38
»Sonnabend, der achte August, vierzehn Uhr fünfzehn. Ich spreche mit Frau Herta Ehrsam und Frau Leonie Stengel.« Lara blickte bei der Nennung der Namen von einer zur anderen, und die beiden Alten nickten. Sie schienen fasziniert von dem Diktiergerät, das die Journalistin sich vor den Mund hielt. Lara verkniff sich ein Lächeln, drückte auf den Stopp-Knopf und fuhr fort. »Meine Damen, falls ich Sie zitiere, brauche ich die exakten Namen. Sie sind damit einverstanden, dass ich das, was Sie mir erzählen, auch veröffentlichen darf?«
Die beiden Frauen nickten, und Lara legte ihnen ein vorbereitetes Blatt auf den Tisch. »Dann unterschreiben Sie mir bitte hier.«
»Das ist spannend, nicht, Leonie?« Herta Ehrsam schob die Brille nach oben und kritzelte dann ihre Unterschrift auf das Papier. Ihre Freundin zog das Blatt zu sich herüber und unterschrieb ebenfalls. Struppi, der kleine zottige Terrierverschnitt, saß mit aufgerichteten Ohren neben seinem Frauchen und schien zuzuhören.
»Danke. Ich schalte gleich das Diktiergerät wieder an, und dann kann es losgehen.« Lara betrachtete den Berg Haferkekse und das Geschirr mit dem Goldrand. »Oder vielleicht trinken wir zuerst Kaffee und reden danach über den Fall. Mit vollem Mund erzählt es sich so schlecht.«
Man konnte sehen, dass die beiden Alten darauf brannten, ausgefragt zu werden, aber sie rissen sich zusammen. Nachdem jede von ihnen eine Anstandstasse Kaffee und ein paar Kekse zu sich genommen hatte und auch Frau Ehrsams Hund nicht zu kurz gekommen war, lehnte sich Leonie Stengel zurück und seufzte wohlig. Ihre Augen funkelten. Sie wusste, dass sie hier die Hauptperson war, denn was hatte ihre Freundin schon zu erzählen – schließlich war nicht sie die Nachbarin eines ermordeten Mannes.
»Gut, Frau Stengel. Los geht’s.« Lara schaltete ihr Diktiergerät ein. »Rainer Grünkern hat also in Ihrem Haus gewohnt.«
»Ja. Ganz oben. Ich wohne im zweiten Stock.«
»Kannten Sie ihn näher?«
»Na ja, ein bisschen. Wie man sich so kennt, wenn man viele Jahre im gleichen Haus lebt. Er ist … war … ein unauffälliger Mann. Sehr sportlich. Jeden Tag war er radfahren oder spazieren. Wirklich jeden Tag, auch im Winter! Und er hat immer freundlich gegrüßt.«
»Rainer Grünkern war Rentner, nicht?« Lara kannte die Antwort, aber es schadete nichts, wenn die alte Dame das Gefühl hatte, ihre Fragen beantworten zu können.
»Schon ein paar Jährchen. Genau wie wir beiden alten Truden.« Leonie Stengel stupste ihre Freundin am Arm, und der Hund ließ einen kurzen Kläffer los. »Der muss so um die siebzig gewesen sein, auch wenn er jünger ausgesehen hat.«
»Wissen Sie, wo er vor seinem Ruhestand gearbeitet hat?«
»Der war in der Schraubenbude – also, wir haben das immer so genannt. Diese Metallteilefirma in der Halleschen Straße. Davor soll er Lehrer oder so etwas in der Art gewesen sein, aber nicht hier. Irgendwo bei Zwickau. Das weiß ich aber nicht genau. Hab’s bloß mal irgendwo gehört. Wahrscheinlich war er bei der Stasi, und sie haben ihn nach der Wende aus der Volksbildung rausgeschmissen. Da ist er dann in diese Schraubenbude gegangen.« Herta Ehrsam pflichtete ihrer Freundin durch heftiges Nicken bei.
»Verstehe. Zuerst vermutlich Lehrer bei Zwickau und dann ›Schraubenbude‹.« Lara lächelte der Alten aufmunternd zu.
»Hatte Herr Grünkern Angehörige?«
»Gelebt hat er jedenfalls allein. Ich kann mich nicht erinnern, dass er verheiratet war. Jedenfalls nicht, solange er bei uns in der Ringstraße gewohnt hat.«
»Wissen Sie, ob er Kinder hatte?«
»Nein.« Leonie Stengel zog die Nase hoch. »Also ich meine, ich weiß es nicht. Aber ich glaube eher, er hatte keine. Sonst hätten sie ihn doch mal besucht, nicht wahr?«
»Das ist anzunehmen. Kamen denn andere Verwandte von Herrn Grünkern zu Besuch? Oder Freunde und Bekannte?«
»Auch nicht. Eigentlich hat er sehr zurückgezogen gelebt.«
Lara checkte ihr Diktiergerät und überflog dann die nächsten Fragen, die sie sich notiert hatte. Das war nicht sonderlich ergiebig. Bis auf die schwammige Aussage zu Grünkerns ehemaligen Arbeitsstätten hatte sie keinen einzigen Anhaltspunkt für weitere Recherchen.
»Nun gut, Frau Stengel. Dann wenden wir uns jetzt mal dem Tattag zu.« Herta Ehrsam beugte sich ein wenig nach vorn, und ihre kleinen Vogelaugen huschten von links nach rechts. Sie saugte das Gespräch auf wie ein Schwamm.
»Das war am Montag. Waren Sie zu Hause, als die…« Lara zögerte kurz und fuhr dann fort: »… als Rainer Grünkern gefunden wurde?«
»Ja!« Das einfache »Ja« schleuderte sie triumphierend heraus. Endlich konnte Leonie Stengel wieder etwas beisteuern.
»Sehr gut, Frau Stengel.« Ein kleines Lob konnte Wunder wirken. Nötig war es bei dieser Frau nicht, weil sie von Haus aus gesprächig zu sein schien, aber es trug zur Zusammenarbeit bei.
»Wie wurde denn die Leiche entdeckt, wissen Sie das?«
»Sven Bräger hat ihn gefunden. Der wohnt ganz oben. Ein arbeitsloser junger Mann. Die Wohnungstür stand halb offen, und da hat er angeklopft und gerufen. Als niemand antwortete, ist er reingegangen. Hätte ja auch sein können, dass Herr Grünkern gestürzt war und sich nun nicht mehr selbst helfen konnte, nicht wahr?«
»Sven Bräger? Wie schreibt sich das?« Leonie Stengel buchstabierte, und Lara schrieb zur Sicherheit mit, auch wenn alles auf Band war.
»Was wissen Sie noch darüber?«
»Der Sven ist dann rein, wie ich schon gesagt habe. Er hat Herrn Grünkern im Schlafzimmer gefunden. Sven wusste sofort, dass er mausetot war. Der Mann soll auf dem Fußboden gelegen haben, mit Klebeband gefesselt, der Arm war auf ein Holzbrett geklebt. Unter dem Fingernagel steckte eine lange Nadel. Und er hatte einen Schlips um den Hals.« Herta Ehrsam schüttelte sich bei den Worten ihrer Freundin.
»Einen Schlips?«
»Damit ist er erwürgt worden!«
»Tatsächlich.« Lara bemühte sich, es nicht wie eine Frage klingen zu lassen. Anscheinend hatte die alte Dame diesen Sven Bräger nach allen Regeln der Kunst ausgehorcht. Was nicht verwerflich war. Ein Leichenfund im eigenen Wohnhaus würde wohl jeden dazu bringen, Informationen zu sammeln.
»Aber, was noch viel schlimmer ist…«, vor Aufregung flüsterte die Alte jetzt, »Sie glauben nicht, was Sven noch entdeckt hat. Im Schlafzimmer von diesem Grünkern …« Jetzt war aus dem netten Herrn Grünkern »dieser Grünkern« geworden. So schnell änderten sich Wertschätzungen.
»Was denn?«
»Schweinskram! Massenhaft Pornozeitungen. Ein ganzes Regal voller Sexfilme mit Kindern. Lauter grässliches Zeug!« Anscheinend hatte der Nachbar sich gründlich umgesehen, wenn stimmte, was Frau Stengel da erzählte. Aber welchen Grund sollte es für ihn geben, sich so etwas auszudenken? Der Vorwurf der Kinderpornografie war starker Tobak. Lara runzelte die Stirn. Sie hatte alles recherchiert, was die Polizei an die Presse gegeben hatte, aber davon hatte nicht ein Wort in den Berichten gestanden.
»Das hätte ich nie von dem gedacht! Der wirkte immer so gediegen, und er hat immer so nett gegrüßt.« Leonie Stengel schien bitter enttäuscht.
»So kann man sich täuschen.« Herta Ehrsam, die die ganze Zeit mit offenem Mund zugehört hatte, schien nicht sonderlich verwundert zu sein. »Die Unauffälligen sind immer die Schlimmsten. Das wissen wir doch aus jeder Fernsehserie.« Struppi bellte ein kurzes »Wau«, als stimme er zu.
»Ist sich Herr Bräger sicher?« Lara checkte noch einmal das rote Aufnahmelämpchen des Diktiergerätes. Es leuchtete. Aber sie würde die Aufzeichnung nicht brauchen, um die Informationen zu behalten. Sie hatten sich auch so eingegraben.
»Hundert Prozent! Der Computer war auch noch an, hat er gesagt. Wer weiß, was der Schweinehund damit alles angestellt hat. Heutzutage kann man doch mit diesem Internet alles Mögliche machen.« Leonie Stengel schüttelte den Kopf. Sie schien es noch immer nicht fassen zu können.
»Sie haben doch vorhin erzählt, die Wohnungstür habe offen gestanden?«
»Genau.«
»Wissen Sie, ob das Schloss aufgebrochen war?«
»Ich glaube nicht. Keine Einbruchsspuren, hat Sven gesagt.« Das musste ja wirklich ein gründliches Gespräch gewesen sein. Leonie Stengels Augen leuchteten auf, als ihr die Erkenntnis dämmerte. »Das heißt, er hat dem Mörder die Tür aufgemacht, nicht?«
»Könnte sein.«
»Vielleicht kannte er ihn!«
»Lassen Sie uns nicht spekulieren, Frau Stengel. Das überlassen wir besser anderen.« Die beiden Alten wirkten ein bisschen enttäuscht. »Ich würde gern auch noch mit Sven Bräger reden. Er ist arbeitslos, sagten Sie vorhin? Dann müsste er ja zu Hause anzutreffen sein.«
»Leider nein. Er ist am Mittwoch weggefahren und kommt erst übernächste Woche wieder.« Leonie Stengel schien gar nicht böse darüber zu sein, dass ihr Informant nicht erreichbar war. So war gesichert, dass sie vorerst die einzig wichtige Quelle blieb.
»Schade. Na gut.« Lara schielte unauffällig auf die Uhr. Fast eine Stunde war vergangen. Sie hatte ihren Fragenkatalog abgearbeitet und interessante Neuigkeiten erfahren. Damit konnte sie heute Abend Ralf Schädlich ein bisschen auf den Zahn fühlen. Die beiden alten Frauen schienen enttäuscht, dass sie schon loswollte. Nicht jeder Sonnabend war so spannend wie der heutige. Sie verabschiedeten sich mit dem Versprechen, alle Neuigkeiten sofort weiterzugeben. Noch auf der Straße hatte Lara das Gefühl, ihr starrten zwei sensationslüsterne Augenpaare Löcher in den Rücken.
In ihrem Auto stand schwülwarme Luft. Die Sonne hatte den gelben Mini auf Backofentemperaturen aufgeheizt. Lara öffnete beide Türen, setzte sich mit halbem Hintern, die Beine nach draußen, auf den Fahrersitz und suchte nach ihrem Handy. Sie musste das mit Mark besprechen. Hoffentlich war er erreichbar.
»Grünthal.«
»Hier ist Lara.«
»Lara? Hallo.« Mark klang gehetzt. Er fragte nicht, was sie am Sonnabendnachmittag von ihm wollte, aber Lara hatte das Gefühl, sie störe. »Wolltest du mit mir über deinen Kollegen reden?«
»Nein. Es hängt zwar entfernt auch mit Tom zusammen, aber vordergründig geht es um etwas anderes. Ich habe neue Informationen im Fall dieser zweiten Plattenbauleiche. Hast du ein paar Minuten Zeit, um das kurz mit mir zu besprechen?«
»Im Fall der zweiten Plattenbauleiche?« Marks Stimme war etwas höher als sonst. »Wie meinst du das?«
»Äh …« Lara rutschte ein bisschen nach hinten. Hatte sie in der Hektik der letzten Tage vergessen, Mark davon zu erzählen? »Am Montag haben sie hier in der Grünau wieder einen Toten gefunden. Allerdings diesmal nicht in einem Abbruchhaus, sondern in seiner Wohnung.« Aus Marks Telefonhörer kam Kindergeschrei. Sie hörte Mark flüstern: »Es ist dienstlich«, bevor er sagte: »Warte, ich gehe ins Arbeitszimmer.« Eine Tür klappte und es wurde still. Im Telegrammstil fasste Lara die Ereignisse zusammen und endete mit den Worten: »Ich glaube, die zwei Fälle gehören zusammen. Ich weiß nur noch nicht, wie.«
»Es waren also beides Männer im Rentenalter, alleinstehend, sie hatten keine näheren Angehörigen. Und die Tatorte liegen nur wenige hundert Meter voneinander entfernt. Du hast recht, das sind ausgeprägte Parallelen. Aber die Unterschiede sind auch nicht zu übersehen. Was weißt du noch?«
»Die Wohnungstür war anscheinend nicht aufgebrochen.«
»Das spräche dafür, dass er den Täter kannte.«
»Zumindest erschien er ihm nicht gefährlich, sodass Grünkern unbesorgt die Tür geöffnet hat.«
»Du bist eine richtige kleine Detektivin, Lara.« Man konnte Mark grinsen hören. »Und weiter?«
»Angeblich wurde das zweite Opfer gefoltert.«
»Wie?«
»Er soll gefesselt gewesen sein. Sein Arm war auf einem Brett befestigt, und unter dem Fingernagel steckte eine lange Nadel …«
»Lara? Bist du noch dran?«
»Mir ist gerade etwas eingefallen.« Erst jetzt verknüpfte ihr Gehirn den Hinweis von Leonie Stengel, dass der Arm von Rainer Grünkern auf ein Holzbrett geklebt worden war, mit ihren Halluzinationen von letztem Wochenende. War Rainer Grünkern just in dem Augenblick gefoltert worden, als sie mit Mark und Jo im Lindencafé gesessen hatte?
»O mein Gott … Ich habe gesehen, wie der Täter ihn gefoltert hat! Letzten Sonntag. Erinnerst du dich an meine Halluzination, als wir mit Jo in dem Gartenlokal saßen?«
»Ja. Nur zu gut: Werkzeuge, eine Hand, eine Nadel, die unter einen Fingernagel geschoben wurde. Das klingt ziemlich nach dem, was dem Mann angetan wurde.«
»Und ich habe eine Stimme gehört, die gesagt hat: ›Vielleicht hilft dir das, dir die Qualen deiner Opfer besser vorstellen zu können‹.«
»Die Qualen deiner Opfer …«
»In Grünkerns Wohnung wurde angeblich Kinderpornografie gefunden. Was, wenn ein Betroffener sich an ihm gerächt hat?«
»Das klingt nach einem guten Motiv. Dort solltest du ansetzen. Der Mann war fast siebzig. Pädosexualität entsteht nicht erst im Rentenalter. Dabei kann es sich um bloße sexuelle Fantasien, aber ebenso um konkrete sexuelle Handlungen mit Kindern handeln. Ich kann nur mutmaßen, denke aber, dass er vorher schon in der Richtung aktiv gewesen sein wird. Sagtest du nicht, er wäre Lehrer gewesen?«
»Die Nachbarin war sich nicht ganz sicher. Aber anscheinend hat er zumindest in einer Bildungseinrichtung gearbeitet. Sie meinte, er habe in Zwickau gelebt, bevor er nach Leipzig gezogen sei.«
»Wenn das zutrifft, was die Frau sagt, dann könnte auch das ein Zeichen sein. Pädosexuelle ergreifen oft Berufe oder gehen in ihrer Freizeit ehrenamtlichen Tätigkeiten nach, bei denen sie mit Kindern zu tun haben: Lehrer, Erzieher, Chorleiter, Trainer. Nimm es als Arbeitshypothese, dass dieser Grünkern damals schon einschlägig aktiv war. Wenn du ein bisschen in seiner Vergangenheit wühlst, findest du wahrscheinlich Beweise dafür. Vielleicht wurden nach der Wende Tatbestände aus den Akten gelöscht. Aber es müsste in seinem damaligen Umfeld Zeugen geben, die sich erinnern; einstige Arbeitskollegen, Schüler, Eltern. Diese Leute könnte man befragen.« Ein Löffel klapperte in einer Tasse. Sie hörte Mark schlucken. »Aber Lara – versprich mir, dass du vorsichtig bist. Wenn der Täter, der diesen Grünkern ermordet hat, mitbekommt, dass du in dessen Vergangenheit rumwühlst, könnte er auf dich aufmerksam werden. Wir wollen doch nicht, dass du in Gefahr gerätst.«
»Ich werde morgen erst mal im Netz recherchieren und meine Quellen ausschöpfen. Dann sehen wir weiter.« Sie betrachtete das aufgeschlagene Notizbuch auf ihren Knien. Hoffentlich konnte sie das Gekrakel zu Hause noch entziffern. Die Sonne war gewandert und brannte jetzt auf ihren Unterarmen. Am Eingang des Supermarktes hatten sich drei ältere Männer eingefunden. Sie standen mit ihren Bierflaschen im Schatten des Vordaches und unterhielten sich.
»Warum verbeißt du dich eigentlich so in diesen Fall?«
»Weil ich damit angefangen habe. Und was ich anfange, führe ich auch zu Ende. Kriminalobermeister Schädlich hat gesagt, ich sei ein Bullterrier.«
Mark lachte. »Nicht sehr schmeichelhaft. Aber ganz unrecht hat er da nicht.«
»Übrigens hat mir Hampelmann am Dienstag das Gerichtsressort entzogen. Das macht jetzt alles Tom. Ich musste alle Unterlagen an ihn übergeben. Es kam zu einem kleinen Eklat, nachdem ich wegen Tom beinahe einen Gerichtstermin verpasst habe und mich deswegen bei Hampenmann über ihn beschwert habe. Aber da reden wir besser ein andermal drüber.«
»Oh, okay. Aber solltest du dich dann nicht besser aus dem Fall raushalten, um dir nicht noch mehr Ärger einzuhandeln?«
»Muss ich darauf eine Antwort geben?«
»Nein. Ich meinte es auch eher ironisch.« Mark kannte Lara. Nie im Leben würde sie sich von so etwas ins Bockshorn jagen lassen. Im Gegenteil, das weckte ihre Kämpfernatur.
»Übrigens – heute Abend horche ich Schädlich ein bisschen zu dem Fall aus.«
»Schädlich? Aber heute ist Sonnabend. Wieso …« Eine Sekunde verging, dann holte Mark Luft und setzte fort. »Du triffst dich privat mit ihm?«
»Na ja … ich …« Lara druckste herum. War Mark etwa eifersüchtig? »Ich dachte, er packt vielleicht mehr aus, wenn er nicht unter der Fuchtel von Stiller steht.«
»Na, dann viel Glück damit. Und halte mich auf dem Laufenden.«
»Ich rufe dich spätestens am Montag an.«
»Bis achtzehn Uhr habe ich Patienten. Aber danach erreichst du mich in der Praxis.«
»Fein. Dann bis Montag. Und danke, Mark.«
»Sei vorsichtig.« Er legte auf. Lara betrachtete das Handydisplay. Ein feiner Feuchtigkeitsfilm hatte sich über das Glas gelegt. Auch ihr Ohr war schweißnass. Bis zu der Verabredung mit Kriminalobermeister Schädlich war nicht mehr viel Zeit. Sie musste noch den Inhalt ihres Diktiergerätes auf die Festplatte überspielen, damit es bereit für neue Informationen war, duschen, sich umziehen und ein bisschen zurechtmachen. Lara setzte sich zurecht und fuhr los.