32.
Erhabner Padrone,
war nichts Wichtiges, man hat mir bloß ein bisschen Wasser gebracht weil ich drum gebeten hatt, die Leute sind fürwahr sehr freundlich hier, und jetzt sag ich Euch wo ich bin, aber erst erzähl ich die Geschichte von gestern abend zuende sonst komm ich durcheinander und dann habt Ihr ganz Recht wenn Ihr mich zur Sau macht. Also der Kerl ist auf meinen Rücken gesprungen, nemlich ich lag auf dem Bauch nach dem ich gekotzt, und so wirft er sich auf mich, verfluchte Scheiße, war der schwer, und aus dem Augenwinkel seh ich dass er groß ist und fett und dunkle Haare hat, und was ich Euch noch sagen kann, aber Ihr dürft nicht lachen, ist dass er nach Zwiebeln stinkt. Ich dreh mich um dass ich ihn abwerf, aber weil ich sternhagelvoll bin schaff ich’s nicht, und so rolln wir über die Erde einer auf dem andern und machen zusammen ein paar Drehungen, mit Beinen so verknotet dass ich denk, ist doch verrückt, das muss ja so aussehn als würden wir’s miteinander treiben, ja, hätt er nicht versucht mich umzubringen hätt man fast meinen können es gefällt ihm so eng an mich gepresst durch den Dreck zu rollen. Aber dann sind wir angehalten, und ich denk bevor er mich kaltmacht möcht ich ihm doch nochmal ins Gesicht sehn, diesem Mörder der nach Zwiebeln stinkt, und dann spür ich wie sein Arm sich bewegt, wahrscheinlich zieht er sein Messer, und grad in dem Moment wo ich mir sicher bin, so jetzt bist du erledigt, da steht er dem Himmel sei Dank plötzlich blitzschnell auf und rennt weg, und ich höre Schritte vor uns und dann einen leisen Schrei von einer Frau, na ich will’s kurz machen, Padrone, vor mir steht dieses blonde große herrliche Weib mit den blauen Augen das ich vor ein paar Stunden getroffen, und ihre Jungfer ist auch noch dabei. Was dann passirt ist weiß ich nicht genau, jedenfalls als ich aufwach hör ich Geräusche von Pferdehufen und Räderknarren, und es geht auf und ab, nemlich ich lieg im Karren der beiden Fraun, der wird von einem Pferd gezogen und bringt mich raus aus Rom an den Ort wo die beiden wohnen.
Mein Glück war dass der Vater von der Blonden hier in Rom lebt und dass er im Campana gesessen grad wann ich mich dort mit den andren Teutschen betrunken hab. Weil er viele Geschäffte in Rom hat wohnt er nicht bei ihr sondern schläft in der Stadt, wogegen die Blonde außerhalb wohnt, und sie war nach Rom gekommen um dem Vater einige Sachen zu bringen, und darum ist sie zum Campana gegangen.
Die Teutsche kann mich zum Glück hier bei sich beherbergen ohne dass es ein Aufsehn macht, denn wir sind in einem kleinen Dorf mit wenigen Häusern, und hier sieht mich keiner.
Die beiden Frauen haben mich auf ein Bett gelegt und ich hab wie ein Bär bis zum nächsten Morgen geschlafen, Signior Padrone. Als die Blonde mich weckt frag ich, warum hast du mich gestern abend hierher gebracht? Das war nicht gestern abend, sagt sie, sondern vorgestern, denn gestern hast du den ganzen Tag geschlafen.
Wann die blonde Teutsche und ihre Magd mich in der Gasse beim Campana gefunden, war ich nemlich halbtot, drum sagt sie zu mir, Dank dem Himmel, mein Junge, dass der Kerl geflohen ist als wir kamen und dass wir dann stark genug warn dich auf den Karren zu laden, denn sonst wär der wiedergekommen und hätt dir die Kehle durchgeschnitten. Leider haben die Teutsche und ihre Magd dem Mann der mich angegriffen nicht ins Gesicht sehen können, Signior Padrone, doch bin ich sicher es ist derselbe wo mich immer verfolgt hat. Oh, sag ich, wenn Lionardo mich totgestochen gefunden hätt, wie traurig wär der gewesen, der Ärmste, und sie fragt mit ihrem teutschen Aktzent der mir sehr gefällt, wer ist denn Lionardo? Oh nichts, das ist nur mein Ziehvater der ist Maler und zeichnet den ganzen Tag haufenweise Zeugs das schwer zu erklären ist, Apparate um vom Himmel runterzufallen etcetera, Mamma mia was für Kopfschmerzen ich hab. Da sagt sie, sorg dich nicht um deinen Kopf, gleich bereit ich dir eine Brühe zum Abführen. Davon hat sie mir dann noch zwei mehr gemacht, und schließlich hab ich mir den Magen zum Glück noch vom letzten Stück Schweinebraten geleert, Signior Padrone, und mich gleich besser gefühlt, und wann ich ihr das sag lacht die Teutsche mich an und streichelt mir den Kopf, und da seh ich wieder ihre sehr blonden Haare und hellblauen Augen wie man so welche nie bei uns sieht, und fühle mich sofort gut und stark als wie ein Stier, trotz der zimlich aufregenden Nacht und dem Bärenschlaf.
Also hab ich mich im Bett hingesetzt und gesagt, wie freundlich bist du mit mir gewesen, und sie bedankt sich. Du bist nicht nur freundlich sondern auch schön, und entschuldige dass ich dir das sage, aber wann ich dich wiedergesehn und du mich gerettet hast, da bist du mir wie ein Engel erschienen, und die Blonde antwortet, du Ärmster, du hast solche Angst gehabt wie dieser Mensch sich auf dich gestürzt, und grad wie sie spricht kommt ein Sonnenstrahl zum Fenster herein und beleuchtet ihr Gesicht und Busen, und draußen sind Bäume mit Blättern die machen wegen dem Wind schschsch schschu schuschu, und ein guter Geruch nach Land kommt herein, und mir ist wie wenn ich im Paradies wär, und denk, dieses Weib macht mich verrückt, vielleicht liebe ich sie wirklich, und dann geb ich ihr sofort einen Kuss und greif ihr schön tief in den Ausschnitt, um zu prüfen wie fest ihre Brüste sind, und sie ziert sich kein bisschen so wie die Italienerinnen, wo du immer erst Stunden reden musst bevor was passirt.
In Wahrheit hätte die Teutsche aber fast alles kaputtgemacht, nemlich bevor wir die sehr schöne Unterredung fortsetzen die wir eben erst angefangen, steht sie plötzlich auf um sich das Leibchen auszuziehn, und dann faltet sie’s fein und sorgsam auf einem Tischchen neben dem Bett zusammen und ich denk, Teuffel auch, was sind diese Teutschen sauber und ordentlich. Dann sagt sie, wie schön du bist, du gleichst dem Antinoo wirklich sehr, und ich antworte, um Himmelswillen, fangen wir nicht wieder damit an, und ich halt ihre Zunge geschickt mit meiner fest, nach welchem Kunststückchen wir rasch mit einer Reihe sehr schöner Übungen beginnen, nemlich erst von vorn und dann von hinten und dann von der Seite was mir das Liebste ist aus vielen Gründen die ich Euch jetzt nicht erzähle, denn Ihr, Signior Padrone, der Ihr eine wichtige Person seid, wer weiß wieviele Weiber Ihr Euch schon auf den Spieß gesteckt, die kommen, Euch um einen Gefallen zu bitten, und zu denen sagt Ihr sicher, in Ordnung, aber erst zieh dich aus. Ihr Glücklicher, Ihr könnt sie so schnell zum Ausziehn bringen, was zum Henker wollt ich sagen, ach ja, dann hab ich die Teutsche noch einmal von vorn genommen, und außerdem kann man ihre Beine, die schön lang sind, bei der Verrichtung auf kuriose Weise und anders halten als die von den Italienerinnen, kurz, es ist ein Morgen voll trefflicher Mühen gewesen und fast würd ich sagen voller Poesie, wenn das Weib nicht fortwährend geschrien hätt weil’s immerzu große Lust hat.
Verglichen mit den Weibern bei uns daheim, scheint mir dass diese Teutschen viel mehr Widerstandskraft haben, was ein zimlich großer Vorteil ist. Diese hier zum Beispiel gefällt mir so sehr dass ich sie nicht zu schnell müde machen will, aber ich muss Euch sagen dass sie meinen Ritmus sogar besser aushält als wie die Bäuerin aus San Godenzo, wiewohl die ein bisschen größre Melonen hat, weil sie ist eine von der kleineren und rundlichen Sorte.
Um es kurz zu machen, Signior Padrone, am Ende war ich so zufriden verschwitzt und erschöpft dass ich dachte, so muss sich einer fühlen wenn er allen Ernstes verliebt ist, und der Blonden sag ich sofort, bevor ich’s vergesse, sag mir, wie du heißt, und sie fängt an zu lachen und meint, ich heiße Dorothea, hört Euch das mal an, was für Namen die Weiber in Teutschland haben, wer weiß, vielleicht kommt ihre Widerstandskraft ja von daher, also von den Namen. Wisst Ihr was, ich werd Lionardo danach fragen, der weiß ja immer alles. Verflucht, jetzt kommt die Blonde grad zurück und bringt mir zu essen, wartet bitte, und wollt Ihr mir bitte all die Unterbrechungen verzeihn, ich schreib auch bald weiter, das hängt nur davon ab, ob Dorothea wieder Übungen machen will so wie heute morgen, ich hab mir sogar schon überlegt ob diese Teutsche mich vielleicht gar nicht aus Mitleid hier in ihr Haus gebracht, sondern weil sie eine zünftige Dosis von meinem Schwengel kriegen wollte.
In ewiger Treue
Salaì