20_Ryan
Als ich am Montag im Freilauf den Hügel runter zur Bootswerft raste, marschierte Sadie in ihrer Schuluniform zum Tor hinaus. Ich stöhnte, jedoch so leise, dass sie mich nicht hören konnte. Sie blieb hinter der Mauer stehen, wo ihr Vater sie nicht sah, und wartete darauf, dass ich neben ihr anhielt.
»Hey«, sagte ich. »Bist du Samstag gut nach Hause gekommen?«
Sie warf mir einen vernichtenden Blick zu. »Als ob dich das interessieren würde.«
»Du kanntest doch einen Haufen Leute da. Und außerdem hat dein Dad dich abgeholt.«
»Ist dein kleiner Troll gut nach Hause gekommen?«
»Warum bist du so gemein?«
Sie ballte die Hände zu Fäusten. »Willst du dich nicht entschuldigen?«
Nach dem, was sie zu Jenna gesagt hatte? »Wofür? Dass ich eine Freundin nach Hause gebracht habe, weil es ihr nicht gut ging?«
»Damit ich’s mir mit dem Schlussmachen noch mal überlege.«
»Okay. Ich muss jetzt gehen oder ich komm zu spät zur Arbeit.«
»Wenn ich meinem Dad alles über dich erzähle, hast du bald keine Arbeit mehr.«
Ich wusste es – deswegen war sie hier. »Nur zu, aber ich glaube, er wird von deinem Verhalten auch nicht gerade begeistert sein.«
»Und wenn ich ihm erzähle, dass du Sachen mit mir gemacht hast, die ich gar nicht wollte?«
Ich starrte sie an. »Tu, was du nicht lassen kannst, Sadie.«
Als sie merkte, dass ich sie auf keinen Fall bitten würde, zu mir zurückzukommen, füllten sich ihre Augen mit Tränen. Sie versuchte es auf die Tour. »Schläfst du mit ihr?«
»Was? Nein! Sie ist eine Freundin, sie war traurig, und ich hab mich um sie gekümmert – sie ist erst vierzehn. Du willst deinem Vater Lügen über mich erzählen? Du willst hier rumjammern? Bitte sehr. Ich geh arbeiten.«
Ich schob mein Fahrrad durch das Tor und ließ sie stehen. Als ich es abstellte, zitterten mir die Hände. Würde sie das wirklich durchziehen? Ich wusste nicht, was schlimmer war – der Gedanke daran, den Job zu verlieren, oder dass Pete ihr glaubte. Es war mir nämlich wichtig, was er und Bill über mich dachten. Es war mir sogar verdammt wichtig.