Kapitel 69
Von: Beth Fremont
An: Jennifer Scribner-Snyder
Gesendet: Mo., 24. 01. 2000, 11:26 Uhr
Betreff: Hast du Amanda gesehen?
Mal im Ernst, hast du sie heute schon gesehen?
Von Jennifer an Beth: Gesehen? Ich hab das Gefühl, als würde ich ihr für diesen Anblick mindestens ein Abendessen schulden.
Von Beth an Jennifer: Wie kann sie durch die Redaktion marschieren und mit den Leuten Blickkontakt aufnehmen, wenn sie praktisch bis zur Hüfte nackt ist?
Von Jennifer an Beth: Ich könnte in so einer Bluse nicht einmal ein Telefoninterview führen.
Von Beth an Jennifer: Ich bin ja an ihre tief ausgeschnittenen Shirts gewöhnt (und daran, dass sie die züchtigeren Blusen nicht zuknöpft), aber mal im Ernst. Ich glaube nicht, dass ich je so viel von der Brust einer anderen Frau zu Gesicht bekommen habe. Vielleicht mal zu Highschool-Zeiten, in der Umkleidekabine …
Von Jennifer an Beth: Wenn meine Mutter hier wäre, würde sie Amanda jetzt anbieten, ihr einen Pulli zu leihen. Und wenn die ablehnen würde, dann würde meine Mutter ihr erzählen, was mit Königin Isebel passiert ist.
Von Beth an Jennifer: Was ist denn mit Königin Isebel passiert?
Von Jennifer an Beth: Gottesfürchtige Diener warfen sie aus dem Fenster. Weil sie ein Flittchen war. (Und eine Heidin.) Vor ein paar Wochen hat Amanda mal versucht, mit mir zu reden – sie hatte ein Strickjäckchen an … und nichts darunter. Sie hat angefangen, mit mir über eine Schlagzeile zu diskutieren, die ich geschrieben hatte, und irgendwann hab ich ganz bewusst meine Brille abgenommen. Ohne die kann ich nicht mal meine eigenen Brüste sehen.
Von Beth an Jennifer: Ich weiß einfach nicht, was sie uns mit diesem Riesendekolleté sagen will.
Von Jennifer an Beth: Ich denke, sie will sagen: »Guckt euch mal meine Brüste an.«
Von Beth an Jennifer: Schon, aber warum?
Von Jennifer an Beth: Weil die Leute nicht auf ihre langweiligen Schlagzeilen achten, wenn sie ihr auf den Busen starren?
Von Beth an Jennifer: He!
Von Jennifer an Beth: Was soll denn »he« heißen?
Von Beth an Jennifer: Das ist wie »ha«, nur noch fieser.
Ich muss jetzt wieder an die Arbeit.
Von Jennifer an Beth: Eins noch: Danke, dass du mich nicht fragst, wie es mir damit geht. Ich hab dich lieb.
Von Beth an Jennifer: Womit?
Von Jennifer an Beth: Danke.