Vatikan. Apostolischer Palast
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Schon wenige Sekunden nachdem der Sekretär an die Tür der Privatgemächer geklopft hatte, bat ihn die Stimme des Papstes, einzutreten. Es war der gleiche Ablauf wie jeden Morgen. Allerdings ließ der Papst sich normalerweise um fünf Uhr wecken, nun aber war es halb vier.
Vorsichtig, als könnte noch jemand in seiner Ruhe gestört werden, öffnete der Mann die Tür und ging mit leisen Schritten zu dem massiven Bett.
Der Oberhirte der katholischen Kirche schien sich der ungewöhnlichen Uhrzeit gar nicht bewusst zu sein. Freundlich sah er seinem Privatsekretär entgegen.
»Eure Heiligkeit, verzeihen Sie bitte, dass ich Sie mitten in der Nacht wecke, aber Seine Eminenz Kardinal Voigt ist am Telefon. Er meint, es gehe um Leben und Tod. Er klingt sehr aufgeregt. Ich wusste nicht …«
Der Papst sah ihn voller Güte an und winkte ab. »Keine Sorge, es war richtig, dass Sie mich geweckt haben. Geben Sie mir bitte das Telefon.«
»Eure Heiligkeit«, hörte er kurz darauf die Stimme des Kardinalpräfekten, »bitte entschuldigen Sie die Störung zu nachtschlafender Zeit, aber es geht im wahrsten Sinn des Wortes um Leben und Tod.«
Der Papst zögerte einen Moment. »Was ist geschehen?«
»Bitte, Eure Heiligkeit, nicht am Telefon. Es betrifft Ihren alten Freund Niccolò Gatto.«
Ein Ruck ging durch den Körper des Papstes. »Heilige Jungfrau Maria! Kommen Sie sofort her.«
Für einen kurzen Augenblick herrschte Stille, dann sagte Voigt: »Das geht nicht. Ich bitte Sie, Eure Heiligkeit, Sie müssen in den Keller des Apostolischen Palastes kommen. Ich beschreibe Ihnen, wie Sie von Ihren Gemächern aus zu dem Raum kommen, in dem ich auf Sie warte.«
Niccolò Gatto. Leben und Tod.
»Gut, ich komme.«
Sosehr ihn die Bitte auch wunderte, machte sich das Oberhaupt der katholischen Kirche doch zehn Minuten später auf den Weg in den Keller des Apostolischen Palastes. Er ging alleine.