12_Ryan

Bill und ich luden eine Lieferung Motoröl vor dem Schuppen ab. Er schnaufte, als er sich nach vorn beugte, um die Kanister aus der Kiste zu holen.

»Lass mich das machen«, bot ich an. »Du klebst die Preisschilder drauf und ich trage sie rüber zum Laden.«

»Danke, Junge.« Er sah auf die Uhr. »Bald ist Feierabend.« Er reckte sich, um seinen verkrampften Rücken zu entspannen, dann stöhnte er plötzlich auf. »Oh, Mann, jetzt gibt’s Ärger.«

Ein Mädchen in Schuluniform kam auf uns zu. Ihre weiße Bluse war weit aufgeknöpft und die Krawatte gelockert. Ihr Rock reichte bis zur Mitte der Oberschenkel. Hübsche Beine! Insgesamt sah sie vielleicht ein bisschen billig aus. Ihre Haut war vom Selbstbräuner ganz orange und die riesigen goldenen Kreolen in ihren Ohren streiften fast ihre Schultern.

»Wer ist das?«, zischte ich.

»Sadie, Petes Tochter. Sie ist sechzehn, benimmt sich aber wie dreißig«, raunte mir Bill von der Seite zu.

Sie kam zu uns rüber und wackelte noch stärker mit den Hüften, nachdem sie uns entdeckt hatte.

»Ist Dad da?« Ihre Worte waren an Bill gerichtet, aber ihre Augen ruhten auf mir.

»Im Laden«, grunzte Bill.

»Wer ist das?«

»Ein neuer Junge.«

»Hm, das sehe ich. Hat er auch einen Namen?«

»Ryan«, antwortete ich.

Sie betrachtete mich, als wäre ich ein Schokoladeneis, an dem sie lecken wollte. »Ich schätze, ich seh dich bald wieder, Ryan. Ich komme oft hierher.« Sie schlenderte in Richtung Laden davon und warf einen Blick über die Schulter, um sicherzugehen, dass ich ihr hinterherschaute.

»Ja, sie kommt immer her, wenn sie was will«, knurrte Bill. »Zieh dir verdammt noch mal ein T-Shirt an, ja? Die verspeist dich zum Frühstück. Und ihr Vater hat es nicht gern, wenn jemand mit seinem kleinen Mädchen rummacht, also pass bloß auf.«

Was hatten die Leute nur andauernd mit meinem T-Shirt? Als ich es überzog, sah ich an mir herab. Da war doch nichts verkehrt. Ich sah ganz normal aus. Ziemlich gut sogar, wirklich ziemlich gut.

 

Als ich an diesem Abend nach Hause kam, ging ich wie immer nach der Arbeit duschen, während Mum in der Küche das Abendessen machte. Ich trocknete mich ab und betrachtete einen kleinen Teil von mir in dem beschlagenen Spiegel. Sah so weit okay aus, aber es war nur die obere Hälfte meiner Brust. Ich ging in die Küche, um eine zweite Meinung einzuholen.

»Mum, bin ich zu dünn oder zu dick oder gerade richtig?«

»Du bist wunderschön«, sagte sie, schnippelte Paprikaschoten klein und blickte nicht mal hoch.

»Kannst du mich bitte richtig anschauen?« Ich sehe nämlich tatsächlich anders aus als damals mit zehn.

Sie wandte sich zu mir. »Alles an dir ist perfekt. Wer ist sie?«

»Niemand. Ich frag nur so.«

Mum hob eine Augenbraue. »Dann siehst du einfach nur so perfekt aus. Absolut großartig. Gib mir mal eine Zwiebel.«

»Mum!«

Sie wusch ihre Hände unter dem Wasserhahn. »Komm her.« Sie waren kalt und nass, als sie damit mein Gesicht berührte und es von links nach rechts drehte. »Ja, perfekt trifft es.«

»Du bist meine Mutter. Du musst das sagen. Versuch bitte, objektiv zu sein. Kann ich zum Geburtstag eine Langhantel bekommen?«

»Wofür?«

»Mann! Um mehr Muskeln aufzubauen.«

»Mal sehen.« Sie drehte sich weg, um weiter die Paprikaschoten klein zu schneiden.

Ich bin sicher, das lernen Frauen, wenn sie schwanger sind, kurz bevor sie ihr Kind auf die Welt bringen. »Wenn dich dein Sprössling um etwas bittet, dann gibst du es ihm nicht, sondern sagst nur ›Mal sehen‹, und schon hält er die Klappe.«

»Wie wäre es dann mit ein paar Kurzhanteln?«

»Ryan, verschwinde und mach was Sinnvolles. Lies ein Buch.«

»Trainieren ist was Sinnvolles.«

»Gib mir die Zwiebel. Dann hast du dein Training.«

»Na schön! Dann kauf ich sie mir eben von meinem Lohn.« Ich marschierte zu einem Sessel und ließ mich darauffallen. Ja, es war kindisch, aber sie wollte einfach nie, dass ich normale Sachen machte. Cole hatte Hanteln. Bei ihm war das okay. Er musste nicht so verdammt sensibel sein.

Das war ihr wichtig. Nachdem Cole ausgezogen war, hatte Mum sich betrunken. Das machte sie nicht sehr oft. »Alle Männer sind Schweine, Ryan«, sagte sie. Mum saß am Fußende meines Bettes und kippte eine Flasche Wein runter. »Aber du wirst kein Schwein. Ich habe dich anders erzogen. Damit du Kontakt zu deiner weiblichen Seite hast. Damit du Frauen zu schätzen weißt und damit du sensibel bist.«

Trotzdem war ich ein Junge und zwar gern. Letzten Monat hatte ich mich zum ersten Mal rasiert. Wusste sie das überhaupt?

Sie hatte damals gar nicht mehr aufgehört zu reden. »In Wahrheit sind die Frauen stärker. Deshalb fühlen sich die Männer von uns bedroht. Sie sind schwach und wollen ständig alles unter Kontrolle haben. Um uns zu beherrschen. Um Kriege zu führen. Morde zu begehen. Missbrauch zu verüben. Ganz tief in ihrem Inneren sind sie nämlich eifersüchtig darauf, dass wir Leben erschaffen können. Alles, was Männer können, ist zerstören.«

Danke, Mum.

»Aber du wirst anders.«

Warum interessierte sie sich dann immer nur für solche Männer, wenn das alles Schweine waren? Sie suchte sich niemals einen Mann, der so war, wie sie mich gern haben wollte.

Ich wette, dem orangefarbenen Mädchen war es scheißegal, ob ich sensibel war. Ich wette, sie interessierte sich nur dafür, was ich in der Hose hatte.

Die meisten Mädchen hatten so einen richtigen Spleen. Sie liebten diesen ganzen Nomadenkram. Alle anderen hassten uns, aber wenn ich einem Mädchen erzählte, dass ich auf einem Boot lebte, konnte es gar nicht genug von mir kriegen. Das hatte ich auf dem ersten Motorradtreffen, zu dem Cole uns mitgenommen hatte, herausgefunden. Er deckte meine Aktionen gegenüber Mum. Wenn sie gewusst hätte, was ich trieb, wäre sie völlig ausgeflippt und hätte mir endlose Vorträge über Respekt und das Heiligtum Frau gehalten, hätte von Mondgöttinnen und dem ganzen Kram gefaselt. Cole grinste nur und fragte, ob ich genug Gummis hätte.

Ich stand auf, schaute Mum über die Schulter und runzelte die Stirn. »Was gibt’s zum Abendessen?«

»Couscous, Tofu und Salsasoße mit roter Paprika.«

Ich protestierte lauthals.

»Ryan, wenn du jetzt nicht bald irgendetwas Vernünftiges machst, darfst du meine Perlen ordnen. Ich will heute Abend noch ein bisschen arbeiten. Ich habe vorhin mit dem Quarz meditiert und die Inspiration gespürt. Die will ich in meine Arbeit hineinfließen lassen, bevor sie wieder verschwindet. Außerdem ist heute Vollmond. Das ist eine kraftvolle Zeit.«

Verdammt noch mal! Warum hatte ich keine normale Mutter und kein normales Leben?

 

Das orange Mädchen, Sadie, kam am nächsten Tag wieder. Ich hatte es nicht anders erwartet. Sie tauchte auf, als wir gerade zugemacht hatten und ich die Straße entlangradelte. Sie blieb stehen, als sie mich kommen sah, und wartete, eine Hand auf der Hüfte. Den Rock hatte sie hochgezogen, er bedeckte kaum mehr ihren Hintern. Wirklich tolle Beine – nicht zu dünn, nicht zu dick. Das mit der orangefarbenen Haut war schade, aber man konnte nicht alles haben.

»Dein Dad ist noch auf der Werft.«

Sie lehnte sich auf meinen Lenker. »Ich bin nicht wegen ihm hier.«

Treffer! Ich war im Spiel.

»Hast du Lust, mir einen Milchshake zu spendieren?«

Sie verlor wirklich keine Zeit.

Ich schwieg, als ob ich darüber nachdenken müsste. »Ja, einverstanden.« Ich stieg vom Fahrrad und schob es die Straße entlang. Sie marschierte voraus, um mir eine gute Sicht auf ihre Beine zu bieten, und ich ließ die Chance nicht ungenutzt. Ihre Titten war nicht sehr groß. Es sah aus, als hätte sie einen Push-up-BH an. So ein Ding ließ einen enttäuscht zurück, wenn die Mädchen es erst mal ausgezogen hatten. Vielleicht war er sogar wattiert. Wir gingen weiter, sie schweigend und angeberisch, ich schweigend und anerkennend.

»Welche Sorte?«, fragte ich, als sie sich an einem Tisch am Fenster des Burgerladens niederließ.

»Erdbeer.«

»Willst du noch was anderes?«

»Nein.«

Ich kam mit den Milchshakes zurück, und sie schaute mich an, während sie die Verpackung des Strohhalms oben aufriss. Dann zog sie das Papier mit einer gleitenden Bewegung betont langsam nach unten. Sie tauchte ihn in den Milchshake und saugte fest daran. Ich wollte lachen, weil sie so absurd eindeutig war, aber das hätte meine Chancen bei ihr ruiniert.

»Hast du heute Abend schon was vor?«, fragte sie.

Ich zuckte die Achseln. »Nichts Besonderes.«

»Hier kann man sowieso nichts unternehmen.« Sie rührte den Shake mit dem Strohhalm um. »Es ist ein Drecksnest.«

Ich nickte. Ich hatte ein paar Drecksnester gesehen und Whitmere zählte nicht dazu. Es war nicht viel los hier, das stimmte, aber sie hatte ja keine Ahnung. Doch ich würde nicht mit ihr darüber streiten.

»In letzter Zeit ist es noch schlimmer geworden. Wir können in kein Auto steigen, ohne dass die Polizei uns rauswinkt und schikaniert.«

Ich schwieg und ließ sie einfach reden.

»Das ganze Jahr läuft es schon so. Seit so ein verdammtes Nobel-Söhnchen aus einem der Dörfer sein Auto auf einen Acker gesetzt hat. Er war total zugedröhnt.« Sie prüfte, ob ich ihr zuhörte, und ich nickte, also fuhr sie zufrieden fort: »Die anderen im Auto auch. Zwei Mädchen wurden getötet und eine hat sich das Gesicht verbrannt, als das Auto Feuer fing …«

Jenna?

Sie hatte gesagt, dass es ein Autounfall war. Und dass es dieses Jahr passiert ist. Es musste der gleiche Unfall sein. Aber alle zugedröhnt? Jenna wirkte nicht so. Sie kam mir mehr wie ein kleines Mädchen vor.

»Aus welchem Dorf?«

»Strenton. Wieso fragst du?«

Also war es Jenna. Aber sie war so still. Es passte einfach nicht zu ihr. Außer, sie war vor dem Unfall anders. Aber selbst wenn …

»Nur so.«

»Ich muss gleich los. Wollen wir uns später treffen? Und zusammen abhängen?«

»Ich glaube nicht, dass deinem Vater das gefallen würde.«

Sie blinzelte mich an und saugte eine Weile an ihrem Strohhalm. Dann sagte sie: »Mein Dad muss ja nichts davon wissen.«

»Ich kann es mir nicht leisten, den Job zu verlieren.«

Ich wollte keinen Ärger mit Pete. Ich mochte ihn und ich mochte den Job. Aber Sadie wollte ihren Spaß mit irgendjemandem, also konnte genauso gut ich derjenige sein. Es gefiel ihr, sich ein bisschen anstrengen zu müssen, um mich rumzukriegen. Sie schien die Herausforderung zu mögen. Aber wahrscheinlich würde sie später den Spieß umdrehen und erwarten, dass ich den Anfang machte.

Das war mein Talent – in Liebesangelegenheiten die Gedanken der Mädchen lesen zu können. Wenn man Menschen nur lange genug beobachtete, nahm man gewisse Anzeichen wahr. Körpersprache, verstohlene Blicke, die Art, wie Dinge ausgesprochen wurden – so verrieten sich die Leute. Und ich hatte zugesehen, wie Mum diese Spielchen wieder und wieder getrieben hatte.

Sadie streckte den Arm aus und legt ihre Hand auf meine. »Hey«, sagte sie plötzlich fast liebevoll, »wir können irgendwo hingehen, wo es ruhig ist, wenn du willst. Wo uns keiner sieht. Nur du und ich. Dad wird es gar nicht erfahren.«

Ich verkniff mir ein Lächeln. »Okay.«

 

Nach Hause, duschen und zu Abend essen. Dann überbrachte ich Mum die schlechte Nachricht. »Ich gehe heute aus.«

»Wohin?«

»Nach Whitmere.«

»Ryan, ich war den ganzen Tag allein!«

»Habe ich kein Recht auf ein eigenes Leben?«

Und damit verschwand ich, ohne die Antwort abzuwarten.

 

Sadie stand schon an der Bushaltestelle am Stadtrand, als ich dort eintraf. Ich war zehn Minuten zu spät. Absichtlich. Sie winkte mir mit einer Flasche Wodka und einer Taschenlampe zu. »Hier entlang.« Sie führte mich auf einem überwachsenen Pfad zum Feld hinter dem städtischen Rugbyklub. Am Feldrand stand eine große Hütte im hohen Gras. Sadie stellte sich auf Zehenspitzen, reckte sich zum Fenster in der Bretterwand hoch und stemmte es auf.

»Es ist schon ewig kaputt«, sagte sie kichernd. »Ich glaube nicht, dass es jemand weiß. Sie benutzen die Hütte nicht mehr. Hilf mir mal.«

Ich formte meine Hände zu Steigbügeln, sie trat darauf, öffnete das Fenster noch weiter und wand sich hindurch. Ihr miniberockter Hintern hing dabei in meinem Gesicht. Sie hielt das Fenster auf, ich sprang hoch und quetschte mich auch hindurch.

In der Hütte war es trocken und es roch nach Leder und getrocknetem Schlamm. In der Ecke lag ein Haufen alter Seesäcke. Sadie setzte sich darauf und öffnete die Wodkaflasche, nahm einen Schluck und reichte sie mir. Ich trank und sie rieb sich die Arme und sah mich an.

»Ist dir kalt?« Ich schraubte den Deckel wieder auf die Flasche.

»Mhm.«

Ich setzte mich neben sie und gab ihr den Wodka. Dann zog ich sie auf meinen Schoß und schlang die Arme um ihren Körper. »So besser?« Ich streichelte ihren Arm und ließ meine Hand anschließend weiterwandern …

»Ja«, sagte sie und atmete ein wenig schneller.

Als ich anfing, darüber nachzudenken, ob ihre Titten auch orange waren, hätte ich fast die Lust verloren. Hatte sie den Selbstbräuner überall aufgetragen? Oder würden ihre Brüste – wenn ich ihr erst mal den BH ausgezogen hatte – weiß aus all dem Orange hervorstechen wie umgekehrte Spiegeleier?

Sie fühlte sich gut an, sie war warm und voll bei der Sache. Ich lehnte mich gegen die Hüttenwand und nahm noch einen Schluck. Sadie kippte sogar noch mehr hinunter. Ich küsste sie nicht, ich sah sie nur an, ohne zu lächeln, ohne etwas zu sagen, ohne irgendwas zu tun. Schließlich wurde sie nervös und beugte sich nach vorn, um mich zu küssen. Ich drehte den Kopf weg. Verwirrt hielt sie inne, ich wartete einen Moment, bis sie die Stirn runzelte und sich zurückzog. Dann lachte ich, packte sie und küsste sie.

Zehn Minuten später stellte ich fest, dass sie – was den Selbstbräuner betraf – keine Stelle ausgelassen hatte. Und sie trug einen Push-up.

Hinterher zogen wir uns eilig an. Es war kalt. Sie kuschelte sich an mich, um den Wodka auszutrinken. Ich streichelte sie ein bisschen. Sie erwartete nicht, dass ich mit ihr redete. Es reichte, dass ich ab und zu grunzte, während sie ohne Unterlass von ihren Freunden und anderem Zeug – ich bin nicht sicher, wovon sonst noch – erzählte. Ich hörte gar nicht richtig zu. Irgendwann küsste ich sie, damit sie den Mund hielt.

Wir machten beide keine große Sache daraus, nachdem wir die Hütte verlassen hatten und zur Bushaltestelle gingen.

»Wohnst du weit weg von hier?«, fragte ich. Es war schon nach elf und ich wollte sie nicht allein irgendeinen dunklen Weg entlanggehen lassen.

Sie zeigte auf eine Straße, die ungefähr fünfzig Meter entfernt lag. »Es ist gleich dahinten.«

Dort standen jede Menge Straßenlaternen. »Geh los, ich warte, bis du um die Ecke bist.«

Sie zögerte. »Sehen wir uns?«

»Klar«, sagte ich und lehnte mich gegen das Bushäuschen.

Sie öffnete den Mund, dann schloss sie ihn wieder, ohne etwas zu sagen, und ging eilig davon.

Ich setzte einen Fünfer darauf, dass sie am nächsten Tag wieder auf der Werft aufkreuzen würde.

 

Als ich nach Hause kam, wartete Mum schon auf mich. »Also, wer ist sie?«, fragte sie und zerrte dabei heftig an einem Schmuckverschluss.

»Niemand Besonderes. Ich bin nur auf einen Drink ausgegangen.«

Sie sah gar nicht gut aus. Mit ihren Augen stimmte was nicht.

»Ich will nicht, dass du ausgehst und trinkst. Du bist erst sechzehn, Ryan.«

»Seit wann interessiert dich das Gesetz?«

»Darum geht’s nicht.«

Ihre Hände zitterten, als ob sie einen Krampf hätte. Auf dem Boden lagen haufenweise Schmucksäckchen. Das alles gefiel mir überhaupt nicht.

»Mum, ich will mich nicht streiten. Ich bin müde. Ich geh ins Bett, okay? Ich muss morgen früh zur Arbeit.«

»Morgen Abend bleibst du zu Hause.« Sie griff nach ihrer Zange und ließ sie fallen.

Ich beugte mich runter, hob sie auf und verstaute sie im Werkzeugkasten. Dann packte ich ihre anderen Sachen zusammen. »Ja, mache ich. Ich komme direkt nach der Arbeit nach Hause und helfe dir mit dem Abendessen. Danach können wir spazieren gehen.« Sie hatte zu lange auf diesem Boot gehockt. Schon mich machte das verrückt. Was passierte dann erst mit ihr? »Warum gehst du jetzt nicht auch schlafen? Ich mache dir einen Kamillentee.«

Ich lag noch lange wach. Wenn Sadie morgen auftauchte, würde ich sie abwimmeln. Mum brauchte mich. Sicher, ich hätte ihr alles erklären können, aber das würde Sadie gar nicht interessieren. Sie wollte nur ihre Fantasien ausleben. Auch wenn ich sie morgen abwies, würde es ein nächstes Mal geben. Wenn ich ihr von Mum erzählte, nicht. Die Mädchen, die hinter mir her waren, lebten in ihrer eigenen kleinen Welt. Ich war nur dazu da, dass sie sich gut fühlten. Aber das war mir egal. Es berührte mich nicht. Es war nur Sex.

 

Sadie wartete am nächsten Tag am Anfang der Straße auf mich. Und ich wimmelte sie ab. Sagte ihr, ich hätte gewisse Dinge zu erledigen und dass wir uns ein anderes Mal sehen könnten. Sie tat, als ob es ihr nichts ausmachte, doch ich sah den Schock und die Kränkung in ihrem Gesicht, bevor sie es verbergen konnte. Ich war nicht besonders stolz auf mich.

Mum machte einen besseren Eindruck, als ich nach Hause kam. Sie war ruhiger. Wir kochten zusammen das Abendessen. Dann machten wir einen langen Spaziergang und betrachteten das Dorf aus der Ferne.

»Du hattest recht. Hier ist es wirklich hübsch«, sagte Mum, und dann umarmte sie mich. »Mein ganz besonderer Junge!«

Ich fühlte mich schuldig, weil ich schon wieder das Gefühl bekam zu ersticken. Ich umarmte sie trotzdem zurück, ich liebte sie nun mal. Und ich verstand nicht, wie diese beiden Gefühle in einem Menschen vereint sein konnten.

Skin Deep - Nichts geht tiefer als die erste Liebe
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