31

»Wenn du sie herunternimmst, mach ich es auch.«

Mias Lippen hatten fast sein Ohr berührt, das unter den schwarzen Locken hervorsah. Sie hatten sich in eine Ecke des Saals zurückgezogen. Fast zehn Meter von ihnen entfernt befand sich die Tanzfläche, auf der einige Gäste begonnen hatten, sich zu dem stampfenden Sound zu bewegen, der, aus unsichtbaren Lautsprechern kommend, über den Boden zu fließen schien. Einzelne heruntergedimmte, niedrig plazierte Stehlampen warfen Licht auf Gruppen von Sesseln und Sofas, auf denen weitere Gäste nur als Silhouetten zu erkennen waren.

Der Mann wandte den Blick nicht von der Tanzfläche. »Behalt deine auf«, hörte Mia ihn sagen. Dann sah sie, wie er eine Hand hob und die ausgestreckten Finger unter den Rand der Maske schob, die sich unterhalb seines Kinns in die Haut bohrte. Es quietschte, seine Wangen wurden durch das Gummi noch tiefer eingeschnitten, sein Arm spannte sich. Dann bog er die Maske über das Kinn hinweg, ließ sie zwischen Oberlippe und Nase auf das Gesicht zurückschnalzen. Seine Lippen waren ebenmäßig. Mia konnte sehen, wie sauber und großzügig seine Mundpartie geschnitten war. Seine Augen hinter den Sichtlöchern glänzten im Dunkeln. Er hob ihre Hand an die Lippen. Sie waren kühl und trocken, drückten sich vorsichtig auf ihre Finger. Fast wäre ihr Körper gegen seinen gesunken. Sie fing sich jedoch rechtzeitig ab und verlagerte ihr Gewicht auf das andere Bein.

»Weiter.« Ihre Stimme war kaum zu hören.

Sein Mund verzog sich zu einem Lächeln, ein spöttischer, schalkhafter Ausdruck.

»Mach du es.«

Vorsichtig griff sie nach dem Gummi, das sich unterhalb seiner Nase fest an sein Gesicht presste. Sie zog es hoch, spürte, wie es sich verformte, dehnte, spannte, hob es über die Nasenspitze, achtete darauf, die Augen nicht zu berühren, ließ es auf die Stirn schnappen.

Er lachte sie an. Sein Gesicht passte gut zu den schwarzen Locken. Sie schätzte, dass er Anfang dreißig war, vielleicht jünger.

Sie griff nach ihrer eigenen Maske, wollte sich ebenfalls entblößen, gleichziehen, auf eine Stufe stellen, aber er hielt ihre Hand fest, führte sie wieder an die Lippen, küsste sie.

»Nicht …« Und noch einmal, noch leiser, vorsichtiger, bittend beinahe. »Nicht, okay?«

Der Architekt
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