Kapitel 33

Jennifer Scribner-Snyder

Beth Fremont

: Mi., 01. 11. 1999, 10:11 Uhr

Positiv

Also, ich hab den Test gestern Abend gemacht, und von dem Zeitpunkt an hatte ich nur noch Lust, mich zu übergeben … Und nicht einmal wegen der Morgenübelkeit, ich denke, dafür ist es noch zu früh.

O mein Gott. HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH!

Glückwunsch, Glückwunsch! O MEIN GOTT!!!

Im Moment ist mir überhaupt nicht nach Glückwünschen. Ich hab’s dir ja schon gesagt, im Moment ist mir nur zum Kotzen zumute. Ich glaube, ich hab einen riesigen Fehler gemacht. Sobald ich die blaue Linie gesehen habe, hab ich mich wieder daran erinnert, dass ich doch überhaupt keine Kinder will, habe an misshandelte Babys gedacht usw. …

Reden wir hier von tatsächlich oder nur metaphorisch misshandelten Babys?

Von möglicherweise misshandelten Babys. Meinst du nicht, ich bin der Typ dafür?

Jetzt sei doch nicht dumm. Du wirst das gut machen. Du wirst das sogar fantastisch machen. Weiß Mitch es schon?

Ich hab es ihm gestern Abend gesagt. Er war völlig aus dem Häuschen. Im Ernst, er war so glücklich, dass er fast angefangen hätte zu weinen. Er konnte nicht damit aufhören, mich immer wieder in den Arm zu nehmen. Es war richtig gruselig.

Das klingt gar nicht gruselig. Das klingt doch sehr nett.

Sagt die Frau, die keinen parasitären Organismus in sich trägt.

Das hört sich an, als hättest du einen Bandwurm.

Warte erst mal, bis es anfängt zu treten.

Hast du es deinen Eltern erzählt?

Mitch hat seine Eltern angerufen. Die waren auch gruselig-aufgeregt. Ich werd’s meiner Mutter nicht sagen, niemals.

Wenn du ein Bäuchlein kriegst, dürfte es ihr aber irgendwann auffallen.

Dann wird sie mir nur erklären, dass ich fett werde.

Ich freue mich so für dich. Ich bin gruselig-glücklich. Ich schmeiße auf jeden Fall eine Babyparty für dich.

Das hört sich furchtbar an.

Furchtbar toll. Bis du das Baby kriegst, werde ich eine absolute Expertin für solche Partys sein. In den nächsten drei Wochen muss ich an drei Brautpartys für meine Schwester teilnehmen, und eine davon organisiere ich selbst.

Drei Partys? Ist das nicht ein bisschen übertrieben?

Und eine davon ist eine Dessous-Party.

Oh, die hasse ich. Das ist was Persönliches, daraus sollte man keine Party machen. Wer möchte denn bitte schön vor allen Verwandten und Freunden Unterwäsche auspacken?

Unterwäsche geht ja noch. Meine Cousine hat bei ihrer Brautparty Sexspielzeug geschenkt bekommen. Und ihre Brautjungfer hat sie dazu genötigt, ihre neuen, äußerst knappen Dessous direkt anzuprobieren, um uns mit einer kleinen Modenschau zu erfreuen. Meine Tante meinte die ganze Zeit immer nur: »Sexy, sexy!«

Warum erzählst du mir so was bloß? Jetzt werde ich den ganzen Tag mit meinem Igitt-Gesicht rumlaufen.

Für die Party, die ich organisiere, habe ich was Eleganteres im Auge. Eine Teegesellschaft. Dazu werde ich kleine Sandwiches reichen.

Ich liebe diese Sandwiches zum Tee.

Wer nicht? Weißt du … Ich könnte für dich eine Teegesellschafts-Babyparty schmeißen.

Ohne Spielchen?

Oh, Spiele gehören auf jeden Fall dazu, da kommst du nicht drum herum. Aber keine sexy Unterwäsche, versprochen.

Ich überleg’s mir.

Jetzt aber genug von mir und meinem Bandwurm. Wie sieht’s denn bei dir aus?

Du kannst mir nicht erzählen, dass du schwanger bist, und dann das Thema wechseln.

Dann wird das das einzige Thema sein, über das wir in den nächsten neun Monaten reden. Das einzige, über das man für den Rest meines Lebens mit mir spricht. Bitte, können wir das Thema wechseln? Wie geht’s dir? Wie geht’s Chris?

Chris ist … eben Chris. Nehme ich mal an. Er ist in einer seiner distanzierten Phasen. Er ist selten zu Hause, und wenn er da ist, dann stellt er die Musik zu laut, um reden zu können. Oder er hockt mit seiner Gitarre im Schlafzimmer. Wenn ich ihn frage, ob er gerne rausgehen möchte, dann sagt er, ihm ist nicht danach. Aber wenn ich nach Hause komme, ist er weg.

Machst du dir deshalb Sorgen?

Eigentlich nicht.

Meinst du, er trifft sich mit einer anderen?

Nein. Aber vielleicht sollte ich das ja denken.

Ich glaube einfach, manchmal überkommt ihn das eben. Als bräuchte er ein bisschen Abstand. Ich vergleiche das dann immer mit dem Winter. Im Winter ist es ja nicht so, dass die Sonne weg wäre (oder dass sie uns mit einem anderen Planeten betrügt). Man sieht sie immer noch oben am Himmel. Sie ist nur weiter weg.

Mich würde das wahnsinnig machen. Ich würde völlig ausflippen – oder schwanger werden –, nur um ein bisschen Schwung in die Sache zu bringen.

Ausflippen würde nichts bringen. Und ich kann mir nicht vorstellen, was passieren würden, wenn ich schwanger wäre. Dann würde er mich wahrscheinlich verlassen.

Sag doch so was nicht. Er würde dich nicht verlassen.

Ehrlich gesagt denke ich, doch. Oder er würde erwarten, dass ich es nicht behalte.

Das ist ja schrecklich.

Findest du? Du weißt doch, wie es ist, wenn man keine Kinder will und möchte, dass die Beziehung so weiterläuft wie bisher. Ich glaube, wenn ich schwanger wäre, würde Chris nicht das Gefühl haben, dass er etwas damit zu tun hat. Er würde es als meine Sache ansehen, als meine Entscheidung. Und das wäre es ja eigentlich auch, oder nicht?

Lass uns lieber wieder das Thema wechseln.

Gerne. Herzlichen Glückwunsch!

Liebe auf den zweiten Klick
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