12 Uhr 55. Engelsburg
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Der Fahrer hatte ihn am Lungotevere Castello abgesetzt, nachdem Varotto ihm befohlen hatte, nach zehn Minuten Barberi anzurufen und ihm mitzuteilen, wo er – und vermutlich auch Matthias und der Papst – sich aufhielten.
Nun stand er am Eingang zur einstigen Festung von Adelsgeschlechtern und der Folterkammer der Inquisition, die aber auch von jeher Fluchtburg der Päpste gewesen war. Von hier aus führte ein spiralförmiger Weg über die fünf Ebenen des gewaltigen Rundbaus nach oben. Über einen achthundert Meter langen Gang war die Engelsburg mit dem Apostolischen Palast im Vatikan verbunden, aber dieser Gang interessierte Varotto in diesem Moment nicht.
In der Burg musste er einen Augenblick warten, bis sich seine Augen an die schummrigen Lichtverhältnisse gewöhnt hatten. Dann sah er sich suchend nach der schweren Holztür um, die er schließlich auf der linken Seite, etwa zehn Meter entfernt, entdeckte. Mit schnellen Schritten ging er darauf zu. Auf sein Klopfen hin öffnete ihm ein schlanker Mann Anfang dreißig, der zwar zivile Kleidung trug, von dem Varotto aber nach dem Gespräch mit Oberst Mähler wusste, dass er Soldat der Schweizergarde war.
»Ich bin Commissario Daniele Varotto«, stellte er sich vor. »Hat Oberst Mähler Sie …«
»Ich weiß Bescheid, Commissario«, unterbrach ihn der Mann. »Bitte, kommen Sie. Oberst Mähler ist mit dem Großteil der Schweizergarde auch schon auf dem Rückweg.«
Das Zimmer entpuppte sich als Überwachungsraum, der vollgestopft war mit allerlei technischen Geräten und Monitoren. Auf einem der Tische breitete der Gardist vor Varotto eine Papierrolle aus, die Kopie eines offenbar schon ziemlich alten Plans, und begann mit einem roten Stift, einen Weg einzuzeichnen, den er dem Commissario gleichzeitig erklärte.
Kurze Zeit später rollte Varotto die Karte zusammen. Der Gardist gab ihm eine starke Taschenlampe und führte ihn dann durch einige modrig riechende Gänge, die teilweise so niedrig waren, dass Varotto sich bücken musste. Dreimal mussten sie vor massiven Türen anhalten, die der Schweizergardist mit seltsam aussehenden Schlüsseln öffnete, bis sie schließlich ein Gewölbe erreichten, von dem aus eine steile Treppe nach unten in die Dunkelheit führte.
Der Mann zog einen weiteren Schlüssel aus der Tasche und reichte ihn Varotto. Er erklärte ihm noch einmal, wo er die Tür dazu finden würde. Varotto dankte und machte sich an den Abstieg, während er – zum ersten Mal seit Francescas Tod – ein Stoßgebet zum Himmel schickte, dass seine Vermutung stimmte und es noch nicht zu spät war.