5
Mit seinem Pappkarton auf dem Arm verließ Karl das Institut und trat auf die Straße. Es war bereits dunkel, und ein Nieselregen hatte eingesetzt. Er ging um das Gebäude herum zu dem Park, an dem er seinen Wagen abgestellt hatte. Der Regen bestäubte sein Gesicht. Die Finger, mit denen er den schweren Karton gegen seinen Oberkörper presste, wurden rasch kalt.
Als er sein Auto erreicht hatte, stellte er den Karton auf die Kühlerhaube und holte den Schlüssel aus der Tasche seiner Jeans, um den Kofferraum aufzuschließen. Im selben Moment spürte er, dass er nicht allein war.
Karl fuhr herum. Ein Mann kam durch die Dunkelheit auf ihn zu. Die nächste Straßenlampe befand sich hinter dem anderen, so dass Karl ihn nur als Silhouette im Gegenlicht sah.
»Herr Borchert?«
Unwillkürlich hatte Karl jeden Muskel in seinem Körper angespannt. »Was wollen Sie?« Es kam heftiger heraus, als er es sich gewünscht hätte.
»Es …« Der Mann zögerte – und da erkannte Karl ihn. Es war Forkenbeck.
»… es tut mir leid, wirklich. Sie müssen mir glauben.«
Karl atmete durch. Wie hatte ihm der alte Mann einen derartigen Schrecken einjagen können? Er musste mit den Nerven völlig am Ende sein.
»Was machen Sie denn hier, Professor?« Karl lachte erleichtert auf und wandte sich erneut der Heckklappe zu.
»Ich habe Sie an meinem Arbeitszimmer vorbeilaufen sehen«, hörte er Forkenbeck hinter sich sagen. »Aber Sie waren völlig in Gedanken.«
Karl holte den Karton von der Kühlerhaube, warf ihn in den kleinen Laderaum des Cabrios und schlug die Heckklappe zu. »Wundert Sie das?« Er wandte sich zu Forkenbeck um, dessen Gesicht noch immer im Dunkeln lag.
»Ich kann die Ablehnung nicht verstehen«, sagte Forkenbeck und schüttelte den Kopf. »Ich halte Ihren Ansatz nach wie vor für äußerst überzeugend.«
Karl nickte dem Professor zu. »Danke.« Nach dem, was passiert war, wollte er sich allerdings nicht länger aufdrängen. Forkenbeck hatte schon genug für ihn getan. »Ich …«, er machte eine linkische Handbewegung, »ich werd dann mal.«
Doch Forkenbeck schien noch etwas auf dem Herzen zu haben. »Haben Sie kurz Zeit?«, fragte er. »Nur eine Kleinigkeit, aber vielleicht sollten wir am besten gleich darüber sprechen.«
»Jetzt, hier? Es regnet, Professor.« Karl lächelte. »Es war ein langer Tag. Ich komme morgen bei Ihnen vorbei, in Ordnung? Gleich nach der Vorlesung. Dann können wir in Ruhe reden.«
Aber zu seiner Überraschung ging Forkenbeck darauf nicht ein. »Morgen nach der Vorlesung habe ich einen Termin«, meinte er. »Aber vielleicht kommt es ja sowieso nicht für Sie in Frage.«
»Was denn?«, unterbrach Karl ihn nun doch neugierig.
»Ich habe vorhin mit Leonard Habich telefoniert«, hörte er Forkenbeck sagen.
Habich? Karl stockte. »Wie? Habich?« Für einen Moment schwindelte ihm.
»Sie kennen ihn?«
»Ja – das heißt, nein. Begegnet bin ich ihm nie. Aber ich habe ein paar seiner Sachen gelesen.«
Karl sah, wie Forkenbeck den Kragen seines Mantels hochschlug, um sich besser vor dem Regen zu schützen. »Und? Würde es Sie interessieren, Habich einmal kennenzulernen?«
Karl starrte die schwarze Silhouette vor sich an. »Ja, sicher … Es ist nur … soweit ich weiß, ist der Mann seit fast 30 Jahren nicht mehr öffentlich aufgetreten.«
Aus: »Abschlussbericht der Kommission zur Untersuchung der Ereignisse am 6. und 12. Oktober 2012 in Urquardt«, Innenministerium des Landes Brandenburg, Anlage H: Aussage von Lara Kronstedt, S. 612–614
»Vorsitzender: Haben Sie mit Karl Borchert darüber gesprochen, was er von Habich wusste, bevor er ihm auf Urquardt begegnet ist?
Kronstedt: Er erwähnte einmal, dass er seinen Namen zum ersten Mal als Student gehört hätte, in einem Seminar über Wahrheitstheorien.
Vorsitzender: Können Sie das näher erläutern?
Kronstedt: Ein Kommilitone hat ihn wohl auf einen Aufsatz Habichs aufmerksam gemacht. Das Thema hatte ihn interessiert –
Vorsitzender: Welches Thema?
Kronstedt: Ich glaube, es ging um die Semantik möglicher Welten. Karl hat sich den Aufsatz in der Bibliothek besorgt und war sehr angetan. Als er herausbekam, dass Habich erst 17 Jahre alt gewesen war, als er ihn publiziert hatte, muss ihn das schwer beeindruckt haben. Karl selbst war immer sehr stolz darauf gewesen, seinen ersten Aufsatz bereits im Alter von 23 Jahren veröffentlicht zu haben. Und nun zeigte sich, dass Habich bei seiner ersten Publikation nicht nur sechs Jahre jünger gewesen war, sondern dass sein Aufsatz, der 1962 erschienen war, auch 2004 noch, als Karl darüber stolperte, durchaus lesenswert war. Das hat ihm keine Ruhe gelassen. Drei Tage lang hat er gebraucht, um alle Publikationen, die bis dahin von Habich erschienen waren, in den diversen Datenbanken, Bibliotheken und Zeitschriften ausfindig zu machen. Dabei ist er, wie er mir erzählte, auf eine Reihe von hoch technischen Veröffentlichungen gestoßen, die sich durch ihren Einfallsreichtum von allen vergleichbaren Arbeiten abhoben.
Vorsitzender: Hat Herr Borchert Ihnen gesagt, was für Publikationen das waren?
Kronstedt: Pfff … also … das klingt für mich oftmals alles gleich … lassen Sie mich überlegen … es waren vor allem Aufsätze zur Semantik, aber es ging auch um Deliberationstheorie, um eine verhandlungstheoretische Begründung der Verteilungsgerechtigkeit … am meisten muss ihn jedoch Habichs Forschung auf dem Gebiet der Spieltheorie interessiert haben, weil sie am ehesten das berührte, womit Karl sich damals selbst beschäftigte.
Vorsitzender: Das Buch über die Gedankenexperimente kannte er demnach nicht?
Kronstedt: Nein, das heißt, nicht wirklich. Karl sagte, er hätte es natürlich angefangen zu lesen, aber der hohe Formalisierungsgrad hätte ihn abgeschreckt. Ihm sei sehr schnell klargeworden, dass es Monate dauern würde, bis er auch nur im Ansatz begriffen hätte, was Habich darin darzulegen versuchte. Auch die Rezensionen, die er sich herausgesucht hatte, hätten ihm nicht weitergeholfen, meinte er. Die jeweiligen Autoren hätten sich darauf beschränkt, nur den einen oder anderen Teilaspekt des Buches herauszugreifen, keiner sich jedoch zugetraut, eine umfassende und abschließende Bewertung vorzulegen.
Vorsitzender: Er hat es also beiseitegelegt?
Kronstedt: Das hat er mir zumindest gesagt.
Vorsitzender: Hat er Ihnen auch gesagt, ob er Herrn Habich vor ihrem Treffen im Oktober 2012 schon einmal begegnet war?
Kronstedt: Ja, natürlich. Das war ja etwas, worüber sich Karl nicht aufhören konnte, zu wundern: dass er Habich nie begegnet war. Weder an der Uni in Berlin noch auf einem der verschiedenen Kongresse, an denen er seit 2006 teilgenommen hatte. Allerdings wusste er, dass sich Habich bald nach seiner Habilitation – wann war das? ’76? ’77? Vor etlichen Jahren jedenfalls an eine kleine Universität in England zurückgezogen hatte.
Vorsitzender: Wusste Herr Borchert denn, mit welchen Themen sich Professor Habich seit der Veröffentlichung seines Buches vornehmlich beschäftigt hatte?
Kronstedt: Als wir darüber sprachen, meinte er, es wären allerhand Gerüchte darüber im Umlauf gewesen, Genaueres hätte jedoch niemand gewusst. Die einen hätten behauptet, dass Habich sich auf die Grundlagen der künstlichen Intelligenz gestürzt, andere, dass er begonnen hätte, an einer Philosophie der Psychologie zu schreiben. Wissen taten jedoch alle nur eins: dass Habich seit 1983 nicht mehr unterrichtet hatte.«
»Die Sache ist die«, fing Forkenbeck umständlich an. »Er glaubt –«
»Wer? Habich?« Karl musste lachen. Bis eben hätte er sich nicht einmal gewundert, wenn er erfahren hätte, dass es einen Mann namens Leonard Habich in Wirklichkeit gar nicht gab. Dass es sich bei dem Namen vielmehr um ein Pseudonym handelte, unter dem eine ganze Gruppe von Logikern publizierte, um sich einen Spaß mit der Wissenschaftsgemeinschaft zu erlauben.
Forkenbeck nickte. »Habich ist davon überzeugt, in den letzten Jahren einen vielversprechenden Neuanfang geschafft zu haben. Jahrelang, so hat er mir das gesagt –«
»Sie kennen ihn persönlich?«, unterbrach Karl ihn erneut.
»Ja, wir haben zusammen studiert«, antwortete Forkenbeck. »Wir haben uns ’67 in München kennengelernt, viel Zeit miteinander verbracht. Sein Denkstil hat mich schon immer fasziniert.«
Er sah auf, und Karl bemerkte, dass ein schwacher Lichtschein auf Forkenbecks Gesicht gefallen war. In dem Haus, vor dem sie standen, musste jemand ein Licht angeschaltet haben.
»Das kann ich verstehen«, murmelte Karl. Er war instinktiv ein wenig zusammengezuckt, denn in dem spärlichen Widerschein war ihm das Gesicht seines Mentors plötzlich merkwürdig bleich und ausgemergelt erschienen. Dabei hätte Karl gar nicht zu sagen vermocht, ob es an der regnerischen Nacht, dem fahlen Licht oder der späten Stunde lag. »Was ich von Habich bisher gelesen habe, war schon interessant«, fuhr er fort, ohne sich etwas anmerken zu lassen.
»Er hat in den vergangenen Jahren eine Menge Aufzeichnungen angefertigt, aber bisher keine Gelegenheit gehabt, seine Überlegungen zu einem Buch zusammenzufassen«, meinte Forkenbeck. »Und er fürchtet, dass ihm dazu auch nicht mehr die nötige Zeit bleiben wird.«
»Ist er krank?«
»Nicht, dass ich wüsste. Es kann ja tausend Gründe dafür geben. Vielleicht fühlt er seine Konzentrationsfähigkeit schwinden, vielleicht will er lieber voranschreiten, als innezuhalten und das Gesammelte zu sortieren. Fest steht, dass er mich gebeten hat, ihm jemanden zu schicken, der sich um seinen Vorlass kümmern kann.«
»Seinen ›Vorlass‹?«
»Ja, Vorlass. Eine Art Nachlass zu Lebzeiten, verstehen Sie?« Forkenbecks Augen huschten über Karls Gesicht, als suchten sie dessen Zustimmung. »Er sucht jemanden, der seine Aufzeichnungen aus den letzten Jahren durchgeht, unterschiedliche Fassungen auswertet, auch Wichtiges von Unwichtigem trennt. Ich habe gleich an Sie denken müssen.«
»Wieso das denn?«, entfuhr es Karl.
»Sie arbeiten auf ähnlichem Gebiet.«
»Sprachtheorie.«
Forkenbeck nickte. »Und angrenzende Disziplinen. Nageln Sie mich jetzt bloß nicht fest. Habichs Interessen waren immer breit gestreut. Das Letzte, was ich von ihm gelesen habe, war eine Theorie der Religion. Das hatte mit Sprache nicht das Geringste zu tun. Und doch war es hochinteressant, das können Sie mir glauben.«
Karl studierte die scharfkantigen Züge seines Professors. Die alten Akten eines Kollegen sortieren – konnte das nicht jemand anders erledigen? Sicher, es reizte ihn schon, den Mann einmal kennenzulernen. Jedoch: Würde ihn das in seinen eigenen Fragen wirklich weiterbringen? Eher nicht. Und zu einem Epigonen eines verschrobenen Kollegen zu werden, hatte er eigentlich nie vorgehabt.
»Das ist sehr schmeichelhaft, dass Sie an mich gedacht haben, Professor …«, sagte er und spürte, wie seine Stimme schon verriet, dass er nicht wirklich begeistert war. »Ich habe allerdings überhaupt keine Erfahrung mit dem Sichten von Nach- oder Vorlässen. Verstehen Sie mich nicht falsch, ich bin Ihnen für das Angebot wirklich sehr dankbar. Aber sollten Sie nicht lieber einen Kollegen fragen, der sich bei der Herausgabe von Schriften sicherer fühlt?«
»Unsinn.« Forkenbecks Augen schauten ihn aus dem matten Widerschein heraus aufmerksam an. »Was glauben Sie denn? Ich habe mir das gut überlegt. Was Habich in den letzten zwanzig, fünfundzwanzig Jahren gemacht hat, ist eine vollkommen eigenwillige Art des Forschens. Da kann ich nicht einen x-beliebigen Doktoranden dransetzen.« Er zog die Augenbrauen zusammen. »Ihre Arbeit hat sich bisher immer dadurch abgehoben, dass Sie Ihre ganz eigenen Wege gegangen sind, Borchert. Und das hat Habich auch so gemacht. Das ist ein ganz besonderer Stil des Forschens. Sie lassen sich nicht sagen, was im Moment interessant ist, Sie definieren selbst, was Sie interessiert. Nicht zuletzt ist das ja auch der Grund dafür, dass diese etwas vernagelten Kollegen von der FG Ihren Antrag abgelehnt haben. Es war denen einfach zu riskant, Sie bei diesem Ausflug zu begleiten. Es fehlten ihnen die altbekannten Referenzpunkte, und das macht ihnen Angst. Das Gleiche hätte ihnen auch mit Habich passieren können. Dort, wo er hingeht, gibt es keine Referenzpunkte. Dort wird sozusagen das weiße Gebiet auf der Landkarte der Philosophie neu vermessen, verstehen Sie?«
Karl fiel auf, dass Forkenbecks Augen regelrecht glänzten. Er hatte zwar gewusst, dass sein Professor große Stücke auf ihn hielt – dass er eine so hohe Meinung von seiner Arbeit hatte, überraschte Karl nun aber doch.
»Dabei ist so ein Forschen auch nicht ganz ungefährlich«, fuhr Forkenbeck fort.
»Was soll denn an Philosophie gefährlich sein?« Karl musste grinsen. »Am freien Spiel der Gedanken hat sich bisher ja noch keiner geschnitten. Oder meinen Sie etwa die Gefahr, die einen Giordano Bruno auf den Scheiterhaufen gebracht hat, als er mit seinen Gedanken den Zorn der Mächtigen hervorgerufen hat?«
Forkenbeck machte einen Schritt auf ihn zu. »Nein, die meine ich nicht.« Seine Augen waren durch den Schritt aus dem Lichtschein des Fensters herausgerückt, so dass Karl statt der Pupillen nur noch die dunklen Augenhöhlen sah, aus denen heraus Forkenbeck ihn anstarrte, während er weitersprach. »Bei Habich geht’s um was anderes. Er hat eine Pforte aufgestoßen, die er vielleicht nicht mehr zubekommt.«
Unwillkürlich zog Karl die Schultern hoch. Pforte? Hatte er richtig gehört? Es erschien ihm so abwegig, dass er in dem Moment, in dem Forkenbeck zu Ende gesprochen hatte, bereits glaubte, er hätte nur geträumt, was der andere gesagt hatte. »Pforte, sagten Sie?«
Forkenbeck stand jetzt dicht vor ihm, das schüttere Haar durch den Nieselregen zu feuchten Strähnen verklebt. Seine mageren Hände hatte er um den Kragen des Mantels gekrallt und das Kinn nach vorne gestreckt.
»Das … das kann doch nicht Ihr Ernst sein, Professor«, stammelte Karl. Er hatte Forkenbeck als nüchternen Verteidiger der Vernunft kennengelernt und sich nicht zuletzt deshalb stets an ihn gehalten. Doch wie er ihn jetzt vor sich sah, kam er ihm wie ausgewechselt vor.
»Verstehen Sie mich denn nicht, Karl?«, drang die Stimme seines Gegenübers leise zu ihm herüber. »Haben Sie denn in all den Jahren, die Sie nun schon der Philosophie gewidmet haben, nie den Reiz der sagenhaften Versprechungen verspürt, die sie uns macht? Die heute vielleicht verschüttet sind, ursprünglich jedoch die Faszination ausmachten, die von ihr ausging? Sie verspricht uns Erfahrungen und Überraschungen, die alles, was jede andere Wissenschaft erreichen kann, weit in den Schatten stellen. Erkenntnisse und Eingebungen, die all das, was uns bisher sicher und wahr scheint, regelrecht auf den Kopf stellen können.«
Und plötzlich sah Karl die glühenden Pupillen des Alten direkt vor sich.
»Und damit meine ich keinen kopflosen Hokuspokus aus dummen, esoterischen Kreisen«, fuhr Forkenbeck fort. »Ich spreche vom Herzen unserer Kultur, von einer Tradition, die noch nie darauf aus war, den Geist zu benebeln, sondern der es immer darum ging, das Licht der Vernunft erstrahlen zu lassen, wenn Sie wissen, was ich meine. Es weiter zu bringen, weiter hinaus in die Welt, tiefer hinein in uns selbst.«
Er griff nach Karls Arm und zog ihn zu sich hinunter. »Es ist die Aufklärung, mein Freund«, flüsterte er jetzt dicht vor ihm, »aber die Aufklärung ist nicht nur Licht, sondern auch Schatten. Haben Sie sich nie vor diesem Schatten gefürchtet – vor der Fratze, die darin lauert? Sie ist es, die hinter all den Anstrengungen der Meisterdenker verborgen ist, die uns wie ein heimlicher Magnetismus immer weiter hinaustreibt in unserem Bestreben, die Erkenntnis zu erweitern. Und die Habich hofft, endlich entschleiern zu können. Eine Vorstellung, die ihm zugleich aber auch einen heiligen Schrecken einjagt.«
Der Regen troff Forkenbeck von der Nase, die Tropfen fielen auf Karls Arm, den der Mann immer noch umklammerte und in dem Karl spürte, wie sein alter Lehrer zu zittern begonnen hatte.
Da gab Karl einem Impuls nach, den er selbst nicht erwartet hatte, und nahm den Mann, der ihm so viel beigebracht hatte, mit einer einfachen, herzlichen Geste fest in den Arm. Er drückte ihn und spürte, wie ausgemergelt Forkenbeck war – ein geschwächter, verfallener Mann, der ihm mit seinen wenigen Worten aber ganz unvermittelt die Hoffnung wiedergegeben hatte, bei seiner Suche nach dem Sinn der Philosophie nicht doch nur einem Phantom nachgejagt zu sein.