Kapitel 30

Jennifer Scribner-Snyder

Beth Fremont

: Di., 26. 10. 1999, 9:45 Uhr

Ich glaube, ich bin schwanger

Aber diesmal meine ich es ernst.

Warst du irgendwelchen Strahlungen ausgesetzt? Hast du zu viel Thunfisch gegessen? Dir einen Schuss gesetzt?

Nein, wirklich, das sind jetzt keine Wahnvorstellungen. Ich glaube, ich bin schwanger.

Weil deine Periode drei Minuten überfällig ist. Weil du innerhalb der letzten Stunde zweimal zur Toilette musstest. Weil du in der Bauchgegend eine Erscheinung spürst.

Weil ich ungeschützten Sex zur Zeit des Eisprungs hatte.

Soll das ein Witz sein? Wo bin ich denn hier, bei der Versteckten Kamera? Wer sind Sie wirklich, und was haben Sie mit meiner Freundin gemacht?

Die Jennifer Scribner-Snyder, die ich kenne und liebe, würde niemals in der Öffentlichkeit zugeben, dass sie überhaupt Sex hat, und sie würde erst recht nicht ihre Finger besudeln, indem sie das auch noch in den Computer eintippt.

Außerdem würde sie auch niemals einen Satz mit »weil« anfangen. Wo ist meine prüde kleine Freundin geblieben? Was haben Sie mit ihr angestellt?

Ich hab jetzt keine Zeit, um hier Wörter zu zerpflücken.

Warum nicht? In welchem Monat bist du denn?

Am vierten Tag.

Das ist ja ziemlich exakt. (Beinahe widerlich exakt.) Wie kannst du das denn schon wissen? Und woher weißt du überhaupt, dass du deinen Eisprung hattest? Bist du eine von diesen Frauen, die ihn spüren?

Ich weiß, dass ich meinen Eisprung hatte, weil ich mir einen Ovulationskalender gekauft habe.

Gehen wir einfach mal davon aus, dass meine Antwort auf deine nächsten zehn Enthüllungen »Wie bitte?« lautet.

Ich dachte, wenn ich weiß, wann ich meinen Eisprung habe, dann könnte ich zu diesem Zeitpunkt jeglichen Intimkontakt vermeiden (was in letzter Zeit ehrlich gesagt sowieso kein Problem war).

Also wusste ich vor vier Tagen, dass ich meinen Eisprung hatte. An dem Tag hab ich kaum mit Mitch geredet. Als er zur Schule gegangen ist, hab ich noch geschlafen. Als ich von der Arbeit nach Hause kam, hat er oben Tuba geübt. Ich hätte hinaufgehen können, um ihm zu sagen, dass ich zu Hause bin, habe ich aber nicht getan. Ich hätte zu ihm hochrufen können, um zu fragen, ob er ein gegrilltes Käse-Sandwich haben wollte, hab ich aber nicht.

Als er ins Bett kam, saß ich schon da und hab mir die Wiederholung von Frasier angeschaut. Ich hab ihm zugesehen, als er sich bettfertig gemacht hat, und er hat kein einziges Wort zu mir gesagt. Es war gar nicht so, als ob er wütend gewesen wäre, es kam mir eher so vor, als wäre ich ein Stück Schrott mitten auf der Straße, die er entlangfährt.

Und ich dachte: Meine Ehe ist das Wichtigste in meinem Leben. Eine glückliche Ehe zu führen ist mir wichtiger als alles andere – ein guter Job, ein schönes Haus, opponierbare Daumen, das Wahlrecht, einfach alles. Wenn die Tatsache, dass ich kein Baby will, meine Ehe zerstört, dann bekomme ich eben ein Baby. Sogar zehn Babys. Ich tue, was auch immer nötig sein sollte.

Was meinte Mitch dazu?

Weiß nicht. Das mit dem Eisprung hab ich ihm nicht erzählt. Er war ein wenig überrascht über die fehlende Verhütung. Ich weiß auch nicht.

Gut, du könntest also schwanger sein. Oder auch nicht.

Du meinst, ich könnte unfruchtbar sein.

Nein, ich meine, du hast auf jeden Fall noch mindestens einen weiteren Monat Zeit, um darüber nachzudenken, ob du wirklich schwanger werden willst oder nicht. Die meisten Paare brauchen mehr als nur einen Versuch. Vielleicht hast du vor vier Tagen ja noch gar nicht dein Schicksal besiegelt.

Ich hoffe doch, ich will es einfach nur hinter mich bringen.

Den Satz solltest du dir merken, den kannst du dann später ins Baby-Buch schreiben. Wie lange dauert das jetzt, bis du es sicher weißt?

Nicht lange. Die haben doch diese supersensiblen Schwangerschaftstests, die sogar anzeigen, ob du auch nur darüber nachdenkst, ein Kind zu kriegen.

Also, wofür drücken wir denn dann die Daumen, für ein positives oder negatives Ergebnis?

Drück einfach nur mir die Daumen.

Das doch immer.

Liebe auf den zweiten Klick
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