Traumatisches Erleben und Erzählen
Wenn wir ein Trauma erleben und davon erzählen, erzählen wir von Katastrophen: »Es ist nichts mehr so wie vorher – Ich habe den Boden unter den Füßen verloren – Für mich ist eine Welt zusammengebrochen – Es war unvorstellbar, ich habe das nicht für möglich gehalten – Es verschlägt mir die Sprache – Ich kann es nicht fassen – Nein, das kann nicht sein, das ist unmöglich – Alles was bisher galt, gilt nicht mehr – Ich habe keinen Platz mehr in der Welt.«
In diesen Aussagen drückt sich die traumatische Erfahrung aus. Unsere Wahrnehmung, unsere Konzepte, unsere Drehbücher, unsere Deutungsschemata und unsere Annahmen über uns und die Welt funktionieren nicht mehr. Der Filter unserer Vorstellungen ist durchlöchert, zerstört oder zusammengebrochen. Wir fühlen uns der Welt schutzlos ausgeliefert. Zu unseren Vorstellungen gehören Annahmen über uns selbst, über andere und den Zustand der Welt:
Annahmen über uns selbst können Vorstellungen sein über das Ausmaß unserer Selbstbestimmung, über unsere Kontrollkompetenzen, über die Verlässlichkeit unserer Urteile, unserer Fähigkeiten und Talente. Machen wir nun Erfahrungen, die nicht mehr zu unseren Vorstellungen passen, dann können diese Erfahrungen traumatisieren. Besonders traumatisierungssensibel sind Menschen, die die Vorstellungen entwickelt haben, sich nur auf sich selbst verlassen zu können und dabei der Ansicht sind, ein großes Maß an Kontrolle über das eigene Leben oder die Welt zu haben.
Annahmen über andere sind Vorstellungen über die Berechenbarkeit, Vorhersagbarkeit und Zuverlässigkeit anderer. Hier sind die Menschen besonders traumatisierungssensibel, die besonders hingebungsvoll vertrauen und sich vorbehaltlos auf andere verlassen.
Annahmen über die Welt. Hier sind Menschen besonders traumatisierungssensibel, die einen stabilen, rational logischen Weltfilter für sich entwickelt haben, die davon ausgehen, dass es in der Welt berechenbar zugeht oder die an eine ausgleichende Gerechtigkeit glauben. Menschen also, die einen Filter benutzen, der auf Vorstellungen von Fairness, Gerechtigkeit, Logik und Ordnung basiert.
In der traumatisierenden Erfahrung brechen diese Filter zusammen.