Schlussbilanz
Die Hoffnung, die gute Stimmung verbreiten soll, hat erhebliche Nebenwirkungen. Hoffnung lässt sich meist nur erzeugen und vor allem aufrechterhalten, wenn man selbst erheblich unter seinem Niveau bleibt. Sich nicht informieren, Informationen ignorieren, dumm bleiben oder sich auch nur dumm stellen strengt an und wird zu einer erheblichen Belastung. Nur ein kleiner Schritt ist es dann dorthin, wo Hoffnung nur noch durch Lügen, Betrug und Schönfärberei gerettet werden kann oder wo es gelingt, Lügen für Wahrheit, Betrug für Ehrlichkeit und Schönfärberei für Realismus zu halten.
Diese vielfältigen Belastungen und Anstrengungen können überfordern und die Lebensqualität erheblich einschränken. Müdigkeit breitet sich aus. Noch mehr: Man wird lebensmüde. Wir haben es also mit einer Situation zu tun, in der die Absicht, positive Stimmung durch Hoffnung zu erzeugen, ganz miese Stimmung zur Folge hat.
Positives, hoffnungsvolles Denken lässt einen im konkreten wie auch im psychologischen Sinne verarmen. Man kann sich dabei selbst abhanden kommen. Auch wenn uns manche Hoffnungspropheten[73] raten, uns von den Negativdenkern, den Defätisten und Hoffnungsverweigerern fernzuhalten, erleichtern solche Ratschläge das Leben kaum und führen auch nicht zu guter Stimmung. Denn diese Trennungskandidaten geben uns, auch wenn sie vielleicht manchmal nerven, die Gelegenheit, uns nicht ganz in unserer hoffnungsverschleierten, schöngefärbten Parallelwelt zu verschanzen. Sie haben Nützliches zu sagen. Sie tragen dadurch nicht unwesentlich zu einem besseren Leben bei.