Ankunft

   Im Führerhaus des Militärtrucks wandte sich der Fahrer, Private Han Tsui, derweil an den Zugführer des Bautrupps von Soldaten, Private First Class Chad Petersen.

  „Was glaubst du, wo der Sohn des Master Sergeants hergekommen ist, Chad? Alle Zugänge zum Stützpunkt auf dieser Seite des Flusses sind doch unbrauchbar. Es hätte niemand dort sein sollen. Und dann dieses Gekreische im Wald. Total unheimlich. Die verschweigen uns doch was.“
   „Ich kann dir leider auch nicht mehr sagen. Es hieß alle Straßen seien gesperrt. Ansonsten ist da meilenweit nur Wald. Die Nächste Stadt ist weit entfernt“, erwiderte Chad Petersen und zog an seiner Zigarette. Eigentlich wusste er es besser und war nicht ganz ehrlich zu seinem Kollegen. Bevor er und die anderen Soldaten des Trupps zu dieser Mission außerhalb von Fort Benning aufgebrochen waren, hatte man ihm eingeschärft, dass sie äußerst wachsam sein müssten.
   Man hatte zwar dafür gesorgt, dass alle Zuwegungen auf dieser Seite der Basis unbrauchbar waren und sogar die Brücke nach Augusta gesprengt wurde, doch man vermutete, dass sich noch Zivilisten in diesem Gebiet befanden. Jeder Kontakt sollte gemieden und umgehend gemeldet werden. Dies war auch der Grund, warum er und sein Trupp jetzt auf dem Rückweg nach Fort Benning waren.
   Es hieß, dass ein großer Teil der Zivilbevölkerung ein nicht zu unterschätzendes Gefahrenpotential darstellte, weshalb auch eine Erweiterung der Außenanlagen angeordnet worden war. In seinen Augen machten diese Maßnahmen allerdings kaum Sinn, da die Basis bereits über weitreichende Außenanlagen verfügte und rundum gesichert war.
   Chad Petersen konnte sich einfach kein Szenario ausmalen, in dem die Zivilbevölkerung derart gefährlich sein könnte, als dass sie den Soldaten in Fort Benning auch nur ansatzweise gefährlich werden könnte. Bis jetzt.

Die Außenmauern und das Haupttor kamen in Sicht, als der Truck auf riesige Lichtung fuhr, auf der Fort Benning errichtet war. Josh lugte über das Dach des Führerhauses, um etwas erkennen zu können, was ihm im Halbdunkel der Nacht allerdings kaum gelang. Sie hielten vor einem Wachposten am Eingang zum Stützpunkt mit dem Truck an. Tsui steckte den Kopf aus dem Fenster.

   „Lasst uns rein, ihr Arschlöcher. Wir sind alle müde und der Junge hier ist sauber. Ich will mir den Staub aus den Klamotten waschen und meinen Playboy zu Ende lesen. Wer weiß, ob es jemals wieder einen gibt.“
   Ein gut aussehender, junger Bursche mit braunem Haar trat einen Schritt an den Wagen heran. Es war Private Billy Maddox, zurzeit Wachhabender am Tor und einer von Han Tsui’s besten Freunden auf dem Stützpunkt. Tsui stieg kurz aus, grinste über beide Ohren und klatschte mit dem Kameraden ab. „Maddox, du altes Ungetüm. Hast du alles zusammengehalten, als ich weg war? Oder gab‘s was Interessantes?“
   „Han Solo. Du weißt, dass ich Wachdienst hasse. Ich will lieber raus mit dir ins Abenteuer. Wer passt sonst auf dich auf?“
   „Du hast draußen dieses Mal wenig verpasst. Du kannst das nächste Mal wieder kräftig daneben schießen, wenn wir zusammen draußen sind.“ Tsui legte den Kopf schräg und grinste schief. „Was ist jetzt mit meinem Playboy? Ich habe Miss August schon viel zu lange allein gelassen.“
   „Richte ihr schöne Grüße aus, wenn du sie siehst. Aber den Kleinen müsst ihr sofort in den Sanitätsbereich bringen.“
   „Wird gemacht. Jetzt lasst uns endlich ins Paradies“, grinste Tsui. „Sehen wir uns später auf ein kühles Blondes, Billy?“
   „Klar Bruder, ich melde mich, wenn ich hier abgelöst werde. Willkommen Zuhause.“
    Man hörte das Schaben von Gegengewichten an Drahtseilen. Das große Tor öffnete sich langsam nach außen und gab den Blick ins Innere des Forts frei. Han setzte sich wieder hinter das Steuer und startete den Motor. Der Truck setzte sich in Bewegung und steuerte direkt in Richtung des Sanitätsbereichs, welcher sich im hinteren rechten Viertel des Geländes befand. Josh fiel wie jedem anderen Besucher während des Hineinfahrens direkt das große Gebäude mit der verglasten Front auf. Über dem Eingang war ein breites Schild aus Holz angebracht auf dem

„This we will defend“

zu lesen stand. Er wusste, dass es sich hierbei um die Messe handelte. Josh hätte nichts lieber getan, als zu seinem Vater zu rennen oder laut nach ihm zu brüllen, aber er wollte seinen Rettern keine Schwierigkeiten bereiten.
   Der Sanitätsbereich kam in Sicht. Josh ahnte, dass er sich zunächst einer Standarduntersuchung unterziehen sollte. Er hätte es selbst nicht anders gemacht.
   Private Miller räusperte sich. „Lass mich mal raten“, kam ihm Josh zuvor. „Ich soll absitzen und mich untersuchen lassen?“
   Miller nickte zufrieden.
   „Geht klar. Ich bin wirklich froh, dass ich euch in die Arme gelaufen bin. Danke, Jungs.“ Der junge Private streckte seine Hand aus. Josh ergriff sie und blickte Miller dankbar an. Tsui hielt den Wagen vor dem Sanitätsbereich an und steckte abermals den Kopf aus dem Fenster.
   „Endstation Sweetheart. Und schönen Gruß.“
   Josh dankte den Soldaten erneut und sprang von der Ladefläche. Hoffentlich dauert das nicht so lange. Ich muss zu Dad.