Kapitel 48
Von: Jennifer Scribner-Snyder
An: Beth Fremont
Gesendet: Mo., 06. 12. 1999, 9:28 Uhr
Betreff: Ich wette, du gehörst zu den Frauen, die schon lange die Namen ihrer Kinder ausgesucht haben
Stimmt’s? Und die lauten?
Von Beth an Jennifer: Als ob ich dir das erzählen würde. Einer Schwangeren.
Von Jennifer an Beth: Ich nehme sie dir doch nicht weg.
Von Beth an Jennifer: Das sagen sie alle. Fängst du schon an, nach einem Namen zu suchen?
Von Jennifer an Beth: Ich nicht. Aber Mitch. Und er hat auch schon einen, der ihm gefällt: Cody.
Von Beth an Jennifer: Für einen Jungen oder ein Mädchen?
Von Jennifer an Beth: Beides.
Von Beth an Jennifer: Hmm.
Von Jennifer an Beth: Jetzt sag’s schon. Ich weiß, der ist schrecklich.
Von Beth an Jennifer: Sowohl für einen Jungen als auch für ein Mädchen.
Von Jennifer an Beth: Ich weiß.
Von Beth an Jennifer: Dieser Name webt sich Federn ins Haar.
Von Jennifer an Beth: Ich weiß.
Von Beth an Jennifer: Er sammelt Traumfänger.
Von Jennifer an Beth: Ich weiß.
Von Beth an Jennifer: Und er schreit geradezu danach, von »Dawn« als Zweitnamen begleitet zu werden.
Von Jennifer an Beth: Ich weiß.
Von Beth an Jennifer: Und, hast du verkündet: »Keines meiner Kinder wird je den Namen Cody tragen, nicht in diesem Leben, nicht in 50 Leben!«?
Von Jennifer an Beth: Ich habe gesagt: »Lass uns doch mit dem Namen warten, bis wir wissen, was es ist.« Daraufhin meinte er: »Aber das ist doch gerade das Tolle an Cody. Der passt zu allem.«
Von Beth an Jennifer: Ich weiß, es ist gemein, über jemanden zu lachen, der seinen Erstgeborenen womöglich Cody nennen muss, aber ich kann nicht anders. Der passt zu allem.
Welche Namen magst du denn?
Von Jennifer an Beth: Ich weiß nicht. Wenn ich an das Baby denke, kommt es mir dabei einfach noch nicht wie ein Wesen vor, das einen Namen trägt.
Ich finde, Mitch sollte den Namen aussuchen, die ganze Sache ist für ihn ja wesentlich wichtiger. Das ist so, als würde man abends was essen gehen und dir ist es eigentlich egal, wo, aber der andere will unbedingt in eines dieser chinesischen Restaurants mit Buffet. Vielleicht stehst du da überhaupt nicht darauf, aber es wäre doch mies, deshalb eine Diskussion anzufangen, da es dir ja eigentlich egal ist.
Von Beth an Jennifer: Hm. Ich denke schon, dass dieses Baby auch für dich sehr wichtig ist. Immerhin trägst du es doch in dir.
Von Jennifer an Beth: Ja, aber Mitch ist mit diesem Kind viel mehr verbunden.
Von Beth an Jennifer: Die Nabelschnur sagt da was ganz anderes.
Von Jennifer an Beth: Meinst du etwa, ich hab da schon eine Nabelschnur? Ich bin doch erst in der sechsten Woche.
Von Beth an Jennifer: Wie wird das Baby denn sonst ernährt?
Von Jennifer an Beth: Ja, aber die taucht ja nicht plötzlich aus dem Nichts auf. Es ist ja nicht so, als hätte man im Uterus eine Nabelschnur rumfliegen, die nur auf eine Steckdose wartet, an die man sie anschließen kann.
Von Beth an Jennifer: Ich denke, die wächst gleichzeitig mit dem Baby. Steht denn so was nicht in diesem Ein-Baby-kommt-Buch?
Von Jennifer an Beth: Und das fragst du mich? Ich kann solche Bücher nicht ausstehen. Warum sollte denn jede schwangere Frau das gleiche Buch lesen? Oder überhaupt irgendein Buch? So kompliziert ist das mit der Schwangerschaft doch auch wieder nicht. Ein Baby kommt sollte kein ganzes Buch sein. Sie sollten es als Post-it rausbringen: »Nimm Vitamine. Trink keinen Wodka. Gewöhn dich an Kleider im Empire-Stil.«
Von Beth an Jennifer: Ich müsste mal schauen, ob es auch den Ratgeber Ein Baby kommt bei meiner mürrischen besten Freundin gibt. Ich will das mit der Nabelschnur wissen.
Von Jennifer an Beth: Das ist lieb, dass du mich als deine beste Freundin bezeichnest.
Von Beth an Jennifer: Du bist meine beste Freundin, du Pappnase.
Von Jennifer an Beth: Echt? Du bist meine beste Freundin. Aber ich hatte eigentlich immer angenommen, dass jemand anders deine beste Freundin ist, und das war für mich schon in Ordnung. Du musst mir nicht erzählen, dass ich deine beste Freundin bin, nur damit ich mich besser fühle.
Von Beth an Jennifer: Du bist so erbärmlich.
Von Jennifer an Beth: Genau deshalb hab ich ja auch vermutet, dass jemand anders deine beste Freundin ist.