Bewegen statt rosten – Tipps für den Alltag
Für die Entscheidung, welche Sportart nun am besten für Sie ist, gilt zunächst: Wichtig ist in erster Linie, dass Sie sich bewegen, und nicht so sehr, welche Bewegungsart allgemein als ideale angesehen wird. Mehrere Voraussetzungen sollten allerdings erfüllt sein:
Wählen Sie eine Sportart, bei der Sie sich möglichst gleichmäßig und rhythmisch bewegen. Ob es nun Joggen, Walken, Radfahren, Inline-Skaten, Schwimmen, Skilanglaufen, Rudern oder das Training auf einem Laufband, Stepper oder Hometrainer sei, der gleichmäßige Rhythmus wird Ihnen beim Auftanken helfen. Ungünstig sind dagegen so genannte Stop-and-go-Sportarten wie Fußball, Tennis oder Squash – nicht nur, weil diese Ihre Gelenke strapazieren und Sie in der Regel kein Fett, sondern Ihre kostbaren Zuckerreserven verbrennen, sondern vor allem, weil Sie sich dabei eben nicht gleichmäßig und rhythmisch bewegen, geschweige denn mit Ihrer Aufmerksamkeit bei sich und mit sich sein können. (Was aber nicht bedeuten soll, dass die letztgenannten Sportarten nicht aus anderen Gründen für Sie sinnvoll sein können!)
Achten Sie darauf, dass die Art der Bewegung zu Ihrer persönlichen körperlichen Verfassung und Konstitution passt. So sollten Menschen mit Rückenschmerzen nicht viel Radfahren, um ihre Wirbelsäule nicht noch zusätzlich zu strapazieren, und stark Übergewichtige am Anfang nicht laufen, um Gelenke und Bänder zu schonen.
Wählen Sie nicht nur mit dem Kopf, sondern auch mit dem Herzen. Achten Sie darauf, dass Ihnen die Sportart wirklich persönlich liegt und Spaß macht. Sonst kostet es Sie zu viel Mühe und Selbstüberwindung. Sie müssen permanent gegen Ihren inneren Schweinehund ankämpfen und produzieren dabei mehr Stress- als Freudehormone!
Achten Sie darauf, dass Sie sich leicht, moderat und ohne Anstrengung bewegen. Weniger ist hier oft mehr. Die oben genannten positiven Wirkungen erreichen Sie nicht, wenn Sie sich anstrengen und auspowern, sondern wenn Sie sich in einem niedrigen Pulsfrequenzbereich bewegen. Gerade viele Anfänger neigen dazu, sich zu schnell zu bewegen und sich anzustrengen. Lassen Sie daher am besten Ihre optimale Bewegungsfrequenz mit einem Laktat-Test bei einem Sportmediziner ermitteln und benützen Sie beim Sport ein Pulsfrequenz-Messgerät. Nur so können Sie sicher sein, dass Sie sich kontinuierlich in dem für Sie optimalen moderaten Tempo bewegen.
Wählen Sie auch eine Umgebung, die Ihrer Seele gut tut, am besten an der frischen Luft und in der freien Natur. Auch im Stadtpark ist es noch viel besser, als auf den Straßen zwischen Häuserblocks zu laufen oder auf einem Stepper in einer Fitnesshalle inmitten von technischen Geräten und kontinuierlicher Beschallung zu trimmen. Da mag Ihr Körper fit werden. Die Seele verkriecht sich oder geht in Deckung. Im Freien können Sie von den vielen »seelenfördernden« Kräften der Natur profitieren (siehe hierzu Seite 108): Sie können den weichen Wiesenboden unter Ihren Füßen spüren, den frischen Wind oder den Regen im Gesicht fühlen, die Gerüche der Pflanzen und Bäume wahrnehmen, und das Rauschen der Blätter oder das Vogelgezwitscher hören (deshalb sollten Sie auch möglichst ohne Walkman laufen). Untersuchungen haben ergeben, dass Laufen in der freien Natur zu wesentlich besserer Stimmung führt als auf dem Laufband in einem Fitnessstudio. Und in einem Versuch hatten selbst die Hallenläufer etwas verbesserte Stimmungswerte, wenn sie nämlich über einen Kopfhörer Vogelgezwitscher zu hören bekamen.
Gönnen Sie sich, alleine mit sich zu sein. Sport mit anderen mag zwar kommunikativer und unterhaltsamer sein, aber um innerlich bei sich anzukommen, sich zu zentrieren und seelisch wirklich aufzutanken, ist die Zeitinsel des Alleinseins ausgesprochen förderlich. Ansonsten bewegt sich zwar der Körper, aber man nimmt weder die Natur ringsherum noch sich selber wirklich wahr. Auch wenn es Sie vielleicht am Anfang etwas mehr Überwindung kostet: Mit der Zeit werden Sie diese Zeiten des »Eintauchens« in den Rhythmus, in die Natur und in sich selbst immer mehr genießen. Natürlich kann man auch mit anderen schweigend laufen oder walken und mit der Aufmerksamkeit bei sich bleiben. Vielen Menschen fällt das aber nicht so leicht.
Meines Erachtens sind Laufen und Walken unter allen Bewegungsmöglichkeiten diejenigen, die am leichtesten zu praktizieren sind. Sie brauchen bis auf ein paar gute Schuhe kaum eine aufwändige Ausrüstung, und insbesondere für Menschen mit geringen Zeitreserven bieten sie den Vorteil, dass man mit wenig Aufwand (schon dreißig Minuten genügen) viel erreichen kann. Und da man in der Regel von Zuhause loslaufen oder loswalken kann, spart man sich auch Anfahrts- und Vorbereitungszeiten.
Doch letztlich müssen Sie selbst entscheiden, was für Sie und Ihre Seele, für Ihr körperliches und inneres Wohlbefinden das Beste ist.
Bewegung: Festhalten und mitnehmen möchte ich