundernde Erwähnung in
Jacques-Henri Bernardin de Saint-Pierres Roman Paul und
Virginie (1788); die herzergreifende Geschichte des jungen
Liebespaares mit ihrem tragischen Ende ist auf Mauritius zur Zeit
Mahé de la Bourdonnais’ angesiedelt; der Verfasser kannte die Insel
aus eigener Anschauung und machte sie mit seinem Roman
weltberühmt.
Kapitel 60: An Land
Die Umstände der Veröffentlichung von Paul
und Virginie erzählt Dumas in enger Anlehnung an die
diesbezüglichen Auslassungen des Verfassers in seinem umfangreichen
Vorwort zu Paul und Virginie von 1806, das mit einer
blumigen Widmung an die Adresse Napoleons und Joseph Bonapartes
endet (beziehungsweise beinahe endet, denn angefügt ist eine
umfangreiche Darlegung des irrsinnigen Systems, mit dem Bernardin
de Saint-Pierre durch eine ganz eigene Kosmologie die
Naturwissenschaften zu revolutionieren gedachte und dessen
hartnäckige Propagierung seinem Ansehen nicht sehr zuträglich
war).
Da Bernardin de Saint-Pierre in der Einleitung zu
Paul und Virginie beteuert, eine wahre Begebenheit zu
berichten, ist es wenig verwunderlich, dass Lebensstationen und
Gräber der Protagonisten zu besichtigen sind; die landschaftlichen
Bezeichnungen gehen allerdings nicht auf die Erzählung
zurück.
Marie de Rabutin-Chantal, Marquise de Sévigné,
tat in einem ihrer Briefe die berühmte, wenn auch unzutreffende
Prophezeiung: »Racine passera comme le café« (der
Tragödiendichter Racine wird ebenso aus der Mode kommen wie der
Kaffeegenuss).
Armenien, Anatolien, das Quellgebiet von Euphrat
und Tigris, aber auch das tiefer gelegene Zweistromland gehören zu
den immer wieder genannten Kandidaten derjenigen, die einen
geographisch lokalisierbaren
Garten Eden beweisen wollen, so wie Santorin (Thera) zu den Inseln
zählt, in denen man Atlantis vermutet.
Kapitel 61: Die Rückkehr (1)
Charles-Marie-René Leconte, genannt de Lisle
(weil er von der Île de Bourbon stammt), wurde 1877 – sieben Jahre
nach Dumas’ Tod – erstmals für die Académie Française
vorgeschlagen, doch erst 1886 auf den Sitz des verstorbenen Victor
Hugo gewählt; Dumas’ Spekulation, die an das Zitat aus dem Gedicht
des Freundes anschließt, war wohl ein Wink mit dem Zaunpfahl. Das
Gedicht ist eine Hommage an die Jugendliebe des Dichters, seine
Cousine Elixène.
Kapitel 64: Die malaiischen
Piraten
Perahu Besar ist die malaiische Bezeichnung für
»großes Schiff«.
»Veillons au salut de l’Empire« ist eine Arie aus
Nicolas-Marie Dalayracs komischer Oper Renaud d’Ast aus dem
Jahr 1787, deren Libretto 1791 dem politischen Zeitgeschmack
angepasst wurde.
Kapitel 65: Die Ankunft
Zu Anfang des 14. Kapitels erzählt Hector seiner
Verlobten, wie sein Vater nach dem erfolglosen Versuch,
Marie-Antoinette zur Flucht zu verhelfen, guillotiniert wurde,
seine Mutter einige Zeit darauf an Gram und Herzeleid starb und
seine älteren Brüder danach im Kampf gegen die Republik ihr Leben
ließen; hier ist die Reihenfolge verändert.
Hélène zitiert Hamlet, der zu Rosenkranz und
Güldenstern (2. Aufzug, 2. Szene, in der Fassung von A. W. von
Schlegel und L. Tieck) sagt: »O Gott, ich könnte in eine Nussschale
eingesperrt sein und mich für einen König von unermesslichem
Gebiete halten, wenn nur meine bösen Träume nicht wären.«
»Une fièvre brûlante« entstammt
André-Erneste-Modeste Grétrys komischer Oper Richard
Cœur-de-Lion, »Dernière pensée« ist die Umwandlung eines frühen
Trios oder einer Variation für Klavier des (1786 geborenen)
Wunderknaben Carl Maria von Weber zu einem Lied; in Paris beliebte
Komponisten der Zeit um 1800 waren Cherubini, Gossec, Grétry,
Lesueur und Méhul.
André-Marie de Chénier, Mitglied im gemäßigten
Club der Feuillants, wurde 1794 kurz vor dem Sturz Robespierres
guillotiniert, nachdem er die Jakobiner immer wieder mit heftigen
polemischen Artikeln angegriffen hatte; sein dichterisches Werk war
nur in Auszügen bekannt und wurde 1819 posthum veröffentlicht;
Charles-Hubert Millevoye hingegen war um 1800 einer der
bekanntesten und beliebtesten Dichter Frankreichs, berühmt vor
allem durch seine melancholischen Elegien.
Chiang Saen liegt in der Provinz Chiang Rai, die
lange zu Birma (heute Myanmar) gehörte, bis König Rama I. sie 1786
wieder Siam (heute Thailand) eingliederte; Chiang Saen wurde im
Lauf der Jahrhunderte wiederholt zerstört und
wiederaufgebaut.
Die Shwedagon-Pagode von Rangun ist ein
weltberühmtes buddhistisches Wallfahrtsziel; sie wurde 588 v. Chr.
errichtet und erhielt ihre heutige Gestalt im 17. und 18.
Jahrhundert; die Dächer der Pagode sind mit Goldplatten belegt, und
ihre Schirme sind mit unzähligen Edelsteinen verziert; nach
buddhistischer Überlieferung birgt sie den Reliquienschatz von acht
Haupthaaren Buddhas.
Kapitel 66: Pegu
Zamindar ist das Hindi-Wort für einen
Steuereintreiber, aus dem Persischen abgeleitet (zamin für
»Erde« und dar für »halten«); Shabundar oder Shabandar ist
die malaiische Bezeichnung (von shah für »Herrscher« und
bandar für »Stadt, Hafen«) eines königlichen Beamten, der
Händler beaufsichtigt, Häfen kontrolliert und Zölle kassiert; die
Bezeichnungen Nak-kann und Serodogee konnten nicht verifiziert
werden.
Die Frucht des Wegerichs ist als Flohsamen
bekannt, in der Volksmedizin ein Mittel zur Darmreinigung, aber der
Betelnuss nicht unbedingt ähnlich; woher Dumas die Information
hatte, die Betelpalme sei eine Schlingpflanze, konnte nicht eruiert
werden.
Die Zwölftafelgesetze sind die Grundlage des
römischen Rechts, vermutlich auf die Solonische Gesetzgebung Athens
zurückgehend; der Überlieferung nach sollen sie um die Mitte des 1.
Jahrtausends v. Chr. als bronzene oder hölzerne Tafeln existiert
haben und bei der Eroberung Roms durch die Gallier 387 v. Chr.
vernichtet worden sein.
»Sklavin des Götterbildes« ist eine blumige
Formulierung der eigentlichen Wortbedeutung von Devadasi, nämlich
»Dienerin Gottes«.
Kapitel 67: Die Reise
Palankin ist die Bezeichnung für einen
Tragesessel oder eine Sänfte, aber auch für die Sitzgelegenheit auf
dem Elefantenrücken, meist aus Holz gezimmert.
Bei der Belagerung und Einnahme der griechischen
Stadt Methone verlor der makedonische König Philipp II. das rechte
Auge durch einen Pfeilschuss; in Kapitel 85 lässt Dumas die
entsprechende Anekdote ausführlich erzählen.
Kapitel 68: Der Königspython
René vergleicht die Kugeln des Waffenschmieds
Lepage mit Apollons Pfeilen in Anspielung auf dessen Erlegung des
Drachen Python zu Delphi.
Kapitel 69: Die Wegelagerer
Der Naturforscher François Levaillant unternahm
mehrere Reisen in das Innere des afrikanischen Kontinents; seine
Reiseberichte Voyage dans l’intérieur de l’Afrique von 1790
und Second voyage dans l’intérieur de l’Afrique von 1796
wurden in mehrere Sprachen übersetzt.
Kapitel 71: Das irdische
Paradies
Das Königreich Pegu wurde 1539 dem birmanischen
Königreich Taungu, Taungoo oder Toungoo einverleibt und dem
Königreich Ava unterworfen; nach einer Rebellion erklärte es sich
1740 als Königreich Hongsawadi unabhängig; 1757 eroberten die
Birmanen es zurück, wobei die Stadt Pegu zerstört wurde.
Zu Anfang des Kapitels spricht Dumas von einem
Abstand von fünfundzwanzig Jahren zwischen dem ersten Aufenthalt
des Vicomte de Sainte-Hermine in Pegu und dem Eintreffen seiner
Töchter in diesem Land; einige Absätze später schrumpft diese
Zeitdifferenz zu siebzehn Jahren.
Wie Claude Schopp schreibt, kommt sich Augustus
in seinem entsprechenden Monolog in Corneilles Drama Cinna ou la
Clémence d’Auguste vor, als wäre er Herrscher über das
Universum.
Kapitel 73: Das Begräbnis des Vicomte
de Sainte-Hermine
Das Bild der mit erhobenem Wurfspieß laufenden
Thessalierinnen, dessen sich Phädra entsinnt, stammt aus Euripides’
Drama Hippolytos.
Kapitel 74: Tiger und
Elefanten
Die Manton-Gewehre Sir James Asplays sind von
Joseph Manton gefertigt, dem berühmten englischen Büchsenmacher,
der zu Beginn des 19. Jahrhunderts das Steinschlossgewehr zu einem
bis dahin ungekannten Grad perfektionierte.
Kapitel 75: Janes Leiden
Die Chronologie der Ereignisse im Leben der
beiden Familien Sainte-Hermine ist trotz der verworrenen und
verwirrenden Lebensläufe fast durchgehend stimmig; im 56. Kapitel
erzählt Hélène, Hector sei bei ihnen aufgewachsen und als
Achtjähriger mit ihrem Vater, dem Vicomte, erstmals zur See
gefahren, während im 65. Kapitel und hier für Hector die
einleuchtendere Altersangabe von elf Jahren im Jahr 1790 und
dreizehn Jahren beim Verlassen seines Onkels und seiner Cousinen
1792 genannt wird, was zudem damit übereinstimmt, dass er 1804
fünfundzwanzig oder sechsundzwanzig Jahre alt sein soll; die kleine
Verlobte des Knaben Hector war im 65. Kapitel die seinerzeit
siebenjährige Hélène, während es hier in Kapitel 75 Jane gewesen zu
sein scheint, was angesichts des Altersunterschieds wenig
wahrscheinlich ist.
Im 26. Kapitel wird Hector de Sainte-Hermine in
Vincennes eingekerkert, im 47. Kapitel ist es das Abbaye-Gefängnis
und hier nun das Temple-Gefängnis.
Kapitel 77: Die Nächte
Indiens
Puschkin findet in diesem Zusammenhang unter
anderem deshalb Erwähnung, weil Dumas Teile seiner Verserzählung
Der eherne Reiter übersetzt hat, aber möglicherweise auch
der vergleichbaren Herkunft wegen, denn Puschkins Großvater war
Mohr am Zarenhof; die Stelle des Gedichts, auf die Dumas anspielt,
lautet (in der Übersetzung von Rolf-Dietrich Keil): »Ich lieb [...]
/ Den mondlos blassen Dämmerschein / Deiner gedankenvollen
Nächte, / Wo ich in meinem Kämmerlein / Kann ohne Lampe lesen,
schreiben, / Wo scharf die Schlafkonturen bleiben / Der
Straßenschlucht, wo schimmernd steht / Der Pfeil der Admiralität; /
Wo, dass nicht decken dunkle Schatten / Der Himmel goldgetönte
Pracht, / Sich Abendrot und Frührot gatten / Und kaum ein Stündchen
bleibt der Nacht.«
Die Worte, es gebe keine Pyrenäen mehr, schreibt
Voltaire Ludwig XIV. zu; sie beziehen sich darauf, dass Ludwigs
Enkel Philippe von Anjou Nachfolger des spanischen Königs Karl II.
wurde.
Das Edikt von Nantes, mit dem Heinrich IV. 1598
den Hugenotten Religionsfreiheit und Bürgerrechte eingeräumt hatte,
wurde schon unter Ludwig XIII. beschnitten und von Ludwig XIV. 1685
mit dem Edikt von Fontainebleau aufgehoben; trotz
Auswanderungsverbots flüchteten an die zweihunderttausend
Hugenotten nach Holland, Deutschland und Übersee; Ludwig XVI.
erließ 1787 ein Toleranzedikt, das die Religionsausübung erlaubte,
aber volle Bürgerrechte für Protestanten wurden erst 1789 von der
Nationalversammlung dekretiert.
Hector/René teilt Dumas’ und Michelets
leidenschaftlichen Abscheu gegenüber dem katholischen Klerus des
Ancien Régime, und deshalb schreibt er den Widerruf des Edikts von
Nantes den Einflüsterungen François d’Aix de La Chaises,
Beichtvater Ludwigs XIV., und dessen frömmlerischer letzter
Mätresse und heimlicher Ehefrau Madame de Maintenon zu; weniger
pfaffenfeindliche Historiker bescheinigen sowohl dem Beichtvater
als auch Madame de Maintenon eher mäßigenden Einfluss auf den König
mit seiner rigorosen Ausmerzungspolitik gegenüber Protestanten und
Jansenisten.
Mit der Fortsetzung des fatalen Werks Ludwigs
XIV. durch seinen Enkel Ludwig XV. meint René hier weniger die
katastrophale Staatsverschuldung als vielmehr das moralisch wenig
erbauliche Schauspiel eines Königs, der sich offizielle
maîtresses en titre hält, und er zählt die Damen in der
Reihenfolge ihrer Amtsinhaberschaft auf (Marie-Anne de
Mailly-Nesle, Marquise de La Tournelle, Herzogin von Châteauroux,
Jeanne-Antoinette Poisson, Dame Le Normant d’Étioles, Marquise de
Pompadour, und Marie-Jeanne Bécu, Comtesse de Dubarry).
Der »bestochene Minister« ist der Herzog von
Choiseul und Marquis de Stainville, Außen- und Kriegsminister unter
Ludwig XV., der die Ehe zwischen dem Thronfolger und Maria
Theresias Tochter Marie-Antoinette vermittelte – bestochen, wie
René glaubt, vom Hause Habsburg, das die Herrschaft über Frankreich
an sich zu bringen trachtete.
Kapitel 78: Die
Hochzeitsvorbereitungen
In seinem berühmten Monolog (3. Aufzug, 1.
Szene) spekuliert Hamlet über »das unentdeckte Land, von des Bezirk
kein Wandrer wiederkehrt«.
Kapitel 80: Eurydike
Die Dryade Eurydike, Gattin des Orpheus, trat
auf der Flucht vor dem Gott Aristaios auf eine Schlange, deren Biss
tödlich war.
Marie-François-Xavier Bichat, Begründer der
Histologie, der ohne Mikroskop einundzwanzig Gewebetypen des
menschlichen Körpers entdeckte und als Vorläufer Virchows in der
Zellularpathologie gilt, konnte während der Revolution zahlreiche
Experimente zur Reaktion des Herzmuskels auf elektrische
Stimulation an frisch guillotinierten Leichen machen; ein Klassiker
der modernen Pathologie ist sein 1800 erschienenes Buch
Recherches physiologiques sur la vie et la mort. Franz
Joseph Gall und sein Schüler Johann Caspar Spurzheim sind die
Begründer der Schädellehre oder Phrenologie, einer
Pseudowissenschaft, die Charaktereigenschaften und Temperament der
Schädelform ablesen wollte, aber neben allem unhaltbar Spekulativen
sind sie mit ihrer Lokalisationstheorie letztlich die Vorläufer der
modernen Hirnforschung. Ihre Veröffentlichungen konnte René zur
Zeit seines Kerkeraufenthalts noch nicht gelesen haben. Bichat
betrachtet er als Antagonisten der Phrenologen, weil Bichat
Materialist ist, während die Phrenologen Spinner sind, um es
anspruchslos auszudrücken, oder etwas anspruchsvoller: Bichat führt
zur modernen Medizin, Gall und Spurzheim führen zur Forensik und
zur Eugenik.
Janes Definition des Betens als Opiat klingt nach
einer Reverenz vor dem Freund des Verfassers, Heinrich Heine, dem
auch Karl Marx die Definiton der Religion als Opium verdankt.
Jan Swammerdam hat in der zweiten Hälfte des 17.
Jahrhunderts unter dem Mikroskop Insekten seziert und
aufsehenerregende anatomische Entdeckungen gemacht, bevor er in
Schwermut und religiöse Schwärmerei verfiel und in geistiger
Umnachtung starb; auf ihn spielt Jane an.
Die von Jane zitierten Worte Shakespeares stammen
aus der 1. Szene des 2. Aufzugs von Hamlet.
In Kapitel 67 hat der Biss der birmanischen
Giftschlange die Wirkung,
dass die Opfer bei Sonnenuntergang oder bei Sonnenaufgang sterben,
unabhängig von der Tageszeit des Bisses.
In Kapitel 74 erwägt nicht Jane, sondern Hélène,
René die gelehrigen Elefanten abzukaufen, und er macht sie den
Schwestern zum Geschenk.
Kapitel 81: Die Rückkehr (2)
»Eichenholz und dreifache Erzschicht umschloss
die Brust des Mannes, der zuerst den zerbrechlichen Kahn der wilden
See anvertraute«, schreibt Horaz in seinem Geleitgedicht an das
Schiff, das ihn trägt (Oden, I, 3, 9).
Kapitel 83: Rückkehr zum Quai
Chien-de-plomb
Die Saint-Géran ist das Schiff, das in
Paul und Virginie die junge Heldin aus Frankreich
zurückbringt und vor der Insel Mauritius im Sturm Schiffbruch
erleidet.
Kapitel 85: Die
Armenkollekte
Der Faustkampf zwischen Dares und Entellus
ereignet sich im fünften Kapitel der Äneis bei den
Trauerfeierlichkeiten anlässlich der Beisetzung des Anchises; der
junge Dares ist voller Kampfbegier, der abgeklärte Entellus muss
zum Kampf genötigt werden und besiegt den Jüngeren.
Kapitel 86: Aufbruch
Der »Chant du départ« war die Nationalhymne zur
Feier des Bastillesturms (Verse von Marie-Joseph Chénier, Musik von
Étienne-Nicolas Méhul), die sich großer und lang anhaltender
Beliebtheit erfreute.
Kapitel 87: Was sich unterdessen in
Europa ereignete
Dieses und das folgende Kapitel entstammen
Dumas’ Roman La San Felice (1864), der nach der Schlacht von
Abukir am Hof von Neapel spielt.
Als Geburtsdatum Lord Horatio Nelsons nennt Dumas
den 20. September 1758; andere Quellen geben den 19. und auch den
29. September dieses Jahres an. Nelson hatte insgesamt zehn
Geschwister; als seine Mutter 1767 starb, waren acht der elf Kinder
noch am Leben. Nelsons
Onkel, der den Zwölfjährigen als Midshipman in seine Mannschaft
aufnahm, war Maurice Suckling, der Bruder von Nelsons Mutter; sie
und ihr Bruder waren Großnichte und Großneffe des ersten britischen
Premierministers Robert Walpole. Das von Suckling kommandierte
Kriegsschiff, auf dem Nelson seinen ersten Dienst antrat, hieß
nicht Redoutable, sondern Raisonnable.
Die Arztwitwe Frances Nisbett heiratete Nelson
vor seiner Rückkehr nach England 1787 auf der Karibikinsel
Nevis.
Sir William Hamilton, Wissenschaftler und
Gelehrter, war seit 1764 englischer Gesandter am Hof des Königs von
Neapel und beider Sizilien; seine Geliebte Amy Lyon (Künstlername
Emma Hart) hatte er 1791 geheiratet.
Der Jakobinerhass Ferdinands IV. und seiner
Gemahlin Caroline Marie hängt zweifellos damit zusammen, dass
Carolines Schwester Marie-Antoinette von der französischen Republik
guillotiniert worden war.
Der Marinehafen Toulon hatte sich im August 1793
auf die Seite der Royalisten geschlagen und die republikanischen
Kriegsschiffe im Hafen den Engländern überantwortet; dem
Artillerieoffizier Buonaparte war nach zäher Belagerung im Dezember
die Vertreibung der Engländer und die Rückeroberung Toulons
gelungen.
Die Geschehnisse des 13. Vendémiaire sind in den
Anmerkungen zum 29. Kapitel referiert.
In der Schlacht von Montenotte (12. April 1796)
und in der Schlacht von Dego (14. April 1796) besiegte Bonaparte
die Österreicher unter Graf Argenteau; in der Schlacht von Arcole
(15. bis 17. November 1796) besiegte er die Österreicher unter
Baron Alvinczy, in der ersten Schlacht von Rivoli (22. November
1796) besiegte er die Österreicher unter Baron Davidovich, und in
der zweiten Schlacht von Rivoli (14. bis 15. Januar 1797) besiegte
er abermals die Österreicher unter Alvinczy. (Sieger gegen Napoleon
war Feldzeugmeister Joseph Freiherr Alvinczy von Borberek in der
zweiten Schlacht von Bassano am 6. November 1796 und in der
Schlacht von Caldero oder Caldiero am 12. November 1796.)
Feldmarschall Dagobert Sigismund Wurmser wurde von Napoleon in der
Schlacht von Castiglione (5. August 1796) und in der ersten
Schlacht von Bassano (8. September 1796) besiegt. General
Jean-Pierre, Baron de Beaulieu, unterlag Napoleon in der Schlacht
von Lodi (10. März 1796) und in der Schlacht von Borghetto (30. Mai
1796). Erzherzog Karl von Österreich wurde von Napoleon in der
Schlacht von Valvassone (16. März 1797)
geschlagen (und 1809 in den Schlachten von Eckmühl, Regensburg und
Wagram, während er im selben Jahr in der Schlacht von Aspern gegen
die Franzosen siegte).
Herodot ist Urheber oder zumindest Chronist der
üblen Nachrede, die Kambyses III., der Ägypten in das persische
Großreich eingliederte, als geisteskranken, lasterhaften
Willkürherrscher darstellt.
Der Sultan, der Nelson eine Diamantbrosche
verehrte, war Selim III., der König von Sardinien war Karl Emmanuel
IV. – Die Geschenke, die Nelson erhielt, finden sich ausführlich
beschrieben und akribisch aufgelistet in Robert Southeys Life of
Nelson aus dem Jahr 1813.
Hallowells »Zertifikat« und seinen Brief an
Nelson kann Dumas Southeys Nelson-Porträt oder auch der
Veröffentlichung The Dispatches and Letters of Vice-Admiral Lord
Viscount Nelson (herausgegeben und annotiert von Sir Nicholas
Harris Nicolas, London, 1845) entnommen haben.
Kapitel 88: Emma Lyon
Zum Herzog von Bronte (nach dem Kyklopen
Brontes) ernannte Ferdinand IV. Admiral Nelson im Jahr 1799 zum
Dank für die Wiedereroberung Neapels und seine, Ferdinands,
Wiedereinsetzung als König.
Amy oder Emma Lyon wuchs bei ihrer Großmutter in
Wales auf und wurde mit zwölf Jahren als Dienstmädchen nach London
verdingt. Den Maler George Romney, der sie wiederholt malte, lernte
sie 1782 in London kennen.
Eine Miss Arabell gibt es nicht unter den
Mätressen des Prinzregenten George IV.; Anfang der Achtzigerjahre
des 19. Jahrhunderts war er mit Grace Elliott und mit Frances
Villiers liiert.
Dumas zitiert Alphonse de Lamartines Beurteilung
Lady Hamiltons in dessen Nelson-Porträt (1853); wörtlich lautet die
Stelle: »Zum ersten Mal strauchelte sie nicht in das Laster,
sondern in Unbesonnenheit und Güte.«
Die berüchtigten press gangs waren zur
Zeit des Seekriegs gegen Napoleon eine wohlbekannte Institution der
englischen Marine, die von der Mitte des 17. Jahrhunderts bis zum
Ende der Napoleonischen Kriege existierte. Da die königliche Marine
auf legalem Weg nie genug Seeleute anwerben konnte, war sie
ermächtigt, im Namen des Königs englische »diensttaugliche
Vollmatrosen im Alter zwischen achtzehn und fünfundfünfzig
Jahren« zwangszuverpflichten; mit Alter, Nationalität und
seemännischer Tauglichkeit der Gepressten nahm man es manchmal
nicht allzu genau, wenngleich kundige und körperlich einsatzfähige
Seeleute aus naheliegenden Gründen bevorzugt wurden; in näherer
Umgebung der Hafenstädte war der Hass der Bevölkerung auf den
Impress Service groß. Die Romane Billy Budd von Herman
Melville und Sylvia’s Lovers von Elizabeth Gaskell
handeln von der Praxis des Impressments an Land und zur See und den
daraus resultierenden Konflikten.
John Willet-Payne, Emmas erster »Patron«, war
Kapitän, nicht Admiral. Sir Henry Fatherson hieß korrekt Sir Harry
Featherstonehaugh; er erwarb Emma von dem schottischen Wunderdoktor
James Graham und war der Vater ihrer Tochter Emma Carew, die von
Emmas Großmutter aufgezogen wurde. Die drei Kinder, die als Frucht
des Zusammenlebens mit dem Neffen Sir William Hamiltons bezeichnet
werden, hat es in dieser expliziten Form nicht gegeben.
Die von Dumas erwähnte Bibliothèque
impériale trug diesen Namen unter den Kaisern Napoleon I. und
Napoleon III.; in republikanischen Tagen hieß sie Bibliothèque
de la Nation, vor der Revolution und seit der Zeit Karls V.
Bibliothèque du Roi, von 1815 bis 1848 Bibliothèque
royale, danach bis zum Putsch Louis-Napoléons Bibliothèque
nationale, wie sie auch heute heißt.
Kapitel 89: In welchem Kapitel
Napoleon erkennen muss, dass die Menschen manchmal schwerer zu
lenken sind, als es das Glück ist
Das Gefecht, in dem General Baron Mack im Dienst
Ferdinands IV. mit sechzigtausend Soldaten von Jean-Étienne
Championnet mit kaum zehntausend Soldaten vernichtend geschlagen
wurde, ereignete sich im Dezember 1798 und eröffnete Championnet
den Weg nach Neapel, das er im Januar 1799 einnahm und zur
Hauptstadt der Parthenopäischen Republik erklärte. Das Königshaus
beider Sizilien und die feinen Kreise Neapels hatten sich im
Dezember gerade noch rechtzeitig von Nelson nach Palermo bringen
lassen.
Der neapolitanische Admiral Francesco Caracciolo
war nach einem Zerwürfnis mit Ferdinand IV. in den Dienst der
Parthenopäischen Republik getreten; er wurde nach der Übergabe
Neapels an Kardinal Ruffo im Juni 1799 am Mast seiner Fregatte
standrechtlich gehängt. Der unbarmherzige Rachefeldzug gegen
»Franzosenfreunde« im Auftrag Ferdinands
IV. ist selbst in den Augen der Bewunderer Nelsons ein bleibender
Makel an seinem Charakter.
Die Ortschaft Merton, der Wohnsitz Nelsons ab
1800, gehört heute zu Greater London und liegt unmittelbar südlich
von Wimbledon.
Dumas vergleicht Napoleon in dessen Vermessenheit
mit Ajax, dem Lokrer, der auf der Rückkehr von Troja von Poseidon
persönlich vernichtet wird, als er prahlt, er werde dem Sturm auch
ohne Hilfe der Götter entrinnen (Odyssee, IV,
500-511).
Kapitel 90: Der Hafen von
Cadiz
Napoleons Grande Armée hatte am 24. September
1805 den Rhein überquert. Vorgefechte zwischen Franzosen und
Österreichern fanden am 8. Oktober bei Wertingen und am 9. Oktober
bei Günzburg statt, die Schlacht von Elchingen fand am 14. Oktober
statt, am 15. Oktober schlossen die Franzosen Ulm ein, und am 20.
Oktober kapitulierten die Österreicher unter Feldmarschall Baron
Mack in Ulm.
Kapitel 91: Der kleine Vogel
Emma Hamiltons Ehemann Sir William Hamilton war
1803 gestorben.
Lord Nelson war am 18. August 1805 in England
gelandet und hatte sich nach Merton zurückgezogen; am 13. September
suchte ihn Kapitän Henry Blackwood auf, um ihm mitzuteilen, dass
die Franzosen in Cadiz blockiert waren, und am 15. September ging
Nelson an Bord der Victory und segelte aus Spithead
ab.
Den optischen Telegraphen erfand 1791 der
französische Physiker Claude Chappe; dieser sogenannte
Balkentelegraph bestand aus einem an erhöhtem Standpunkt
angebrachten Masten mit einem daran befestigten Balken und an
diesem angebrachten Armen; Balken und Arme ließen sich mittels
Hebeln verstellen. In Deutschland stellte Johann Lorenz Beckmann
1794 seine Weiterentwicklung des Chappeschen Telegraphen vor, in
England und Russland wurde die optische Telegraphie ebenfalls
eingeführt, die noch eine Zeit lang neben der seit den
Zwanzigerjahren Fortschritte machenden elektrischen Telegraphie
weiterbestand.
Linienschiffe waren im 18. Jahrhundert
Kriegsschiffe mit zwei bis vier Batteriedecks (im Unterschied zu
den kleineren Fregatten mit nur einem Geschützdeck), die in einer
Schlachtlinie hintereinander segelten.
Kapitel 92: Trafalgar
Der »makedonische Keil« ist die von Philipp II.
eingeführte und von seinem Sohn Alexander dem Großen
perfektionierte keil- oder winkelförmige Schlachtordnung anstelle
der bis dahin vorherrschenden griechischen Phalanx in rechteckiger
Form.
Nelson verfügte für die Schlacht von Trafalgar
über siebenundzwanzig Linienschiffe und vier Fregatten, der
gegnerische Oberkomandierende Admiral Pierre-Charles Jean-Baptiste
Silvestre de Villeneuve über vierunddreißig Linienschiffe und sechs
Fregatten.
Die Vielsprachigkeit der Schiffsnamen – sowohl
die Engländer als auch die Franzosen setzten in der Schlacht von
Trafalgar eine Neptune und eine Swiftsure ein, und
die Belleisle war ein englisches Schiff, die Berwick
hingegen ein französisches – rührt daher, dass eroberte oder
gekaperte Schiffe nicht immer umgetauft wurden, sondern ihren Namen
behalten konnten.
Nelson hatte als Signal an seine Schiffe bei
Schlachtbeginn als Losung ausgeben lassen wollen: »Nelson confides
that every man will do his duty«, verzichtete dann auf seinen Namen
und nannte lieber das Vaterland, doch der Signalmaat flaggte statt
»confides« (»vertraut darauf«), was ihm zu umständlich war,
»excpects« (»erwartet«).
Der Bath-Orden war Nelson 1797 für seine Leistung
in der Schlacht von St. Vincent verliehen worden; den Orden des
türkischen Halbmonds hatte ihm der türkische Sultan für seinen Sieg
in der Schlacht von Abukir verliehen; den sizilianischen
Ritterorden des heiligen Ferdinands hatte Ferdinand IV. Nelson
zusammen mit der Ernennung zum Herzog von Bronte 1799 verliehen,
und das Johanniter- oder Malteserkreuz hatte der Seeheld für die
Rückeroberung Maltas verliehen bekommen.
Kettenkugeln und Stangenkugeln, von Surcouf in
Kapitel 55 als Abtakelungsgeschosse erwähnt, hatten durch ihre
Sperrigkeit eine besonders zerstörerische Wirkung.
Kapitel 93: Unstern
Auf der Rückkehr aus englischer
Kriegsgefangenschaft starb Admiral Villeneuve am 22. April 1806 in
einem Gasthaus bei Rennes; als Todesursache wurde Selbstmord
angegeben, was angesichts der Zahl der Messerstiche
wenig wahrscheinlich ist. Wie im Fall Pichegrus darf man einen
Auftragsmord vermuten.
Dumas nennt als Quelle für die letzten Stunden
Lord Nelsons den Bericht des Schiffsarztes Sir William Beatty, 1807
veröffentlicht unter dem Titel An Authentic Narrative of the
Death of Lord Nelson, with the Circumstances preceding, attending
and subsequent to that Event; the Professional Report of His
Lordship’s Wound; and several Interesting Anecdotes.
Kapitel 94: Der Sturm
Die Geschichte der Marine, auf die Dumas
sich bezieht, wurde von William James verfasst und trägt den Titel
Naval History of Great Britain from the Declaration of War by
France in 1793 to the Accession of George IV in February 1820
(1822-24); in dem im 92. Kapitel von Dumas in einer Fußnote
erwähnten »ausgezeichneten Buch« Jean-Pierre Edmond Jurien de La
Gravières mit dem vollständigen Titel Guerres maritimes sous la
République et l’Empire (1847) konnte Dumas die Stelle über den
»tapferen Kapitän Camas« in französischer Übersetzung lesen, denn
dort wird aus James’ Werk zitiert.
Das Linienschiff Le Vengeur unter dem
Kommando Kapitän Renaudins weigerte sich im Verlauf der Seeschlacht
zwischen England und Frankreich namens Bataille d’Ouessant
beziehungsweise Glorious Battle of the 1st of June am 1.
Juni 1794 (13. Prairial des Jahres II), sich zu ergeben, und wurde
versenkt.
Die britische Flotte verzeichnete nach der
Schlacht von Trafalgar zwischen vierhundert und vierhundertvierzig
Tote und tausend bis tausendzweihundert Verwundete, die spanische
tausend Tote und tausendvierhundert Verwundete, die französische
dreitausend Tote und tausend Verwundete.
Die Santa Ana wurde nicht von Cuthbert
Collingwood versenkt, sondern am 23. Oktober den Engländern von
einem französischen Prisenkommando unter Kapitän Julien
Cosmao-Kerjulien wieder abgejagt.
Als größten brennenden Scheiterhaufen aller
Zeiten auf dem Meer bezeichnet Dumas die brennende Santissima
Trinidad, das bis dahin größte Schiff aller Zeiten.
Nach Cadiz gelangte die Bucentaure nicht,
wie Dumas weiter oben verriet;
sie wurde nicht an Felsklippen zerschmettert, sondern sank, bevor
sie den Hafen erreichte.
Die Indomptable hatte die Überlebenden der
Bucentaure an Bord genommen; von den mehr als tausend
Schiffbrüchigen überlebten keine hundertfünfzig den Untergang des
Schiffs.
Der Dreimaster und Kauffahrer Samson ist
fiktiver Natur.
Kapitel 95: Die Flucht
Hulken, Holken oder Blockschiffe (englisch
hulks, französisch pontons) sind Gefängnisschiffe,
entmastete ehemalige Kriegsschiffe, von Mitte des 18. bis Mitte des
19. Jahrhunderts vor allem an Englands Küsten und in der
Themsemündung in Gebrauch; sie waren leicht zu bewachen, die
Unterbringung der Kettensträflinge spottete jeder Beschreibung, ein
Entkommen war kaum zu bewerkstelligen; in den ersten Kapiteln
seines Romans Große Erwartungen schildert Charles Dickens
diese schwimmenden Kerker sehr anschaulich.
»Die Luft geht scharf, es ist entsetzlich kalt«,
sagt Hamlet zu Horatio (in der Übersetzung von A. W. von Schlegel;
1. Aufzug, 4. Szene), und dieser erwidert: »’s ist eine schneidende
und strenge Luft.«
Kapitel 97: Die Ratschläge Monsieur
Fouchés
Die Umschreibung »Tag von Offenburg« bezieht
sich auf die Entführung des Herzogs von Enghien.
Die neuen Verbündeten, die Napoleon nach seinem
Aufenthalt in München besuchte, waren die Regenten des von ihm
frisch gebackenen Königreichs Württemberg in Stuttgart und des
ebenso neuen Großherzogtums Baden in Karlsruhe, die er durch
Familienbande noch enger an sich zu binden gedachte.
Kapitän Lucas bittet René, ihn am 29. Januar 1806
aufzusuchen; eine halbe Seite weiter ist aus dem 29. Januar der 4.
Februar geworden.
Kapitel 98: Die Postkutsche von
Rom
Das Konkordat, das 1801 zwischen Papst Pius VII.
und dem französischen Staat geschlossen wurde, hatte die
Wiederherstellung der Freiheit und Öffentlichkeit des katholischen
Kultus in Frankreich (der jedoch nicht wieder
zur Staatsreligion erklärt wurde) zum Gegenstand; die Geistlichen
wurden verbeamtet, die Bischöfe mussten den Treueeid auf den Ersten
Konsul leisten, der sie ernannte.
Kapitel 99: Die Via Appia
Für dieses und die folgenden Kapitel hat Dumas
seinen unvollendeten Roman Isaac Laquedem (1853; über den
Anfang ist das Projekt eines Romans über den Ewigen Juden nie
hinausgediehen), seine Reisebeschreibung Le Corricolo (1853)
und seinen Roman La San Felice (1864) ausgeschlachtet. Als
Wissensquelle für die Geschichte der Via Appia diente ihm neben den
antiken Autoren die Studie Rome au siècle d’Auguste, ou voyage
d’un Gaulois à Rome, à l’époque du règne d’Auguste pendant une
partie du règne de Tibère des Historikers und Archäologen Louis
Charles Dezobry aus dem Jahr 1835.
Die lateinischen Inschriften bzw. deren
Abkürzungen auf den Grabmälern an der Via Appia lauten: »fertigte
es zu Lebzeiten«, »errichtete es zu Lebzeiten für sich« und »ließ
es zu Lebzeiten fertigen«.
Kapitel 100: Was sich fünfzig Jahre
vor Christus auf der Via Appia abspielte
Lupanaria hießen in Rom die Bordelle, die vor
allem in der Nähe des Circus Maximus und im übelbeleumdeten Viertel
Subura gelegen waren.
Die Marsi oder Marser sind ein mittelitalisches
Volk, das seit Ende des 3. Jahrhunderts v. Chr. Bundesgenosse der
Römer war; wie der Name, der sich von dem des Kriegsgotts
herleitet, andeutet, galten sie als besonders kriegerisch. Mit dem
germanischen Volk der Marser, das zuerst am Rhein und später
zwischen Ruhr und Lippe siedelte, haben die italischen Marser
nichts zu tun; Dumas bezieht sich auf die italischen Marser.
In der Schlacht bei Philippi unterlag die
republikanische Armee 42 v. Chr. den Truppen Marcus Antonius’ und
Octavians.
Julia, Enkelin des Augustus, wurde wegen
lasterhaften Lebenswandels lebenslänglich verbannt und gebar in der
Verbannung ein Kind, das Augustus ihr aufzuziehen verbot; Opfer der
moralischen Entrüstung des Herrschers wurde auch der mit Julia
befreundete Ovid, den Augustus nach Tomis am Schwarzen Meer
verbannte, was mit der Unsittlichkeit seiner Gedichte begründet
wurde; die Mutter eines kleinen Agrippa
war nicht die Julia, deren Verbannung Ovids Verbannung nach sich
zog, sondern ihre Mutter Julia, von deren Vater Augustus in die
dritte Ehe mit Tiberius gezwungen, was sie mit zahlreichen
Seitensprüngen und Konspirationen zur Beseitigung des Tiberius
quittierte, woraufhin ihr Vater die Scheidung verfügte und seine
Tochter in die Verbannung schickte.
Murrhinische Gefäße, Trinkgefäße aus in Parthien
gefördertem Flußspat, der erhitzt und mit Myrrhenharz eingerieben
wurde, galten im Rom der Spätantike als höchster Luxus.
Die letzten Worte des Augustus sind nach Suetons
Leben der Cäsaren zitiert.
Kapitel 101: Archäologische
Unterhaltung zwischen einem Marineleutnant und einem
Husarenhauptmann
In den Georgica (I, 497) spricht Vergil
von den Gebeinen hünenhafter Krieger: »Kommt wohl einst die Zeit,
da findet der Bauer in jenen Ländern, wenn er das Feld durchfurcht
mit gebogenem Pfluge, Speere, zerfressen von schäbigem Rost [...]
und sieht voll Erstaunen mächtiges Heldengebein in aufgeworfenen
Gräbern.«
Der mitteilungsfreudige Reisende vermischt die
Geschichte des Maxentius (römischer Kaiser von 306 bis 312 n. Chr.)
mit der des Galerius Maximianus (dessen Tochter Valeria Maximilla
mit Maxentius vermählt wurde) und versetzt diese Mischung mit
Zutaten aus der eigenen Phantasie (Caracalla und Heliogabal lebten
hundert Jahre früher; welchen Alexander er meint, bleibt eine
offene Frage); Galerius Maximianus wurde in seiner Heimat Pannonien
bestattet, nicht in Rom; Maxentius, der im Kampf gegen Konstantin
im Tiber ertrank, wurde posthum der Kopf abgeschlagen; den Zirkus
ließ Maxentius 309 n. Chr. erbauen und seinem Sohn Romulus
widmen.
Caecilia Metella war nicht die Gattin des für
seinen Reichtum berühmten Marcus Licinius Crassus Dives, sondern
seines älteren Sohnes Marcus Licinius Crassus.
Nicht die Quintilier wollten Commodus ermorden,
sondern dieser verfolgte die Brüder, um sich ihres Vermögens zu
bemächtigen; die missglückte Verschwörung mit anschließender
Hinrichtung der Verschwörer, die René schildert, wurde nicht von
den Quintiliern betrieben, sondern von Lucilla, der Schwester des
Commodus, zusammen mit ihrem
Vetter Marcus Ummidius Quadratus; Commodus’ Vorliebe für Spiele
und Wettkämpfe brachte Rom in beträchtliche Geldnot; der Historiker
Herodianos war Lehrer des Commodus und verfasste eine Geschichte
der römischen Kaiser vom Tod Marc Aurels bis zur Thronbesteigung
Gordians III.
Kapitel 102: In welchem Kapitel der
Leser den Namen eines der zwei Reisenden errät und den des anderen
erfährt
Der Kampf zwischen Rom und Alba Longa über die
Vorherrschaft wurde der Überlieferung nach zwischen den
Drillingspaaren der römischen Horatier und der albanischen
Curiatier ausgetragen und vom letzten überlebenden Horatier
entschieden.
Domitian genoss den Ruf eines besonders grausamen
Menschen, der sich daran erfreut haben soll, Fliegen fangen zu
lassen, um sie dann mit einem Federkiel zu erstechen.
Clodius hatte nicht vier Schwestern, sondern drei
Schwestern, die alle Clodia hießen; mit dem Rhetor Hortensius war
keine der Schwestern verheiratet; Lesbia war der Kosename Catulls
für die von ihm geliebte zweitälteste Schwester des Clodius; die
üble Nachrede Ciceros, der diese Clodia als »Viergroschenhure«
schmähte, hat die Geschichtsschreibung lange beeinflusst.
Die dritte Ehefrau Cäsars, der Clodius
nachstellte, hieß Pompeia, nicht Mussia, und war keine Tochter des
Pompeius.
Die Feierlichkeiten zu Ehren der Bona Dea, einer
Frauengottheit, unter Ausschluss der Männer vereinen vermutlich die
Kulte um eine italische und eine griechische Gottheit.
Die Ecole de Mars wurde auf Konventsbeschluss am
13. Prairial des Jahres II (1. Juni 1794) gegründet und bald danach
sang- und klanglos zugemacht; sechs Sechzehnjährige pro Distrikt,
zur Hälfte ländliche und zur Hälfte städtische Sansculottenkinder,
sollten den Umgang mit Waffen lernen sowie »Brüderlichkeit,
Disziplin, Bedürfnislosigkeit, gute Sitten, Vaterlandsliebe und
Hass auf das Königtum«.
Joachim Murat wurde im März 1806 von seinem
Schwager zum Großherzog von Berg und Kleve ernannt. Manhès
berichtet seinem Reisebegleiter von Napoelons Einzug in Berlin (27.
Oktober 1806) und von der Schlacht von Jena/Auerstädt (14. Oktober
1806), doch zu Beginn des folgenden Kapitels erleben die Reisenden
die Belagerung von Gaeta mit, das
sich nach langem Widerstand im Juli hatte ergeben müssen, also
einige Monate vor Napoleons Sieg gegen die Preußen. Die vertauschte
Chronologie zieht sich auch durch die nächsten Kapitel.
Kapitel 103: Die Pontinischen
Sümpfe
Augustus stammte aus wohlhabender, wenn auch
nicht besonders vornehmer Familie; sein Vater war der Prätor,
Tribun und Quästor Caius Octavius, seine Mutter Atia war die
Tochter des Prätoren Manus Acilius Balbus, der mit Cäsars Schwester
Julia verheiratet war. Die Gerüchte über die Herkunft des Augustus
verdankt Dumas Suetons Leben der Cäsaren (»Derselbe Antonius
jedoch, der auch auf die mütterliche Abkunft des Augustus
verächtlich herabsieht, wirft ihm vor, sein Urgroßvater stamme von
Afrikanern ab und habe bald einen Salbenhandel, bald das
Müllergewerbe in Aricia betrieben«).
Faunus kann seiner Tochter Bona Dea erst
beiwohnen, als er sich in eine Schlange verwandelt; Klatsch und
Tratsch im alten Rom übertrugen dies auf die Umstände der Zeugung
des Augustus.
Das Bild von Ernest Hébert heißt La
Malaria und wurde erstmals im Salon von 1850/51 ausgestellt;
heute befindet es sich im Musée d’Orsay.
Kapitel 104: Fra Diavolo
Anxur lautet der – vermutlich volskische – Name
Terracinas, der um 500 v. Chr. in Tarracina geändert wurde; Vergil
erwähnt in der Äneis (7, 799) lediglich den dort verehrten
Jupiter Anxurus; Horaz spricht in seinen Satiren (I, 5, 26)
von »Anxur, das von seinem weißen Felsen weit in die Ferne glänzt«;
in Le Corricolo hat Dumas das Zitat korrekt Horaz
zugeschrieben.
Fra Diavolo wurde am 11. November 1806 in Neapel
öffentlich gehängt, und wenn der Adjutant des Großherzogs von Berg
am 10. November vormittags von Rom aufbricht und am 11. in
Terracina berichten kann, was am 8. November in Magdeburg geschah,
dann müsste er die Reise von Berlin nach Rom an einem einzigen Tag
bewältigt haben.
Kapitel 105: Die Jagd
Fra Diavolo oder das Gasthaus in
Terracina des Gespanns Daniel-François-Esprit Auber und
Augustin-Eugène Scribe von 1830 war auf Anhieb ein Erfolg; als
Fra Diavolo oder auch The Devil’s Brother verfilmte
Hal Roach die Operette 1933 mit den Banditen Stanilo und Olivero in
tragenden Nebenrollen.
Sanfedista hießen die Partisanen der von Kardinal
Ruffo ins Leben gerufenen Freischaren für Glaube, Gott und König,
die mit allen erlaubten und unerlaubten Mitteln den gottlosen
Franzosen das Handwerk legen sollten.
Dumas zitiert aus Victor Hugos Gedichtzyklus
La Légende des siècles das Gedicht »Après la bataille« (Teil
XLIX, »Le Temps présent«), verfasst am 18. Juni 1850, dem Jahrestag
von Waterloo. Der Zyklus erschien erstmals 1859.
Kapitel 106: Major Hugo
Als Quelle dient Dumas die Veröffentlichung
Mémoires du général Hugo, gouverneur de plusieurs provinces et
aide-major-général des armées en Espagne (Paris, 1823).
El Empecinado (»Pechmann« oder »Pechsieder«) war
Juan Martín Díaz, der als Guerillaführer die Franzosen in Spanien
so erfolgreich bekämpfte, dass General Hugo zu seinem
»ausschließlichen Verfolger« ernannt wurde; Hugo nahm Díaz’ Mutter
(erfolglos) als Geisel, was El Empecinado mit verschärften
Angriffen und der Erschießung von hundert französischen Soldaten
erwiderte. Nach der Restauration von 1823 wurde der Volksheld als
Liberaler festgenommen und 1825 gehängt (statt, wie er es sich
erbeten hatte, füsiliert). Sein Spitzname ist im Spanischen zum
Synonym für Hartnäckigkeit geworden.
Die Kriegslist des Marschalls von Rantzau, deren
Fra Diavolo sich bedient, ist das Manöver, mit dessen Hilfe Josia
Rantzau im Dreißigjährigen Krieg im Februar 1636
Saint-Jean-de-Losne bei Nacht und Nebel einnehmen konnte.
Kapitel 107: Der letzte
Kampf
Die kaudinischen Pässe sind der Engpass nahe dem
samnitischen Ort Caudium zwischen Neapel und Benevent, wo die
Samniten unter Gaius Pontius den Römern 321 v. Chr. eine
vernichtende Niederlage bereiteten;
die römischen Feldherren Titus Veturius und Spurius Postumnius
samt ihren überlebenden Soldaten sollen genötigt worden sein, zum
Zeichen ihrer Demütigung unter einem Joch aus Speeren
hindurchzugehen (daher der Begriff des kaudinischen Jochs für eine
Zwangslage, aus der es kein ehrenvolles Entkommen gibt).
Ein Improvisator ist ein mündlicher
Stegreifdichter; die berühmtesten neapolitanischen Improvisatoren
des späten 18. Jahrhunderts fielen den »blutigen Reaktionsexzessen«
Ferdinands und Kardinal Ruffos 1799 zum Opfer.
Ende November kann die Flucht Fra Diavolos nicht
geendet haben, wenn er Anfang November hingerichtet wurde; die
Wetterverhältnisse wiederum sind für Ende Oktober etwas
verfrüht.
Kapitel 108: La Forca
Der Titel des Kapitels ist die italienische
Bezeichnung für den Galgen.
Das »erstklassige« Hotel La Vittoria wurde von
Dumas während seiner ersten Neapelreise beehrt, und in seinem
Reisebuch Le Corricolo singt er das Loblied des Hoteliers
Martin Zir.
Kapitel 109: Christophe Saliceti,
Polizeiminister und Kriegsminister
Saliceti ist 1757 geboren und 1809
gestorben.
Der Satz, in dem Dumas das bunte Treiben am Kai
von Neapel schildert, hört nach den Zeilen des Dichters Metastasio
abrupt auf.
Das Atrium ist der Mittelraum des italischen
Hauses, das Impluvium ist das rechteckige Sammelbecken für
Regenwasser im Fußboden des Atriums, und Triclinium ist die
Bezeichnung für drei Klinen (Ruhebetten, nicht nur zum Schlafen,
auch zum Speisen), die um einen zentralen Tisch herum angeordnet
sind.
Moccoletti sind »Kerzchen«.
Ein grano ist wörtlich ein Gran, im
übertragenen Sinn eine Münze von bescheidenem Geldwert.
Die verwirrenden Zeitangaben zur Belagerung von
Gaeta ziehen sich seit Kapitel 102 durch den Text. Nicht zu
übersehen ist auch, dass die Handlung des ganzen Kapitels 109 an
einem einzigen Tag spielen soll, obwohl vom 11. November oder vom
Ende des Monats zur zweiten Januarhälfte gesprungen wird.
Antonius von Ägypten oder der Große wird mit
Schweinen zusammen abgebildet, weil er als Einsiedler in der Wüste
dämonischen Versuchungen ausgesetzt war, in denen schweineartige
Tiere vorkamen; später entwickelte der Orden daraus den Brauch des
Antonius-Schweins, das am Antoniustag geschlachtet, gesegnet und an
die Armen verteilt wurde.
Kapitel 110: König Joseph
Den Brief Napoleons an seinen Bruder Joseph
entnimmt Dumas der Veröffentlichung Correspondance de Napoléon
1er (veröffentlicht auf Anweisung des Kaisers Napoleon III.,
1863, Bd. 13, Brief 10573 vom 30. Juli 1806).
Kapitel 111: Il Bizzarro
Il Bizzarro konnte nach dem Mordanschlag der
(zwei, nicht fünf) Brüder seiner Geliebten auf ihn nicht in die
Berge entfliehen, sondern wurde bei seinem Fluchtversuch aus der
Kirche ertappt und musste mehrere Jahre als Galeerensträfling
Frondienste tun.
Kapitel 112: In welchem Kapitel die
zwei jungen Männer Abschied voneinander nehmen, damit der eine
seinen Dienst bei Murat wieder antreten und der andere Reynier
bitten kann, ihn in Dienst zu nehmen
Der Serapistempel von Pozzuoli ist kein Tempel,
sondern das macellum, die Markthalle der Stadt aus antiker
Zeit.
Kapitel 114: In welchem Kapitel René
sieht, dass Saliceti sein Wort gehalten hat
Seit Kapitel 109 spielt die Handlung des Romans
im Januar des Jahres 1807, obwohl der Sieg der englischen Truppen
unter Sir John Stuart in der Schlacht von Maida, in deren Folge
General Jean-Louis-Ebénézer Reynier Kalabrien räumen musste, am 4.
Juli 1806 stattgefunden hatte, zwei Wochen bevor Gaeta sich am 18.
Juli den französischen Belagerern ergab.
Kapitel 115: Das Dorf mit Namen Li
Parenti
Die Geschichte, die General Reynier in diesem
und dem folgenden Kapitel erzählt, ist mit Anekdoten zu Leben,
Taten und Sterben diverser Briganten des frühen 19. Jahrhunderts im
Süden Italiens angereichert, darunter Giovanni Benincasa, genannt
Specchiale, Lorenzo Benincasa, Vincenzo Barberio, genannt
Occhiodipecora, Francatrippa, Nicola Gualtieri, genannt
Panedigrano, Pietropaolo Mancuso, genannt Parafante oder König
Parafante, Franceso Moscato oder Muscato, genannt Il Bizzarro,
Angelo Paonessa, genannt Panzanera, Antonio Santoro, genannt König
Corenne, Arcangelo Scozzafava, genannt Galano. Dumas konnte für
seine Darstellung des Brigantenwesens auf Pietro Collettas
Storia del Reame di Napoli zurückgreifen (Capolago, 1834)
und auf die von Francesco Montefredine zusammengestellten und
herausgegebenen Erinnerungen des Generals Manhès (Memorie
autografe del generale Manhès intorno a’ briganti. Neapel,
1861).
Das Brigantenwesen jener Zeit hatte sich zuerst
gegen die Großgrundbesitzer gerichtet; Ferdinand IV. und Kardinal
Ruffo verstanden es geschickt gegen die Franzosen zu
instrumentieren, unter deren Herrschaft die Bauern sich von den
Besatzern ebenso ausgebeutet fanden wie zuvor von den
Grundbesitzern; schnell begriffen die Briganten, dass es
einträglicher war, die Beute nicht mit König und Kirche zu teilen,
und dass man auf eigene Faust und Rechnung Bauern,
Großgrundbesitzer und französische Besatzer gleichermaßen
terrorisieren konnte. Charles-Antoine Manhès (Beiname
»Exterminator«) wurde nach seiner erfolgreichen Eindämmung des
Brigantenwesens in den Abruzzen beauftragt, die Briganten in
Kalabrien und in der Basilikata auszurotten, was ihm mit Maßnahmen
von unerhörter Grausamkeit und Härte innerhalb von kaum sechs
Monaten auch weitgehend gelang.
Der Hinterhalt in dem Dorf Li Parenti, in den
französische Soldaten gelockt wurden, bevor man sie massakrierte,
gehört zu den Anekdoten über Francatrippa, die Manhès in seinen
Erinnerungen berichtet.
Der Dreikampf der Drillingspaare der Horatier und
Curiatier ist in Kapitel 102 erwähnt.
Parafante wurde nach seinem Tod (1811)
gevierteilt, seine Körperteile wurden in eisernen Käfigen zur
Erbauung des Publikums zur Schau gestellt, und seinen Kopf brachte
Manhès nach Cosenza, um ihn dort auszustellen.
Kapitel 118: Die Jagd auf die
Banditen
Das Kapitel und der Romanabdruck im
Moniteur enden abrupt mitten in Renés Vorbereitungen zur
Verfolgung des Bizzarro; Claude Schopp hat die Verfolgungsjagd
fortgesetzt und mit dem historisch verbürgten Ende des Bizzarro
durch die Hand einer von ihm entführten Frau beendet sowie ein
weiteres Kapitel angefügt, in dem René nach vollbrachter Mission in
Kalabrien und Lukanien nach Neapel zurückkehrt; diese Zusätze aus
der Feder des Herausgebers sind kursiv gedruckt.
Das Kapitol als Stätte des wichtigsten römischen
Heiligtums und der tarpejische Felsen (der Abhang am Rand des
Kapitols, von dem gestürzt wurde, wer sich falschen Zeugnisses,
Verrats, Blutschande, Verrats am Volk oder Hochverrats schuldig
gemacht hatte) gehören zum festen Bestand der französischen
Revolutionsrhetorik, die in napoleonischer Zeit weiterhin verwendet
wurde.
Kapitel 119: Die Hand der
Herzogin
Nach einer erfolgreich geschlagenen Schlacht
soll Heinrich IV. zu Louis de Balbe de Bertonde Crillon, der zu
spät kam, gesagt haben: »Häng dich auf, mein wackerer Crillon, wir
schlugen uns bei Argues, und du warst nicht dabei!« Crillon hatte
den Beinamen »Mann ohne Furcht«, und Heinrich nannte ihn den
Tapfersten der Tapferen.
PRAGER MANUSKRIPT
Erstes Kapitel: Seine Kaiserliche
Hoheit Vizekönig Eugène-Napoléon
Die folgenden drei Kapitel wurden von Claude
Schopp als späterer Teil des vorliegenden Romans identifiziert und
als Prager Manuskript bezeichnet (das Manuskript in Dumas’
Handschrift befindet sich im Fonds Metternich in Prag).
In Kapitel 118 erlebten die Protagonisten im Jahr
1807 Ereignisse aus der ersten Hälfte des Jahres 1806; dieses neue
Kapitel beginnt am 8. April 1809; man darf annehmen, dass eine
zwischen diesen Zeitangaben situierte Handlung, deren Manuskript
Claude Schopp für verschollen hält,
Renés Reisegefährten Manhès ins Spiel gebracht hätte, der zwischen
1807 und 1811 die Briganten und ihre Helfershelfer in Süditalien
das Fürchten lehrte und den Dumas sicherlich nicht in die Handlung
eingeführt hatte, um ihn nach ein paar Stadtrundfahrten auf
Nimmerwiedersehen aus dem Roman verschwinden zu lassen.
Die Cisalpinische Republik mit der Hauptstadt
Mailand hatte Napoleon Ende 1796 ins Leben gerufen; 1799 wurde sie
nach den Siegen der Russen und Österreicher in Oberitalien
aufgelöst, 1800 wurde sie wiederhergestellt, kurz darauf in die
Republik Italien umgewandelt (unter Präsident Bonaparte), die 1805
zum Königreich Italien wurde, mit dem es zehn Jahre später vorbei
war.
Seinen Stiefsohn Eugène de Beauharnais hatte
Napoleon 1805 zum Prinzen von Frankreich und zum Vizekönig von
Italien (weitgehend ohne Befugnisse) ernannt; im Januar 1806 hatte
er ihn mit Prinzessin Auguste Amalie von Bayern verheiratet, und
1807 ernannte er ihn zum Fürsten von Venedig.
Die Fechtstunden des halbwüchsigen Eugène de
Beauharnais in Straßburg sind nur demjenigen vertraut, der Les
Blancs et les Bleus gelesen hat, in dem sie vorkommen.
Zweites Kapitel: Das
Mittagessen
General Jean-Maximilien Lamarque eroberte 1808
die von den Engländern unter General Hudson Lowe besetzt gehaltene
Insel Capri nach dreizehntägiger Belagerung zurück.
Drittes Kapitel:
Vorbereitungen
Renaud de Montauban ist Hauptfigur eines
mittelalterlichen Heldenlieds aus dem 12. Jahrhundert und einer der
Protagonisten in Ariosts Rasendem Roland; seine
sprichwörtliche Eleganz findet sich auf Bildteppichen und
Miniaturen verewigt.
René hat offenbar Goethe gelesen, wie man seiner
Dichtung entnehmen kann; zeitlich wäre es durchaus möglich, dass er
beispielsweise »Wandrers Nachtlied« in der Februarausgabe von 1801
der Londoner Zeitschrift The mouthly magazine gelesen
hätte.