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Die Musik wurde hochgezogen, dumpf drang der Sound durch die massiven Betonwände. Mia lauschte. Ein paar der anderen Mädchen machten sich auf, um die Gäste zu empfangen, aber sie selbst blieb im Bett liegen, die Decke ganz nach oben gezogen, die sie mit dünn gewordenen Fingern festhielt. Schwer lag ihr Kopf auf dem Kissen. Seitdem sie um Hilfe gebeten hatte, war Vera nicht mehr bei ihr aufgetaucht.
Mia musste an die Stofftiere denken, die sie über Jahre hinweg in ihrem Bett beherbergt hatte. Jetzt lag sie allein darin, in einem Raum, der wirkte, als wäre er tief hinab in die Erde gestürzt. Sie sah ihre Mutter vor sich, der sie sich nie anvertraut hatte. Wie sie am Herd stand und das Rindfleisch briet, während Mia der Geruch immer unerträglicher wurde. Sie hätte sich von ihr verabschieden sollen! Vielleicht war es richtig, dass sie jetzt hier war, vielleicht hatte sie es ja selbst so gewollt. Aber sie hätte ihrer Mutter Lebewohl sagen müssen.
Mia drehte sich auf die Seite und rollte sich unter der Decke zusammen. Sie kämpfte nicht länger gegen die Tränen an, die sie überschwemmten.