Waffe: Geheimdiplomatie
Ignorieren und Geheimhalten heißt die Devise bei der Angstbekämpfung. Ignorieren und Geheimhalten ist aber auch die Devise beim Umgang mit der Angst selbst. Vor sich selbst die Angst zu ignorieren ist schwierig bzw. unmöglich, daher kommt nur Geheimhalten in Frage. Sich nichts anmerken lassen, damit die anderen nichts merken.
Obwohl unter vier Augen jeder sofort zustimmt, dass die Angst eines der größten Probleme in Unternehmen darstellt – und zwar nicht nur die allen verständliche und überall offen kommunizierte Angst vor dem Arbeitsplatzverlust und Einkommenseinbußen, sondern auch die Angst gestandener Führungskräfte vor dem nächsten Tag oder der nächsten Stunde. Aber es ist immer die Angst der anderen. Deshalb wurde auch vor ein paar Jahren ein Seminarangebot des Autors mit dem Titel »Angst im Unternehmen« zwar als hochrelevant bejubelt, die begeisterten Massen blieben jedoch eher fern, und die Teilnehmer, die schließlich an dem Seminar teilnahmen, kamen wegen der Angst anderer.
Das Ignorieren und Geheimhalten ist zwar ein verständlicher Versuch, die Angst in den Griff zu bekommen, bewirkt aber in erster Linie, dass die Angst noch zunimmt. Denn die Versuche, die Angst durch Geheimhaltung in den Griff zu bekommen, wie auch die Versuche der aktiven Bekämpfung der Angst führen dem bekämpften Gegner, der Angst, Energie zu, die sie weiter wachsen lässt. Der Gegner Angst wird durch den Kampf nicht geschwächt, geschweige denn besiegt, sondern gestärkt und zum dauerhaften Sieger. Die Stimmung wird immer schlechter, je mehr man sich anstrengt, sie zu bekämpfen.