Strang 2 / Kapitel 14

Dem Umbau eines Hauses war vor langer Zeit eine Mauer zum Opfer gefallen, in der es noch eine alte Türumrahmung hatte. In dieser Umrahmung war ein Loch. In diesem Loch steckte ein Zapfen. Es war ein Bannzapfen, mit dem man einen ruhelosen Geist im Loch eingesperrt hatte. Man wagte zwar nicht den alten Türzargen zu verbrennen, doch entfernte man ihn und lagerte ihn im Tenn. Dem Geist schien das nicht zu gefallen, denn seither war kein Bewohner mehr sicher. Unfälle häuften sich, es kam sogar ein Kind ums Leben. Und wenn jemand ahnte, dass der Geist im Balken etwas mit diesen Vorfällen zu tun hatte, wurde er meist selbst bald zum Opfer.

Er hatte alles genau mitangesehen. Mit in die Hosen gesteckten Händen hatte er dagestanden. Hoch oben auf dem Fels. Amüsiert hatte er die Geschehnisse verfolgt, so gut es der Nebel eben zuliess. Wie die Bremsen quietschten, wie der Wagen ins Schleudern geriet.

Genüsslich hatte er die Schreie des Entsetzens in sich aufgesogen, bevor das Auto an der Wand zerschellte. Seine Mundwinkel hatten sich unweigerlich zu einem Lächeln verzogen.

Sein Konstrukt mit der schwarzhaarigen Leiche hatte perfekt funktioniert.

Gleich als Bernard durch den Seilzug gefahren war, hatte die Vorrichtung dafür gesorgt, dass die Leiche sich aufrichtete.

Fehlte nur noch ein wunderbares kleines Detail seines Plans. Die Musik.

Das Grammophon an seiner Seite richtig ausgerichtet und Luft und Fels trugen den Schall herrlich geisterhaft davon.

Die zwei im Auto hatten den Gesang gehört, davon war er überzeugt.

Alles hatte sich nur innert Sekunden abgespielt. Doch diese Sekunden gehörten zu den berauschendsten seines Lebens.

Das war besser als Sex. Bestimmt.

Und es schrie nach mehr.

Aber zuerst musste er aufräumen. Spuren beseitigen. Zeichen hinterlassen.