Strang 1 / Kapitel 15

 

Er hockte in seinem Versteck und lauerte, als die Scheinwerfer in schmalen Streifen die Nacht durchbrachen. Na sieh einer an, wer da zu der kleinen Party dazukam. Das lief ja besser, als gedacht. Dass Ben wieder auftauchen würde, war klar gewesen. Er war einfach zu durchschaubar. Dass er aber zu Ben auch die Kleine mitdazubekam, hätte er sich nicht träumen lassen. Zumindest nicht schon heute. Dieser Umstand war aber Fluch wie Segen. Schon wieder musste er seine Pläne umstellen, sie den beiden anpassen. Anstatt dass sich die beiden ihm anpassten.

Miststück.

Aber er war flexibel. Er zwang sich dazu. Alles war in Ordnung. Er sagte es sich immer wieder. Alles in Ordnung. Er hielt die Zügel nach wie vor in der Hand.

Man musste nun einmal mit kleinen Anpassungen in den Spielzügen rechnen, wenn man mit lebenden Objekten spielte. Und zwei auf einen Streich? Das war doch eigentlich gar nicht so übel. Um nicht zu sagen erfreulich.

Er hatte sich soweit wieder im Griff, dass der aufkeimende Ärger in Freude umschlug.

Er konnte seine Erregung kaum zügeln. In seinen Fingern zuckte es bereits. Die Augen leuchteten vor Begeisterung.

Aber er musste sich beherrschen. Keine Fehler. Sonst wäre alles umsonst. Und der Spass viel zu schnell vorbei.

 

Emma parkte den Ford an demselben Ort, an dem sie auch schon den Mini abgestellt hatte. Sie machte das Abblendlicht aus und musste feststellen, dass es stockfinster war. Natürlich. Hier gab es keine Strassenlaternen oder ähnliches. Woher auch?

In der Hoffnung, Walter als Mechaniker würde in seinen Autos brauchbares Material aufbewahren, durchwühlte sie das Handschuhfach und wurde prompt fündig. Eine grosse schwere Taschenlampe lag vergraben unter einigen Dokumenten. Und sie funktionierte sogar.

Emma stieg aus dem Auto aus, schloss sorgfältig die Tür und leuchtete in die Dunkelheit um sich zu orientieren. Der Lichtkegel reichte beruhigend weit. Er huschte über Gestrüpp und Bäume, über die Fundamente der alten Werkstatt. Dann traf er auf elegantes Schwarz.

Sie hatte also Recht gehabt.

So gut es ging versuchte sie das klamme Gefühl der Angst zu vertreiben. Bei Tag war es hier schon unheimlich. Bei Nacht war es eine Tortur. Sie konnte sich lebhaft vorstellen, wie Ben und seine Freunde in der Jugend hierher gekommen waren um sich ihren Mut zu beweisen. Nur um sich dann, wahrscheinlich auch im Schein einer Taschenlampe, gegenseitig Angst einzujagen, in dem sie sich die alten Geschichten über diesen Ort erzählten.

Da konnten Geisterbahnen auf dem Jahrmarkt einpacken.

Hier und da raschelte es zwischen den Bäumen. Und jedes Mal fuhr Emma erschrocken herum. Sie leuchtete im Reflex dorthin, woher die Geräusche kamen. Das Licht entlarvte aber nichts als Bäume und Gestrüpp.

Sicher, mitten in der Wildnis keine nachtaktiven Tiere zu erwarten, wäre töricht.

Dennoch wünschte sie, die Viecher würden still sein.

Das nächste Geräusch war direkt über ihr.

Erschrocken leuchtete sie nach oben. Mit ängstlich geweiteten Augen starrte sie auf das Blattwerk über ihr. Und der Baum starrte zurück.

Emmas Kehle entfuhr ein Quieken, das einem Meerschweinchen hätte Konkurrenz machen können. Eiligst ergriff sie die Flucht. Nicht etwa zu ihrem Auto. Sie strebte weiter nach oben.

Schliesslich zwängte sie sich durch die letzten Büsche, die die Sicht auf den Hof versperrten und kam wie erwartet auf dem Vorplatz heraus. Mit dem Anblick, der sich ihr bot, hatte sie nicht gerechnet. Es verschlug ihr für einen kurzen Augenblick den Atem. Es war nicht unheimlich. Nicht nur. Die Fassade hob sich dunkel vom nachtblauen Himmel ab. Umringt von den Sternen und beschienen vom Mond, wirkte sie, als würde das Haus nur schlafen. Als bräuchte es nicht mehr als ein bisschen Zuwendung um wieder zum Leben zu erwachen. Wieder gingen ihr Martins Worte durch den Kopf.

... Aber ich glaube, du kannst den wahren Wert dieser Liegenschaft erkennen und sie aus dem Schlaf holen...

„Was willst du hier?“

Emma zuckte zurück. Sie hatte ihn nicht gesehen. Dabei stand er kaum zwei Meter von ihr entfernt an einen Baum angelehnt.

„Dasselbe könnte ich dich auch fragen. Das hier scheint mir nicht der passende Ort für tiefgreifende Grübeleien.“

„Wer sagt, dass ich grüble?“

Gute Frage.

„Du denkst nicht nach? Dann hast du dich hier eingemietet? Gibt gemütlichere Orte.“

Ben schnaubte. Er stiess sich von seinem Baum ab und trat auf sie zu. „Und du? Keine Angst?“

„Naja, ein wenig. Hast du gewusst, dass die Bäume Augen haben?“

„Hier hat alles Augen. Du wärst überrascht, was sich hier um diese Zeit so alles herumtreibt.“

Das wäre auch er.

„Oh, das bin ich in der Tat. Schwarze Motorräder, gutaussehende Männer, die vor mir fliehen…“ Emma blitzte Ben herausfordernd an.

„Vor dir kann man nur fliehen. Ich kenne dich kaum zwei Tage und bekam schon mehr Ärger als in meinem ganzen Leben zusammen.“

„Dann war dein Leben aber mächtig langweilig. Gut, hast du mich getroffen.“ Zufrieden registrierte sie, dass sein linker Mundwinkel leicht in Richtung Ohr wanderte. Ein halbes Lächeln. Besser als nichts.

„Aber jetzt mal im Ernst. Es tut mir leid. Es tut mir aufrichtig leid. Ich habe dich als Schachfigur benutzt um einen Kampf auszutragen, den ich alleine hätte bestreiten sollen. Ich habe dich und das was war zum Gegenstand für einen persönlichen Rachefeldzug missbraucht. Das war nicht fair. Und du hast das, glaube ich, auch nicht verdient.“

Der zweite Mundwinkel folgte dem Beispiel des ersten. „Du glaubst, das hätte ich nicht verdient?“

„Beton das nicht so. Um das beurteilen zu können, kenn' ich dich noch nicht lange genug."

„Oh, genau genommen, kennst du mich in- und auswendig.“ Und da war auch das fiese Leuchten in seinen Augen wieder.

Gut.

„Du hast Recht. Und soeben habe ich eine neue Facette kennengelernt.“

„Die wäre?“

„Du bist ekelhaft.“

„Ach ja? Kam mir aber nicht vor, als fändest du mich besonders eklig. Oder war dein Angriff auf meinen Hals ein Versuch dich gegen mich zu wehren?“

Bei der Erinnerung rann ein wohlig warmer Schauer durch Emma. Vom Haaransatz bis zur Zehenspitze. Unweigerlich musste sie lächeln, versuchte es aber zu unterdrücken. Erfolglos.

„Ich werde jetzt gehen“, kündete sie an. „Und du tust das am besten auch. Es fiel mir reichlich schwer, die gewisse Kurve zu ignorieren, als ich vorhin daran vorbei kam. Aber das schaff ich kein zweites Mal. Ich muss mir das kurz ansehen.“

Auf Bens warnenden Blick hin, fuhr sie schnell fort: „Vom Auto aus. Nur vom Auto aus. Aber es wäre mir wohler, wenn ich dich in der Nähe wüsste.“

Mit grossen Augen sah sie ihn an. Man konnte förmlich spüren, wie sein Widerstand sich in Luft auflöste.

 

Emma klammerte sich an das Steuer des Fords, als sie das unwegsamere Gelände hinter sich gelassen hatte und auf die Strasse einbog, die ihr noch am Tag zuvor zum Verhängnis geworden war. Stur behielt sie die Tachonadel im Auge. Immer darauf bedacht, fünf Stundenkilometer weniger zu fahren als erlaubt war.

 

Da kamen sie ja. Sie kamen tatsächlich beide zusammen zurück. Und dann fuhr sie noch so langsam. Sie machte es ihm wirklich einfach.

Er brachte sich in Position und drückte den Knopf.

 

Ein Donnern durchbrach die Stille.

Emma trat mit aller Kraft auf die Bremse. Mit quietschenden Reifen kam der Ford nach wenigen Metern zum Stehen. Inständig hoffte sie, Ben würde schnell genug reagieren. Sie warf einen kurzen Blick in den Rückspiele und konnte gerade noch beobachten, wie sein Hinterrad ins Schlingern kam. Doch dann stand das Motorrad unbeschadet still.

Der erste Brocken landete unweit von der Motorhaube entfernt. Immer mehr Geröll donnerte den Abhang hinunter und krachte auf die Strasse.

Noch immer hielt Emma das Lenkrad umklammert. Starr sass sie im Wagen und beobachtete fassungslos das Geschehen.

Da flog die Fahrertür auf. Im ersten Augenblick reagierte Emma nicht. Sie schien es überhaupt nicht zu bemerken. Erst als Ben über sie hinweg griff und den Sicherheitsgurt löste, kam sie wieder zu sich. Er packte sie an den Armen und zwang sie, aus dem Auto auszusteigen.

„Wir müssen hier weg!“

Sie konnte ihn nicht verstehen. Die tosende Felslawine schluckte jeden anderen Laut.

Ben legte den Arm um Emma und trieb sie voran. In geduckter Haltung eilten sie um den Ford herum, die Strasse hinauf.

Emma war ausser Atem, als Ben ihr endlich erlaubte stehen zu bleiben. Sie liess sich auf einen kleinen Felsvorsprung am Rande der Strasse sinken. Die Hände auf die Knie gestützt hielt sie den Kopf gesenkt und atmete mehrmals tief ein und wieder aus.

Ihre Kleidung war schmutzig und ihre Haut staubig. Sie konnte den Dreck, den die Lawine aufgewühlt hatte, sogar im Mund schmecken.

„Ist alles in Ordnung?“

Besorgt stellte sich Ben vor Emma und legte eine Hand auf ihre Schulter. Vorsichtig drängte er sie aufzusehen. Sie folgte dem leichten Druck und schaute ihn direkt an. Sie war nicht mehr verstört. Sie wirkte auch nicht traurig oder entsetzt. Sie war wütend. Stinkwütend.

„Was zum Teufel ist hier eigentlich los, hä? Du sagst mir, ich würde dir Schwierigkeiten bereiten, dabei passieren all diese, diese…“, auf der Suche nach den richtigen Worten fuchtelte sie wild mit dem Arm in der Luft herum.

„…seltsamen Dinge?“, half Ben bereitwillig nach.

Sie nickte, dann fuhr sie fort: „…nur, wenn du in meiner Nähe bist! Warum habe ich mir eingebildet, bei dir sicher zu sein? Offenbar kann ich meiner Menschenkenntnis überhaupt nicht mehr trauen! Alle, denen ich in letzter Zeit ein wenig Vertrauen geschenkt habe, scheinen mich in irgendeiner Weise verarschen zu wollen! Nach diesen Tagen scheint mir Joschua noch der vertrauenswürdigste unter lauter Unwürdigen! Und das will was heissen!“

Emma schleuderte Ben ihre Entrüstung und den Frust der letzten Tage nur so ins Gesicht.

Er nahm es hin. Und das wiederum ärgerte sie nur noch mehr.

„Warum sagst du nichts?“, brüllte sie ihn an.

„Warum sollte ich?“ Er ging vor ihr in die Knie, strich sich das wirre Haar aus seinem Gesicht und sah sie aus blauen Augen an. „Bist du fertig?“

So einfach konnte er ihr den Wind aus den Segeln nehmen? Na fantastisch.

Emma ergab sich. „Ja, bin ich.“

„Gut. Das Gedonnere der herabstürzenden Felsen hat anfangs die Hälfte deiner Worte verschluckt, als ich alles hören konnte, wusste ich, dass der Berg sich nun fertig ausgetobt hat. Also wollen wir uns den Schaden mal ansehen?“

Was für eine bodenlose Frechheit!

Emma wollte ihm die Meinung sagen. Aber als sie in seine Augen schaute, entdeckte sie wieder dieses Flackern.

Er nahm sie auf den Arm. Er hatte offenbar Spass daran gefunden, sie zu necken. Und, war das so schlimm? Eigentlich nicht. Also schwieg sie.

Ben nahm ihre Hände und zog sie auf die Beine. Gemeinsam traten sie den Rückweg an, um sich ein Bild von dem Schaden zu machen. Das Motorrad stand noch da, wie er es abgestellt hatte. Abgesehen von einer dicken Staubschicht, schien auch das Auto unversehrt. Doch vor dem Auto türmte sich ein riesiger Haufen Geröll. Es wirkte, als wäre der ganze Berg abgebrochen. Einen Teil der Strasse hatte die Lawine mitgerissen.

Was für ein Chaos.

Prüfend liess Ben seinen Blick über die Felswand hochwandern. Man konnte die Abbruchstelle deutlich erkennen. Die Hangsicherungen waren verschwunden. Die Massen hatten sie einfach mitgerissen.

Ben musterte den Rand einer Felskante.

Da hörte er ein leises Geräusch. Er traute seinen Ohren kaum. Konnte es sein…? War das ein Kichern? Doch so schnell wie es kam, war es auch wieder weg.

„Und wie kommen wir nun von hier fort?“

Das eigentliche Problem vor Augen geführt, erwachte Ben aus seinen Gedanken. „Wir klettern.“

„Das ist nicht dein Ernst. Das ist viel zu gefährlich! Und wenn dieses Geröll nachgibt? Und wir abstürzen? Lebendig begraben werden?“

„Bevor du lebendig begraben wirst, hat sicher ein Stein erbarmen und schlägt dich bewusstlos. Willst du hier übernachten?“

Emma sah sich um. Es gab Bequemeres. „Nein, will ich nicht. Aber wenn wir drüber sind, was dann?“

„Laufen.“

„Ins Dorf? Weisst du, wie weit das ist?“

„Ich bin hier aufgewachsen, also frag mich das doch bitte noch einmal, ja?“ Ben ging zum Auto. Er öffnete den Kofferraum, holte sich Walters Abschleppseil heraus und legte es zuerst Emma um die Taille. Dann band er es um seine eigene. Schliesslich steuerte er mit Emma im Schlepptau auf die Gerölllawine zu und begann sich langsam und vorsichtig, Fusstritt für Fusstritt und Handgriff für Handgriff an die Massen heranzutasten. Emma sah ihm besorgt zu.

„Ich hab Schiss.“

„Um mich?“

„Stell dir vor, ja. Ich versteh’s zwar nicht, aber irgendwie scheinst du mir ein bisschen ans Herz gewachsen zu sein, also sei bitte vorsichtig.“

„Ich würde das gerne auch über dich sagen können. Aber um den Wunsch nach Vorsicht zu äussern, muss man sich erst in Gefahr begeben. Also komm her.“

Gezwungenermassen tat Emma wie geheissen. Skeptisch begutachtete sie den Haufen vor sich. Zögernd griff sie nach dem ersten Vorsprung, der Halt zu versprechen schien.

Ben war schon ziemlich weit gekommen, als er sich nach ihr umdrehte. Das Abschleppseil war beinahe gespannt.

„Sag mal, bist du als Kind auch auf Bäume geklettert oder hast du dir von Anfang an nur Mister-Schweiz-Wahlen angesehen und deine Nägel lackiert?“

„Sehr witzig. Ich glaube allmählich, dir scheint das Ganze Spass zu machen!“

„Alles andere bringt ja nichts!“, sprach‘s, und kletterte weiter.

„Jetzt komm, zeig mal, was du drauf hast. Folge einfach meinen Abdrücken im Schmutz.“

Vorsichtig begann Emma zu klettern. Und prompt griff sie daneben. Das Stück Erde brach heraus und Emma rutschte ab. Ben hatte gerade genug Halt, um ihre Rutschpartie frühzeitig zu beenden.

Verschreckt und mutlos klammerte sich Emma an den nächstbesten Ast, der aus der Lawine herausragte.

„Hey, tust du mir einen Gefallen?“ Bens Stimme war sanft und geduldig.

Fragend sah Emma zu ihm hoch.

„Wirst du mir vertrauen?“

Sie legte die Stirn in Falten. Was war das für eine Frage?

„Wir können hier abbrechen. Wir können uns ins Auto zurückziehen. Die im Dorf haben den Knall gehört, als sich der Fels löste und sie haben gehört, wie die Lawine hinunter donnerte. Sie werden also früher oder später kommen. Die Strasse wird aber kaum genutzt. Und informieren können wir sie nicht, weil wir hier kein Netz haben. Dass wir hier sind, wissen sie nicht. Zumindest noch nicht. Bis die eins und eins zusammengezählt haben, wird es vielleicht auch noch dauern. Also kommen sie wohl eher später. Aber wenn sie hier sind, können wir uns bemerkbar machen. Die Feuerwehr wird uns mit Sicherheit hinüberholen können. Bis die Strasse geräumt ist, wird es allerdings nochmal eine Weile dauern. Also entweder, wir versuchen unser Glück jetzt oder später. Hinüber müssen wir voraussichtlich auf jeden Fall. Einfach so durchspazieren, wird nicht innert nützlicher Frist gehen. Also frage ich dich: Wirst du mir vertrauen?“

Er sah so entschlossen aus und bewegte sich so sicher auf diesem Haufen Natur, dass Emma gar nicht anders konnte. Sie riss sich zusammen, sammelte all ihren Mut und begann erneut die Gerölllawine zu erklimmen.

Diesmal mit Erfolg.

Mit Ach und Krach kamen sie auf der anderen Seite an.

„Mein Gott. Das werde ich nie, nie wieder tun!“

„Was? Zuerst vor einer Lawine zu fliehen und dann darüber zu klettern?“ Ben befreite Emma und sich selbst vom Seil und rollte es über Hand und Ellbogen auf. Dann warf er es über die Schulter. „Hier lang.“

Ben folgte nicht wie von Emma erwartet dem Strassenverlauf. Er steuerte auf einen schmalen Wanderweg zu, der einige Meter weiter unten von der Strasse weg und auf direktem Weg in die Ebene führte. Der Pfad war auch entsprechend steil und holprig.

„Das ist nicht dein Ernst! Können wir nicht die Strasse nehmen?“

„Das dauert viel länger. Ich weiss ja nicht, wie es dir geht, aber ich bin langsam am Ende mit meinen Kräften.“

„Ja, aber wäre es da nicht sinnvoll, den einfacheren Weg zu wählen und sich die Kräfte so einzuteilen? Bei diesem Abstieg ist meine Energie in der Hälfte verpufft!“

„Kein Problem. Dann nimmst du die Strasse. Ich geh dann schon mal schlafen. Du kannst morgen“, Ben warf einen Blick auf seine silberne Armbanduhr, „nein, in ein paar Stunden anrufen. Vielleicht kann ich ein Auto auftreiben. Dann komm ich dich eventuell abholen.“

„Zu freundlich. Ein entzückendes Angebot.“ Emma drängte Ben kurzerhand zur Seite und trat auf den erdigen Weg. Grinsend schloss sich Ben ihr an und gemeinsam machte sie sich daran, querfeldein ins Dorf zu wandern.

Immer gefolgt von ihrem unbekannten Schatten.

 

Er musste sich besser beherrschen. Wieder hätte er beinahe laut herausgelacht. Zum Glück konnte er den Drang gerade noch unterdrücken. Das kleine Kichern, das ihm entwischt war, hatte kaum jemand hören können.

Aber es war auch zu lustig gewesen. Zuerst musste er sie aus dem Auto zerren, so starr war sie vor Schreck, dann brüllte sie ihn an wie eine Löwin. Und das Besteigen der Lawine erst! Sie stellte sich derart dämlich an, dass er sich beinahe Sorgen gemacht hätte, sie würde sich selbst etwas antun und ihm damit den ganzen Spass verderben.

Er war beinahe von derselben Freude erfüllt, wie damals. Aber es war nicht so befriedigend. Er wusste, dass er es nicht mehr lange durchhalten würde.

Eine Katze konnte auch nicht ewig mit ihren Mäusen spielen. Irgendwann kam der Moment.

Immer.

Der Augenblick, in dem die Katze die Maus tötete. Das lag in der Natur der Sache.

Und dieser Augenblick rückte immer näher.

 

 

Unscheinbar
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