Hirndoping im alltäglichen Wettkampf
Der unablässige Wettbewerb in allen Bereichen des Lebens unterwirft uns dem Diktat fortwährender Selbstoptimierung. Die Anforderungen sind vielfältig, die Messlatten werden immer höher gesetzt. Die Angst vor dem Scheitern wird immer größer, die Stimme der Ängstlichen immer kleinlauter, denn: Die Angst darf sich nicht äußern.
Die Aufforderungen kommen meist plump und wenig überzeugend daher. Sie schreiben schnelles Handeln und schnelle alternativlose Entscheidungen vor. Seltener holen sie weiter aus und versuchen Plausibilität und Fundiertheit vorzuführen. So wie etwa das dickleibige Werk des bestseller- und fernsehtauglichen Peter Sloterdijk. Der Titel tritt dem Leser gleichermaßen aufdringlich befehlend wie eindeutig überzeugt entgegen: »Du musst dein Leben ändern!«[158]
Sloterdijk will seinen Aufruf als Beitrag zur »Anthropotechnik« verstanden wissen, Verfahren, die zur Verbesserung des Menschen notwendig sind, um nach vorn und nach oben zu kommen. Der Autor ist sich am Ende seines Buches gewiss, dass »die Zeitgenossen sich früher oder später davon überzeugen, dass es kein Menschenrecht auf Nicht-Überforderung gibt«[159] . Stattdessen gebe es nur eine Richtung, nicht einfach nur zu leben, sondern sein Leben richtig zu führen: nach oben und nach vorn.
Die Selbstoptimierung der Ich-AG und die Optimierung von Unternehmen gleichen sich an. Hirndoping ist das Mittel, das in beiden Fällen seinen Zweck zu erfüllen verspricht.