Neurodoping: Wie sieht das Marketing aus?
Hinzu kommt eine merkwürdige Situation in der Arzneimittelforschung:[153] Die überwiegende Zahl der Arzneimittelstudien zu Antidepressiva wird von den am Verkauf von Antidepressiva beteiligten und natürlich interessierten Pharmafirmen finanziert. Inzwischen liegen mehrere nicht von der Pharmaindustrie finanzierte Studien vor, die zeigen, dass für die jeweils untersuchte (hauseigene) Substanz häufiger positive Ergebnisse erbracht werden als in anderweitig finanzierten Studien. Dadurch wird nicht nur das eigene Produkt in ein möglichst günstiges Licht gerückt, sondern es werden auch Ärzte und Patienten über die Wirkungen oder eben auch nicht vorhandenen Wirkungen ihrer Produkte im Unklaren gelassen. Ärztliche Behandlungsentscheidungen werden dadurch beeinflusst und Patienten sogar gefährdet. Pharmafirmen stellen sich so die Evidenz her, die sie für ihr Marketing und den Verkauf ihrer eigenen chemischen Produkte brauchen. Genauso absurd wäre es, wenn bei einer Eiskunstlaufweltmeisterschaft die Sportler selbst bestimmen könnten, welche Bewertungen sie für ihre Darbietung bekommen. Nur geht es nicht um Eiskunstlauf, um Pirouetten, Rittberger, Lutz und Axel, sondern um Chemie, Wirkungen, Nebenwirkungen, Millionen von Menschen und Milliardenumsätze.