Quellen

Die Handlung dieses Buchs ist erfunden. Die im Folgenden genannten Quellen waren für die Geschichte zwar hilfreich, aber das Buch spiegelt nicht unbedingt genau die Erkenntnisse oder Meinungen dieser Quellen wieder. Und das ist auch nicht beabsichtigt. Nachdem das gesagt ist:

 

Meine Vorstellung davon, wie es ist, Arzt in der Kreuzfahrtindustrie zu sein, verdanke ich den Ärzten und Patienten, die mir ihre Erfahrungen persönlich mitgeteilt haben (insbesondere MW) oder sie öffentlich gemacht haben wie Gary Podolsky, John Bradberry und Andrew Lucas, wobei nicht alle die Industrie in einem negativen Licht sehen. Für die Hintergründe (auch die Informationen über den Streik von 1981) bin ich dem 2006 erschienenen Buch Devils on the Deep Blue Sea: The Dreams, Schemes and Showdowns That Built America’s Cruise-ship Empires von Kristoffer A. Garin verpflichtet sowie den Richtlinien für die ärztliche Betreuung der Cruise Lines International Association.

600 Dollar im Monat für die Arbeit auf Kreuzfahrtschiffen: diese Zahl stammt aus »Policy Guidelines Governing the Approval of ITF Acceptable CBA’s for Cruise Ships Flying Flags of Convenience«, auch bekannt als ITF Miami Guidelines, von 2004. Eine neuere Version gibt es meines Wissens nicht. Der empfohlene Mindestlohn für die Arbeiter beträgt 302 Dollar und kann in Verbindung mit Überstunden und Urlaub auf 608 Dollar ansteigen. In »SOVEREIGN ISLANDS: A Special Report; For Cruise Ships’ Workers, Much Toil, Little Protection« von Douglas Frantz, The New York Times, 24121999, schreibt Frantz: »Für bis zu 18 Stunden Arbeit täglich, sieben Tage die Woche, bekommen die meisten Küchenarbeiter 400 bis 450 Dollar im Monat.« Die genannten Ausgaben mancher Arbeiter auf Kreuzfahrtschiffen stammen aus Garin, s.o.

Das für mich Beste, was je aus der Sicht eines Passagiers über die Kreuzfahrtindustrie geschrieben wurde, selbst wenn man The Poseidon Adventure dazunimmt, ist der Titelessay in Schrecklich amüsant – aber in Zukunft ohne mich von David Foster Wallace (deutsch 2004). Es ist erstaunlich, wie viel Wallace von dem, was hinter den Kulissen ablief, mitbekam, auch wenn es seinen Blicken verborgen war.

Soweit ich weiß, gibt es kein Kreuzfahrtschiff mit einem Nintendo-Dome, aber wenn doch, heißt es hoffentlich Mario d’Orio.

 

Was Violet Hurst als Katastrophenpaläontologie bezeichnet, ist in erster Linie die Mischung aus Soziologie, Anthropologie und Ökologie, der William R. Catton Jr. in den 1970er Jahren den Weg bereitet hat und die manchmal auch Umweltsoziologie oder Humanökologie genannt wird. (Catton selbst ist Soziologe und hat sich bei seiner Arbeit hauptsächlich auf Umweltfragen spezialisiert.) Natürlich geht die Feststellung, dass das menschliche Bevölkerungswachstum die Tendenz hat, sich auf unangenehme Weise zu begrenzen, mindestens bis auf Malthus zurück, und Bücher wie The Forest and the Sea von dem Zoologen Marston Bates,[90] 1960, und Der stumme Frühling (dt. 1963) von der Meeresbiologin Rachel Carson haben für Catton das Fundament gelegt. Aber soviel ich weiß, war Catton der Erste, der Konzepte und Fachbegriffe aus dem Wildlife Management wie etwa »Crash« auf menschliche Populationen angewandt hat. Sein Buch Overshoot: the Ecological Basis of Revolutionary Change, 1980, bleibt maßgeblich. Ein besonders eleganter Nachkomme von Overshoot ist Eine kurze Geschichte des Fortschritts von Ronald Wright (dt. 2006), das eigentlich jeder Mensch auf Erden lesen sollte und das mir hier besonders geholfen hat. Informationen über die amerikanische Urbevölkerung (s.u.) habe ich aus den beiden anderen Büchern von Wright bezogen: Geraubtes Land: Amerika aus indianischer Sicht seit 1492 (dt. 1992) und What Is America? A Short History of the New World Order.

Für Informationen über einen möglich Ölcrash bin ich Richard Heinberg verpflichtet, insbesondere seinen Büchern The Party’s Over: das Ende der Ölvorräte und die Zukunft der industrialisierten Welt (dt. 2004), und Blackout: Coal, Climate, and the Last Energy Crisis, 2009. Vgl. auch das Telegramm, das die amerikanische Botschaft in Saudi-Arabien 2008 an die CIA, das US-Schatzministerium und das US-Energieministerium geschickt hat: »Eine Reihe schwerer Projektverzögerungen und Unfälle … in den letzten beiden Jahren deutet darauf hin, dass Saudi Aramco [die staatliche saudische Ölgesellschaft] langsam kämpfen muss, um sich zu halten – um den Niedergang der Förderung auszugleichen.«[91] Zum Thema Staatszuschüsse für Ölgesellschaften siehe auch »As Oil Industry Fights a Tax, It Reaps Subsidies« von David Kocieniewski, The New York Times, 3. Juli 2010.

Der Gedanke, dass das Auftauen des Methanhydratschelfs, besser bekannt als Ostsibirischer Schelf, zu einer irreversiblen Klimaveränderung führt, ist meines Wissens besonders mit der Arbeit von Dr. Nathalia Shakhova vom International Arctic Research Center der University of Alaska in Fairbanks verbunden. Vgl. etwa »Methane Hydrate Feedbacks« von N. E. Shakhova und I. P. Semiletov in Arctic Clima Feedbacks: Global Implications, Hg. Sommerkorn und Hassol, 2009.

Als Gegenargument (zugegeben, vor Fukushima) mit der Ansicht, dass Atomkraft ein brauchbarer Ersatz für Öl werden wird, siehe Power to Change the World: The Truth About Nuclear Energy von Gwyneth Cravens, 2007. Als Gegen-Gegenargument empfehle ich das Kapitel über Three Mile Island in Inviting Disaster: Lessons from the Edge of Technology von James R. Chiles, 2002. Sowieso ein tolles Buch. Chiles hat mich auf Karl Weick und »kosmologische Krisen« gebracht. Für moralische Unterstützung und laufende Updates danke ich dem wöchentlichen Feature über Atomkraft in Harry Shearers Radiosendung Le Show.

Soweit es in der Katastrophenpaläontologie tatsächlich um Paläontologie geht, bin ich T. Rex and the Crater of Doom: The story that waited 65 million years to be told – how a giant impact killed the dinosaurs, and how the crater was discovered, von Walter Alvarez, 2008, verpflichtet, einem sachlichen und gut lesbaren Buch, auch wenn es der modernen Neigung nachgibt, Internet-Suchwörter in Buchtitel zu packen. Alvarez und sein Vater Luis Alvarez haben entdeckt, dass die klimatischen Veränderungen, die zum Aussterben der Dinosaurier führten, auf einen zehn Kilometer breiten Asteroiden zurückzuführen sind, der sich bei Chicxulub in Mexiko in die Erde grub. Hilfreich war auch Bones Rock! Everything You Need to Know to Be a Paleontologist von Peter Larson und Kristin Donnan, 2004.

Die erwähnten Auswirkungen des Klimawandels auf Schalentiere sind inspiriert von »Dissolute Behavior Up North« aus Biogeosciences 6, 1877 (2009) bzw. dem Auszug daraus im Editorial des Science Magazine vom 9. Oktober 2009 – ein Artikel, der unter anderem zeigt, dass sich auch bei dem grimmigsten Bericht immer jemand findet, der ein beknacktes Wortspiel in den Titel einbaut.

 

Das Felsbild von dem schlangenähnlichen Tier, das einen Elch bedroht, gibt es genauso, wie ich es beschrieben habe, in den Boundary Waters, doch der Standort im 12. Kapitel ist erfunden. In Wirklichkeit befindet es sich am Darky Lake.[92]

»It’s a cold hard world, love, and these are cold hard times« ist natürlich ein Zitat aus »Cold Hard Times« von Lee Hazelwood. Dank an C. A. Schweizer vom Joint Doctoral Program in Clinical Psychology an der UCSD/SDSU, dass er mich auf den Song aufmerksam gemacht hat.

Die 100000 Golfbälle auf dem Grund von Loch Ness finden sich in »The Burden and Boon of Lost Golf Balls« von Bill Pennington, The New York Times vom 2. Mai 2010. Die Golfbälle wurden 2009 bei einer Unterwassersonarsuche nach dem Ungeheuer geortet.

 

Wie es um methverseuchte amerikanische Kleinstädte steht und dass Meth-Gangster zur Tarnung manchmal niedrige Fabrikarbeit annehmen, erfuhr ich besonders aus Methland: The Death and Life of an American Small Town von Nick Reding, 2009. Methland ist ausgezeichnet und führt überzeugend aus, dass Methamphetamin die Erwerbsarmen vor allem deshalb anspricht, weil es ihnen ermöglicht, länger zu arbeiten.

 

Sensei Dragonfire ist natürlich Wendi Dragonfire aus Nimwegen in den Niederlanden, 9. Dan Shuri-Ryu Karate, 2. Dan Modern Arnis.

 

Ausgerissene Zähne lassen sich tatsächlich so wieder einsetzen, dass sich die Nerven, die Blutgefäße und sogar das Periodontium regenerieren[93]. Weil kontrollierte Experimente zur Zahnwiedereinsetzung bei Menschen schwierig sind, liegen kaum Statistiken vor, aber dem Hörensagen nach lohnt sich der Versuch, und dass es funktioniert, wurde in zahlreichen, unzitierbar widerwärtigen Tierversuchen nachgewiesen. In »Milk as an interim storage medium for avulsed teeth«, Pediatric Dentistry 5:3, 183, 1983 zeigen die Autoren Frank Courts, William Mueller und Henry Tabeling, dass Milch als Transportmedium weit besser geeignet ist als Luft, Wasser und der Speichel des Patienten.

Ich erinnere mich nicht, wo ich gelesen oder gehört habe, dass Gynäkologen früher blind operiert haben, und weiß nicht, ob es stimmt.

Die Daten zur Schädelblutung, die Dr. McQuillen zitiert, stammen aus Fragen und Antworten zur Neurologie von Dr. Loren A. Rolak (dt. 2001), zumindest verstehe ich sie so. Ebenfalls konsultiert habe ich »Factors Associated With Cervical Spine Injury in Children After Blunt Trauma« von Julie C. Leonard et al. in der Online-Version von Annals of Emergency Medicine, 1. Nov. 2010, und »Low-risk criteria for cervical-spine radiography in blunt trauma: A prospective study« by Jerome R. Hoffman et al, Annals of Emergency Medicine, 21, Issue 12, Dez. 1992. Wie immer gilt, wenn Sie irgendwas in diesem oder sonst einem Roman als medizinischen Rat auffassen, sind Sie total bescheuert.

 

Laut The Manga Guide to Calculus von H. Kojima and S. Togami, 2009, ist die Formel, die Temperatur und Grillengezirp zusammenbringt: Fc = 7(Tc) – 30, wobei Fc für die Zirpfrequenz steht und Tc für die Temperatur in Celsius. Dieselbe Gleichung in Fahrenheit (Tf) sieht zunächst sperrig aus (Tf = 9/5[(Fc+30)/7]+32)), wird jedoch zu Fc/0.26 + 39.71 und ist damit (besonders, wenn die Grillen keine Präzisionszirper sind) schön nah an Tf = 4(Fc)+40, oder Tf = 4(Fc+10). Aber das Dezimalsystem herrscht nun mal vor. Wie Judith Stone sagt: »Wenn Gott gewollt hätte, dass wir im Dezimalsystem rechnen, hätte er uns zehn Finger und zehn Zehen gegeben.«[94]

Der Urheber des Anmachspruchs »Komisch, dass es heißt: ›Ich schenk dir jeden Zoll meiner Liebe …‹« hat mir erlaubt, ihn hier zu verwenden, möchte aber nicht namentlich genannt werden. Er (so viel verrate ich Ihnen) sei bedankt.

 

Amerikaner haben offensichtlich großes Interesse an Präventivmedizin, da sie jährlich 34 Milliarden Dollar für ungeprüfte und unkontrollierte Gesundheits-»Ergänzungsmittel« ausgeben,[95] nur eben nicht für Präventivmedizin, die wirklich hilft. Amerikas Ärzte wiederum können sich zwar dafür bezahlen lassen, dass sie mit ihren Patienten über Präventivmedizin sprechen, aber leben können sie davon nicht. Zu Geld kommt man als Arzt in den USA, indem man möglichst viele »Maßnahmen« zur Diagnostizierung oder Heilung einer schon bestehenden Krankheit durchführt.[96] Da der für die Durchführung der Maßnahme bezahlte Arzt meistens auch der ist, der entscheidet, ob die Maßnahme erforderlich ist, kann es da schon mal zu einem Interessenkonflikt kommen, wobei auch die Gesundheitsindustrie (Kliniken usw.), die Pharmaindustrie und die Medizinausrüster eher auf Behandlungsmaßnahmen als auf Prävention setzen. Als Gegenkräfte agieren im Prinzip die Regierungsprogrammme, die mit merkwürdigen Tricks die Behandlungskosten zu drücken versuchen, indem sie z.B. nur eine Maßnahme pro Ärztebesuch voll bezahlen;[97] und die Privatversicherungen, die davon profitieren, dass sie sich zu bezahlen weigern, wo sie nur können, ob Maßnahmen nötig sind oder nicht.[98] Allerdings wird die Bundesregierung durch die oben genannten Industriezweige (sowie die Lebensmittelindustrie) und durch politische Opposition gegen jede sinnvolle Verbesserung des Gesundheitswesens ernstlich an der Förderung der Präventivmedizin gehindert.[99] Die Privatversicherungen wiederum arbeiten gern mit kürzeren Gewinnzyklen (und vor allem CEO-Bonuszyklen), als sie durch Sport und gesunde Erährung zu erzielen sind.[100] Die Rolle der Patienten bei all dem ist kompliziert. Einerseits wird von ihnen erwartet, dass sie sachkundige (und oft mathematisch anspruchsvolle) Entscheidungen bezüglich der ihnen angebotenen Maßnahmen treffen. Andererseits wirft man ihnen vor, dass sie Ärzte zwingen, teure Behandlungen zu verschreiben und durchzuführen, die wahrscheinlich nichts nützen – etwas, das so gut wie jeder tun würde, wenn das Leben eines geliebten Menschen auf dem Spiel steht.

 

Informationen über das Soudan-Bergwerk und das 23 Stockwerke tiefe Labor für Hochenergiephysik der Universität von Minnesota (das, weil für kosmische Strahlungen unzugänglich, derzeit die CDMS-Suche nach Dunkler Materie und die Neutrinosuche MINOS durchführt) verdanke ich meinen beiden freiwilligen Führern dort.

 

Für Informationen über Recht und Gesetz im Lake County danke ich dem City of Ely Police Department, insbesondere Barbara A. Matthews und Polizeichef John Manning, die beide außerordentlich freundlich und großzügig waren. Mein Buch stellt in keiner Weise die dortige Polizeibehörde oder ihre Mitarbeiter dar und auch keine tatsächlichen Ereignisse in oder um Ely. Auch das Lake County Sheriff Department wird nicht geschildert, wie es ist, denn ich kenne es nicht und weiß nur, dass es existiert.

 

Das Kapitel über die Herkunft des Kanus aus der Sicht Sheriff Albins ist, um Sam Purcell zu zitieren, »quellenfrei entstanden«.[101] Der Name »Zwei Menschen« ist aber natürlich eine Referenz an das Buch des großen Wayne Johnson.

 

Die Vorliebe (zumindest einiger) Mobster für das Parfüm und Rasierwasser Canoe von Dana wird erwähnt in Ice Man: Bekenntnisse eines Mafia-Killers von Philip Carlo (dt. 2011). Es ist eins der im Titel angesprochenen Bekenntnisse.

 

Mit der Frage, ob die Krankenakten Verstorbener vertrauliche Informationen sind, hat sich der Supreme Court befasst und in der Sache Office of Independent Counsel v. Favish 2003 entschieden, dass die Öffentlichkeit keinen Anspruch auf Fotos vom Leichnam des toten Vincent Foster hat, Stellvertretender Justiziar des Weißen Hauses, dessen Selbstmord die rechten Verschwörungstheoretiker heute noch genauso fasziniert wie vor zehn Jahren. (Näheres zum Urteil siehe »In Vincent Foster case, court upholds privacy« von Warren Richey, The Christian Science Monitor, 31. März 2004.) Die Frage ist unter anderem auch deshalb strittig, weil Medicare für manche Autopsien zahlt, aber nur indirekt im Rahmen allgemeiner Krankenhauskosten, womit Autopsien halbwegs als Gesundheitsmaßnahmen definiert sind.

 

Der Begriff »Spandrel« im biologischen, nicht architektonischen Sinn wurde geprägt in »The Spandrels of San Marco and the Panglossian Paradigm: A Critique of the Adaptationist Programme« von Stephen Jay Gould und Richard C. Lewontin, Proceedings of the Royal Society of London. Series B, Biological Sciences, Vol. 205, No. 1161, 21. Sept. 1979. Dort wird ausgeführt, dass Merkmale, da sie sich nicht unabhängig, sondern in komplexen Organismen herausbilden, stets von Bedingungen abhängen, die über den streng Darwin’schen Imperativ hinausgehen. Die Spandrillen von Sankt Markus erscheinen als schmückende Details, sind de facto aber (so die Autoren) »notwendiges architektonisches Beiwerk, wenn man eine Kuppel auf Rundbögen setzt«. (Es gibt sogar Literatur darüber, ob die Metapher berechtigt ist, d.h. ob Spandrillen in der Architektur wirklich Zierat sind oder nicht.) Das Zitat von Dr. Ronald Pies ist übernommen aus »The Evolutionary Calculus of Depression« von Jerry A. Coyne, PhD, The Psychiatric Times, 26. Mai 2010.[102] Pies wie auch Coyne weisen die Behauptung zurück, dass Depression für sich genommen eine entwicklungsgeschichtliche Anpassung sei.

Ich habe, glaube ich, 1987 an der University of California in Berkeley ein Seminar mit dem Titel »Ist der weibliche Orgasmus ein Anpassungsmerkmal?« besucht. Es wurde von einer Frau geleitet, erinnere ich mich, und es wurde gestritten. Vielleicht habe ich Zeit und Ort aber auch falsch in Erinnerung. Und die Geschichte überhaupt.

Die Physiologin Loren G. Martin schreibt in einem Artikel im Scientific AmericanWelche Funktion hat der menschliche Blinddarm? Hat er einmal einen Zweck erfüllt, den er nicht mehr zu erfüllen braucht?«, 21. Okt. 1999): »Wir wissen heute … dass der Blinddarm eine wichtige [endokrine] Rolle beim Fötus und bei jungen Erwachsenen spielt, bei älteren Erwachsenen dagegen hauptsächlich ins Immunsystem eingebunden ist.« Andere jedoch (z.B. Ahmed Alzaraa und Sunil Chaudhry in »An unusually long appendix in a child: a case report«, Cases Journal 2009, 2:7398) sind der Meinung, dass die endokrine und immunologische Funktion des Blinddarms noch nicht schlüssig bewiesen ist.

 

Die Schlümpfe (im Original Les Schtroumpfs) ist ein Unterhaltungsfilm mit den gleichnamigen, Ende der 50er Jahre von dem Belgier Pierre Culliford entworfenen und seither in vieler Form vermarkteten Figuren, der bizarrerweise den Josef-von-Sternberg-Film Anatahan von 1953 (über eine Frau, die mit zwölf Männern auf einer Insel festsitzt)[103] als Kindergeschichte reimaginiert. Der Hauptunterschied besteht darin, dass bei Sternberg die Aggression verinnerlicht ist, während sie im Film Die Schlümpfe nach außen verlagert wird, auf die Figur eines Riesen (benannt nach Gargamelle, der Riesin bei Rabelais) und seine Katze Azrael (benannt nach dem Todesengel des Islam und der Sikhs).

 

Die Radiokarbondatierung funktioniert, weil Pflanzen und Tiere radioaktive Kohlenstoffisotope aufnehmen, aber nicht selbst bilden, die mit der Zeit zerfallen, so dass man aus der noch im Körper befindlichen Zahl dieser Isotopen schließen kann, wie lange es her ist, dass ein bestimmtes Lebewesen mit seiner Umwelt interagiert hat. Das Verfahren lässt sich auf bis zu 60000 Jahre alte Objekte anwenden (danach verstrahlt sich das Radiokarbon in die Umgebung) und ist im Allgemeinen bis auf +/– 40 Jahre genau. Bei Menschen und Pflanzen, die nach den Wasserstoffbombentests der 1950er Jahre gelebt haben, geht es allerdings noch viel genauer, da seitdem wesentlich mehr Radiokarbon in der Atmosphäre ist. Vgl. »The Mushroom Cloud’s Silver Lining« von David Grimm, Science 321, 12. September 2008.

 

Die Matthäus-Verse, in denen Jesus sagt, dass die Welt innerhalb eines Menschenalters endet, sind 16,28 und 24,34. Markus 9,1 sowie Lukas 9,27 und 21,32 (»Wahrlich, ich sage euch: Es stehen etliche hier, die nicht schmecken werden den Tod, bis dass sie des Menschen Sohn kommen sehen in seinem Reich.«) sind ähnlich.

 

Zu dem Mord, den John Gotti bei der Aryan Brotherhood in Auftrag geben wollte, vgl. »Former Aryan Brother Testifies That Gang Kingpin Ordered Killings,« Associated Press, 14. April 2006 usw.

 

Die Informationen über den Brandzyklus des Boundary Waters Kanugebiets stammen aus The Boundary Waters Wilderness Ecosystem von Miron Heinselman, 1996, dem weitaus besten Buch über die Geschichte und Ökologie der Gegend, das ich gefunden habe.

 

Die Behandlung von PTBS-Symptomen mit Alpha-Blockern basiert auf der Theorie, dass die psychischen Symptome von PTBS, wie etwa Panik und Albträume, eher die Folge als die Ursache der körperlichen, wie etwa beschleunigter Herzschlag und Schwitzen, sind. Die Wirksamkeit ist nach wie vor umstritten, vgl. z.B. »Prazosin for the treatment of posttraumatic stress disorder sleep disturbances« von L. J. Miller, Pharmacotherapy 28(5), Mai 2008, gegenüber »Flawed Studies Underscore Need for More Rigorous PTSD Research« von Aaron Levin, Psychiatric News 42(23), 7. Dez. 2007. Jedenfalls sollte man das nicht verwechseln mit dem Einsatz von Beta-Blockern zur Verhütung von PTBS durch Unterbrechen der Erinnerungsbildung unmittelbar nach dem traumatischen Ereignis; in Studien mit Ratten sah das gut aus, aber jetzt ist es auch kontrovers. (Vgl. z.B. »The efficacy of early propanolol administration at reducing PTSD symptoms in pediatric injury patients: a pilot study« von N. R. Nugent et al., Journal of Traumatic Stress 2010, 23. April(2): 2827, und »Limited efficacy of propanolol on the reconsolidation of fear memories« von E. V. Muravieva und C. M. Alberini, Learning Memory 1;17(6), Juni 2010.) »Alpha« und »Beta« bezeichnen zwei verschiedene Rezeptoren für Adrenalin und adrenalinartige Stoffe. Viele Neuronen haben sowohl Alpha- wie auch Beta-Rezeptoren, die jedoch Signale mit unterschiedlicher Wirkung aussenden. Adrenalinaktivierte Alpha-Rezeptoren bewirken zum Beispiel, dass sich Blutgefäße verengen, adrenalinaktivierte Beta-Rezeptoren, dass sie sich erweitern. Das sieht widersprüchlich aus, aber Faktoren wie der Gesamtadrenalinpegel im Blut begünstigen die Dominanz jeweils eines der beiden Blocker.

 

Meine Hauptquellen zum Vietnamkrieg wissen, wer sie sind und dass ihnen mein Respekt, meine Bewunderung, mein Dank und meine Freundschaft gehört. Wenn man bedenkt, wie wenige Amerikaner an den sog. »Flusskämpfen« in Vietnam beteiligt waren, gibt es erstaunlich gute Sekundärliteratur darüber, wahrscheinlich, weil das Interesse daran durch die Präsidentschaftskandidatur John Kerrys (und deren spätere Sabotage) angefacht wurde, und vielleicht auch, weil die Verluste so entsetzlich hoch waren. Mein Favorit zum Thema und mir am nützlichsten war Brown Water, Black Berets: Coastal and Riverine Warfare in Vietnam von Thomas J. Cutler, 2000. (Cutler ist Ausbilder an der Marineakademie und selbst Vietnamveteran, berichtet jedoch in dem ausgezeichneten Buch nicht über seine persönlichen Erfahrungen.) Mit seinen allgemeineren Eindrücken von der Erfahrung amerikanischer Soldaten in Südvietnam gefällt mir besonders In der Armee des Pharao. Erinnerungen an den verlorenen Krieg von Tobias Wolff (dt. 2007).

Dass Reggie so bald nach seiner Ankunft in Vietnam Cheffunker und E-4 wird, ist, wenn man die Befehlskette und die besonderen Umstände seiner Ernennung bedenkt, nicht so ungewöhnlich.[104]

Robert Mason schreibt in seinem Erinnerungsband Chickenhawk (1984, unglücklich gewählter Titel, tolles Buch), dass in dem Teil Vietnams, wo er stationiert war, 31 von 33 Schlangenarten giftig waren. Mason diente als Hubschrauberpilot und verlor schnell den Glauben an den Krieg.

Reggies CPO gebraucht das französische Wort »Antivenin« für Schlangenserum, weil es bis 1981 (auch offiziell bei der Weltgesundheitsorganisation) so üblich war, denn das erste Schlangenserum wurde 1895 von Albert Calmette erfunden, einem Wissenschaftler des Pasteurinstituts. Calmette suchte ein Mittel zur Heilung von Kobrabissen im heutigen Vietnam.[105]

 

Informationen über die Fähigkeit verschiedener Tiere, bei sehr niedrigen Temperaturen zu überleben, verdanke ich Winter World: The ingenuity of animal survival von Bernd Heinrich, 2003, ein schönes Buch, vergleichbar mit den besten Arbeiten von Konrad Lorenz, das ich jedem empfehlen würde, der sich für die Natur interessiert.

Die Geschichte der auf den Menschen angewandten Kryonik in den USA reicht vom Chatworth-Skandal 1979 bis zum Alcor-Skandal 2003 und darüber hinaus, wobei Auftauen und Vergammeln noch unsere geringsten Sorgen sind.[106]

 

Der Tauchreflex beim Säugetier stellt sich ein, wenn das betreffende Säugetier 21o Celsius (70o Fahrenheit) oder weniger warmes Wasser ins Gesicht bekommt. Selbst bei einem Seeleoparden muss es das Gesicht sein. (Vgl. »Cardiovascular effects of face immersion and factors affecting diving reflex« von Y. Kawakami, B. Natelson und A. DuBois, Journal of Applied Physiology, Vol. 23, No. 6, Dez. 1967.)

Übrigens können der Filmversion von Goldfinger (1964) zufolge Menschen nicht nur wie Reptilien und Amphibien durch die Haut atmen, sondern müssen es sogar und sterben, wenn sie es nicht können. Ebenfalls nach Goldfinger »ist ein Glas 53er Dom Perignon über 38o Fahrenheit (3° Celsius), als ob man die Beatles ohne Ohrenschützer hört«.

Und Schildkröten können ihre Milchsäure tatsächlich speichern, aber nur für etwa sechs Monate der Untätigkeit.

 

Sherlock Holmes sagte in Das Zeichen der Vier, 1890: »Wenn man alle anderen Faktoren ausgeschlossen hat, muss das, was übrig bleibt, die Wahrheit sein.« Eine Variante dieses Spruchs benutzt er später noch mal in Das Zeichen der Vier sowie in »Die Beryll-Krone«, 1892, »Silberstern« (meine liebste Sherlock-Holmes-Geschichte), 1893, »Die Abtei-Schule«, 1905, »Die Bruce-Partington-Pläne«, 1917, und in »Der erbleichte Soldat«, 1927. Anscheinend meint er das also ernst. Es ist fast so blöd, als würde er in »Das leere Haus«, wo er vom Treffen mit dem »Oberlama« von Tibet berichtet, den vierbeinigen Spucker meinen.[107]

 

Sarah Palin ist zwar eine reale Person, aber die Ereignisse in diesem Buch sind frei erfunden. Ich bin Palin nie begegnet und meine Figuren auch nicht, da sie ja erfunden sind. Mir sind im Zusammenhang mit Palin keine Ereignisse bekannt, wie sie sich im Buch in Minnesota zutragen, und soweit ich weiß, habe ich die Überzeugungen, die Palin im Buch Pietro vorträgt, ebenso erfunden wie ihre Beziehung zu dem (erfundenen) Rev. John 3,16 Hawke. Die Figur von Palins junger Verwandter ist ebenfalls erfunden, und soll keinesfalls tatsächliche Verwandte von Palin darstellen, ob jung oder nicht. Überdies beachte man bitte, dass, obwohl ich weiter unten Quellen zu einigen Begebenheiten im Buch aufführe, die man vergangenen Ereignissen aus dem Leben der realen Sarah Palin zuschreiben kann, die tatsächliche Palin keineswegs an der Spitze der antirationalen Bewegung in den USA steht, nicht einmal unter den aktuellen und früheren Politikern. Zum Beispiel: während ich dies schreibe, sind die Spitzenreiter der republikanischen Bewerber um die Präsidentschaftskandidatur von 2012 Rick Perry, der als Governeur von Texas einmal einen Zeitraum von drei Tagen des »Gebets um Regen im Staat Texas« ausrief[108], sowie Michele Bachmann, Abgeordnete aus Minnesota. Beide haben öffentlich die Evolution und menschliche Beteiligung am Klimawandel geleugnet.[109]Übrigens, falls Sie sich wundern, warum Wissenschaftler sich so über Leute aufregen, die den Wahrheitsgehalt der Evolution abstreiten, ein paar Vermutungen habe ich. Es kann einfach sein, dass Wissenschaftler jedes seit langem bewiesene Bezugssystem einer Erkenntnis verteidigen, dass konstant zuverlässig voraussagbare Ergebnisse produziert (wie etwa die Relativitäts»theorie«), weil sie dadurch die Rationalität verteidigen, in deren Abwesenheit Korruption und Ineffizienz blühen. Aber die Evolution ist zusätzlich noch etwas Besonderes: sie ist die Grundlage für die Biologie, die wiederum den Menschen jeden Tag auf einfach verständliche Weise begegnet. Natürlich wäre es für jemanden, der nicht an die Evolution glaubt, wesentlich schwieriger, Arzt zu werden. Zum Beispiel: wenn man ihren Ursprung vernachlässigt, wird die Tatsache, dass die linke Seite des menschlichen Herzens eine Klappe mit zwei Segeln zwischen den beiden Kammern hat, während es auf der rechten Seite drei Segel sind, zu einer Trivialität, genau wie die Frage, nach welcher Seite Lincoln auf dem Penny schaut: es ist nicht unmöglich, sich das zu merken, aber auch nicht gerade einfach. Andererseits, wenn man bereit ist, die Voraussetzung zu akzeptieren, dass das Herz sich zu größtmöglicher Effizienz hin entwickelt hat, dann kann man die Tatsache, dass die linke Herzseite unter größerem Druck steht als die rechte (weil sie das Blut durch den Körper pumpen muss anstatt nur durch die Lunge), damit verbinden, dass Klappen mit zwei Segeln stärker, aber durchlässiger sind als solche mit drei Segeln, und deswegen in einem Hochdrucksystem effizienter und in einem Niedrigdrucksystem weniger effizient. Für Wissenschaftler sind diese Art von Zusammenhängen manchmal genauso erfüllend wie ein religiöses Verständnis. Außerdem hassen sie Gott. Die Theorie, dass die bikuspidale/trikuspidale Alternation die effizienteste Gestaltung des Herzens darstellt, hörte ich zuerst von Dr. Gil Freeman. Die Statistik, dass nur fünfzig Prozent der Amerikaner die Richtung, in die Lincolns Kopf auf dem Penny schaut, richtig benennen können (ein Prozentsatz, der vermuten lässt, dass so ziemlich alle Befragten geraten haben), und die Erklärung, dass die Erinnerung an Alltagsgegenstände mit ihrer Nützlichkeit verknüpft sind, stammen aus dem klassischen Aufsatz »Long-Term Memory for a Common Object«, von Raymond S. Nickerson und Marilyn Jager Adams, Cognitive Psychology 11, 287307, 1979.

Das vollständige Zitat von Westbrook Pegler in der Rede, mit der Palin die Vizepräsidentschaftskandidatur annahm, lautet: »Ein Schriftsteller hat einmal gesagt: ›In unseren Kleinstädten wachsen gute Menschen heran, ehrlich, aufrichtig und würdevoll.‹ Ich kenne sie, die Menschen, die dieser Schriftsteller im Sinn hatte, als er Harry Truman pries.« Besonders der zweite Teil ist rätselhaft, da Pegler Truman einmal als »schmallippigen Hasskopf« bezeichnet hat,[110] kann aber auch einfach der Tatsache zugrundeliegen, dass sowohl das Zitat in der Rede als auch der »schmallippige Hasskopf« auf der selben Seite in Pat Buchanans Autobiographie stehen,[111] und die Rede hastig von jemandem zusammengebastelt wurde, der das Buch zumindest vage kannte. Palin beschreibt das Verfassen der Rede als »gemeinsame Anstrengung« in ihrem Erinnerungsbuch Going Rogue, 2009.[112] Näheres findet sich in »The Man Behind Palin’s Speech« von Massimo Calabresi, Time, 492008. Details zur Hastigkeit der Planung der Rede stammen aus »Palin Disclosures Raise Questions on Vetting«, von Elizabeth Bumiller, The New York Times, 192008. Mehr zu Pegler in »Dangerous Minds: William F. Buckley soft-pedals the legacy of journalist Westbrook Pegler in The New Yorker«, von Diane McWhorter, Slate, 432004, meiner Quelle auch für das Pflicht-und-Schuldigkeits-Zitat. Meine Quelle für das Zitat über RFK ist »Palin and Pegler«, von Marty Peretz, The New Republic, 130908.

Ein Video von Palin und Pastor Thomas Muthee, der bekanntlich behauptet, in Kenia erfolgreich eine Hexe namens Mama Jane bekämpft zu haben[113] und nun für Palin betet, Jesus möge »ihr Gelder zukommen lassen« und sie vor »Hexenzauber« schützen, gibt es auf You Tube und anderswo unter dem Titel »Sarah Palin Gets Protection From Witches«.[114]

Palins Mutter und ihre Erinnerung daran, wie gern Palins Vater auftauchenden Seehunden auflauerte, wird zitiert in Trailblazer: An Intimate Biography of Sarah Palin von Lorenzo Benet, 2009, Kap. 1.[115]

Dass Palin die drei Mitgliedsstaaten des nordamerikanischen Freihandelsabkommens nicht kennt, verkündete Reporter Carl Cameron am 5. Nov. 2008 im Fox News Channel. Er berichtete auch, Palin habe bis zur Gesprächsvorbereitung nicht gewusst, dass Afrika ein Erdteil und kein Land war.[116] Desgleichen berichtet Michael Joseph Gross in »Sarah Palin: The Sound and the Fury«, Vanity Fair, Okt. 2010, dass Palin zum Zeitpunkt ihrer Nominierung nicht wusste, wer Margaret Thatcher war, obwohl sich das geändert zu haben scheint: Palins Facebookseite vom 14. Juni 2010 nannte Thatcher »eine meiner Heldinnen«.

Dass Violet meint, Palin habe Zugang zu einem Fantasyland, bezieht sich natürlich auf mein allerliebstes Palin-Zitat, in dem sie von der damaligen Sprecherin des Repräsentantenhauses Nancy Pelosi, dem Senatsmehrheitsführer Harry Reid, Präsident Obama, Senatorin Barbara Boxer und dem ehemaligen und künftigen Gouverneur von Kalifornien, Jerry Brown, sagte: »Die führen sich auf, als wären sie Dauergäste auf einer Einhornranch in Fantasyland. Wenn sie wirklich meinen, dass sie mit der liberalen Politik, die sie fortsetzen wollen, die Kurve kriegen, also das ist doch Träumerei.«[117]

 

Die derzeitige Diskussion über Israel, insbesondere in Europa, erinnert in der Sache und im Tenor an das europaweite Gesprächsthema von 1348, ob man die Juden verbrennen solle, weil sie den Schwarzen Tod gebracht hätten. Aus irgendeinem Grund sind viele Leute, die nie ein Buch zu dem Thema gelesen haben und ziemlich durchgeschüttelt würden, wenn sie es täten, fest davon überzeugt, dass Israel böse ist und aufgelöst werden sollte und auch, dass wahllose Gewalt gegen seine Bewohner in Ordnung ist, von denen zwanzig Prozent Araber sind. Mehr zu diesem Phänomen in A State Beyond the Pale: Europe’s Problem with Israel von Robin Shepherd, Director of International Affairs der Henry Jackson Society, 2009. Oder, wenn Sie es aushalten, Anthony Julius’ maßgebliche Arbeit Trials of the Diaspora: A History of Anti-Semitism in England, 2010. Meine eigene Geschichte des britisch-jiddischen Konflikts, eigentlich für dieses Buch vorbereitet, wird irgendwann in der einen oder anderen Form erscheinen. Und, da bin ich mir sicher, ein für allemal mit dem Antisemitismus aufräumen. Einstweilen hätte ich folgendes Gedankenexperiment für Sie: Stellen Sie sich vor, es käme heraus, dass der größte Anteilseigner an Rupert Murdochs News Corporation neben Murdochs Familie der Staat Israel ist – und nicht, wie tatsächlich der Fall, das saudische Königshaus. Dann stellen Sie sich ein paar Briten vor.[118] Zwei kurze, leicht zu lesende und doch gut dokumentierte und überzeugende Bücher, die ich persönlich dazu empfehlen kann, sind Plädoyer für Israel: warum die Anklagen gegen Israel aus Vorurteilen bestehen, (dt. 2005) von Professor Alan Dershowitz, Harvard, (unterteilt in Kapitel wie »Haben europäische Juden Palästinenser vertrieben?« und »Ist Israel ein rassistischer Staat?«) und der Ergänzungsband The Case Against Israel’s Enemies: Exposing Jimmy Carter and Others Who Stand in the Way of Peace, 2008. Längere Bücher zur Geschichte dieses Schlamassels, die ich gut finde, sind Palestine Betrayed von Efraim Karsh, Professor und Leiter der Abteilung Naher Osten und Mittelmeer am King’s College, London, 2010; und Es war einmal ein Palästina: Juden und Araber vor der Staatsgründung Israels (dt. 2005) von Tom Segev von der Ha’aretz. Wem das zu viel ist, dem empfehle ich die gegenübergestellten Kapitel zur Geschichte Isreals aus palästinensischer und israelischer Sicht in The Missing Peace: The Inside Story of the Fight for Middle East Peace von Dennis Ross, 2005.[119] Wenn Ihnen selbst dafür die Zeit oder das Interesse fehlt, Sie aber trotzdem meinen, in der Frage eine starke Überzeugung haben zu müssen, ist das Ihre Sache. Soll heißen, dann halten Sie gefälligst den Rand, wenigstens wenn ich dabei bin.

 

Über den Tiananmen-Platz gibt es weniger Bücher auf Englisch, als man meinen sollte.[120] Die wichtigsten Quellen zur Niederschlagung, zu den Ursprüngen und zum Vermächtnis der heute in China sogenannten Bewegung 4. Juli waren für mich Tell the World: What Happened in China and Why von Liu Binyan, mit Ruan Ming und Xu Gang, ins Engl. übers. v. Henry L. Epstein, 1989, und Out of Mao’s Shadow: The Struggle for the Soul of a New China von Philip P. Pan, 2008. Binyan war ein prominenter chinesischer Intellektueller, gegen den bereits nach früheren Studentenprotesten 1987 der Zentrale Disziplinarauschuss (klingt schon nicht lustig) ermittelt hatte. Ruan gehörte zu den demonstrierenden Studenten. Was Xu eigentlich damit zu tun hatte, weiß ich nicht, aber sein Kapitel im Buch ist gut. Dem Buch insgesamt merkt man zwar an, dass es so schnell nach den Ereignissen herausgebracht wurde, aber es ist unbezahlbar, und die Schilderung des Massakers, das auf dem Weg zum Platz, nicht aber auf dem Platz selbst geschah (semantisch ausgenutzt von der chinesischen Regierung, indem sie erklärte, es habe kein Tiananmen-Platz-Massaker gegeben), wurde in durchgesickerten Telegrammen der US-Botschaft bestätigt, die der britische Telegraph im Juni 2011 veröffentlichte.[121] Philip Pan ist der ehemalige Chef des Pekinger Büros der Washington Post. Sein Buch ist hervorragend, da lernen Sie Ihre eigene Freiheit erst richtig schätzen, und dann fragen Sie sich vielleicht, ob Sie dafür auch so kämpfen würden wie einige von Pans Helden. Bestimmt ist Li Gang sein Vater. Besonders geholfen hat mir sein Porträt von Wang Junxiu.

Die Zahl der Todesopfer ist nach wie vor unbekannt. Mindestens eine Million Menschen nahmen an den Demonstrationen in Peking teil. Millionen weitere protestierten in 200 anderen chinesischen Städten. Danach gab es 120000 Festnahmen. Das chinesische Rote Kreuz soll zunächst von 2600 Toten in der ersten Nacht der Niederschlagung allein in Peking berichtet, die Zahl unter dem Druck der Regierung dann aber zurückgenommen haben.[122]

Der Gedanke, die Schließung eines Kohlekraftwerks könnte zu merklichen Veränderungen in der Kindesentwicklung führen, da sich die Belastung durch polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe verringern würde, die sich schädigend mit der DNA verbinden können, stammt aus den Untersuchungen von Dr. Frederica P. Perera vom Columbia Center for Children’s Environmental Health. Hier überzeichne ich das allerdings, ohne Dr. Pereras tatsächliche Studien und Befunde genau wiedergeben zu wollen. Mehr zu den Gefahren von Asche aus Kohlekraftwerken in »Coal Ash Is More Radioactive than Nuclear Waste« von Mara Hvistendahl, Scientific American, 13. Dez. 2007.[123]

Zur Einkommensungleichheit in China siehe »China’s unequal wealth-distribution map causing social problems« von Sherry Lee, ChinaPost.com, 28. Juni 2010, und »Hidden trillions widen China’s wealth gap: study« von Liu Zhen, Emma Graham-Harrison, and Nick Macfie, Reuters, 12. Aug. 2010.

Informationen darüber, wie Rundfunkstationen arbeiten, verdanke ich Douglas Thompson vom Minnesota Public Radio/American Public Media Engineering und der RCA-Abteilung des von Barry Mishkind geführten Broadcast Archive (oldradio.com).

 

Die Vorstellung, dass das »H« in Jesus H. Christus, das wahrscheinlich ein eta ist, für »haploid« stehen könnte (alter Biologenscherz), ist mir zuerst begegnet in »Why do folks say ›Jesus H. Christ‹?« von Cecil Adams, The Straight Dope, 1986. Andere Quellen führen verschiedene Deutungen des »IHS«-Trigramms an wie »Iesus Hominem Salvator«, »In hoc signo« usw. Aber der »IHS«-Eintrag von René Maere in The Catholic Encyclopedia, hg. Herbemann et al., 1910, gibt Adams recht.

Das Bibelzitat mit den Äpfeln ist aus dem Hohelied Salomo 2,5. – »Er erquickt mich mit Blumen und labt mich mit Äpfeln; denn ich bin krank vor Liebe.« Was für mich viel mehr nach Shakespeare klingt als Psalm 46.

 

Man beachte, dass frischer Nebel infrarotdurchlässig ist, sog. »alter« Nebel, der sich an die Lufttemperatur hat anpassen können, jedoch nicht.

 

Das Amphibienboot, das im Buch vorkommt, basiert auf Modellen von Sealegs. Vgl. Bilder und andere Informationen auf sealegs.com.

 

Laut Werbematerial des United Poultry Concerns zählte der USDA National Agricultural Statistics Service für das Jahr 2000 8259200000 geschlachtete Hühnchen in den USA; die 22 Millionen täglich sind diese Zahl geteilt durch 365. Und es sind nur die »Brat«-Hühnchen. Humanefacts.org sagt, dass Hühner meistens im Alter von fünf Wochen geschlachtet werden, aber eine natürliche Lebenserwartung von 7 Jahren haben.

Ronald Wright behauptet in Eine kurze Geschichte des Fortschritts (s.o. den Abschnitt über die Katastrophenpaläontologie), dass die Technologie logarithmisch fortschreitet, da jedes neue Teil von ihr zumindest theoretisch die Möglichkeit hat, mit jedem schon vorhandenen Teil zu interagieren.

 

Die kontroverse Diskussion, ob moderne bzw. »atypische« Antipsychotika wirksamer sind als die alten und bedeutend billigeren,[124] war wohl unvermeidlich in einem System, in dem Pharmaproduzenten, um ein neues Medikament auf den US-Markt werfen zu dürfen, lediglich nachweisen müssen, dass es niemanden umbringt (zumindest nicht im Zeitraum der Studie) und dass es besser wirkt als ein Placebo. (Mit anderen Worten, sie brauchen keine Vergleichstests mit anderen Medikamenten vorzunehmen, die nicht nur billiger, sondern vielleicht doppelt so wirksam sind und nur halb so viele Nebenwirkungen haben.) Ganz zu schweigen von einem System, in dem man jährlich 11,5 Milliarden Dollar[125] in die Werbung für neue Medikamente stecken kann, die, wenn sie wirklich besser wären, der Arzt vermutlich sowieso verschreiben würde.

 

Das Zitat von Karl E. Weick ist aus Weicks Making Sense of the Organization, 2001, Bd. 1, S. 105, beinhaltet aber Zitate von ihm, die bis 1985 zurückgehen. Die Hervorhebungen sind von mir. Vielen Dank an Dr. Weick für die Erlaubnis, es zu verwenden.

 

Die Zahlen zur Bevölkerung der »Neuen Welt« und zum spanischen Gold stammen aus Ronald Wrights What is America?, S. 2030, doch Virgil Burtons Weltbild ist von allen drei Büchern Wrights beeinflusst. (Vgl. auch hier den Abschnitt über Katastrophenpaläontologie.) Der Ausdruck First Nations/erste Völker ist in den USA unüblich, wo man meist von Native Americans/amerikanischen Ureinwohnern spricht, da aber das Land der Ojibwe auf beiden Seiten der Grenze liegt, habe ich mir die Freiheit genommen.

Nicht nur das so betitelte Kapitel in Mein Kampf gibt Anlass zu der Frage, ob Hitler Syphilis hatte. Gegen Ende seines Lebens wies Hitler zahlreiche Symptome auf, die mit denen der Neurosyphilis im Spätstadium übereinstimmen: Zitteranfälle, Halluzinationen, Verdauungsprobleme, Hautläsionen usw. Sein einstiger Freund Putzi Hanfstaengl schrieb 1920 in seinen Erinnerungen, Hitler habe sich mit 19 die Syphilis zugezogen. Und wenngleich niemand Hitlers Taten damit entschuldigen oder gar erklären möchte (außer vielleicht die Londoner Daily Mail, s.u.), sind sich doch viele Quellen in der Diagnose einig. Vgl. etwa Pox: Genius, Madness, and the Mysteries of Syphilis von Deborah Hayden oder den beherzt überschriebenen Artikel »Did Hitler unleash the Holocaust because a Jewish prostitute gave him Syphilis?« von Jenny Hope aus der Londoner Daily Mail vom 20. Juni 2007. Die Symptome können aber durchaus auch andere Ursachen gehabt haben. So schreibt D. Doyle in der Februarausgabe 2005 des Journal of the Royal College of Edinburgh: »Zu den bizarren und unorthodoxen Mitteln, die Hitler [in den letzten 9 Jahren seines Lebens] oft aus nicht offengelegten Gründen verabreicht wurden, gehören gepinseltes Kokain, Amphetamininjektionen, Glukose, Testosteron, Estradiol … Corticosteroide [und] ein Präparat aus einem Waffenreinigungsmittel, einem Strychnin-Atropin-Gemisch, Samenblasenextrakt und zahlreichen Vitaminen und ›Tonika‹.«[126] Doyle nennt Hitler einen »lebenslangen Hypochonder« und schließt: »Es wäre möglich, dass Hitlers Verhalten, seine Krankheiten und Leiden zum Teil auf seine medizinische Versorgung zurückzuführen sind.« Vgl. auch »Did Adolf Hitler have syphilis?« von F. P. Retief und A. Wessels in der Ausgabe vom Oktober 2005 des South African Medical Journal, wo die Autoren zu Ergebnissen kommen, die »eher gegen eine tertiäre Syphilis sprechen«.

Eine relativ neue Erörterung der Herkunft der Syphilis findet sich in »Genetic Study Bolsters Columbus Link to Syphilis« von John Noble Wilford, in der New York Times vom 15. Jan. 2008.

Obwohl seither viele neue Informationen ans Licht gekommen sind, ist und bleibt das beste Buch über Hitler in seinem Bunker für mich Hitlers letzte Tage von Hugh Trevor-Roper, zuerst erschienen 1947, doch überarbeitet, Gott hilf uns, bis 1995.

Dass jeder Vierte Diabetes hat bei den Ojibwe/Chippewa, gilt für Personen über 25; die Zahl stammt aus »Diabetes in a northern Minnesota Chippewa Tribe. Prevalence and incidence of diabetes and incidence of major complications, 19861988« von S. J. Rith-Najarian, S. E. Valway und D. M. Gohdes in Diabetes Care, 16:1 26670, Jan. 1993.

 

Die Geschichte von Houdini, wie er Arthur Conan Doyle schockte, indem er so tat, als ob er sich die Daumenspitze abzieht, steht in Houdini!!! The Career of Erich Weiss von Kenneth Silverman, 1997, definitiv und toll zu lesen.[127]

Wenn ich davon rede, dass die Alten Unsichtbarkeit mit schlechtem Benehmen in Verbindung bringen, denke ich vor allem an die Geschichte vom Ring des Gyges im zweiten Buch von Platos Republik, 320 v.Chr. (die offensichtlich Tolkien beeinflusst hat, wobei das Interessante bei Plato ist, dass die Benutzung des Rings Gyges zwar moralisch korrumpiert, jedoch ihm und seinen Nachkommen – darunter Krösus – bleibenden materiellen Erfolg beschert), aber auch an die Assoziation zwischen Sehen und Scham (und sowohl Unsichtbarkeit als auch Blindheit mit Befreiung von Scham) im Oedipus-Drama, 429 v.Chr., usw.

 

Aktuelle Digitalkameras haben oft einen einfachen IR-Filter über dem Lichtsensor, da immer noch einige mit IR fokussieren. Spuckt Ihre Kamera z.B. eine Reihe von Blitzen, bevor sie im Dunkeln ein Bild aufnimmt, nutzt sie kein Infrarot-, sondern vielmehr sichtbares Blitzlicht. In diesem Fall könnte man theoretisch den IR-Filter entfernen und ihn (um die ständige Fehlermeldung zu vermeiden) durch etwas ersetzen, das sichtbares Licht, aber kein IR filtert, und man hätte ein zweckdienliches Nachtsichtgerät.[128]

 

Der gefakte Artikel über Bullenhaie soll zwar nicht wissenschaftlich korrekt sein, ist es aber im großen Ganzen, weil er sich stark auf zwei echte Untersuchungen bezieht, nämlich »Osmoregulation in elasmobranchs: a review for fish biologists, behaviorists and ecologists« von N. Hammerschlag, Marine and Freshwater Behavior and Physiology, September 2006, 39(3), 209228, und »Osmoregulation in Elasmobranchs« von P. Pang, R. Griffith und J. Atz, American Zoology, 17:365377 (1977).

 

John Boehners Sprecher Michael Steel[129] wird zitiert nach »House G. O. P. Eliminating Global Warning Committee« von Jennifer Steinhauer auf dem Caucus-Blog der New York Times, 1. Dez. 2010. Darrell Issa wird zitiert nach »12 Politicians and Execs Blocking Progress on Global Warming« von Jeff Goodell, Rolling Stone, 3. Feb. 2011. Die Anzahl der Untersuchungen, die den »Climategate«-Schwindel wiederlegen (fünf), ist »British Panel Clears Scientists« von Justin Gillis, The New York Times, 7. Juli 2010 entnommen. Man beachte, dass Issa meines Wissens nach nie wegen irgendetwas verurteilt, und auch nicht der Brandstiftung beschuldigt wurde. Mehr darüber, dass er wegen Autodiebstahl angeklagt wurde (1972), und auch wegen schwerem Diebstahl (1980) – beide Male wurde die Klage fallengelassen –, sowie meinem Verdacht, dass Issa für den Brand eines Lagerhauses 1982 verantwortlich ist, was drei Wochen nach der Vervierfachung der Feuerschutzversicherung durch Issa geschah (und über die Details seiner Verhaftung wegen illegalem Waffenbesitzes, sowie seiner Biographie allgemein) in: »Don’t Look Back: Darrell Issa, the congressman about to make life more difficult for President Obama, has had some troubles of his own« von Ryan Lizza, The New Yorker, 24. Jan. 2011.

Mehr zu den Koch-Brüdern und dazu, wie übel sie uns mitspielen und weiterhin mitspielen werden, in »Covert Operations: The billionaire brothers who are waging a war on Obama« von Jane Mayer, The New Yorker, 30. Aug. 2010. Das Treffen der Kochs 2011 wurde von The Associated Press am 30. Jan. 2011 beschrieben als »viertägige Geheimversammlung von rund zweihundert geladenen, wohlhabenden Polit-Aktivisten«.

Um zu verstehen, welchen Schaden rechtsaktivistische Richter des Supreme Court in der Sache Citizens United v. Federal Election Commission angerichtet haben, sind zwei Dokumente besonders nützlich: die Gegenmeinung von Richter Stevens (der sich Breyer, Ginsburg und Sotomayor anschlossen) und Laurence H. Tribes’ Essay über das Urteil, der am 25. Januar 2010 auf der Website der Harvard Law School erschien. Dass der republikanische Präsidentschaftskandidat von 2008, John McCain,[130] das Urteil ablehnte, ist ebenfalls interessant.

Das Zitat von Orrin Hatch stammt aus dem (gescheiterten) Anhörungsverfahren von Robert Bork, den Hatch als unpolitisch darstellen wollte und der später dann auch das ganz unpolitisch klingende Slouching Toward Gomorrah: Modern Liberalism and American Decline geschrieben hat.[131] Man beachte, dass drei (Scalia, Thomas und Kennedy) der fünf Supreme-Court-Richter, die George W. Bush die Präsidentschaft geschenkt haben, immer noch im Amt sind. In der Sache Citizens United schlossen sich ihnen Roberts und Alito an.

 

Seinem ehemaligen persönlichen Assistenten zufolge prahlte Armand Hammer, der CEO von Occidental Petroleum,[132] gern damit, dass er Al Gores Vater, Senator Al Gore sen., »in der Tasche« habe. Dabei »fasste er sich an die Brieftasche und lachte leise«.[133] Mehr zu Al Gores finanziellen Bindungen an die Ölindustrie in »THE 2000 CAMPAIGN: THE VICE PRESIDENT; Gore Family’s Ties To Oil Company Magnate Reap Big Rewards, and a Few Problems« von Douglas Frantz, The New York Times, 19. März 2000. Vielleicht möchten Sie sich auch The Dark Side of Power: the Real Armand Hammer von Carl Blumay und Henry Edwards, 1992, ansehen, obwohl es ein bisschen konfus ist.

Selbst wenn man Umweltfragen beiseite lässt, ist das Ausmaß der Korruption in der Regierung Bush frappierend, und man fragt sich, wie sie so unbemerkt bleiben konnte. Als z.B. Vizepräsident Dick Cheney am 11. Februar 2006 seinem Freund Harry Whittington ins Gesicht schoss, wurde zwar groß darüber berichtet, meistens aber auf der vom Weißen Haus vorgegebenen Linie, dass Katherine Armstrong, auf deren Ranch der Vorfall geschah, eine alte Freundin Cheneys sei und (in Cheneys Worten) »bis vor kurzem Chefin des Texas Wildlife and Parks Department«. Beides mag gestimmt haben (obwohl Armstrong vom Wild Life and Parks Department, in das George W. Bush sie gebracht hatte, schon Jahre zuvor zurückgetreten war), doch Armstrong war auch eingetragene Lobbyistin, u.a. für Parsons – eine Firma mit Bau- und Tiefbauaufträgen im Irak – und den Heereslieferanten Lockheed Martin.[134]

 

Zu Katherine Harris vgl. etwa »Harris backed bill aiding Riscorp« von Diane Rado, The St. Petersburg Times, 25. Aug. 1998, »Harris now regrets her tale of terror plot: Leaders in Carmel, Ind., contest U.S. Rep. Katherine Harris’ comments about an allged plan to blow up the city’s power grid«, Associated Press, veröffentlicht in The St. Petersburg Times, 5. Auf. 2004, »Harris Shuns Spending Requests«, von Keith Epstein, The Tampa Tribune, 3. März 2006, etc. Welche Bindungen an die Industrie James L. Connaughton und andere führende Persönlichkeiten der Bush-Regierung hatten und bei welchen Unternehmen sie schließlich gelandet sind, erfährt man in »Bush Environment Chief Joints Power Company« von Ned Potter, abcnews.com, 5. März 2009. Speziell zu Phil Cooney siehe »Ex-oil lobbyist watered down US climate research«, The Guardian (UK), 9. Juni 2005, sowie »Ex-Bush Aide Who Edited Climate Change Reports to Join Exxon Mobil« von Andrew C. Revkin, The New York Times, 15. Juni 2005 (schön zweideutiger Titel) usw.

 

Die Fakten der Iran-Contra-Affäre während der Regierung Ronald Reagans, der Sarah Palin seiner Zeit, stehen außer Zweifel. Am 13. Nov. 1986 gab Reagan eine Pressekonferenz, in der er bestritt, dass die Geschäfte stattgefunden hatten. Am 4. März 1987 hielt er wieder eine ab und gab zu, dass sie stattgefunden hatten, bestritt aber, davon gewusst zu haben. Am 19. Januar 1994 gab der auf Anordnung der US-Bundesanwaltschaft eingesetzte Untersuchungsausschuss seinen Bericht frei, in dem es hieß, »die Waffenverkäufe an Iran liefen der Politik der US-Regierung zuwider und könnten einen Verstoß gegen das Waffenexportgesetz darstellen«, »die Iran-Geschäfte wurden mit Wissen Präsident Reagans, Vizepräsident George Bushs [und anderer] abgewickelt«, »viele Bände hochrelevanter, im fraglichen Zeitraum erstellter Dokumente wurden von mehreren Beamten der Regierung Reagan willentlich und systematisch dem Ausschuss vorenthalten« und »Beamte der Reagan-Regierung haben den Kongress und die Öffentlichkeit bewusst irregeführt in der Frage, wie weit man amtlicherseits über die Vorgänge informiert war und sie unterstützt hat«. (Quelle: »Excerpts from the Iran-Contra Report: A Secret Foreign Policy«, The New York Times, 19. Jan. 1994.)

 

Jimmy Carters finanzielle Bindungen an die Saudis und andere Golfstaaten, die schließlich auch zu Spenden in zweistelliger Millionenhöhe an das Carter Center führten (mindestens[135]), reichen zurück bis zum Jahr 1978, in dem die Bank of Credit and Commerce International (BCCI; finanziert von Scheich Sayed bin Sultan al Nahyan, dem Regenten von Abu Dhabi) illegal die Mehrheitsbeteiligung an der National Bank of Georgia kaufte. Zu dem Zeitpunkt schuldete Carter der Bank 830000 Dollar, aber die Kreditbedingungen wurden rasch geändert, auch indem das Kapital gesenkt wurde.[136] Bevor sie 1991 wegen Betrug und Geldwäsche dichtgemacht wurde, spendete die BCCI dem Carter Center 8 Millionen Dollar. Danach spendete ihr Gründer noch einmal 1,5 Millionen.[137] Was Carters Sponsoren, darunter die OPEC und die saudische Bin Laden-Gruppe, für ihr Geld bekommen haben, ist nicht ganz ersichtlich, hat vielleicht aber nur indirekt mit Ölpolitik zu tun. So hat Carter im März 2001 den mit 500000 Dollar dotierten Zayed [Gründer der Bank] International Prize for the Environment der Vereinigten Arabischen Emirate entgegengenommen und bei der Verleihung den VAR-Mitgliedsstaat Dubai als »nahezu völlig offene und freie Gesellschaft« bezeichnet.[138] Im September 2006 legitimisierte Carter das Wort »Apartheid« in Bezug auf Israel in Palästina: Frieden, nicht Apartheid, und zwei Monate später nannte er Israels Umgang mit den Palästinensern »schlimmer … als ein Land wie Ruanda«.[139] Der schwerwiegendste Vorwurf, der Carter gemacht wird, ist aber der, dass er als Jassir Arafats Berater bei den Verhandlungen zwischen Israel und den Palästinensern im Juli 2000 Arafat womöglich geraten hat, das Friedensangebot auszuschlagen, das im wesentlichen alle Bedingungen erfüllte, die Arafat in den sieben Jahren zuvor gestellt hatte. Carter hat signalisiert, er werde Auskunft darüber geben, was er Arafat geraten hat, aber dabei blieb es auch. Acht Monate später hat er jedenfalls den Zayed-Preis erhalten.[140]

 

Der Gedanke, dass der Bericht vom November 1962 an die Regierung Kennedy einen bedeutenden Einfluss auf die Umweltpolitik hatte, stammt aus Overshoot von William R. Catton jr., 1980 (vgl. wieder die Anmerkung zur Katastrophenpaläontologie, weiter oben). Den Bericht selbst, »Natural Resources: A Summary Report to the President of the United States by The Committee on National Resources of the National Academy of Sciences – National Research Council«, NAS-NRC Publication 1000, gibt es bei Google Books[141], und er ist lesenswert. Schon, weil er als Regierungsdokument nur 53 Seiten hat.

 

Das Konzept der »konstruierten Kontroverse« und seine Erfindung durch Hill & Knowlton erörtert Alan M. Brandt in The Cigarette Century: The Rise, Fall, and Deadly Persistence of the Product That Defined America, einem der besten Bücher, die ich in den letzten zehn Jahren gelesen habe.

 

Die Statistik zum Bevölkerungswachstum der Stadt New York ist aus Melville von Andrew Delbanco (dt.2007). Von 18191891 hat Melville gelebt. Tun Sie nicht, als ob Sie das gewusst hätten.

Die Geschichte der Osterinsel erscheint als warnendes Beispiel in Ronald Wrights Eine kurze Geschichte des Fortschritts (s.o.) und in verschiedenen Arbeiten von Jared Diamond, zuerst, soweit ich weiß, im August 1995 im Discover Magazine, »Easter Island’s End« und am ausführlichsten in seinem Bestseller Kollaps: Warum Gesellschaften überleben oder untergehen (dt.2005).

Bezüglich der Abnahme der Walbestände in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts könnte der Klimawandel eine Rolle spielen. Zum Beispiel geht man davon aus, dass während der frühen bis in die späten neunziger Jahre, in denen vermutlich ungefähr tausend Zwergwale pro Jahr von Waljägern getötet wurden, die Zahl der Zwergwale im Südpolarmeer (das die Antarktis umschließt) von 760000 auf 380000 sank. Blauwale, die seit 1966 geschützt sind, dürften momentan vielleicht noch eine Zahl von 5000 erreichen – vor den Waljagdzeiten war sie auf einem Hoch von 275000. (Quelle: »Whale population devastated by warming: Retreating of Antarctic sea ice reduces numbers of minkes by 50 per cent and fuels demands to keep whaling ban«, von Geoffrey Lean und Robert Mendick, The Independent (London), 29. Juli 2001)

 

Die Genesis zitiere ich nach der Lutherübersetzung.

 

Die Menschen geben zwar durchschnittlich 50% ihrer Gene an ihre Kinder weiter, doch nur 1% ihrer Gene ist wirklich einzigartig (d.h. verschieden von den Genen ihres Zeugungspartners). Nur rund 4 Prozent unterscheiden sich von denen eines Schimpansen. (Vgl. etwa »Genetic breakthrough that reveals the differences between humans« by Steve Connor, The Independent (UK), 23. Nov. 2006.

 

Die Handlung dieses Buchs ist zum Teil natürlich inspiriert von dem Loch-Ness-Schwindel von 1933, der inszeniert wurde, um die Stadt Inverness als Touristenziel zu retten, nachdem die Bahnlinie dorthin während der Weltwirtschaftskrise stillgelegt worden war. Besonders zwei Aspekte haben mich interessiert: Wie wichtig es für den Erfolg des Schwindels war, dass der Londoner Frauenarzt Robert Wilson bereit war zu erklären, er habe die bis heute berühmteste Aufnahme von dem Ungeheuer gemacht[142], und die Unverfrorenheit, mit der die Verschwörer eine »Chronik« der Sichtungen des Ungeheuers bis zurück ins Mittelalter erfanden. Das mit Abstand beste Buch über das Ungeheuer von Loch Ness und seinen Mythos, das ich kenne, ist The Loch Ness Mystery: Solved von Ronald Binns, 1985. Alle falschen Überzeugungen sollten einen so gründlichen und verständnisvollen Prüfer haben wie Binns. Von den vielen Büchern, die sich von der Existenz des Ungeheuers überzeugt geben, sind am berühmtesten die von Tim Dinsdale, der behauptete, das Ungeheuer mehrmals mit eigenen Augen gesehen zu haben.[143]

Ein anderer für das Buch wichtiger Fall war der Schwindel vom Silver Lake, Wyoming County, New York, im Jahr 1855.[144] Dass der Schwindel, obwohl er jedes Jahr im Juli in Silver Lake gefeiert wird, so gut wie sicher selbst ein Schwindel war – denn das Walker House Hotel ist zwar abgebrannt, aber mit ziemlicher Sicherheit wurde kein mechanisches Ungeheuer in der Ruine gefunden[145] – macht die Sache nur noch besser.

Und schließlich waren auch die Gespräche, die ich in den letzten Jahrzehnten mit Joseph Rhinewine darüber geführt habe, ob es besser ist, zu leichtgläubig zu sein oder zu zynisch, mir eine fortwährende Inspiration. Ich habe zwar keinen Grund anzunehmen, dass die Schlümpfe und Anatahan irgendetwas miteinander zu tun haben, aber auch keinen Beweis dafür, dass es nicht so ist.