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»Was? Ich verstehe nicht …«
Vera hatte zusammen mit dem Mann das Zimmer betreten, er wirkte verwirrt.
Veras Stimme klang schrill. »Das ist Mia, deinen Namen sagst du ihr besser nicht.« Ihr Gesichtsausdruck hatte sich in seiner Gegenwart merklich verändert. Es hatte sich etwas Besorgtes hineingeschlichen, etwas Beunruhigtes, etwas Eilfertiges.
Der Mann ruckte mit dem Kopf zurück.
»Mia, sie kommt aus dem Innenhaus«, sagte Vera, und es war, als ob diese Aussage die Irritation des Mannes eher noch steigerte.
»Mhmm«, brummte er.
»Sei doch nicht so unfreundlich!« Mias Blick schnellte zurück zu Vera, deren Gesicht sich verzogen hatte. »Ich meine, du kennst sie doch gar nicht.«
Der Mann hatte sich an die Stirn gefasst, den Blick zu Boden gerichtet.
»Ich … es …« Vera suchte nach Worten. »Was ist denn?« Sie riss sich zusammen. »Freust du dich nicht?«
Sein Blick blieb auf den Boden geheftet.
»Mia, komm schon, hilf mir doch!« Veras Stimme war unangenehm hell.
Mias Atem ging flach, sie kämpfte gegen eine heftige Übelkeit an.
»Gefällt sie dir nicht?«, hauchte Vera.
Da sah Mia es. Wie er den Blick hob und sie anschaute, als wollte er prüfen, was er antworten könnte. Wie ihm bewusst wurde, wie verkehrt das alles war, wie dieses Bewusstsein ihn aber nicht daran hinderte, seine Augen auf sie zu richten. Einen Moment lang ruhte sein Blick in ihrem, dann hatte er ihn gekappt, wieder zurück zum Boden gewendet.
»Sie ist … für dich, verstehst du?« Vera war dicht an ihn herangetreten, ihre Stimme jagte dahin. »Sie ist dein –« Aber da hatte er bereits Veras Arm gepackt, als wollte er sich auf sie stürzen, sie zur Besinnung bringen und diesen Alptraum wie ein unsichtbares Netz zerreißen.