Warum wir beim konzentrierten Tun innerlich auftanken

 

Neuropsychologische Forschungen haben ergeben, dass unser Gehirn verhindert, dass störende Reize unser Bewusstsein erreichen, wenn wir konzentriert mit einer Sache beschäftigt sind. Gerade seelisch belastende Sorgen und Grübeleien gehören zu den Störungen, die abgewehrt werden. Wenn wir von einer Sache voll in Anspruch genommen werden, hat unser Gehirn für Störungen gewissermaßen keine Kapazitäten mehr frei. Achten Sie einmal darauf, wie zum Beispiel ein im Spiel versunkenes Kind das Rufen der Mutter nicht bewusst wahrnimmt.

Was bedeutet aber eigentlich Konzentration? Es ist ein innerer Zustand, in dem wir mit unserer ganzen Aufmerksamkeit bei einer Sache sind, und in dem, was wir tun, versinken, darin aufgehen und damit weitgehend eins werden. All unsere mentalen Kräfte richten sich gewissermaßen gesammelt und gebündelt auf die Tätigkeit, der wir nachgehen. Stellen Sie sich vor, wie man Sonnenstrahlen mit einer Lupe bündeln und ein Blatt zum Brennen bringen kann. Natürlich kann diese Bündelung unserer Kräfte unterschiedlich intensiv sein: So wechselt unser Bewusstsein zwischen Zuständen höchster, mittlerer und schwacher Konzentration bis hin zur völlig unkonzentrierter Zerstreutheit.

 

 

Abgesehen von der Leistung, die wir erbringen, den Erfolgserlebnissen, die wir dabei haben und den damit verbundenen Glücksgefühlen, sind für unser Seelenleben vor allem drei Aspekte von heilsamer Wirkung :

 

  1. Je mehr wir bei der Sache sind, desto mehr treten unsere sonstigen Gedanken zurück, insbesondere Sorgen und Probleme. Auch unser Ich tritt in den Hintergrund, wir geraten in den Zustand einer gesunden Selbstvergessenheit. Und gerade, wenn wir mal nicht mit uns selber beschäftigt sind, kann unsere Seele auftanken.
  2. Die Zeit scheint still zu stehen, und wir sind mit unserer Aufmerksamkeit ganz im Hier und Jetzt: ein Zustand, der auch das Ziel verschiedener meditativer Praktiken ist.
  3. Die Leistung ist nicht mehr primär das Ergebnis unserer Willenskraft, sondern entsteht fast wie von alleine, von innen heraus – als würde sich eine uns immanente ureigene Kraft entfalten. In der Zen-Philosophie heißt es, dass Es durch uns wirkt – gewissermaßen die Essenz unserer Seelenkraft.

 

Den Zustand der Konzentration und Sammlung, der Fokussierung unserer geistigen Kräfte und des Darin-Aufgehens können wir bei jeder Tätigkeit erreichen und dabei innerlich auftanken:

 

  • beim Lesen eines Buches,
  • beim Spielen,
  • beim Arbeiten oder Schreiben,
  • beim Sport,
  • beim Musizieren oder Tanzen,
  • beim Kochen,
  • beim Bergsteigen,
  • beim Basteln oder Werkeln,
  • bei der Gartenarbeit,
  • bei allen noch so einfachen Haushaltstätigkeiten.

 

Entscheidend ist lediglich, ob man etwas nur nebenbei erledigt und sich von allen möglichen Störungen immer wieder unterbrechen und (auch mental) ablenken lässt oder nicht.

Konzentriertes Tun zentriert!

 

Beobachtungen zeigen allerdings, dass es vielen Menschen immer schwerer fällt, sich zu konzentrieren und einer Sache mit ihrer ganzen Aufmerksamkeit nachzugehen. Das hat zwei Hauptursachen:

 

Der Grund-Arbeitsmodus unseres Gehirns ist nicht der der Konzentration, sondern der der zerstreuten und zwischen verschiedenen Dingen geteilten Aufmerksamkeit. Ständig wandert unsere mentale Suchmaschine umher und scannt die Umwelt nach gefährlichen oder attraktiven Reizen. Sobald ein solcher auftaucht, richtet sich unser Fokus darauf, um dann wiederum schnell zum nächsten Attraktor zu wechseln. So hüpft der Scheinwerfer unserer Aufmerksamkeit zwischen unterschiedlichen Dingen hin und her und bleibt selten länger bei einer Sache. Konzentriert einer Beschäftigung nachzugehen, ist daher nicht einfach und erfordert einen nicht unerheblichen Willensakt – und das Know-how, wie man überhaupt Konzentration bewusst herbeiführen kann (dazu gleich unten mehr).

 

Wir leben in einer zunehmend reizüberfluteten und somit konzentrationsfeindlichen Welt. Während sich die Geschwindigkeit des Alltagslebens immer mehr steigert, strömt über alle Medienkanäle wie Internet, Fernsehen, Radio, Zeitungen und Zeitschriften ständig eine Fülle von unzusammenhängenden und meist auch unwichtigen Informationen auf uns ein, die unser Gehirn nicht alle verarbeiten kann. Wir unterliegen gewissermaßen einer »immerwährenden Chaosberieselung«, wie es der Fachautor Saum-Aldehoff einmal genannt hat. Immer mehr Zerstreuungen werden uns angeboten. Doch für unsere Konzentrationsfähigkeit sind sie Gift, denn:

Zerstreuung zerstreut.

 

... und zwar unsere Aufmerksamkeit! Überall kann das Handy klingeln und uns unterbrechen, egal, was wir tun, sogar bei einem Waldspaziergang oder beim romantischen Abendessen im Lokal mit unserem Schatz. Mit laufender Videokamera, das Auge am Sucher, läuft der Tourist über den Markusplatz von Venedig, sieht aber nur noch den Film, nicht mehr die Realität. Hanno Rauterberg spricht in der Zeit davon, dass sich die Bilder »wie ein Filter ... zwischen Welt und Mensch« schieben und uns die Gegenwart verstellen. Immer schwieriger wird es, mit der Aufmerksamkeit bei einer Sache zu bleiben: Beim Fernsehen wird von einer Sendung zur nächsten gezappt, noch bevor die erste zu Ende ist, und viele sind sogar stolz darauf, mehrere Dinge gleichzeitig zu erledigen: Multitasking ist das Schlagwort. Während wir essen, schauen wir fern und blättern in einer Illustrierten. Über unseren Akten surfen wir im Internet und führen ein wichtiges Telefongespräch. So tun wir vieles auf einmal, aber nichts konzentriert.

Wie neueste Forschungen mittels Kernspintomografie ergeben haben, kann unser Gehirn nicht zwei Aufgaben gleichzeitig mit ungeteilter Aufmerksamkeit erledigen. Beide Tätigkeiten werden hingegen bei Doppelbelastung qualitativ schlechter durchgeführt. So verzetteln wir uns zwischen den verschiedensten Aufgaben und Informationen und schwächen mehr und mehr unsere Konzentrationsfähigkeit. Nicht umsonst entwickelt sich das so genannte Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom immer mehr zum Leit- und Leidsyndrom unserer Zeit.

 
Wo die Seele auftankt: Die besten Möglichkeiten, Ihre Ressourcen zu aktivieren: Die besten Möglichkeiten Ihre Ressourcen zu aktivieren
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