Kriegsuntaugliches Hirndoping

Kriegsuntauglich sind die alten »Spaßdrogen« (Marihuana, Haschisch und LSD) der 1960er Jahre, die nichts mit dem Hirndoping des 21. Jahrhunderts zu tun haben. Gegensätzlicher könnten Verwendung und Zielrichtung nicht sein. Schon ein Leitmotto der Hippiekultur gibt darüber Auskunft: Turn on, tune in, drop out (Timothy Leary) – Rauche einen Joint, wirf einen LSD-Trip ein und steige aus. Steige aus: aus dem Tagesgeschäft, dem Leistungsgeschäft, dem Konsumgeschäft, dem Kriegsgeschäft, einer Gesellschaft, die Druck macht. Von der Wirkung dieser Drogen wusste schon lange vor der Hippiebewegung auch ein deutscher Professor: »Denn ich war verurteilt zu Deutschen. Wenn man von einem unerträglichen Druck loskommen will, so hat man Haschisch nötig.«^[178]   Der da loskommen will, ist Friedrich Nietzsche im Jahr 1888.

Diese Art von Neurodoping war für die US-Army als Mittel der chemischen Kriegführung nicht geeignet. LSD aber war auf seine Kriegstauglichkeit getestet worden. Ein Testdokument kann man heute noch als amüsantes Video^[179]   anschauen: Soldaten klettern nach LSD-Verabreichung während eines simulierten Gefechts auf Bäume, wollen von dort aber nicht mehr herunterkommen oder wälzen sich lachend auf dem Boden. Der Offizier ist nicht mehr Herr der Lage. Testergebnis: Mit den Spaßdrogen der Hippiebewegung lässt sich kein Staat machen, geschweige denn ein Krieg führen. Mit diesen Drogen konnte man in Vietnam nichts anfangen. Sie gehörten verboten. Was denn auch 1966 geschah.

Andere Drogen gab es hingegen auch während der Hippiebewegung reichlich und legal. Parallel zum Konsum von Drop-out-Drogen wurden im Jahre 1965 in den USA 123 Millionen Mal Tranquilizer und 24 Millionen Mal Amphetamine verordnet.^[180]   Die Mehrzahl der Konsumenten dieser Drogen waren aber nicht die Hippies. Ärzte verordneten diese chemischen Substanzen meist jenen, die nicht »ausstiegen«, damit diese mit Hilfe der »Uppers« und »Downers« durchhielten und durch ihren beschwerlichen Alltag kamen – »mothers little helpers« (Rolling Stones).