Strang 1 / Kapitel 36

 

„So, wie es hier notiert ist, hörten die Bewohner von Schillingsdorf die Bergmännlein lachen, als die Felslawine abging. Angeführt wurde die Lawine von dem Männlein, das vergebens um Unterkunft ersucht hatte. Es sass auf einem grossen Brocken, den er dann mit seinem Stock kurz vor dem Haus der armen Leute, die ihn aufgenommen hatten, zum Stehen brachte. Dieses Haus soll verschont geblieben sein, während der Rest des Dorfes verschüttet wurde und unterging. Damit geriet Schillingsdorf in Vergessenheit. Heute steht dort Berglauenen“, schloss Ben seine Erzählung über die Sage vom Untergang von Schillingsdorf.

Betretenes Schweigen folgte. War das möglich? Ein Akt von solcher Wut, solcher Grausamkeit. Was musste das für ein Mensch sein, der einen solchen Hass in sich trägt? Was musste einem Menschen zustossen, um so abartig zu werden?

Emma liess zischend den Atem entweichen, den sie angehalten hatte. „Da spielt jemand Gott.“

Bei diesen Worten sah Alice mit einem Ruck auf. „Ganz genau.“ Dann schwieg sie wieder. Ihr Gesicht nahm einen abwesenden Ausdruck an.

„Mama?“, fragte Ben verwundert. „Ist alles in Ordnung? Was hast du? Dir kam doch gerade ein Einfall, nicht wahr?“

Langsam wanderten Alice Augen zu Ben. „Mir kam da etwas in den Sinn, aber ich muss noch darüber nachdenken. Ihr werdet es natürlich als erste erfahren.“

Das war fair.

„Gut. Ich hatte da ebenfalls so einen Gedanken.“ Emma war sich unschlüssig. Sie wollte niemanden vor den Kopf stossen. Vor allem nicht Alice. Aber hatte sie denn eine andere Wahl? Nein. Es war nicht die Zeit, auf Gefühle Rücksicht zu nehmen. „Zwar sagt man, dass alle in der Felslawine umkamen. Aber ist es nicht so, dass Martin zu dem Zeitpunkt nicht anwesend war?“

„Das ist allerdings wahr.“ Alice schien gewillt, keine voreiligen Schlüsse zu ziehen, sondern Emma erst zu Ende sprechen zu lassen.

„Er scheint doch immer sehr präsent gewesen zu sein. Es wirkt, als wäre er immer mehr im Vordergrund gestanden als die anderen. Nicht negativ. Im Gegenteil. Oft war er der gute Samariter. Auffällig oft, wenn ihr versteht.“

„Nein, das verstehe ich nicht. Er war ein wunderbarer Mensch. Irgendwelche Andeutungen, die das anzweifeln, hat er nicht verdient.“

„Mama, lass das. Ich bin mir nicht sicher, ob Martin so präsent ist, weil wir das Meiste über ihn von dir wissen oder ob es andere Gründe gibt, weshalb sein Name öfter auftaucht, als die der anderen. Du bist ihm ja unverhohlen nach wie vor sehr zugetan. Keiner will deine Gefühle verletzen oder seine Taten schmälern. Aber in Betracht ziehen müssen wir alles. Wir haben unter den gegebenen Umständen keine Zeit zimperlich zu sein. Und du musst zugeben, Emma hat nicht ganz unrecht. Wer abgrundtief schlecht ist, könnte sich zur Tarnung auffällig gut geben. Warum fehlte er, als zum finalen Schlag angesetzt wurde? Warum war er nicht im Haus wie alle anderen? Was hat er getan? Hat er etwas geahnt?“

Oder war er es, der die Lawine ausgelöst hat?

Doch diese Frage blieb unausgesprochen in der Luft hängen.

„Und wenn er so gut war, dann hätte er doch eigentlich überleben müssen. Denn wenn wir richtig liegen, wurden die Sünder der Familie bestraft“, ergänzte Emma.

„Irgendwo hat jeder Dreck am Stecken“, Alice war zwar nicht glücklich über die Richtung, in die das Gespräch führte, nahm den Faden aber auf.

„Wird so sein. Er starb dann ja auch“, stellte Ben fest.

„Genau. Tags darauf“, vervollständigte Alice das Bild. Sie sah zu Ben. Der schien in Gedanken aber bereits weiter.

„Stimmt.“ Die Stirn in Falten gelegt, erwiderte er den Blick seiner Mutter. „Woran starb er noch gleich?“

„Autounfall.“

„Noch einen?“ Das kam von Emma.

„Dachte ich eben auch.“ Ben stand auf. Er begann im Wohnzimmer auf und ab zu wandern. „Das macht doch keinen Sinn. Nach allem, was wir wissen, ist dieser Mörder äusserst überlegt und ordentlich.“

Emma tippte mit dem Stift nachdenklich gegen ihre Lippen. „Penibel. Detailversessen. Er plant alles bis ins Letzte. Würde es nicht so abartig klingen, würde ich sagen, hinter seiner Planung steckt viel Liebe.“

Mit erhobenem Zeigefinger deutete Ben auf Emma. Er setzte ihren Gedankengang fort und sagte: „Er zelebriert das, was er tut, richtiggehend. Würde er da ein ähnliches Szenario, wie er es schon hatte, erneut verwenden?“

„Vielleicht“, schaltete Alice sich ein. „Ihr vergesst etwas Wesentliches.“

Ben und Emma schwiegen gespannt.

„Martin war nicht der einzige, der in dem Auto verbrannte.“ Alice verstummte. Ihr war anzusehen, dass ihr das, was sie zu sagen hatte, nicht leicht fiel.

„Alice?“ Emma liess sich nichts von ihrer Anspannung anmerken. „Wer war da noch?“, fragte sie mit weicher Stimme.

„Ein Kind.“

Ein Kind? Wessen Kind?

Bevor Emma diese Frage äussern konnte, setzte Ben zum Sprechen an.

„Da war noch ein Kind? Wie pervers ist dieser Kerl eigentlich? Vielleicht war das der Grund, weshalb Martin auf solch plumpe Art zur Strecke gebracht wurde. Entschuldige meine Wortwahl, Mama.“ Ben legte Alice kurz die Hand auf die Schulter. Dann spann er seine Gedanken weiter. „Ein Kind gilt schliesslich als rein und sündenfrei. Da bekam der Mörder womöglich doch noch Skrupel. Das Kind wog eventuell allfällige Sünden von Martin auf. Sterben sollte er aber dennoch, sonst wäre ja der Plan nicht vollständig. Vielleicht liess unser Massenmörder bei der Beseitigung von Martin deshalb die Symbolik, die jede Tat mit sich führt, weg.“

„Des Kindes wegen?“, fragte Alice.

Ben nickte.

„Oder er geriet unter Druck“, warf Emma ein. „Ein Unfall, das Auto brennt aus. Was bleibt, sind zwei verkohlte Leichen. Die beste Möglichkeit Martin und das Kind schnell loszuwerden.“

„Oder“, fügte Alice an, „dem Mörder kam der Zufall zu Hilfe und es war wirklich einfach ein grausamer Unfall.“

Alle schwiegen und liessen sich die Szenarien durch den Kopf gehen.

Es war Ben, der aufs Parkett brachte, was bisher niemand zu äussern, geschweige denn zu denken gewagt hatte. Er fühlte sich sichtlich unwohl. „Und was, wenn das nur inszeniert war? Wenn diese Leiche in dem Autowrack gar nicht Martin Reich war? Sondern irgend ein anderer armer Irrer? Wenn Martin Reich seinen Tod nur vorgetäuscht hat, um zu überleben? Was, wenn er untergetaucht ist?“

Alice klappte im wahrsten Sinne des Wortes die Kinnlade hinunter. „Das würde heissen, er lebt noch. Oder besser, lebte noch.“

Ben nickte etwas verhalten. „Und Emmas Auftraggeber war kein kranker Irrer, sondern tatsächlich Martin Reich.“

Hörbar schnappte Alice nach Luft. Emma ging es nicht besser. Ein unerklärliches Schaudern schüttelte ihren Körper. „Getarnt als Martin Knecht. Nicht besonders einfallsreich.“

„Ach nein? So schlecht kann‘s nicht gewesen sein in Anbetracht dessen, dass er schlussendlich erst letzte Nacht verstorben sein soll.“

Punkt für Ben.

„Aber warum das alles? Warum mich herschicken? Warum dieses Theater mit dem Haus?“

Berechtigte Frage. Ben dachte kurz nach, während er weiter im Raum herumtigerte. „Sagen wir, er wollte die Aufmerksamkeit wieder auf die Reichs lenken, ganz offen, und austesten, ob die Luft für ihn rein ist, weil er seine Rückkehr plante. Er tat gut an einem solchen Test, denn ganz offensichtlich ist die Luft nicht rein. Wäre er einfach so, ohne das Schmierentheater, zurückgekommen, hätte es ihn das Leben gekostet. Und du, Emma, warst der Köder.“

Emma sah wenig begeistert aus. „Nett. Aber warum nach so vielen Jahren?“

Ben spann weiter. „Vielleicht war er krank. Möglicherweise wünschte er sich seinen Lebensabend in seiner Heimat zu verbringen.“

„Guter Plan. Nur jetzt ist er tot. Gestorben in einem Krankenhaus.“ Das brachte Emma auf eine neue Idee. „Was bedeutet, dass dieser Wahnsinn damit eigentlich ein Ende fand.“

„Stimmt.“ Ben blieb stehen und hypnotisierte den Fussboden. Erschöpfung machte sich langsam breit. Er rieb sich den verspannten Nacken. „Hat es aber nicht. Du wurdest heute Nachmittag letztmals überfallen. Also nachdem er starb.“

Alice räusperte sich. „Vielleicht wusste der Mörder noch nichts von Martins Ableben.“

„Vielleicht“, gab Ben zu. „Oder aber er will die letzten, die jetzt noch in der Geschichte graben, loswerden.“

„Okay. Gut möglich. Klingt alles sehr logisch. Eine Frage habe ich aber noch.“ Ernst sah Emma von einem zum anderen. „Wenn Martin Reich wirklich nichts auf dem Kerbholz hatte und so ein liebenswerter Mensch war, wie alle sagen, wie brachte es dieser Mann dann fertig, ein Kind zu töten, um sich selbst zu retten?“ Sie legte eine bedeutungsschwangere Pause ein. „Nehmen wir den Teil mit dem vorgetäuschten Autounfall und gehen weiter davon aus, Martin hätte bis vor kurzem tatsächlich noch gelebt. Was, wenn wir diesen Gedanken mit der vorherigen Theorie kombinieren. Was, wenn der Heilige doch nicht so heilig war? Wenn der Gute tatsächlich der Böse ist? Wenn Martin damals wie heute der Mörder war? Das würde nämlich wunderbar zusammenpassen. Um den Fluch glaubwürdig zu verkaufen, muss ausnahmslos und sichtbar für alle die ganze Familie ausgelöscht sein. Also täuscht er seinen eigenen Tod vor. So gerät er auch nicht unter Verdacht und kann einfach von der Bildfläche verschwinden. Das führt uns zu unserem Attentäter aus der heutigen Zeit. Wer schon einmal seinen Tod vorgetäuscht hat, was hält ihn davon ab, dies zu wiederholen? Was, wenn Martin seinen Herzinfarkt und damit sein Ableben erneut nur vorgetäuscht hat?“

„Das klingt nach einer wundervollen Theorie. Sie hat nur einen Haken. Gehen wir davon aus, du hast Recht und Martin ist der fleischgewordene Fluch. Warum sollte Martin dieses ganze Theater inklusive der Attacken auf uns inszenieren, wo er doch der letzte Überlebende seiner Familie ist? Und dass er der letzte ist, müsste gerade er am besten wissen, hat er doch alle anderen auf dem Gewissen.“

Bens Einwand leuchtete ein. Emmas gesamte Ausführung geriet ins Wanken.

Da schaltete sich Alice ein. Ein seltsam ernster Ausdruck lag auf ihrem Gesicht. „Es sei denn…“, sie stockte, ordnete ihre Gedanken, schluckte ihre plötzliche Aufregung hinunter. „Es sei denn, er war gar nicht der Letzte.“

Emma schauderte unvermittelt. Selbst Ben wurde unbehaglich zumute. Nur fasste er sich am schnellsten wieder. „Und er wusste es. Oder er meinte es zu wissen und wollte auf Nummer sicher gehen. Jedes Risiko vermeiden.“

„Ja, gut, aber Himmel Herrgott, warum erst jetzt?“, rief Emma ungeduldig aus.

„Weil er vielleicht erst jetzt Gewissheit hatte“, gab Ben zur Antwort.

Emma reichte das nicht aus. In ihr regte sich ein alter Gedanke, der realistischer schien, denn je. Von den Spielchen hatte sie die Nase gestrichen voll. Sie wollte Antworten. Endlich Klarheit. Und wenn sie jetzt die Gelegenheit nicht am Schopf packte, wann sollte sie es dann tun? „Alice? Es ist Zeit für die Wahrheit. Keine Ausflüchte mehr.“ Emma sah Alice fest in die Augen. „Wer ist Bens Vater? Ist er es? Ist es Martin Reich?“

Einen kurzen Moment lang sahen sich die beiden Frauen schweigend an. Emma konnte Alices inneren Kampf förmlich spüren. Und sie fühlte noch etwas anderes. Alices Widerstand liess nach. Bis sie schliesslich aufgab. „Nein. Er ist es nicht. Ganz sicher nicht.“

„Wer ist es dann?“, hakte Emma nach.

Resigniert wanderte Alice Blick von Emma zu Ben. „Ruben.“

Wäre ihr Mund nicht so ausgetrocknet gewesen, hätte sich Emma wohl verschluckt. „Wie bitte?“

„Du hast richtig gehört. Der Schürzenjäger Ruben.“

Ben zeigte keine Reaktion. Also übernahm Emma das Fragen.

„Miriams Ehemann?“

„Nein. Miriams Lebenspartner.“ Der Damm war gebrochen. Auf einmal quollen die Worte nur so aus Alice heraus. „Sie waren nicht verheiratet. Aber zusammenleben ohne Eheschein in der damalig konservativen Welt lag nicht drin. Also machten sie alle glauben, sie wären die Ehe eingegangen. Es gab nur eine, die das wusste. Rubens frühere Freundin. Die Frau, die eigentlich seine Ehefrau hätte werden wollen. Sie war so unsterblich verliebt, dass sie nicht einmal mit ihm brach, als er sich Miriam zuwandte. Er tat es des Geldes wegen. Obwohl er ohne Hochzeit nicht erben würde, lebte er in der Zeit doch in Saus und Braus und bekam mit Erwins Vieh und mit dessen Alp eine gute Basis sich selbst ein anständiges Vermögen zu erarbeiten. Seiner Verflossenen sagte er immer, wenn er erst genug habe, würde er Miriam in den Wind schiessen und sie ehelichen. So hielt er die Unglückliche warm. Aber soweit kam es nie. In einer ziemlich einsamen Nacht endeten Ruben und ich alleine in der Küche des Reichhofs. Wir waren beide aus unterschiedlichen Gründen verdammt frustriert und ertränkten unseren Frust gemeinsam in einer Flasche Schnaps. Den Rest muss ich wohl nicht erörtern. Jedenfalls wurde ich schwanger. Als ich das bemerkte, brauchte ich jemanden zum Reden. Ich dachte, sie wäre ihm nicht mehr zugetan, also wandte ich mich an sie. Meine damals beste Freundin. Ich sagte anfangs nicht, wer mich geschwängert hatte, aber sie ahnte es bereits. Im Gegenzug weihte sie mich in ihr Geheimnis ein. Und in seins.“

„Sie hat dir von ihrer Affäre mit Ruben erzählt und davon, dass er überhaupt nicht verheiratet ist? Das hat sie dir anvertraut, obwohl sie von dir erfahren hatte, dass er sie nicht nur mit Miriam betrog, sondern auch mit dir und du auch noch schwanger von ihm warst?“ Emma war ergriffen und entrüstet zugleich.

„Es hat sie fertig gemacht. Ihre Traumwelt explodierte. Der Vorteil war, dass sie zum ersten Mal seit langer Zeit endlich klar sah. Die Illusion, der sie nacheiferte, hatte sich in Luft aufgelöst. Dafür war sie mir sogar dankbar, wie sie mir Jahre später gestand. Jedenfalls schworen wir uns damals, es niemandem jemals zu sagen. Nicht einmal meinem ungeborenen Kind. Daran hielten wir uns. Bis heute.“

„Wer war diese Frau?“ Im selben Augenblick, in dem sie die Frage stellte, stand ihr die Antwort deutlich vor Augen. „Oh mein Gott. Es ist Mara. Nicht wahr?"

Alice nickte langsam.

"Und ich habe ihr tatsächlich geglaubt, als sie mir sagte, sie hätte keine Ahnung, wer Bens Vater ist.“

„Wir lebten die Lüge. Das machte uns mit den Jahren ziemlich überzeugend.“ Wehmütig lächelte Alice.

„Also war Ruben offiziell kein Reich.“ Ben hörte sich an, als wäre nichts geschehen. Das grösste Geheimnis seines Lebens war gelüftet, aber ihn schien das nicht zu tangieren.

Während Emma sich wunderte, stand in Alices Blick Sorge.

„Was ist? Ich kannte ihn nicht. Also machen wir die Sache nicht komplizierter, als sie sowieso schon ist.“ Ungeduldig fuhr er sich mit der Hand durchs Haar. „Ich werde später darüber nachdenken. Widmen wir uns jetzt wieder dem Wesentlichen.“

„Einverstanden.“ Emma konzentrierte sich. An Alice gewandt, nahm sie den Faden wieder auf. „Also, wenn nur du und Mara die Wahrheit kanntet, dann muss jemand, der erfährt, dass Ruben Bens Vater ist doch glauben, dass Ben ein Reich ist. Zumindest zum Teil.“

Die Lösung schien zum Greifen nah.

Alice hatte sich inzwischen Emmas Stift geschnappt und drehte ihn in den Fingern. „Aber alle glauben, Martin könnte Bens Vater sein. Wie soll denn da jemand darauf kommen, dass Ben von Ruben abstammt, wenn nur Mara und ich das wissen?“

„Kann es sein, dass Mara geplaudert hat? Du bist ihr gewissermassen in den Rücken gefallen, indem du mit Ruben etwas angefangen hast. Obwohl du nicht gewusst hast, dass sie immer noch an ihm hing, könnte sie es dir in einer schwachen Minute übel genommen haben. So übel, dass sie das Geheimnis publik machte.“ Ben nahm seine Wanderung wieder auf. Mit in Falten gelegter Stirn tigerte er auf und ab.

„Dann müsste sie es doch in jüngerer Zeit ausgeplaudert haben. Gut, es gibt diverse Varianten. Sie gab preis, wer wirklich Bens Vater ist und behielt für sich, dass Ruben überhaupt kein Reich war. Vielleicht dachte sie, nach so vielen Jahren des Geheimhaltens und nachdem so lange nichts mehr Spektakuläres passiert war, barg es kein Risiko mehr, jemand anderem die Wahrheit zu erzählen. Oder…“

„Mir hat sie es nicht gesagt“, warf Emma ein. „Als ich Mara fragte, hat sie steif und fest behauptet, niemand wisse, wer Bens Vater ist.“

„Du bist auch eine Fremde. Wenn Mara etwas gesagt hat, dann jemandem, den sie kannte. Jemandem, dem sie vertraute.“

„Dieser Gedanke gefällt mir aber überhaupt nicht. Das würde bedeuten, jemand, dem Mara traut, will uns um die Ecke bringen, das ist nicht besonders beruhigend.“ Auch Ben stiess langsam an die Grenzen seiner Geduld. Es standen einfach zu viele Fragen im Raum, die niemand beantworten konnte. „Dieses hin und her Spekulieren bringt doch nichts. Wir kommen einfach nicht weiter!“

„Dann behalte ich für mich, dass dieser Jemand Maras Vertrauen ausnutzte und die Geschichte einfach weitererzählte. Passiert schliesslich laufend.“ Alice legte den Stift weg. Dabei fiel ihr Blick auf einen Namen auf der Liste. Und auf die darunter notierten Worte.

Ehering. Puppe.

Alice rührte sich nicht. Für einen Augenblick war ihr Gehirn vollauf damit beschäftigt diese Worte zusammenzufügen. Deren Bedeutung zu verstehen.

„Mein Gott.“ Es war nur ein Flüstern. Langsam liess sie sich auf das Sofa zurücksinken.

Ben reagierte prompt. Sofort stand er hinter seiner Mutter. Die Besorgnis stand ihm ins Gesicht geschrieben. „Was ist los?“

Alice Blick wirkte entrückt. Als wäre sie in weiter Ferne. „Da war noch ein Kind... Wie konnten wir das übersehen? Wo es doch direkt vor unserer Nase lag.“

„Mama, könntest du mir jetzt bitte sagen, was mit dir los ist?“

Langsam wanderten ihre Augen zu Ben.

„Es gibt noch eine andere Möglichkeit.“

Alices nächste Worte klangen, wie aus einem schlechten Horrorfilm. „Angenommen, Martin war und blieb der Gute, der er immer war. Und er hat den Autounfall inszeniert. Aber damit nicht nur sein Leben gerettet…“

Alice sah nun nicht mehr Ben an. Sie fixierte Emma.

Eindringlich sah sie ihr in die Augen.

Emma schauderte.

„…sondern auch das des Kindes…“ Der Rest des Satzes blieb in der Luft hängen.

Es war nicht nötig, mehr zu sagen.

Sofort ruhte auch Bens Blick auf Emma.

Innerlich aufgewühlt atmete Alice langsam aus. Sie wählte ihre nächsten Worte mit Bedacht. „Der Ehering stand für Sandrine. Die Puppe für das Kind. Gregor und Sandrine haben sich geliebt, sehr sogar. Aber sie begingen einen Fehler. Sie hatten Geschlechtsverkehr, bevor sie verheiratet waren. Eine Todsünde. Sandrine wurde schwanger. Ihre eigene Mutter verstiess sie. Die Reichs scherten sich in diesem Fall nicht um die Meinung der Kirche und der Gesellschaft. Sie nahmen Sandrine mit offenen Armen auf. Sandrine brachte ein gesundes Kind zur Welt. Ein Mädchen. Doch sie selbst starb bei der Geburt. Gregor kam nicht über ihren Tod hinweg. Er verfiel dem Alkohol und ertrank schlussendlich. Natürlich glaubten alle an Selbstmord.“ Alice beugte sich zu Emma. Mit gesenkter Stimme sprach sie weiter. „Ich frage dich jetzt genauso direkt, wie du mich vorhin gefragt hast. Emma, bist du adoptiert?“

 

Emma spürte, wie sie den Atem anhielt. Aber sie wusste nicht mehr, wie man Luft holte. Ihr Brustkorb zog sich zusammen, ihre Augen brannten. Sie glaubte, zu ersticken.

Sie versuchte nicht hysterisch zu werden.

Mühsam rappelte sie sich auf. Sie wankte aus dem Raum, riss die nächstbeste Tür nach draussen auf und trat an die frische Luft.

Sie öffnete den Mund.

Kühl und rein strömte das Lebenselixier in ihre Lungen. Sie füllten sich, bis es nicht mehr ging. Langsam stiess Emma die Luft wieder aus. Diesen Vorgang wiederholte sie mehrere Male. Immer darauf bedacht, nicht zu schnell zu atmen.

Ihre Umgebung begann wieder klare Umrisse anzunehmen. Emma war auf die hölzerne Veranda geflohen, wie sie nun feststellte. Dankbar stützte sie sich am Geländer ab. Ein dürftiger Halt, aber auf mehr konnte sie im Augenblick nicht bauen.

Nach einer Weile des Alleinseins ging sie zurück ins Haus. Nicht, um zu den Menschen im Wohnzimmer zurückzukehren. Dazu war sie noch nicht bereit.

Sie ging in den Korridor, wo sie ihre Jacke aufgehängt hatte. Sie zog ihr Portemonnaie daraus hervor und klappte es auf.

Aus dem hintersten Fach zog sie den mehrmals gefalteten, zerfledderten Fetzen Papier, den Ben ihr nach ihrem Absturz zurückgegeben hatte. Leise, um die anderen nicht auf sich aufmerksam zu machen, liess sie das Portemonnaie wieder in die Jacke gleiten und schlich sich zurück auf die Veranda.

Sie lehnte sich an einen der Pfosten und faltete das Papier sorgsam auseinander.

Sie las dieses Schreiben zum wahrscheinlich tausendsten Mal.

Doch heute schien es das erste Mal einen Sinn zu ergeben.

 

 

Mein liebes Mädchen, ich weiss nicht, ob dich diese Zeilen jemals erreichen. Ich bin mir auch nicht sicher, ob es gut für dich wäre. Ich überlasse die Entscheidung den glücklichen Menschen, die sich nun deine Eltern nennen dürfen. Du hast ein wundervolles Zuhause gefunden, was mich gleichermassen schmerzt und doch sehr glücklich macht. Es schmerzt, weil ich dich gehen lassen muss. Aber so ist es das Beste. Und glücklich macht es mich, weil du ein gutes Zuhause hast, in dem du sicher aufwachsen kannst. Das hast du verdient. Du hast dir eine Zukunft verdient. Ein Leben. Und Glück.

Wenn dir die folgenden Worte wehtun, dann tut es mir leid. Doch ich schulde es meiner Familie, dir das zu sagen. Deine leibliche Familie gab dich nicht weg, weil sie dich nicht wollte. Sie hätten dich geliebt, sehr sogar. Nur bekamen sie nie die Chance dazu.

Gott holte sie vorher zu sich.

Dieses Schicksal wird auch mir blühen. Aber eines sei dir versichert: Ich werde immer, immer ein Auge auf dich haben.

In Liebe, Dein Onkel

 

 

Die Tränen schnürten ihr die Kehle zu. Sie erreichten die Augen und brachten sie zum Überlaufen. Still rannen sie Emma über die Wange.

Sie erinnerte sich genau an den Augenblick, als ihre Eltern ihr mitteilten, sie sei adoptiert worden. An diesem Tag gaben ihr ihre Eltern auch den Brief. Sie sagten, er hätte eines Tages ohne Briefmarke, ohne Poststempel, ohne Absender einfach im Briefkasten gelegen. Nach langem emotionalem Hin und Her wurde Emma schliesslich klar, dass ihre leibliche Familie nicht mehr existierte. Sie fand sich damit ab. Das war nicht besonders schwer, denn ihre Eltern waren die besten, die sie sich vorstellen konnte. Den Brief bewahrte sie dennoch auf. Als Talisman. Als Verbindung und Erinnerung an ein Leben, das sie nie kennengelernt hatte. Langsam verblasste der Inhalt des Briefes in ihren Gedanken. Sie räumte ihn aber dennoch immer mit dem gesamten Brieftascheninhalt um. Von Portemonnaie zu Portemonnaie. Schlussendlich war es auch nicht mehr wichtig, welche Zeilen darin standen. Ihre leiblichen Eltern gab es nicht mehr und damit basta.

Sie hatte ja nicht ahnen können, welche Geschichte diese Worte bargen.

Wenn die Vermutung denn stimmte.

Sollte sie die verlorene Tochter von Sandrine und Gregor sein?

Eigentlich absurd. Reine Spekulation. Absolut unmöglich.

Schlicht lächerlich.

Belustigt über sich selbst faltete Emma den Brief wieder zusammen.

Hatte sie im Ernst auch nur eine Sekunde in Betracht gezogen, eine Reich zu sein?

Töricht.

Energisch wischte sie sich die Tränen ab.

Das gefaltete Papier hielt sie noch in ihrer Faust, als sie zu ihrer Rechten eine Bewegung wahrnahm. Die Tür zum Haus wurde von innen geöffnet und Ben erschien auf der Veranda. In den Händen hielt er einen Umschlag.

Er wirkte unsicher. Ein Haltung, die man selten an ihm sah.

„Wie geht es dir?“, fragte er vorsichtig.

„Es geht mir gut. Schliesslich ist das alles einfach nur lächerlich. Ich schäme mich fast für meine Reaktion, denn sie bedeutet, dass ich der Idee deiner Mutter Glauben schenke und das tue ich nicht. Das wäre reiner Irrsinn.“

„Es klingt schon ziemlich weit hergeholt. Aber irgendwie eben doch nicht. Und langsam habe ich davon die Nase gestrichen voll. Ich will Klarheit. Ein für alle Mal.“

„Die will ich auch.“

Und wie.

„Gut. Dann wäre es doch an der Zeit, das Geheimnis um deinen mysteriösen Auftraggeber zu lüften, oder?“ Ben interpretierte Emmas Schweigen als Zustimmung. Er öffnete den Umschlag. Daraus hervor zog er ein Foto. „Einfach mal angenommen, das Kind lebt, dann darf man davon ausgehen, Martin war auch noch am Leben. Ein Mann namens Martin Knecht stellt sich dir vor. Ausgerechnet dir. Warum? Und wer ist dieser ominöse Auftraggeber? Die alles entscheidende Frage. So entscheidend, dass keiner danach gefragt hat, wie dieser Martin eigentlich aussieht. Ich glaube, dieses Rätsel lässt sich lösen. Das Foto ist zwar alt, aber vielleicht hilft’s.“ Er hielt Emma das Bild hin. „War dein Auftraggeber entgegen aller Vernunft wirklich Martin, dann kannst du ihn auf diesem Foto vielleicht identifizieren. Ein anderes hat meine Mutter leider nicht.“

Auf dem Bild waren eine Menge Menschen abgebildet. Untypisch für die damalige Zeit: Alle lächelten.

Emma wurde unheimlich zumute.

Familie Reich. Das war sie nun also. All die Namen bekamen auf einmal Gesichter.

„Zeig mir Martin“, forderte Ben.

Emma schluckte. Es kostete sie einige Überwindung, die Personen auf dem Bild genau zu studieren. Sie musterte Gesicht für Gesicht.

Tatsächlich erkannte sie jemanden. Sie entdeckte Alice in der hintersten Reihe. Hübsch wie heute strahlte sie in die Kamera.

„Deine Mutter, stimmt’s?“, Emma tippte auf das Bild.

Ben sah genauer hin und nickte. „Stimmt.“

Seine Mutter. Dann war da auch ihre Mutter auf dem Foto?

Nein. Absurd. Idiotisch.

Emma schob den Gedanken beiseite und konzentrierte sich.

Sie war beinahe am Ende der vordersten und damit letzten Reihe angekommen. Der Mut verliess sie.

Emma betrachtete das zweitletzte, dann das letzte Gesicht.

Er war nicht drauf. Martin, der Auftraggeber, war nicht auf dem Foto.

Oder doch…?

Ihr Blick wanderte noch einmal zum Zweitletzten auf dem Bild. Sie nahm das Foto in beide Hände und hielt es ins Licht der Verandabeleuchtung.

Gespannt beobachtete Ben ihr Verhalten.

Emma senkte die Hände wieder, gab Ben das Foto zurück. Sie deutet auf einen Mann der am Ende der vordersten Reihe stand.

„Der hier. Er ist es. Er hat sich zwar körperlich verändert und er wirkte viel gebrechlicher, aber seine Augen, der Mund, die Grösse… Er ist es.“

Ben nickte. Stumm ging er zurück ins Haus. Er zeigte der angespannten Alice den Mann, auf den Emma gezeigt hatte. Entsetzt schlug sich Alice die Hand vor den Mund. „Das ist unmöglich“, wisperte sie.

Verwirrt sah Ben sie an.

Alice erwiderte seinen Blick. Und sie erklärte ihre Reaktion. „Das ist nicht Martin. Das ist Antonius.“

Just in diesem Augenblick erlosch auf der Veranda das Licht.

 

Aufgewühlt und verstört starrte Emma auf die Tür, durch die Ben verschwunden war. Da knackte es unter der Veranda. Emma fühlte einen einzelnen Lufthauch im Nacken.

Sie drehte sich um.

Und blickte direkt in zwei weit geöffnete Augen.

Der Schrei blieb ihr im Hals stecken.

Das Gesicht war keine zehn Zentimeter von ihrem entfernt.

Wie lange hatte er schon dagestanden, direkt hinter ihr?

Er musste sich unter der Veranda versteckt haben und aufgetaucht sein, als Ben hineinging.

Sie hatte keine Zeit darüber nachzudenken.

Alles ging blitzschnell.

Er hielt ihren Blick fest, holte mit der rechten Hand aus und traf sie mit einem harten Gegenstand an der Schläfe.

Sie sackte zusammen.

Er eilte lautlos auf die Veranda, schloss Handschellen um ihre Hand- und Fussgelenke und warf sie über seine Schulter. Dann eilte er in die Nacht hinaus.

Der Bewegungsmelder auf der Veranda registrierte keine Bewegung mehr. Und das Licht ging aus.

 

Unscheinbar
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