13
Der Wagen huschte über die Bundesstraße. Mias Kopf lehnte gegen das Fenster. Was sie sah, waren Schlieren, Tropfen, Schatten. Ihre Wangen waren nass. Sie konnte sich nicht beruhigen. Immer wieder vibrierte ihr Körper, weil sie Luft holen musste, ihr Zwerchfell tanzte auf und ab, und in ihrem Kopf hatten sich die Gedanken verknäult.
Am Morgen hatte sie mit Dunja telefoniert, wenig später war sie aufgebrochen. Erneut, ohne ihrer Mutter etwas zu sagen. Mia schob ihre rechte Hand zwischen die Zähne und biss darauf. Marco hatte keine Musik angestellt, und sie wollte nicht, dass sie sie weinen hörten.
»Geht’s dir wieder ein bisschen besser?«
Es war Dunja. Sie saß neben ihr auf der Rückbank und hatte sich zu ihr vorgebeugt, ihre kleine Hand ruhte auf Mias Nacken. Mia nickte, wischte sich mit der Hand über die Augen.
»Das ist gut«, flüsterte Dunja, und Mia sah, wie sie einen Blick nach vorn warf, den Augen Marcos begegnete, der über den Rückspiegel zu ihnen nach hinten blickte.
»Geht’s wieder?« Seine Stimme klang weich und freundlich.
Mia nickte, während Dunja noch ein wenig näher an sie heranrückte.
»Freut mich, Mia«, hörte sie Marco sagen, dessen Augen über den Spiegel jetzt zu ihr gewandert waren. Er lächelte ihr zu.
»Willst du ein bisschen Musik hören?«
Mia lächelte zurück. »Hmm.«
Seine Augen verschwanden aus dem Rückspiegel, und es knackte in den Lautsprechern. Ein Techno-Hit wurde mitten im Lauf erwischt und in den Blechkäfig des Wagens gepumpt. Dunjas Hand massierte leicht Mias Nacken.
Mia legte sich zurück, den Kopf von ihrer Freundin abgewandt. Vor dem Fenster flog die zersiedelte Landschaft des schmalen Streifens zwischen Berlin und der polnischen Grenze vorbei.
»Es wird dir sicher Spaß machen, heute Abend«, hörte sie Marco sagen, aber als sie nach vorn blickte, um seine Augen im Rückspiegel zu suchen, waren sie starr auf die Straße gerichtet.