Kapitel 21

Beth Fremont

Jennifer Scribner-Snyder

: Do., 30. 09. 1999, 3:42 Uhr

Wenn du Superman wärst …

… und dir jede nur erdenkliche Tarnung aussuchen könntest, warum würdest du dann deine Stunden als Clark Kent – die ohnehin schon ätzend sind, weil du eine Brille tragen musst und nicht fliegen kannst – außergerechnet in einer Zeitungsredaktion verbringen?

Warum gibt er sich denn nicht als reicher Playboy aus – so wie Batman? Oder als Staatsoberhaupt einer kleinen, jedoch einflussreichen Nation – wie Black Panther?

Warum sich mit Abgabeterminen, Scheißbezahlung und unheilbar griesgrämigen Herausgebern herumschlagen?

Ich dachte, wir hatten uns darauf geeinigt, in Mails nicht mehr zu fluchen.

Wir waren uns darüber einig, dass es vermutlich keine gute Idee ist, in Mails zu fluchen.

Denkst du immer noch an Lois Lane?

Irgendwie schon. Ich meine, ich kann durchaus verstehen, warum Lois Lane Journalismus studiert hat. Diesen Typus kennt man ja. Die will etwas verändern, große Wahrheiten aufdecken. Aber Clark Kent … warum nicht Clark Kent, der sexy Wetteransager im Fernsehen? Oder Clark Kent, Bürgermeister von Cincinnati?

Lässt du da nicht einen wichtigen Aspekt außer Acht? Clark Kent will nicht berühmt sein. Er will nicht, dass ihn die Leute ansehen. Denn wenn sie genau hinschauen würden, dann würde ihnen auffallen, dass er Superman mit Brille ist.

Außerdem war es für ihn wichtig, in einer Position zu arbeiten, in der er Neuigkeiten als Erster erfährt. Er kann es sich kaum leisten, am nächsten Tag »Joker greift den Mond an« in der Zeitung zu lesen.

Gutes Argument. Vor allem für jemanden, der nicht weiß, dass Superman niemals gegen den Joker kämpft.

Vor allem für jemanden, dem das alles herzlich egal ist. Ich hoffe, dein Kommentar war nicht ernst gemeint. Dass das Leben für jeden ätzend ist, der nicht fliegen kann und eine Brille trägt. Denn das trifft auf jeden Einzelnen in diesem Raum zu.

Woran arbeitest du gerade?

Wir tragen hier wirklich alle eine Brille. Schon merkwürdig. Mal wieder eine Story über das Indian Hills. Allerdings arbeite ich weniger, sondern warte vielmehr auf einen Anruf.

Es hat sich nämlich herausgestellt, dass das Krankenhaus direkt neben dem Kino das Grundstück gekauft hat. Schon vor Monaten. Die bauen da ein Parkhaus. Ich warte darauf, dass die Pressesprecherin der Klinik mich zurückruft, um ihr »Kein Kommentar« loszulassen. Dann kann ich endlich schreiben: »Die Leitung des Krankenhauses möchte sich zu dem Verkauf nicht äußern.« Und dann kann ich nach Hause gehen.

Weißt du, wie nervtötend es ist, rumzusitzen und darauf zu warten, dass dich jemand anruft, nur um dir offiziell rein gar nichts mitzuteilen? Ich glaube einfach nicht, dass Superman sich so was bieten lassen würde. Er könnte schließlich da draußen unterwegs sein, vermisste Pfadfinder aufspüren oder riesige Stöpsel in Vulkane stecken.

Superman arbeitet bei einer Zeitung, weil er Lois Lane rumkriegen will.

Und er verdient bestimmt doppelt so viel wie sie.

Liebe auf den zweiten Klick
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