Benchmarking und Hirndoping
Leistungsvergleiche und Leistungsbeurteilungen werden nicht nur innerhalb eines Unternehmens, einer Abteilung oder einer Institution durchgeführt, sondern auch im Abgleich mit anderen Unternehmen, Abteilungen und Mitarbeitern. Wir haben es dann mit dem sogenannten Benchmarking zu tun: »Unter Benchmarking wird ein kontinuierlicher Prozess verstanden, bei dem Produkte und Dienstleistungen der eigenen Unternehmung mit denen des stärksten Mitbewerbers gemessen und miteinander verglichen werden […] Benchmarking ist also keineswegs eine einmalige Wettbewerbsanalyse bzw. Stärken-Schwächen-Analyse mit anschließendem Vergleich […] Vielmehr ist Benchmarking ein kontinuierliches Verbesserungssystem, das direkt in die Unternehmung implementiert wird, […] mit dem die Unternehmensziele und -aktivitäten im ständigen Vergleich […] angepasst werden können. Benchmarking ist heutzutage wichtiger als je zuvor, denn von Tag zu Tag verschärfen sich diverse Marktbedingungen. Mit Hilfe von Benchmarking können Unternehmungen wettbewerbs- und überlebensfähig bleiben.«[160]
Maßstab für Qualität und Erfolg sind auch hier keine Normen, statistische Mittelwerte oder festen Soll-Werte. Beim Benchmarking – und hier liegt die Gemeinsamkeit mit dem Leistungssport deutlich vor Augen – geht es um die Jagd nach immer neuen Rekorden. »Nach dem Spiel ist vor dem Spiel« (Sepp Herberger). Zielgröße sind die Besten, die es zu übertreffen gilt. Bescheidenheit ist nicht vorgesehen. Sie bedeutet Niederlage, gefährdet das Überleben und ist vielleicht sogar schon der Tod. Die so wertgeschätzten und oft beschworenen Win-Win-Situationen gibt es beim Benchmarking nicht. Nur einer kann der Beste sein. Wer es nicht ist, muss alles Erdenkliche tun, um es zu werden. Wenn er es dann ist, ist die Sache aber noch lange nicht vorbei. Jetzt muss er alles tun, um es zu bleiben, während die andern alles versuchen, es zu werden: »Ein erfolgreiches Benchmarking darf keine einmalige Angelegenheit sein. Benchmarking kann seine volle Wirkungskraft nur durch wiederholte Anwendung erzielen.«[161]
Wir haben hier also fast eine identische Situation wie bei der Tour de France. Verständlich daher, dass hier auch mit ähnlichen Mitteln gearbeitet wird. Beim Benchmarking ist aber Hirndoping nicht verboten. Wenn man erwischt wird, ist es nicht schlimm. Im Gegenteil: Nicht selten hat einem ja sogar der Mannschaftsarzt, Pardon: der Betriebsarzt oder der befreundete Apotheker des Vertrauens eindringlich zum Doping geraten. Beim Benchmarking fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker!