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»Guten Morgen, Thorwald.« Mark grinste, als er die brummige Stimme seines Freundes aus Studientagen hörte. »Ich weiß, es ist früh, aber ich bräuchte deinen Rat in einer diffizilen Angelegenheit. Hast du ein paar Minuten?« Mark lauschte der Antwort und sah dabei flüchtig die Briefe durch, die Schwester Annemarie bereits geöffnet hatte. Ab und zu berieten er und Thorwald sich gegenseitig. Er selbst war Spezialist für Fallanalysen, Thorwald Friedensreich für Hypnosetherapie. Bei jedem Telefonat versicherten sie sich, dass es an der Zeit sei, sich wieder einmal zu treffen. In den letzten drei Jahren hatten sie es nicht geschafft. Und wahrscheinlich würde es auch heute wieder bei dem Versprechen bleiben.

Mark setzte fort. »Ich habe derzeit eine problematische Patientin. Sie kommt in einer halben Stunde. Ich bin mir unschlüssig, ob die Hypnosetherapie in diesem Fall nicht sogar kontraproduktiv ist.« Er war heute eine Stunde eher in die Praxis gegangen, um sich die Aufzeichnung der letzten Sitzung mit Maria Sandmann anzusehen und seine Notizen durchzugehen. »Sie ist noch nicht sehr lange bei mir in Behandlung. Das erste Mal kam sie vor zwei Wochen mit diffusen Befindlichkeitsstörungen.« Mark fasste kurz zusammen, was in der Zwischenzeit passiert war, und beschrieb die suizidalen Fantasien, das Schlafwandeln und die Gedächtnisausfälle. In der gedrängten Form seiner Aufzeichnungen wirkten die Symptome noch beunruhigender. Er endete mit dem gestrigen Besuch Maria Sandmanns und dem Inhalt des Briefes. Thorwald ließ sich noch einmal den genauen Ablauf der Hypnosesitzung erläutern und wiederholte dann die Details stichpunktartig. Vor dem geöffneten Fenster zwitscherte eine Amsel. Es würde wieder ein heißer Tag werden. Marks Augen glitten über das Familienbild, und er runzelte die Stirn. Anna war auch heute Morgen noch wütend auf ihn gewesen. Und wie er sie kannte, würde ihr Zorn noch ein paar Tage anhalten. Er beschloss, ihr heute Abend einen Blumenstrauß mitzubringen. Thorwald war fertig mit seiner Zusammenfassung. »Es ist natürlich immer schwierig, eine Ferndiagnose zu stellen, aber ich schlage dir vor, dass du diese Patientin heute nicht hypnotisieren solltest, Mark. Ich glaube, sie ist noch nicht so weit. Da schlummern bedrohliche Dinge in der Psyche, die du nicht zu schnell hervorholen darfst, sonst gefährdest du ihre Stabilität noch weiter. Ich muss jetzt los, aber ich werde über den Fall nachdenken. Kannst du mir eine Zusammenfassung faxen? Dann telefonieren wir heute Abend noch einmal.« Er verabschiedete sich und legte auf. Mark sah zum Fenster. Gelbgefiltertes Licht drängte durch die Blätter der Kastanie. Ein Auto hupte, dann war es wieder still. Die Patientenakte lag aufgeschlagen auf dem Schreibtisch. Ein schneller Blick zur Uhr zeigte ihm, dass ihm noch fünfzehn Minuten blieben, bis Maria Sandmann kam. Gerade ausreichend Zeit, um seine Notizen an den Freund zu faxen. Er würde Schwester Annemarie die privaten Daten und den Namen schwärzen lassen, um die Schweigepflicht nicht zu verletzen. Mark klemmte sich die Papiere unter den Arm und ging zur Tür.

 

»Fahr doch, du Heini! Mann, Mann, Mann…« Mark schüttelte den Kopf. Das Auto vor ihm zuckelte mit sechzig über die Schnellstraße. Das Kennzeichen verriet ihm, dass es sich um ein Auto aus dem Landkreis Dahme-Spree handelte. Diese Fahrer waren bei den Berlinern als schlimme Trödler verschrien. Und der Mann trug einen Hut. Das war ein schlechtes Zeichen. Welcher normale Mensch ließ im Auto seinen Hut auf? Und erst recht bei der Hitze?

In letzter Minute bremste Mark seine linke Hand, die gerade die Lichthupe betätigen wollte. Er führte sich auf wie ein Neandertaler. Aber da nützte das ganze Psychologiestudium nichts. In ihren Autos wurden sie alle wieder zu Steinzeitmenschen. Er konnte die psychologischen Hintergründe dafür erklären. Und doch war er manchmal nicht in der Lage, das Wissen darum auf sein eigenes Verhalten anzuwenden. Der Hutfahrer bog ab, und Mark trat aufs Gas. Er hatte es eilig.

Auf der Autobahn stellte er den Tempomat auf hundertvierzig und dachte über sein weiteres Vorgehen nach. Maria Sandmann war nicht zur vereinbarten Zeit erschienen. Nachdem er ihr eine Viertelstunde Karenzzeit gegeben hatte, war Mark unruhig geworden und hatte seine Sprechstundenhilfe angewiesen, die Patientin anzurufen  – die Nummern hatten sie in der Akte, aber diese war weder an ihr Festnetztelefon noch an ihr Handy gegangen. Freunde oder Verwandte, die im Notfall verständigt werden konnten, hatte sie nicht angegeben. Den für elf Uhr bestellten Patienten hatte Mark abwesend und ziemlich schnell abgefertigt, nur um sich danach sofort wieder seinen Aufzeichnungen im Fall Maria Sandmann zuzuwenden. Die Gewissensbisse, sie in ihrem derangierten Zustand gestern Abend einfach so wieder nach Hause geschickt zu haben, nahmen von Minute zu Minute zu.

Nach einer weiteren Viertelstunde hatte Mark es nicht mehr ausgehalten und die Nachmittagstermine abgesagt. Und jetzt saß er hier in seinem Auto und war auf dem Weg zu Maria Sandmann, in dem Wissen, dass es im höchsten Maße unprofessionell war, eine Patientin zu Hause aufzusuchen.

Aber falls seine Vermutung stimmte, dass die Frau durch diesen Brief inzwischen hinter das tief in ihr verborgene Geheimnis gekommen war, war sie akut gefährdet. Mark gab Gas.

»Was willst du denn schon hier?« Tom redete, ohne hochzusehen. »Ist doch erst zehn.«

»Ich habe einiges zu recherchieren.« Lara hängte ihre Tasche über den Stuhl und grüßte die anderen in der Redaktion, indem sie in die Runde winkte. Musste sie sich jetzt schon vor dem Kollegen rechtfertigen, dass sie vor Schichtbeginn da war?

»Na, dein Problem. Wenn du so arbeitsgeil bist, bitte schön.«

Lara antwortete nichts. Tom Fränkel schien schlechte Laune zu haben. Er achtete jedoch stets darauf, dass kein Außenstehender seine Pöbeleien mitbekam, schon gar nicht Hampenmann. Dem Chef gegenüber präsentierte er sich als arbeitseifriger, kompetenter Journalist.

Sie setzte sich und fuhr ihren Computer hoch. Nur kurz dachte sie an das »Mobbing-Tagebuch«, das sie hatte anlegen wollen. Irgendwann würde Tom seine gerechte Strafe bekommen, so viel war sicher.

Zuerst checkte Lara den Newsticker, fand aber nichts, das ihr interessant genug erschien, um gründlicher nachzulesen. Der Hampelmann war außer Haus. Sie konnte in Ruhe ihre Nachforschungen abwickeln. Natürlich hätte sie auch zu Hause recherchieren können, aber sie kam von außen nicht in den Dienstcomputer, und da sie gestern Abend die Mails hier am Arbeitsplatz geschrieben und dann vergessen hatte, die Antworten auf ihren Privataccount umzuleiten, konnten eingehende E-Mails an Lara Birkenfeld auch nur hier abgefragt werden. Zuerst aber wollte sie sich die Seiten zum Kinderheim Ernst Thälmann ansehen, die Sebastian Wallau gestaltet hatte. Lara rief ihre Notizen auf, klickte auf den Link und verschwand im Jahre 1988.

 

»Hubert und ich gehen essen. Kommt jemand mit?« Friedrich stand in der Tür, die obligatorische Zigarette hinter dem Ohr, und blickte in die Runde.

»Ich hab zu tun. Sorry, Jungs.« Tom tippte unentwegt. Isabell kam aus dem Nebenraum und schüttelte den Kopf, wobei sie zu Tom sah. Nur Lara nickte und angelte ihre Tasche von der Lehne. Der Ausflug an die frische Luft bot eine gute Gelegenheit, Mark anzurufen, ohne dass die halbe Redaktion mithörte.

 

»Ich bin vielleicht vollgefressen!« Friedrich strich sich über den deutlich sichtbaren Bauch. »Aber das war lecker!« Hubert nickte und stampfte hinter ihm die Treppe hoch. Lara folgte den beiden und verkniff sich ein Grinsen. Sie hatte im Gegensatz zu den Männern nur einen Salat mit Thunfisch gegessen und fühlte sich erfrischt. Leider war Mark nicht an sein Handy gegangen, und als sie es in der Praxis versuchte, hatte sie von seiner Sprechstundenhilfe nur erfahren, dass er überraschend seine Nachmittagstermine abgesagt hatte, um zu einem wichtigen Termin zu fahren. So hatte Lara ihm lediglich eine Nachricht auf der Mailbox hinterlassen, dass sie Neuigkeiten im Fall Grünkern habe und er sie schnellstmöglich zurückrufen sollte.

Oben angekommen, schnaufte Friedrich hörbar. Mit einem atemlosen »Dann wollen wir mal wieder« öffnete er die Tür. Hintereinander marschierten sie in die Redaktion. Die beiden Männer verschwanden im Nebenraum. Lara sah sich um. Tom war verschwunden, und auch Isabell war nirgends zu sehen. Vielleicht hatten die beiden sich doch für eine gemeinsame Pause entschieden. Laras Lächeln verblasste, als ihr Blick auf das Standby-Lämpchen ihres Rechners fiel. Der USB-Stick war noch immer angesteckt. Sie hatte vergessen, ihn mitzunehmen. Du lernst es nie, Lara Birkenfeld.

Mit einem Schnaufen setzte sie sich auf ihren Drehstuhl und erweckte den Computer zum Leben.

Zumindest eines hatte sie voriges Jahr gelernt: herauszufinden, wann die Dokumente auf ihrem Rechner zuletzt geöffnet worden waren. Mit drei schnellen Klicks stellte sie fest, dass vor fünfzehn Minuten jemand die Dateien zu »Plattenbauleiche eins«, »Plattenbauleiche zwei« und »Recherche Kinderheime« angeklickt hatte.

Lara machte einen Bildschirmschuss zum Beweis. Sobald Tom zurück war, würde sie ihm die Hölle heiß machen. Dieses Mal würde er nicht ungeschoren davonkommen! Mit zusammengebissenen Zähnen betrachtete sie den Beweis noch ein paar Sekunden lang und beschloss dann, sich abzulenken. Sie hatte noch eine Dreiviertelstunde bis zu ihrem eigentlichen Dienstbeginn. Gerade genug Zeit, um die Mailbox abzufragen. Lara loggte sich ein.

Hallo, Frau Birkenfeld,

das scheint ja ein reger Briefwechsel zu werden …

Sie haben den Knackpunkt in meiner Mail gleich erkannt.

Ganz richtig, wenn etwas »verjähren« kann, dann muss es sich um etwas Unrechtes handeln, etwas, das eine Gesetzesstrafe nach sich ziehen würde.

Was ist in unserem Heim passiert?, fragen Sie. Das ist nicht mit wenigen Worten zu beschreiben. Es waren viele Kleinigkeiten und daneben auch richtig schlimme Dinge. Ich bin mir noch unschlüssig, ob ich Ihnen meine Erfahrungen einfach so anvertrauen kann.…

Sie haben nach Herrn Grünkern gefragt. Leider kann ich dazu nicht viel sagen. Er war bis Mitte der achtziger Jahre Heimleiter im Ernst Thälmann. Danach kam Frau Sagorski. Ihn selbst habe ich also gar nicht kennengelernt, sein Name ist mir nur aus den Berichten einiger anderer Heimkinder bekannt, mit denen ich gemailt habe.

Er war ein sehr böser Mann. Mehr möchte ich dazu nicht sagen. Nur so viel: Grünkern stand auf Kinder, wenn Sie wissen, was ich meine. Angeblich bevorzugte er blonde Mädchen, je jünger, desto besser.

»Na, du bist ja voll konzentriert!« Lara schrak zusammen und drehte sich zu Tom um, der direkt hinter ihr stand und ihren Bildschirm fixierte.

»Das geht dich überhaupt nichts an!« Der Satz kam lauter heraus, als sie es gewollt hatte, und Lara bemerkte, wie die anderen aufhorchten.

»Hoppla! Hast du schlechte Laune, Liebchen? Lass das bitte nicht an mir aus.«

»Ich bin ziemlich verärgert, Tom. Und du weißt genau, warum. Stell dich also nicht dümmer, als du bist! Und nenn mich bitte nicht ›Liebchen‹.«

»Was ist denn auf einmal mit dir los?« Tom runzelte die Stirn, und Lara bewunderte seine schauspielerischen Fähigkeiten.

»Du hast in meinen Dokumenten herumgeschnüffelt, als ich vorhin mit Hubert und Friedrich essen war! Und zwar exakt um zwölf Uhr drei. Ich habe Beweise!« Jetzt war es totenstill in der Redaktion.

»Das ist nicht dein Ernst.« Auch Tom hatte nun die Stimme erhoben. Wahrscheinlich, damit ihn auch alle hören konnten. »Ich bin fünf vor zwölf runtergegangen, um ein paar belegte Brötchen aus der Brasserie zu holen, und war viertel eins wieder hier. Frag Isabell, wenn du mir nicht glaubst.« Lara merkte, dass ihr Mund ein wenig offen stand, und schloss ihn. Das konnte der Typ doch nicht ernst meinen? Wer war dann an ihren Dateien gewesen? Lara glaubte nicht, dass Isabell für Tom lügen würde. Aber irgendjemand hatte sich an ihren Dokumenten zu schaffen gemacht, während sie essen gewesen war. Und sie würde herausfinden, wer der Verräter war.

»Ich dachte, das nimmt ein Ende, nachdem der Chef mit dir gesprochen hat, Lara.« Tom sah sich kurz um, ob auch die ganze Redaktion hörte, was er zu sagen hatte, dann fuhr er fort. »Du kannst mich nicht leiden. Okay, das muss ich akzeptieren. Aber dass du versuchst, mir Dinge unterzuschieben, die ich nie tun würde, ist eine Frechheit. Das muss aufhören. Und zwar sofort.« Er blähte seinen Brustkorb auf wie ein entrüsteter Puter und stemmte die Arme in die Seiten.

»Aber…« Lara wandte den Blick ab, weil sie das Schauspielgehabe nicht mehr sehen konnte. Ihr Zorn verdampfte wie ein Wassertropfen auf einer heißen Herdplatte, während sie mit halboffenem Mund auf die letzten Zeilen in Sebastian Wallaus Mail starrte.

Ich habe den ganzen Abend über das Heim und die Ereignisse nachgedacht. Dabei ist mir eingefallen, dass ich in meiner Liste noch jemanden vergessen habe: Herrn Meller. Ich glaube, er hieß mit Vornamen Sieg fried, aber wir nannten ihn nur »Fischgesicht«.

Laras Brust verengte sich, und sie bekam keine Luft mehr. Hinter ihr schwafelte Tom. Sie hörte seine Worte wie durch Watte.

»Entschuldigt mich … Ich muss dringend telefonieren!« Lara Birkenfeld schnappte sich ihre Handtasche und rannte hinaus, verfolgt von den verblüfften Blicken der Kollegen.

Matthias versuchte, die Tabletten aus der Blisterpackung zu drücken, aber seine Finger gehorchten ihm nicht. Zweimal fiel sie zu Boden, ehe er es aufgab und zum Messer griff. In seinem Kopf kreischte eine Horde wildgewordener Affen. Die Metallspitze bohrte sich in die dünne Aluminiumhaut und riss mit einem heftigen Ruck die Hülle ein. Drei Tabletten purzelten heraus, und Matthias griff danach, warf sie sich in den Mund und spülte mit Cola nach. Er ließ Messer und Tablettenpackung fallen und hastete zurück ins Arbeitszimmer.

Unerschütterlich stand die Holzschatulle mit aufgeklapptem Deckel auf seinem Schreibtisch. Die Schnitzereien wirkten im gelben Licht der Schreibtischlampe plastischer als sonst. Seine Hände zitterten noch immer. Matthias hob das Kästchen hoch und drehte es mit einem Ruck um. Leise raschelnd fielen die Zettel heraus. Er betrachtete das Durcheinander auf der Unterlage. Dann setzte er sich, rutschte mit dem Stuhl dicht an die Kante des Schreibtischs und betrachtete die Papiere, wobei er beide Hände fest auf die Ohren presste, um den Lärm in seinem Kopf nicht zu laut werden zu lassen. Zehn Minuten verstrichen, ohne dass er sich rührte. Es kam ihm so vor, als könne er das Auflösen der Tabletten in seinem Magen als feines Brennen spüren. Ganz langsam krochen seine Finger auf den schmalen Stapel zu, und dann begann Matthias ein weiteres Mal, die Papiere durchzusehen.

Nachdem er alles zweimal auseinandergefaltet, aufgeschüttelt und dann wieder sortiert hatte, war klar, dass er sich nicht geirrt hatte. Der erste Brief an Mandy war verschwunden. Ein wildes Jaulen, wie von einem Tier, verschaffte sich Bahn, dann kreischten die Stimmen in seinem Kopf, lauter als je zuvor. Wo ist dieser verdammte Brief?

Hatte er ihn versehentlich abgeschickt? Aber warum konnte er sich dann nicht daran erinnern? Matthias stopfte die restlichen Papiere zurück in die Schatulle und versuchte nachzudenken. Die Gedanken spielten Fangen in seinem Gehirn, versteckten und jagten sich. Zwischendurch flammten immer wieder Wörter wie eine grellrote Neonreklame auf: Wo  – ist  – der  – Brief?

Er sah sich selbst am Tisch sitzen, die Haare zerrauft, sah, wie die Finger unablässig einen Marsch auf das Holz trommelten. Er musste sich zusammenreißen. Etwas in seinem Kopf funktionierte nicht mehr richtig.

Plötzlich sprang er hoch, machte zwei schnelle Schritte und klappte den Deckel des Kopierers auf. Auf dem Vorlagenglas lag der Brief. Seine erste Nachricht an Mandy. Fast wären ihm die Tränen gekommen, aber er konnte sich gerade noch beherrschen. Die Kopien waren verschwunden, aber nachdem er den Papierkorb durchsucht hatte, fand er fein säuberlich abgetrennte Ausschnitte. Matthias legte die Teile neben das Original und verglich Zeile für Zeile. Die fehlenden Textpassagen waren unerheblich. Wenn das die Teile waren, die Mandy erhalten hatte, bestand keine unmittelbare Gefahr. Langsam beruhigte er sich wieder. Das Geschrei im Kopf wurde zu einem leisen Murmeln. Endlich wirkten die Tabletten. Matthias Hase war wieder funktionsfähig. Er ballte mehrmals die Fäuste und lockerte sie wieder, dann fühlte er sich bereit zu neuen Taten.

Vielleicht hatte Mandy den Brief gar nicht ernst genommen. Wie es aussah, hatte er ihr nur Auszüge geschickt. Und trotzdem spürte er, dass die Zeit knapp wurde. Wenn er sich Miss Piggys annehmen wollte, dann musste er sich beeilen.