Die subjektive Präferenz für die eine oder andere der genannten Möglichkeiten, innerlich aufzutanken, wird auch stark von unserer Persönlichkeits- und Denkstruktur beeinflusst. Seit Jahrtausenden haben Philosophen, Anthropologen und Psychologen die verschiedensten Persönlichkeitstypologien des Menschen entwickelt. Sicher vermag keine davon den Menschen und seine Psyche umfassend und abschließend einzuordnen, und doch kann die eine oder andere Typologie einem helfen, bestimmte Teilaspekte der eigenen Lebens- und Verhaltensweisen ein wenig klarer zu erkennen, sich selber und andere etwas besser zu verstehen. Eine dieser Typologien aus der heutigen Zeit wurde von Ned Hermann, dem amerikanischen Pionier für Denkpräferenzen, entwickelt. Je nach der Dominanz der menschlichen Gehirnstruktur unterscheidet er primär vier Grundtypen unserer Denk- und Verhaltensstile:
- Den primär logisch, rational, sachlichen Menschen
- Den eher geordnet, systematisch, traditionsorientierten Menschen
- Den primär emotional, zwischenmenschlich, gefühlsorientierten Menschen, und
- Den eher bildhaft, visionär, kreativen Menschen
Entsprechend könnte es sein, dass der primär logisch, rational, sachliche Typ eher eine nüchterne und klare Meditation wie die Zen-Meditation sowie anspruchsvolle Literatur und geistig gut fundierte Weisheitstexte bevorzugt, und besonders bei konzentriertem Arbeiten zu sich findet. Der eher geordnete, systematische, traditionsorientierte Typ mag klar strukturierte Rituale lieben, zur Ruhe kommen, wenn er Ordnung schafft und fühlt sich besonders von traditioneller Kunst und Musik angesprochen. – Der primär emotional, zwischenmenschlich, gefühlsorientierte Typ mag in erster Linie durch Musik, Gesang und Tanz, im Gleichklang mit anderen und durch soziales Engagement seine Seele nähren. – Und der eher bildhafte, visionär, kreativ veranlagte Typ schließlich braucht möglicherweise vor allem die Weite der Natur, erbaut sich an schönen Kunstwerken und sucht immer wieder neue Meditationsformen und neue Rituale, um innerlich aufzutanken.
Gleichzeitig kann es aber auch sein, das jemand gerade durch eine dem eigenen Typus gegenteilige Tätigkeit innerlich wieder in Balance kommt, zum Beispiel wenn ein eher kreativ Veranlagter mal aufräumt und Ordnung schafft. Entscheidend ist letztlich, der persönlichen Struktur und Neigung entsprechend die Auftankmöglichkeiten zu suchen, die einem am meisten liegen, mit denen man sich am wohlsten fühlt und bisweilen auch mit denen zu experimentieren, die einem vielleicht nicht so liegen, aber doch zu einer Balance im eigenen Leben beitragen können.